Kapitel 19

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Vor 3 Jahren

Ich strich nervös mein Kleid glatt.
Es war drei Tage her, dass ich das letzte Mal etwas von Luc gehört hatte.
Er hatte sich davor schon komisch benommen, aber solange Funkstille gab es bei uns bis jetzt noch nie. Doch ich versuchte mich selbst auf andere Gedanken zu bringen. Mich abzulenken, damit ich nicht ständig auf mein Handy schauen musste. Er würde sowieso nicht schreiben.
Ich schaltete meinen Standort für ihn an.
Das hatten wir so abgemacht.
Und ich hatte auch die letzten drei Tage nicht damit aufgehört.

Wir hatten Mai, das Wetter war wärmer geworden, die Blumen sprossen und langsam machten sich die Sommergefühle in der Stadt breit.
Also beschloss auch ich, diese zu nutzen und in den Park zu fahren.
Schnell steckte ich mein Exemplar von Stolz und Vorurteile in meine Tasche und verließ das Haus. Warme Luft schlug mir um die Nase. London war voll von lachenden und glücklichen Menschen. Ich wünschte mir, dieses Gefühl würde auf mich abfärben.
Wollte mir einreden, dass alles Inordnung war.
Ich genauso glücklich sein konnte.

Mein Ziel war der Hampstead Heath Park.
Er war mein liebster Park, seit dem ich mit Luc bei unserem ersten Date dort gewesen bin.
Ich verband ihn mit Freude und Glück.
Ich verband ihn mit Luc.
Und das fühlte sich gut an.
So als wäre alles Inordnung.

Angekommen ließ ich mich auf einer der vielen Wiesen nieder.
Es waren unzählige Menschen unterwegs, doch es störte mich nicht.
Ich zog mein Buch aus der Tasche. Ich wusste, es war albern es immer und immer wieder zu lesen. Doch es gab mir etwas. Ein Gefühl, welches ich nicht genau beschreiben konnte.
Ein wenig wie Heimat, wie zu Hause sein.
Diesmal laß ich nur die markierten Stellen, die Stellen mit der Klebezettelfarbe rosa und grün, diese strichen die glücklichen, romantischen Abschnitte an.
Die blauen Übergang ich, für Drama und Trauer herrschte ich meinem Kopf gerade kein Platz.

Ich schirmte mit der Hand die Sonne ab, als er plötzlich vor mir stand.
Einige Male musste ich gegen das Licht blinzeln, bevor ich ihn richtig erkennen konnte.
Seine Nase blutete, seine Hose war zerrissen.
Er war blass, so blass hatte ich ihn noch nie gesehen. Seine Haare standen wild ab. Sie waren lang geworden, wieso war mir das nicht aufgefallen?
"Alora." Mein Name war nur ein Flüstern gewesen.
Seine Stimme zitterte.
Augenblicklich sprang ich auf. Nahm sein Gesicht vorsichtig und sanft in meine Hände.
Ich konnte Blessuren erkennen, die mit Sicherheit nicht von heute stammten. Sie waren zwei, vielleicht drei Tage alt. Seit dem hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Ohne ihm wehzutun, tupfte ich das Blut um seine Nase ab, fuhr sanft mit dem Finger über seine Wange.

Trotz meiner Vorsicht, stöhnte er leicht auf.
"Was ist passiert, Luc? Wo warst du? Wer hat dir das angetan?!"
Er blickte auf meine Lippen, konnte mir nicht in die Augen sehen.
In seinem Blick lag Schuld, ein wenig Selbsthass, Zweifel.

"Ich muss dir etwas erzählen. Ich habe etwas..."
Er schluckte schwer.
"Etwas schlimmes getan, Arlie."

Ich schickte ein Stoßgebet in den Himmel, dass ich mich trotz der Funkstille dafür entschieden hatte, meinen Standort anzuschalten, er mich so finden konnte.
Er legte seine Hand sanft auf meine, zog sie von seinem Gesicht und verschloss sie vor seiner Brust.
"Ich verstehe kein Wort. Was ist denn nur passiert, wer war das? Und wo warst du die letzten Tage?" fragte ich ihn verwirrt.
Ich verstand das Bild nicht, welches sich vor meinen Augen abspielte.
Wusste nicht, wo ich da reingeraten war.

"Wir müssen uns unterhalten."
"Okay." Ich ließ mich erneut auf die Wiese fallen, doch er sah mich nur schräg an.
"Nicht hier."
Er deutete auf die vielen Menschen um uns herum, die alle viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt waren, um sich auch nur einen Hauch für uns zu interessieren.
"Sei nicht albern. Niemanden interessiert das. Setz dich." Ich klopfte neben mich auf die Wiese.
Widerwillig setzte er sich dazu.
Griff erneut nach meiner Hand. Strich über meinen Handrücken, meinen Arm, schaute mich aber nicht an. Blut klebte immer noch an seinem Gesicht.
"Ich habe Angst, dich zu verlieren, wenn ich dir sage, was ich dir sagen muss."
Verträumt. Abwesend.
"Du wirst mich so schnell nicht wieder los, keine Sorge." Versuchte ich aufmunternd zu sagen, doch das schien ihn in keinster Weise zu beeinflussen.

"Ich habe keinen richtigen Job. Nicht so einen wie du, meine ich."
Ich zog eine Augenbraue hoch.
"Oh okay? Aber das ist doch nicht der Grund, wieso du so ausiehst?"
"Ich bin in schlechten Verhältnissen aufgewachsen. Meine Mutter kann nicht mehr arbeiten, seit sie mich auf die Welt gebracht hat. Mein Vater war Alkoholiker. Wir hatten nie genug Geld. Als ich mit 15 auf eine neue Schule gekommen bin, weil wir wieder einmal umziehen mussten, habe ich ein paar Jungs kennengelernt, denen es genau so erging wie mir."
Er machte eine Pause, doch ich traute mich nicht etwas zu sagen, hatte keine Ahnung wo dieses Gespräch hinführen würde.

"Schnell haben wir gelernt - gelernt wie man sich gutes Geld einfach dazuverdienen kann. Ich konnte endlich meine Familie unterstützen. Vor allem meine Mutter. Wir konnten besser Leben, wenn auch nur ein wenig. Doch das Geld wurde immer und immer mehr."
Er schaute auf, suchte meinen Blick, schaute jedoch sofort wieder weg als er ihn gefunden hatte.
"Deswegen habe ich weiter gemacht. Irgendwann konnte ich nicht mehr aufhören. Konnte mir nicht vorstellen, mein Geld anders zu verdienen - bis heute." Seine Stimme brach.
Ich konnte ein Glitzern in seinen Augen erkennen und musste schlucken.
Würde er weinen, würde ich es auch tun.

"Luc -"
"Ich habe Drogen verkauft. Am Anfang. Irgendwann wurden es Waffen. Irgendwann wurden es Aufträge. Aufträge Geld zu beschaffen. Familien auszuspionieren. Gerüchte und Lügen in die Welt zu setzen. Ich habe eine Menge krummer Dinge gedreht doch es war okay für mich.
Ich habe nie jemanden verletzt. Auch wenn es naiv ist zu glauben, dass es nicht zumindest meine Teilschuld ist, was manchen Menschen passiert ist."
Mir blieb die Luft weg.
Es fühlte sich an, als würde mir jemand die Kehle zuschnüren.
Und ich konnte nicht mehr atmen. 

"Heute sollte ich -" Eine Träne rann über seine Wange und mein Herz begann furchtbar zu schmerzen. Außer an dem Abend auf dem Balkon hatte ich ihn noch nie traurig erlebt.
Er war ein glücklicher Mensch. Herzensgut.
Hatte ich zumindest gedacht.
"Ich sollte jemanden umbringen, Arlie." Er sagte es in einem sarkastischen Ton, versuchte sich dabei ein Lächeln abzuringen und die Schmerzen zu überspielen.
Panisch schaute ich mich um, ob uns auch wirklich niemand belauschte.
Er hatte Recht, dass hätten wir nicht hier besprechen sollen.

Unsere Blicke fanden sich, er schaute mich an.
So viele Gefühle spiegelten sich in seinen Augen wieder.
Ein tosender Sturm aus verschiedenen Emotionen.
"Hast du -?" Mehr brach ich nicht raus.
Mehr konnte ich einfach nicht sagen.

"Ich habe auf ihn geschossen, dann habe ich den Krankenwagen gerufen. Ihnen gesagt ich habe ihn gefunden. Sie sagten, er würde durchkommen. Aber - "
Seine Mauer brach und er fing an zu weinen.
Tränen liefen unaufhaltsam über seine Wange.
Er schluchzte, suchte nach meinem Halt.
Ich legte meinen Arm um ihn, zog ihn an meine Schulter und versuchte ihn zu beruhigen.
Hauchte Küsse auf seinen Haaransatz während meine Hand über seinen Rücken strich.
Erwischte mich dabei, wie mir selbst eine Träne über die Wange rann.

"Was habe ich getan." murmelte er.
Versenkte seinen Kopf immer mehr in meiner Schulter.
Sein Körper bebte und es brach mir das Herz.
Ich machte mir Sorgen um ihn.
Kaum um den Menschen, den er angeschossen hatte.
Den dieser Schuss vielleicht das Leben hätte kosten können.

Schmerzlich wurde mir bewusst, dass dieser Mann meinen Untergang bedeuten könnte
und ich nicht das geringste bisschen Angst davor hatte.

"Alora." flüsterte er.
"Schon gut, Luc. Alles wird gut, okay?"
"Bitte hilf mir." Seine Stimme war kaum hörbar.
Eine Mischung aus Reue und Verzweiflung trieb mir noch mehr Tränen in die Augen.
"Das werde ich. Wir bekommen das hin. Okay. Ich bin an deiner Seite."

Für ihn? Würde ich alles tun.


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