Kapitel 18

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Als kleines Kind habe ich mir immer gewünscht Erwachsen zu werden.
Am liebsten gleich und sofort.
Wer hat sich das nicht gewünscht?
Alles machen, was man machen will?
Alles essen, was man essen will?
Rausgehen, wann immer man rausgehen will?
Doch das Erwachsensein so nicht aussieht, wollte ich nie verstehen.
Egal wie oft meine Mutter mir sagte, genieße es ein Kind zu sein,
du wirst noch schnell genug Erwachsen.
Ich konnte nie schnell genug Erwachsen werden.

Als ich nach London gezogen bin, fühlte es sich an, als wäre ich angekommen.
Als hätte sich das betteln nach dem Erwachsen werden endlich ausgezahlt.
Dann habe ich Luc kennengelernt. Meine Eltern sind ebenfalls umgezogen und ich dachte genau das - das Hier und Jetzt - ist genau das Leben was du dir immer vorgestellt hast.
Bevor alles anfing, schlimm zu werden.
So unglaublich schlimm, dass ich nicht mehr atmen konnte.
Nicht mehr atmen wollte.
Das ich an die Worte meiner Mutter dachte.
Und so unglaublich gerne wieder ein kleines Kind sein wollte.
Bitte, lass mich wieder ein kleines Kind sein, Mama.

Gegenwart

Ich presste meine Hände auf Denny's Brust.
Er hatte ihn angeschossen.
Luc hatte ihn verdammt nochmal angeschossen.
Ich zitterte, doch versuchte still zu halten und so viel Druck auszuüben, wie ich nur konnte.
Eigentlich sollte der Schuss in seinen Kopf gehen. Das wusste ich.
Was ich nicht wusste war, was ihn davon abgehalten hatte.
Ihn umgestimmt hatte. Weswegen der Schuss in seine Brust ging.
Fast genauso tödlich.

"Tu doch etwas!" schrie ich Luc an.
Er sah aus, als hätte er gerade seinen ersten Menschen erschossen.
Das Denny nicht der Erste war, stand außer Frage.
Doch wie angewurzelt blickte er nur auf Denny's blasses Gesicht herab.
"Beweg deinen Arsch Luc Hemstone oder ich schieße als nächstes auf dich!"
Er schüttelte sich und schaute mich an - mindestens genau so blass.

"Besorg mir irgendwas, was ich hier drauf drücken kann -"
Das Blut sickerte durch meine Hände.
"Und ruf einen verdammten Krankenwagen!"
"Keinen Krankenwagen, Luc." hustete Denny.
"Ich weiß." Luc reichte mir ein T-Shirt und ich presste es auf seine Brust.
"Seid ihr eigentlich von allen guten Geistern verlassen? Er wird sterben wenn du keinen Krankenwagen rufst."
Meine Stimme brach.
War das doch Luc's Ziel gewesen?
Nur intensiver? Längerer Schmerz? Wollte er, dass Denny leidet?
Mir lief ein Schauer über den Rücken.

Sekunden später zog Luc sein Handy heraus.
"Elias?" Dann murmelte er etwas, dass ich nicht verstand.
"Wer zur Hölle ist Elias?"
Ich stemmte mich mit aller Kraft auf seinen Brustkorb, doch es hörte kaum auf zu bluten.
"Elias ist immer da, wenn man ihn braucht." hauchte Denny.
Ich verstand kein Wort, von dem was er mir sagen wollte.
"10 Minuten. Wir müssen dich nach unten bringen."
Luc raufte sich durch die schwarzen Haare.
Verzweiflung stand ihm ins Gesicht geschrieben.
Wenn dieser Schuss gesessen hätte, hätte er einen Menschen getötet, den er Mal seinen besten Freund genannt hat. Das hätte er sich nicht verzeihen können.
Aber beinahe hätte er es getan - für mich.
Für eine Lüge. Einen beschissenen Deal.

Dachte er, er sei zu spät gekommen? Dass Denny und ich miteinander geschlafen hatten?
Plötzlich raste mir ein Gedanke durch den Kopf, erleuchtete alles um mich herum.
Was, wenn es genau das ist, was Denny erreichen wollte?
Wenn er nie mit mir schlafen wollte, sondern nur wollte, das Luc genau das dachte? Und uns gegeneinander auszuspielen?
Aber wozu dann das ganze "Luc muss nie etwas davon erfahren" Gerede?

"Wir brauchen einen Krankenwagen." flehte ich.
Mir war übel. Mein Herz raste.
Mein Leben sollte so nicht aussehen. Das hatte ich alles nicht geplant.
Ich spürte wie mir Tränen in die Augen stiegen, die Sicht auf Denny vor mir verschwamm.
Langsam suchten sie sich einen Weg über meine Wange.
Von den tausend Gründen, die mir einen Grund zum weinen gaben, wusste ich nicht einmal, welcher gerade der genaue Auslöser war.

"Luc - ich schaff das nicht." schluchtzte ich. Mein ganzer Körper zitterte unaufhaltsam und das Blut wollte einfach nicht aufhören.
"Lass mich." sagte er sanft, legte seine Hände auf meine.
"Zieh sie weg." befahl er - und ich zog sie weg.
Sie waren getränkt in Denny's Blut. Es klebte überall.
Hysterisch versuchte ich es abzuwischen, am Teppich, an meiner Hose, aber ich hatte das Gefühl es wurde nur immer und immer mehr.

Ich spürte die Wand an meinem Rücken und ließ mich wie in Zeitlupe dagegen sinken.
Versuchte das Blut an meinen Händen auszublenden.
Versuchte für einen Moment alles auszublenden, doch es gelang mir nicht.
"Luc." flüsterte Denny.
"Hör auf zu reden. Du brauchst deine Kraft."
"Du hast auf mich geschossen man." Ich sah wie Denny versuchte zu lachen, doch er verschluckte sich und begann fürchterlich zu husten. Immer mehr Tränen rannen meine Wangen hinab.

"Du hast meine Freundin gefickt, man." Erwiderte Luc als Denny sich beruhigt hatte.
"Hätte ich nie. Du solltest es nur denken -" Er hustete erneut.
Er schien immer blasser zu werden, wenn das überhaupt möglich war.
"Ich wollte dir eine Lektion erteilen, scheint aber so als wäre ich derjenige, der selber eine bekommen hat." Seine Stimme war kaum noch zu hören, verlor sich in dem lauten Klopfen meines Herzens. Denny durfte nicht sterben.
Es wäre schon schwer für Luc, sich zu verzeihen ihn erschossen zu haben, wenn er mit mir geschlafen hätte. Aber so?

"Das heißt ich habe -" Seine Stimme gab nach, er war den Tränen nah.
"Mich ganz umsonst angeschossen ja, Arschloch."

Ich hörte wie jemand die Treppe hochgerannt kam.
"Wir sind hier." schrie Luc mit aller Kraft die ihm noch übrig blieb.
Ein Mann - höchstwahrscheinlich Elias - kam durch die Tür.  Sein Blick fiel direkt auf Denny. Seine Miene verfinsterte sich augenblicklich.
"Luc -"
"Bitte hilf mir einfach."
Schneller als mein Gehirn schalten konnten, hatten die Jungs Denny auf die Beine gebracht. Er konnte sich kaum halten, fing wieder fürchterlich an zu husten.
Er taumelte, doch die beiden schafften es ihn auf den Füßen zu halten.

Ich stand nicht auf. Wusste sowieso nicht, wie ich bei der Sache helfen sollte.
Richtete meinen Blick auf die Tür. Auf Luc.
Sein Rücken war angespannt. Er gab sich die größte Mühe nicht zusammen zu brechen, ich konnte es sehen, ich konnte es spüren. Ich wünschte ich könnte etwas sagen, wass es besser macht. Was ihn beruhigt oder ihm helfen würde. Doch mein Kopf glich einer Wüste. Er war Leer.
Gleichzeitig wünschte ich mir, er würde sich umdrehen, meinen Namen sagen, nach meiner Hand greifen und mich aus der Dunkelheit führen.

Doch er drehte sich nicht nach mir um.
Mein Name kam nicht aus seinem Mund.
Er ging durch die Tür - und ließ mich zurück.
Alles was mir blieb, war das laute Klopfen meines Herzens.

Dann war ich ganz allein.


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