• Ein stinknormaler Prolog •

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Leise rauschten die Wellen des Meeres, als sich ein kleines Motorboot durch das Wasser hindurchkämpfte und mir feine Tropfen der salzigen Flüssigkeit ins Gesicht spritzten.
Ein kleiner, hölzerner Steg trat in mein Sichtfeld, ich machte mich schon einmal darauf gefasst, gleich anzulegen.
Ich drehte das mit schwarzem Leder überzogene Lenkrad ganz nach links, um das Boot nach Backbord zu steuern. Ganz so geübt im Bootfahren war ich eher nicht, denn das Heck krachte in den Steg, noch bevor ich das Lenkrad in die Ausgangsposition bringen konnte. Leise seufzte ich auf, doch ich sah es positiv:
Die Titanic ist auch nur untergegangen, weil der Eisberg das Schiff an der Seite gerammt hatte, und nicht nur am Bug.
Mit wackligen Beinen kletterte ich auf den Steg und begann, die Einkäufe an Land zu hieven. Mein stiller Passagier beobachtete nur, wie ich mich mit den schweren Beuteln abmühte, ehe er selber aus dem Boot stieg.
Schließlich nahm er mir doch eine Tüte ab, und gemeinsam trugen wir sie bis zu der Haustür der großen Villa.
Kaum als ich die Tür mit meiner Schulter aufstieß, drang der starke Geruch von Alkohol in meine Nase, zudem dröhnte Lärm aus sämtlichen Zimmern in meinem Kopf, er schien mich schon fast zu betäuben. In diesem Getümmel gewannen wir die Aufmerksamkeit eines Jungen, der mit blanken Finger auf uns zu zeigen begann.
"Wen haben wir denn da?", fragte er und versuchte krampfhaft, die Geräuschkulisse zu übertönen.
Immerhin seinen Kumpel konnte er damit zu sich rufen, doch der blickte nur verwundert zwischen mir und ihm hin und her.
"Wer soll'n das sein?", fragte er ratlos.
"Das ist Kaneko, du Schwachmat!", brüllte der erste und gab seinem Kumpel eine heftige Backpfeife, während im Hintergrund ein weiteres Glas auf dem Boden zerschellte.

Ganz Recht, das bin ich. Akiyama Kaneko, die gerade erst volljährig gewordene, ehemalige Hausbesitzerin. Naja, mein richtiger Name ist es nicht, aber genauso wenig war das auch mein Geld, von dem ich diese Insel überhaupt gekauft habe. Meine Eltern in Deutschland hatten es geschafft, den Eurojackpot zu knacken. Fünf Stunden haben sie gebraucht, um den gesamten Betrag vom Bankkonto in reale Scheine umzuwandeln, nur damit ich mit der Kohle durchbrennen konnte. Das war schon ein wenig dämlich, solch ein Risiko einzugehen, nur um mit dem Geld zu prahlen.
Kurzerhand erfüllte ich mir meinen Traum, nach Japan zu reisen, und da ich keinen Mietvertrag für eine Wohnung bekommen konnte, kaufte ich mir dieses Inselparadies, von dem noch nie jemand etwas gehört hatte. Sie lag inmitten des neu entdeckten japanischen Bermuda-Dreiecks, quasi ein Abklatsch des originalen. Der ehemalige Besitzer der Insel sah ein, dass dieses Stück Land ihn in den Bankrott treiben würde, da war es ihm sogar egal, einem noch minderjährigen Mädchen mit deutscher Staatsbürgerschaft diese Insel anzudrehen.
Mit dem restlichen Geld gelang es mir irgendwie, die japanischen Behörden zu bestechen, sodass ich legal meinen Namen ändern konnte und die japanische Staatsbürgerschaft bekam.
Nachdem ich dadurch einen riesigen, gerichtlichen Prozess ausgelöst hatte, verschanzte ich mich auf der unbekannten Insel und entging dem Ganzen.
Mich ereilte schnell dasselbe Schicksal wie den vorherigen Besitzer, so verkaufte ich nach einer Weile die Insel samt der Villa und flüchtete zurück in die Heimat.
Und nun besuche ich oft dieses zum Ferienhaus umfunktionierte Gebäude.

Der Typ neben mir, der die Einkaufsbeutel auf dem Boden anstellte und sich die Schläfen rieb, ist Leupho Altamira, einer meiner engsten Freunde. Das war ebenfalls nicht sein richtiger Name, doch seine Hintergrundgeschichte hielt er streng geheim.

Mit einem verstörten Blick bahnten wir unseren Weg in die Küche, wo gleich zwei Schnapsleichen auf dem Boden lagen.
"Wie spät ist es?", zischte ich Leupho zu, er warf einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr.
"Punkt elf Uhr."
"Es ist elf Uhr, und hier sind schon zwei Leute sturzbesoffen?", rief ich laut und etwas vorwurfsvoll.
"Wer hat überhaupt den Schlüssel zum Alkoholschrank genommen?"
"Also als ich am Schrank war, war der bereits offen", sprach ein Mann mit langen, roten Haaren, die er zum Zopf band. Das war Diluc, ein absolut nicht trinkfester Barkeeper, dessen Lebensaufgabe es ist, unter anderem seine drei Stammkunden abzufüllen. Zwei von denen lagen zumindest schon flach, Nummer drei betrank sich sicherlich gerade.
Ein aufgeregtes Klopfen riss mich aus meinen Gedanken, es kam vom Ofen. Ich öffnete sofort die Tür, prompt kam mir ein wütend schimpfendes, fliegendes Wesen entgegen.
Leicht musste ich schmunzeln. Zugegeben, diese Aktion war schon witzig.
"Okay Leute, wer von euch hat Paimon in den Ofen gesteckt?", fragte ich, sofort zeigten alle Finger der noch ansprechbaren Personen auf einen grimmig dreinschauenden Mann.
"Yugo also, hm?", bemerkte ich.
"Mir ging dieses Ding auf den Senkel, ich hab's doch nicht umgebracht indem ich es in den Ofen gesteckt habe!", protestierte er sofort.
"Paimon ist kein Notfallsnack du Opa!", kreischte Paimon, das kleine Wesen von dem niemand eine Ahnung hatte, was es überhaupt war.

Nachdem ich Leupho mit den Einkäufen zurückgelassen habe, trottete ich die knarzenden Holzstufen hinauf und ließ mich in einen Sessel fallen.
Ich hatte wahrlich Glück, dass hier oben niemand war und Chaos veranstaltet hatte.
Herzlich willkommen im Haus der Chaoten, Idioten und Toten. Wobei letzteres zum Glück noch nicht vorkam.
Hoffentlich.

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