(17/6) Neun

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Er schrie, erst wütend, dann verzweifelt. Als man ihn von der Wand losmachte und ihn mitnahm, trat er um sich, riss an den Fesseln. Er warf sich gegen die Männer, gegen das Gitter am Eingang der Zelle, er tobte und machte es ihnen nicht einfach... und wusste doch, er würde nicht entkommen. Der Kardinal... Vincenzo... Er wusste seinen Namen! Wie konnte das sein?

Sie brachten ihn weg. In Fesseln, mit einem Sack über dem Kopf. Die Fragen, die er in die beengte Dunkelheit schrie, verhallten ohne Antwort. Dass man ihn vorwärts trieb, ihn zog und stieß - er konnte sich später nicht mehr erinnern. Erst als man ihn erneut ankettete - mit dem Gesicht zur Wand diesmal, Arme und Beine ausgebreitet, Hände und Füße in eisernen Ringen - und ihm die Tunika herunter riss, wurde er still.


Der erste Hieb traf ihn völlig unvorbereitet. Im Dunkel der Kapuze brüllte er auf. Er kippte aus der Realität. Der wütende Schmerz, der ihm durch den Rücken schoss, machte ihn beinahe taub. Die Worte erreichten ihn kaum. Zu ruhig, zu entspannt waren sie gesprochen, als dass er glaubte, sie könnten zu derselben Welt gehören, die sich ihm offenbarte. Die Stimme des Kardinals rieb sich wie Salz in eine frische Wunde.

"Für den Meineid. Ein einziger Hieb. Und das, mein Sohn... ist pure kirchliche Gnade. Allein dafür würde ein weltliches Gericht dich hängen lassen."

Hatte er richtig gehört? Man wollte ihn nicht töten? Dann musste er nur durchhalten! Fieberhaft begann sein Geist zu arbeiten, suchte zusammen, was er noch verbrochen hatte... Den Meineid, ja.  Aber ganz sicher auch, dass er das Pferd...

Der zweite Hieb knallte laut durch den Raum, einen Augenblick, bevor er auf seinen Rücken niederging. Schärfer als der Klang der Peitsche war der Schmerz, der die Nerven zerfetzte. Die Gedanken rissen ab, es knackte, als die Zähne auf den Rand der Zunge bissen. Er schmeckte Blut. Die Luft unter der Kapuze wurde knapp. Heiß stieg der flammende Brand ihm vom Rücken in den Kopf.

 "Für... die Pestilenz." 

Pestilenz...? Er schluckte das Blut. Sein Rücken stand in Flammen. Ja... Durch den feuerroten Teppich drang die Erinnerung in sein Bewusstsein. Er hatte ihn Pestilenz genannt. Und er bereute es nicht! Er hatte es gesagt, als der Dolch in seiner Hand steckte.

Er begann das Spiel zu verstehen. Er versuchte seinen Atem zu beruhigen, sich zu fangen; beim nächsten Schlag würde er gefasst sein. Er verrückte die Füße auf dem kalten Boden, suchte nach einem festen Stand, als die Peitsche durch die Luft zischte und seinen unteren Rücken traf.

Die Wucht ließ ihn in die Knie gehen. Die Ringe rissen an den Handgelenken. Tränen pressten sich durch die zusammen gekniffenen Augen. Er spürte, wie seine Zunge anschwoll, versuchte sich auf diesen geringeren Schmerz zu konzentrieren, das Inferno auf seinem Rücken zu verdrängen. Es musste sie heftig erwischt haben, sie blutete stark. Wie schade, dachte er zynisch, das es sein eigenes Blut war, und keines, das ihn nähren konnte. Wenn er jetzt... es würde ihm die Sache wesentlich erträglicher machen, denn in diesem Zustand fühlte er wie ein Mensch. Die Stimme des Inquisitors kam wie erwartet. Was er nicht erwartet hatte, waren die Worte.

"Und das war... für die missbrauchte Gastfreundschaft."

Wütend stöhnte Valerio auf. Er spuckte das Blut aus, das sich immer wieder neu in seinem Mund sammelte. Der grobe Stoff rieb es ihm auf die Wange, als er den Kopf in Richtung der Stimme wandte. Vincenzo musste irgendwo hinter ihm stehen, auf der linken Seite...  Gerne hätte er es ihm ins Gesicht gespuckt, die Kapuze hinderte ihn. "Was... welche Gast... freundschaft?" Er bemühte sich deutlich zu sprechen. "Gast... freundschaft... Ich war nie... Gast... bei Euch! Ich bin..."

Man riss ihm die Kapuze vom Kopf herunter. Eine Hand griff in seine Haare, zog ihm den Kopf in den Nacken. Die Decke... gewölbt. Helle Steine, tausendfach im Bogen gesetzt, kein Tageslicht, keine Fenster. Fackelschein.

Der Kardinal zwang sein Gesicht zu sich herüber. "Welche Gastfreundschaft, das wagst du zu fragen?", zischte er. Die kleinen Augen waren rund aufgerissen, die Brauen gespannt in hohen Bögen. "Ich habe dir Wasser zum Waschen gegeben! Saubere Kleidung... deine Stiefel!" Seine Hand krallte sich tiefer in Valerios Haare. "Du hattest einen Platz an meinem Tisch, einen Teller neben meinem!" Er schüttelte die Faust, riss ihm Haare aus. Und du", knurrte er, "...du hattest die Frechheit mich heraus zu fordern, mich zu verspotten! Vor meinem Schreiber! Vor meinem Wächter... und vor meinem Gast!" mit den letzten Worten stieß er Valerio das Gesicht gegen die Wand. Er ließ ihn los, trat einen Schritt zur Seite.

Das Nasenblut lief ihm den Rachen hinunter,  er hustete und schnaubte, rang nach Luft, rote Sprenkel trafen die verschmierte Wand.

Das Tier lächelte aus dem Dunkel heraus. Ich sagte es dir. Du wirst mich brauchen.

"Euer Gast? Ihr hattet... keine Gäste an... Eurem Tisch!" Mit triumphierender Freude sah er, wie sein Blut Kragen und Gesicht des Kardinals besudelte, als es ihm entgegen spritzte. "Ihr... schlagt Euren Gästen die... Hände ab, ihr peitscht... sie aus."

Vincenzo Grassi gab ein Zeichen. Die Peitsche ging erneut auf seinen Rücken nieder.

"Für meinen Wein, den du aus dem Krug in dich hinein geschüttet hast." Er nickte dem Mann mit der Peitsche zu. Diesmal traf es die Schulter. "Und dafür, dass du mir mein Pferd abspenstig gemacht hast." Erneut gab Vincenzo das Zeichen.

Er ballte die Fäuste und atmete geräuschvoll aus, als der Schmerz seinen Rücken krümmte. Er schloss die Augen. Die Beine zitterten.

"Und für ... den Ritt auf meinem Pferd."

Die Schläge kamen zu schnell. Das furchtbare Reißen und Brennen, das durch seinen Körper ging, sich in seinen Rücken grub, konnte kaum auf das Erträgliche abklingen, da kam schon der nächste Schlag - und wieder brannte sich eine Feuerspur bis unter seine Kopfhaut und echote erbarmungslos in den Nervenbahnen nach.

"Für den Tritt gegen mein Bein."

"Und dies ... dafür, dass du auf den Boden meines Kerkers gespuckt hast."

Die Stimme des Kardinals wurde zur Ankündigung des nächsten und nächsten Schlages.

Für die blutbesudelte Bibel."

Er wand sich, zerrte an den Ketten, wusste nicht, ob sie aufhören würden, wenn er seine Schmerzen deutlich zeigte, wenn er brüllte, statt sein Stöhnen zu unterdrücken - oder ob man gerade dann weiter und weiter auf ihn einschlagen würde. Was wollte dieser Schlächter sehen? Dass er aufgab, am Boden lag? Das Tier.... Er musste seine Gedanken und Gefühle beherrschen, denn die Bestie... sie bot sich ihm an, sie wollte, dass er sich ihr ergab und ihr überließ, was getan werden musste.

Rette dich, Engel. Er wird dich töten. Lass mich Rache an ihm nehmen und du bist frei.

Er schüttelte den Kopf. "Nein", flüsterte er. "Nein." Sein Rücken... die Nerven waren überreizt. Wie Strom jagte der Schmerz die Beine hinunter und bis in die Fußsohlen.

Ein erneuter Wink.

Der Hieb ließ das Dunkel hinter seinen Lidern in grellen Blitzen aufgehen, die Beine sackten ihm weg. Er verlor die Kontrolle, die Hände, die Finger suchten Halt, den es nicht gab. Er versuchte den Schmerz weg zu atmen, sein Magen ballte sich wie ein Stein zusammen.

"Dafür, dass du mich bedroht hast."

Bedroht.... hatte er...? Der Rücken fühlte sich nass an. Mühsam öffnete er die Augen. Sein Kiefer verkrampfte sich unter dem Druck der aufeinander gebissenen Zähne. Zitternd lehnte er die Stirn gegen die Wand. "Drohung ... welche ... Drohung? Das ist... Lüge."

Als keine Antwort kam, wandte er den Kopf zu Seite. Das Gesicht des Kardinals verschwamm vor seinen Augen. Er blinzelte. Wartete auf das nächste Nicken, den nächsten Wink.

Vincenzo war auf einmal ganz nahe. Sein Lächeln ließ die Augen unberührt. "Doch, mein Sohn. Du hast mich bedroht. Weißt du es denn nicht mehr?" Die Worte wurden zu einem scharfen Flüstern. "Du wolltest meine Hölle sein."

"Und da ... gehörst du hin. In ... die Hölle, an die ... du ... glaubst."

Das Gesicht des Inquisitors wurde leichenblass. Einen Moment lang wirkte er wie erstarrt. Er wich zurück, bewegte sich an der Wand entlang, rückwärts, beinahe stolpernd, seine Hand suchte schließlich Halt an einem kleinen Tisch. Der Schein der Kerze beleuchtete eine Karaffe mit Wasser und eine kleine Flasche. Er griff danach.

"Medicus."

Ein hagerer alter Mann trat heran. Valerio wollte ihm ausweichen, aber er griff ihm ins Gesicht und hob ihm das Augenlid an, ließ ihn wieder los und wandte sich zum Tisch. Etwas Wasser wurde in einen Becher gegossen. Er öffnete die kleine Flasche ... ein Pulver war darin. Der Medicus ließ eine gute Menge in den Becher rieseln, nahm einen Holzspan, rührte es um.

"Halte ihn fest." Der Befehl ging an den Mann mit der Peitsche. Sie hing ihm um Nacken und Schultern, als er von der Seite in sein Blickfeld trat. Die schmalen Lederstreifen färbten seine Brust rot.

Er wand sich vergeblich, als eine große Hand in seine Haare griff und ihm den Kopf weit in den Nacken zog. Mit der anderen drückte der kräftige Mann ihn seitlich gegen die Wand.

Der Hagere näherte sich mit dem Becher und ein Übelkeit erregender Geruch drang ihm in die Nase. Plötzlich war er hellwach. Belladonna. Tollkirsche. Er versuchte seinen Kopf aus den kräftigen Händen des Peitschenmannes zu befreien, ruckte mit den Füßen an den Ketten, wollte ausweichen, aber vergeblich; man hielt ihm die Nase zu, bis er atmen musste, flößte ihm die bittere Flüssigkeit ein.

Er rang nach Luft, gurgelte, der Becher schlug ihm gegen die Zähne. Einiges von dem Trank lief aus den Mundwinkeln hinaus, aber er kannte die gefährliche Wirkung; die geringste Menge genügte, und er war ausgeliefert. Das Wenige, das er schließlich schluckte, war mehr als genug. Hustend lachte er, als sie ihn los ließen, wandte den Kopf, um dem alten Mann ins Gesicht zu sehen.

"Zahlt er ... wenigstens ... gut? Die übelste ... Arbeit, die ein ... Medicus... in dieser Welt finden kann."

Überrascht erwiderte der Angesprochene seinen verächtlichen Blick, dann zog er sich stumm in die Schatten des Raumes zurück.

Man ließ ihn an der Wand stehen. Er wusste, worauf sie warteten. Als es soweit war und er sich gegen die Wand übergab, kamen sie und flößten ihm mehr von dem Trank ein. Er war nicht mehr in der Lage sich zu wehren.

Ende Teil 159






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