۞ 9. кαρiτєℓ - gєsταℓτєท ∂єr ทαcнτ

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Ein Mann saß auf einem Dach in der Dunkelheit. In seinen Händen hielt er eine seltsame Apperatur aus Blech, Holz und ein paar Drähten. Das ganze wirkte zwar stabil, doch irgendwie anderweitig gefährlich. Gerade hatte er das letzte Stück Draht richtig in eine andere Öffnung gebogen und schien sich nun über seine kleine, hoffentlich funktionsfähige Erfindung zu freuen. Es konnte sogar sein, dass dies hier seine letzte Nacht werden würde.

Diesen Gedanken vertreibend seilte er sich vom Dach ab. Vor einem beleuchteten Fenster hielt er an und öffnete es. Ella saß an einem kleinen Tisch mit dem Rücken zum Fenster. Als sie plötzlich vor sich einen größer werdenden Schatten auftauchen sah und sich dementsprechend umdrehte, wollte sie schreien. Der Mann hielt ihr jedoch geschwind den Mund zu.

"Ganz ruhig, ich tue dir nichts", sagte er mit tiefer Stimme und ließ sie kurze Zeit später los. Ellas Augen spiegelten nichtsdestotrotz Angst wieder. Von dem Mann sah sie nichts außer dem Mund, da der Rest unter einem Umhang verschleiert war.

"Für diese Nacht möchte ich dir eine Falle anhängen. Wenn dich darauf ein Werwolf angreift, wird er getötet und nicht du", sagte er mit einem leichten Lächeln, "Ich bin der Biestjäger."

Ella fand langsam die Sprache wieder und sah ihren Eindringling an. "J-ja, in Ordnung."

"Gut, gut!", meinte der Biestjäger lächelnd. Unter ihren langen Haaren befestigte er das Gerät, sodass es nicht zu sehen war. Während der Mann dies tat, sprach er weiter und erklärte damit auch sein heutiges Auftauchen gerade hier.

"Nun, du bist einer der drei Seher, oder?", meinte der Jäger, "Seher, Aura Seher oder Dunkler Seher. Oh nein, tatsächlich hoffe ich nicht, dass du letzeres bist. Das wäre unpraktisch. Und verschwendete Mühe. Andererseits, warum solltest du die für die Wölfe bestimmten Informationen in der Diskussion mit uns teilen, wenn du nicht zu uns gehörst?"

Er redete und redete, bis die Apparatur erfolgreich angebracht worden war. Er trat zurück und betrachtete sein Meisterwerk. Ella tat ihre Haare über das Gerät. "Immer so gesprächig?"

"Ab und zu", sagte der Biestjäger, "Aber heute ist vielleicht meine letzte Nacht." Mit einem trüben Lächeln ging er zum Fenster. Ella wollte ihn aufhalten und fragen, was das zu bedeutet hatte, doch mit einer eleganten Handgeste sprang er nach unten. Ella rannte zum Fenster, doch unten lag niemand. Über ihr segelte ein Seil die Wand entlang und hob den Biestjäger zum Dach empor. Dort sprang er über die anderen Häuserdächer und verschwand.

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Zur gleichen Zeit drei Straßen weiter wurde das Dach ebenfalls von jemandem als Platz zum Laufen missbraucht. Auch er hatte sich mit einem Seil kurzerhand aufs Dach heben lassen und saß nun an dessen Rand. Eigentlich sollte er vom Tatort verschwinden, in sein Heim zurückkehren und am nächsten Morgen so tun, als ob er auf keinen Fall mit dem Serienmörder in Verbindung stand. Das wäre tatsächlich das beste, denn er war der Mörder selbst.

Allerdings hingen seine Beine nun vom Dach und seine Arme stützten ihn von hinten. Welch eine herrliche Aussicht man doch von hier auf den Marktplatz hatte. Das hätten normale Menschen gedacht, doch er schaute ihn eigentlich nur in der Hoffnung an, dass etwas darauf passieren mochte. Doch heute Abend gab es keinen Kampf. Keine Werwölfe, keine Seher, ja niemand überquerte den Platz.

Ein leichter Wind spielte mit seinen Haaren. Heute war ein ruhiger Abend. Nichts nach seinem Geschmack, doch so konnte ihn auch niemand erkennen.

Gerade wollte er sich aufsetzten, als ein Geräusch hinter ihm zu hören war. Jemand war auf diesem Dach gelandet. Doch der Mörder drehte sich nicht um und beobachtete weiter den Platz. Für heute hatte er schon getötet. Sein Bedarf an Blut war gestillt.

Die fremde Person trat näher. Aus dem Augenwinkel konnte der Killer einen wehenden Umhang erkennen. Die Person stand neben ihm und schaute ebenfalls in die Ferne.

"Eine wunderschöne Nacht, nicht wahr?", fragte die verschleierte Gestalt.

"Ja", antwortete der Killer.

Einige Zeit war es wieder still und beide schauten in die sternenklare Nacht. Eine leichte Brise wehte.

"Sehr ruhig heute, nicht wahr?", begann die Person erneut.

"Ja", stimmte der Killer zu.

Auch nun wurde es wieder still. Es war mutig von dem vermummten Mann, sich so offen neben einen Killer zu stellen und sich mit diesem unbeschwert über die Nacht zu unterhalten.

"Gibt es einen Grund für Ihr Kommen?", fragte nun der Killer.

"Ja", sagte die Gestalt und sah zum Himmel auf. "Morgen werde ich meine Aufgabe erfüllen. Die einzige, die meine Rolle besitzt."

"Welche wäre das?", fragte der Killer ruhig. Beide sahen sich immer noch nicht an und sprachen geradewegs in die Nacht hinein.

"Jemanden in Lehre zu geben", sagte die Gestalt simpel. Dies war das erste, was den Serienmörder dazu bewegte, nach oben zu dem Mann zu blicken.

"Weswegen besuchen Sie mich?"

"Nun, ich werde Ihnen einen Schüler geben", sagte die Gestalt. Nun schaute auch er hinunter zu dem Mörder. Ihre Blicke trafen sich. Der Lehrmeister hatte sich enthüllt.

"Nein", meinte der Mörder entschieden, "Ich bin Einzelgänger. Einen Schüler auszubilden, wäre mir ein Hindernis."

"So dürfen Sie das nicht sehen", sagte der Lehrmeister ruhig, "Der Schüler wird Ihr Handwerk erlernen und somit Ihr Nachfolger werden. Er wird ihre Werte und Vorstellungen übernehmen, falls Sie nicht mehr da sind. Vielleicht wird er Ihr Lebenswerk beenden."

Der Mörder murrte. "Sie reden so, als ob ich bereits dahingeschieden wäre."

Darauf lächelte der Lehrmeister nur. "Überlegen Sie es sich. Einen schönen guten Abend wünsche ich Ihnen noch." Er kehrte dem Mörder mit wehendem Umhang den Rücken zu.

Er wusste, egal wie sich der Killer nun entschied, der Schüler würde auf jeden Fall zu ihm geschickt werden.

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Ebenfalls in dieser Nacht waren drei Gestalten unterwegs. Die Verliebten unternahmen einen kleinen Nachtspaziergang. Schließlich war nachts die einzige Zeit, in der sie ungestört sein konnten und dem Dorf nicht als dritte Partei ein Dorn im Auge waren.

Die Luft war mild und eine leichte und sanfte Brise wehte ihnen entgegen.

"Sagt mal, wie findet ihr dieses Spiel eigentlich?", fragte das Mädchen, welches zwischen den beiden Jungen lief. Ihre Finger spielten mit ihrem vollen, braunen Haar.

"Es ist interessant", sagte der blonde Lockenschopf, welcher links des Mädchens lief, "Und schließlich sind wir zu dritt. Wenn das Spiel nicht gewesen wäre, wer weiß, ob wir dann ebenfalls zusammengefunden hätten." Er blickte in die Sterne.

"Hätten wir nicht", sagte der andere Junge knapp. "Das hier ist trotzdem ein Scheißspiel." Seine dunkelbraunen Haare wogen sich leicht und geschmeidig im Wind, auch wenn dies das komplette Gegenteil zu seinem so sturen und reizbaren Charakter war.

"Hab dich nicht so", ärgerte das Mädchen diesen und boxte ihm gegen die Schulter.

"Was sollten wir anderes von ihm erwarten?", meinte der Blonde breit grinsend.

Der Braunhaarige zuckte mit den Schultern und murrte kurz. Die zwei ärgerten ihn gern wegen seiner Art und das nervte ihn täglich noch ein Stück mehr, doch ganz tief in ihm drin mochte er dies doch gut leiden.

Das Mädchen sah auf ihre Taschenuhr. "Für heute muss ich los", sagte sie und entschuldigte sich bei jedem der beiden mit einem kleinen Kuss auf die Wange. Danach spazierte sie in die entgegen gelegene Richtung in die Nacht hinein, bis sie schließlich von dieser verschluckt wurde.

Die beiden übrig gebliebenen Jungen schauten sich kurz an, ehe sie in langsamem Tempo ihren Weg weiter spazierten. Lange redete niemand von beiden. Der Blonde schien die Nacht zu genießen und der Braunhaarige in seinem üblichen Murren versunken, doch die Wahrheit war, dass niemand der beiden wusste, wie sie ein Gespräch anfangen sollten. Bis jetzt waren sie jede Nacht zu dritt umhergeschlendert und diese plötzliche Zweisamkeit verwirrte beide.

Als sie auf einem Hügel am Rande des Düsterwaldes angekommen waren, schlug der Blonde vor, sich hier niederzulassen. Beide saßen gemütlich im Gras, während sie über das Dorf blickten und die Nacht mit ihren Sternen auf sich wirken ließen. Der Anblick war wunderschön und ein wenig träumerisch.

Als der Blonde für einen kurzen Moment zum Braunhaarigen sah, bemerkte er seine ungewöhnlich sanften Gesichtszüge. Er genoss die Aussicht und konnte dieses Gefühl wohl nicht gänzlich hinter seiner groben Fassade verbergen.

Als er den verstohlenen Blick des Blonden bemerkte, setzte er sich sofort etwas gerader auf. "Was ist?", meinte er bloß.

"Nichts", sagte der Blonde ahnungslos, "Gar nichts." Er ließ sich mit einem Grinsen nach hinten ins Gras fallen.

Der andere seufzte kurz und tat es ihm gleich. Nun lagen sie ihm frischem Gras und starrten nach oben.

"Du", begann der Blonde und macht eine Pause. Er spürte den Blick des anderen an sich heften. "Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, worüber wir reden könnten."

Das Geräusch, welches da von seiner linken Seite kam, war ein äußerst merkwürdiges. Es klang wie ein leichtes, zartes Lachen. Eine Art Schmunzeln. Als der Blonde den Kopf wendete, sah er mitten in ein entspanntes Gesicht. Keinen Stress, keine Sturheit, keine Verschlossenheit.

"Wir müssen nicht unbedingt reden", meinte er ruhig und sah ihn an. In seinen Augen lag Ernsthaftigkeit, doch ansonsten war er nicht wieder zuerkennen.

"Meinst du?", fragte der Hellhaarige, lächelte verschwörerisch und rutschte etwas näher zu ihm. Nun blickten sie sich direkt in die Augen. Beide wurden von dem hellen Schimmer in den Augen des Anderen absolut verzaubert, da sich das erleuchtete Dorf teils in ihnen spiegelte. Der andere war in diesem Moment wunderschön, das wussten beide.

Der Blonde hob die Hand und berühte mit ein paar Fingern die Wange des anderen. Er zögerte. "Denkst du-"

"Sie", meinte der Braunhaarige und sprach das aus, was sie beide auf dem Gewissen hatten.

"Ja", sagte der andere leise.

Sie sahen sich einen kurzen Moment an, ehe der Braunhaarige sich aufrichtete. Er schaute das Dorf an, bevor er aufstand und in den Wald verschwinden wollte. Dort wartete man auf ihn. Das war die beste Gelegenheit, um sich auf den Weg zu machen.

Doch der Blonde ließ ihn so einfach nicht davon kommen. Am Ärmel festgehalten, wurde der Braunhaarige zum Umdrehen gedrängt. Er musste sagen, dass er jetzt gehen sollte. Er musste einfach. Doch als er sich wendete, war plötzlich keine Luft mehr zwischen ihm und dem anderen. Beide Lippen trafen aufeinander. Keiner der Beteiligten hatte jemals so etwas gespürt, wie es in diesem Moment der Fall gewesen war. Die Gefühle durchrauschten und kontrollierten sie komplett.

Perplex löste sich der Braunhaarige ein kleines Stück. Er sah in die klaren Augen des anderen und hätte in diesem Moment schon wieder deren Schönheit bewundern können, doch sein grinsender Mund zog ihn schließlich noch mehr in seinen Bann. Niemand hätte etwas dagegen tun können, als dass beide einen Augenblick später wieder in ihren Kuss versunken da standen. Es war einfach zu schön, seinem Drang nachzugeben und dies als Belohnung zu erhalten.

Im späteren Verlauf den Abends musste sich der Braunhaarige jedoch trotzdem von seinem Geliebten trennen.

"Du bist mein Lieblingsabschaum", murmelte er leise. Fast so leise, dass der Blonde es nicht gehört hätte, doch verstanden hatte er es trotzdem. Er drehte sich mit einem letzten, tiefen Blick in die Augen des Gegenüber und einer letzten Berührung um, als sich ihre Hände trennten und der Braunhaarige auf den Wald zusteuerte. In seiner Bewegung verwandelte er sich in seine wahre Wolfsgestalt. Wenn er dies jedoch nicht getan hätte, hätte der zurückbleibende Blonde vielleicht sogar sein kleines, aber von Herzen kommendes Lächeln gesehen.

Den gesamte Weg zum Rudel verbrachte er schließlich in Gedanken. Gedanken, in denen er immer noch in seinen Armen lag und sich wohl fühlte.

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"Wen haben wir denn da?" Das Werwolfsweibchen hob den Kopf und grinste verschmitzt. "Schon wieder zu spät?"

Der braune Wolf trottete aus dem Dickicht in die Mitte des Rudels und legte sich elegant nieder.  Er beachtete das Weibchen nicht und legte seinen Kopf auf die Pfoten.

"Da stimmt doch was nicht", rief der schwarze Wolf skeptisch. Sein Fell glänzte seidig wie schon die Nächte zuvor. Und auch heute war er wieder dazu bereit, mit dieser Farbe anzugeben.

"Hey, du hast doch was Schlechtes am Stecken!", rief das Weibchen empört. "Ignorier mich nicht!" Sie trat direkt vor den Wolf und fauchte ihn gefährlich an. Dieser drehte allerdings nur den Kopf zur Seite und bleib ruhig. Perplex wich das Weibchen zurück.

"Ha, da hat wohl jemand keine Lust zum Streiten", rief der Schwarze spöttisch.

"Aber was", dem Weibchen hatte es kurzzeitig die Sprache verschlagen, "Bin ich denn heute gar kein Abfall?"

Der Wolf blieb ruhig auf der Seite liegen und brummte kurz.

"Was ist los mit dir?! Das macht doch gar keinen Spaß so!", beklagte sie sich.

Der Alpha, welcher das Rudel die ganze Zeit schon im Auge behalten hatte, erhob sich. "Geht es dir gut, Brauner?"

Ein kleines Nicken des Braunen genügte. Der Alpha sah ihn noch eine Weile kritisch an, ehe er sich zu den beiden Wölfen begab, welche nur selten mit dem Rest des Rudels kommunizierten. Der alter Wolf und der Rot-braune hielten sich meist zusammen hier auf. Sie waren eigentlich zu dritt, doch nach der zweiten Nacht mussten sie einen tragischen Verlust einstecken.

"Ihr zwei", meinte der Alpha, "Solltet euch mehr in die Geschehnisse während der Diskussion einbinden. Sonst werdet ihr demnächst ebenfalls als Lynchungsopfer herhalten müssen." Seine Worte klangen streng, doch eigentlich sprach aus ihm nur seine Sorge.

"Wir kommen sowieso anderweitig um", meinte der Alte und sah nach unten. Der Rot-braune nickte langsam.

"Inwiefern?" Der Alpha beäugte sie kritisch.

"Er hat schon Polly getötet. Er wird uns alle umbringen." Der Alte schaute ernst auf. Sein Blick traf direkt einen anderen Wolf. Den Wolf am Rande der Gruppe.

Auch der Alpha schaute bedrückt. "Es war ein Unfall."

"Nein war es nicht!", rief der Rote entrüstet und sprang auf, "Wer ist mit Polly allein voraus gegangen? Wer hätte sie nicht zu dieser Grube führen müssen?"

"Ihm eine Tat zu unterstellen, würde das Gruppenklima zerstören." Der Alpha sah den Roten prüfend an. Dieser kochte vor Wut.

"Er zerstört unser Gruppenklima doch bereits!" Er stolzierte wütend zu dem Weißen Wolf hinüber und fauchte ihm mitten ins Gesicht. "Unsere Polly! Sie war doch noch jung!" Seine Stimme wurde verzweifelt, als er mit den Tränen kämpfte.

"Dank ihr durften wir theoretisch zwei Mal fressen", sagte der weiße Wolf ruhig. Seine Augen leuchteten selbst in dieser dunklen Nacht hell und klar. Er sah dem Roten mitten ins Gesicht. "Das war ein Vorteil für uns."

Das hielt der Rote nicht mehr aus. Mit einem lauten Geheul warf er sich auf den Weißen Wolf und kratze sich in sein Fell. Der Weiße schob ihn mit einem abfälligen Blick von sich herunter und wollte ein Stück weitergehen und sich dort niederlegen, als der rote Wolf schon wieder auf in sprang. Diesmal biss er sich in sein Fleisch. Dunkelrotes Blut tropfte auf das glänzend weiße Fell. Sein schönes Fell. Der Weiße verzog das Gesicht und schlug zurück. Er kratze und biss ebenfalls, doch sein Gegner unterbrach seinen Angriff nicht.

"Hört auf!", rief der Alpha und sprintete auf die beiden zu.

Der Rote war kurz perplex, weswegen er in seiner Bewegung innehielt. Dies nahm der Weiße als perfekte Gelegenheit, um den vernichtenden Schlag auszuführen. Seine Zähne bohrten sich tiefer als zuvor in das Fleisch des Feindes. Das Blut spritzte ihm entgegen, als er endlich losließ und der Rote zu Boden fiel.

Arrogant hob er den Kopf und blickte missbillig auf seinen Kampfpartner hinunter. Doch auch er selbst hatte gelitten. Sein sonst so schönes, helles Fell hatte scharfe Kratzer und eine tiefe Bisswunde, aus der dunkelrote Flüssigkeit trat.

Der Alpha fauchte, als er am Geschehen ankam. Einen bösen Blick auf den weißen Wolf werfend, sah er zu dem Roten hinab. Seine Atemzüge waren flach, doch er lebte.

"Zügle dein Temperament", knurrte der Alpha.

"Ich habe den Kampf nicht begonnen", erwiderte dieser.

"Ich weiß. Trotzdem", meinte der Alpha streng. Er wusste nicht ganz, ob der Weiße ihn unbeabsichtigt oder mit einem gewissen Hintergedanken am Leben gelassen hatte. Nichtsdestotrotz hatte er Stärke gezeigt. Hoffentlich würde er sie auch für das Rudel und nicht gegen dieses einsetzen.

Mittlerweile hatte sich der Weiße wieder in seine alte Position gelegt und beobachtete einen Menschen. Der Mensch, oder besser gesagt der dunkle Seher, war durch die Bäume getreten und hatte sich schon zu Beginn des Kampfes einen Platz gesucht.

Der Alpha kehrte dem Roten nun den Rücken zu, da sich der alte Urwolf um ihn zu kümmern schien. "Nun?", fragte er.

"Wie befohlen habe ich Evelyns Rolle aufgedeckt", meinte der Seher. "Sie ist eine ganz normale Dorfbewohnerin."

"Eine ganze normale Dorfbewohnerin!", heulte das Weibchen, "Dass ich nicht lache!"

Auch den Schwarzen schien diese Vorstellung zu belustigen. Nun sahen beide zum Weißen.

"Dann könnten wir sie ja heute töten", meinte sie, "Oder möchtest du noch weiter deinen Spaß mit ihr, hm?"

Der weiße Wolf schaute sie an. Er schien kurz zu überlegen. "Wie gesagt, die Chance, dass sie bewacht wird, ist hoch."

"Was für eine Ausrede!", rief der schwarze Wolf jaulend. "Sicher, dass du nicht einer der Verliebten bist?"

Das Ohr des sonst so streitlustigen, braunen Wolfes zuckte einen winzigen Moment.

"Sie ist klug", meinte der weiße Wolf bloß, "Wir können sehen, was passiert."

"Du kannst sehen, was passiert", meinte das Weibchen herausfordernd und hob eine Augenbraue. "Sicher, dass da nichts ist? Schließlich hast du neulich auf sie gewartet."

"Nein. Ich hatte meine eigenen Pläne und Ziele", sagte er kühl.

"Sicher?", fragte sie in gespielt süßem Ton.

Darauf antwortete der Wolf nun nicht mehr. Das war ihm eindeutig zu provokant, um darauf einzugehen. Er legte den Kopf auf die Pfoten auch schaute in den Wald.

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