Kapitel 93.

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So hatte sich Noctana die Hölle immer vorgestellt.

Flammen schossen um sie herum in den Himmel, erleuchteten die Nacht auf brutalste Weise.
Auf ihrem Gesicht spürte sie Schweiß, die Luft wurde rauchiger und sie kniff die brennenden Augen zusammen.

„Seht ihr die Schablonen?!", brüllte Wyatt von irgendwie hinten. Das Gelb seines Shirts biss sich mit den Flammen und war zu dem Zeitpunkt alles, was Noctana von ihm erkennen konnte. 

„Wo sind Ariane und Ophelia?!", rief James gleichzeitig und fuhr sich über die Stirn.

Ein lautes Husten ertönte, als eine der Flammen zwei Mädchen ausspucken zu schien.

Ophelias rotes Oberteil leuchtete, ganz im Gegensatz zu dem der anderen Person, was es einfacher machte, zwischen den zwei Gestalten zu unterscheiden.

Ophelia war diejenige, die das andere Mädchen zog, Ariane war diejenige, die zusammenbrach.
Noctana wusste, dass sie nicht sehen wollte, wie Ariane aussah, aber doch trat sie auf sie zu.
Und zuckte erschrocken zusammen.

Arianes gesamtes Gesicht war überzogen mit dunklen Brandblasen, an ihrem Pullover fehlten die Ärmel, die freien Arme darunter waren verkohlt.

Ariane stöhnte leise und schmerzvoll auf: „Oma?"

Ophelia kniete neben ihr: „Ariane, wir -"

„Oma, bist du das? Bitte!", weinte Ariane. „Oma, es tut so weh! Es tut so weh! Hilf mir!"

James und Wyatt standen abseits von ihnen, um sie herum tobte das Flammenmeer. Keiner von ihnen machte irgendwelche Anstalten, ebenfalls auf Ariane zuzutreten.

„Ja, ich bin es.", sagte Noctana plötzlich, ließ sich neben das sterbende Mädchen fallen. „Ariane, ich bin da. Oma."

Über Arianes Wangen liefen wässrige Tränen und brachten die Brandblasen zum brennen: „Ich will ... ich will, dass es aufhört."

„Es wird aufhören! Halte durch Ariane, halte durch!", sagte Noctana und sah hilfesuchend zu Ophelia. „Ich bin da!"

Ophelia schüttelte fast unmerklich den Kopf: „Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie stirbt. Die Verbrennungen sind ziemlich schlimm."

„Wie schnell?", fragte Noctana.

„Nicht schnell genug."

Noctana nickte und sah wieder zu Ariane, die immer heftiger, weinte, zitterte. Die Schmerzen brachten sie um den Verstand, sie konnte nicht mehr sprechen, konnte die Zähne nicht mehr voneinander lösen, obwohl sie so gerne schreien würde. Einfach nur schreien.

„Können wir ... können wir sie ...?", fragte Noctana leise.

„Ich würde. Aber ich habe kein Messer mehr.", antwortete Ophelia mit belegter Stimme. „Wir müssen ... wir müssen weitermachen mit dem Plan."

Noctana schüttelte den Kopf: „Nein. Nein! Ariane ist ..."
Sie drehte sich wieder zu dem liegenden Mädchen, sah besorgt in Arianes weit geöffnete Augen.
Dann hörte sie einen lauten Schrei.

„James! James!", brüllte Wyatt erschrocken. Ophelia war schon zu den zwei Jungs gerannt, Noctana brauchte länger, um sich von der hustenden Ariane zu trennen.

Doch als sie dann sah, was das Entsetzten bei den anderen ausgelöst hatte, wollte sie sich am liebsten vor Angst vom Dach stürzen.

Sie hatten den Zeitpunkt der Nacht erreicht, an dem sonst immer die Werwölfe aufwachten. Den Moment, in dem sich die Werwölfe verwandelten.

James war ein Werwolf.

Über sein Gesicht wuchs dichtes Fell, die blauen Augen wurden zu dunklen, endlosen Höhlen.
Seine Finger wuchsen, wurden zu Krallen, seine Klamotten verschwanden nicht, sie wurden einfach von dem Fell überwachsen, wie Moos es bei einem Baumstamm tat.

„Wieso verwandelt er sich?! Wieso er?!", fragte Wyatt schrill. „Ich bin auch ein Werwolf! Wieso verwandele ich mich nicht?!"

„Du bist der weiße Werwolf, Wyatt, vielleicht macht das einen Unterschied? Oder vielleicht ist seine Karte noch nicht verbrannt, deine aber schon? Was auch immer es jetzt ist: Wir müssen James zurückverwandeln, bevor er jemanden von uns umbringt! Sofort!", schrie Ophelia.

„Und wie?!", kreischte Noctana hysterisch. „WIE?!"

„Ich-", fing Ophelia hilflos an, als James knurrend nach vorne sprang.

„Ophelia!"

„JAMES!"

Der Werwolf, der an James Stelle getreten war, hatte Ophelia zu Boden geworfen, drückte sie mit seinen Krallen unsanft aufs Dach.

„James.", wisperte Ophelia heiser. Sie weinte nicht, aber die Tränen standen in ihren Augen wie zurückgehaltene Wasserfälle. „James! Du bist nicht ... du bist kein Monster."

Der Werwolf knurrte wütend, legte seine Krallen auf Ophelias Hals und drückte sie langsam tiefer, brachte Ophelia zum Würgen und Keuchen, während Blutstropfen ihre leichenblasse Haut herunterliefen.

„James ... du bist ... du bist kein Werwolf.", keuchte Ophelia, versuchte, den metallischen Geschmack in ihrem Mund bestmöglich zu ignorieren. „Dein Name ist ... James. James Willow. Du bist fünfzehn Jahre alt. Deine Familie ist bei einem Autounfall gestorben. Du bist ein guter Mensch. Dein Opa ist an einem Schlaganfall gestorben. Du magst keine engen Räume. Du bist ein guter Mensch. Du hast Angst davor, am Ende allein dazustehen, ohne irgendwelche Freunde, weil du Angst davor hast, verlassen zu werden. Du bist ein guter Mensch. Du bist kein Monster. Du bist kein Werwolf.
Du bist kein Mörder.
Du bist kein Verbrecher.
Du bist ein guter Mensch."

Der Werwolf drückte seine Krallen nicht mehr in ihren Hals, doch er hielt sie noch so nah über Ophelia Kehle, dass er sie jederzeit und ohne großte Mühe erstechen könnte.

Um die schwarzen Pupillen herum leuchtete es blau, unter dem Fell wurde das blaue T-Shirt langsam wieder erkennbar.

„James ... du ... du magst keine Country-Musik.
Der schönste Tag im Waisenhaus für dich war der, an dem ...", Ophelia suchte fieberhaft in ihrem Kopf nach Worten, fand nur Buchstaben und setzte sie grob zusammen. „Der Tag, an dem es Kirschpfannkuchen gab."

Der Werwolf grollte leise, senkte den Kopf weiter nach unten.
Und als er ihn wieder hob, waren unverkennbar James Gesichtszüge zu erkennen. Die Dunkelheit aus seinen Augen war gewichen: „Nein ... nein, das stimmt nicht. Es war nicht der Tag, an dem es Kirschpfannkuchen gab."

Ophelia schluckte, dann richtete sie sich langsam auf und fuhr sich vorsichtig über den Hals. An ihren Fingerspitzen blieb Blut kleben, sie wischte es an ihrem Shirt ab, wo es sich perfekt in dem roten Stoff integrierte.

James hob die Hand, als wolle er ebenfalls die Wunde berühren, zog sie aber wieder zurück: „Ophelia, es -"

„Das verheilt wieder. Es verheilt alles wieder.", unterbrach Ophelia ihn.

James schüttelte den Kopf als wolle etwas sagen, als sie ein dumpfer Knall ablenkte und erschrocken zusammenzucken ließ.

Noctana stand der Schreck in den Augen, ihr Körper fühlte sich an wie gelähmt.
Doch sie selbst war unverletzt.

Es war Wyatt, der ausgerutscht war.



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