Verdächtiger Traum

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Die aufgehende Sonne schickte wärmende Sonnenstrahlen auf die Erde. Der Schnee, der in der Nacht noch gefallen war, taute und hinterließ eine braune Masse, wo er mit Erde aufeinandertraf. Leichter Nebel zog durch die Gassen und die vielen kleinen Wassertröpfchen brachen das Licht, sodass ein herrliches Schauspielsichtbar sichtbar wurde.

Doch nur ein Mädchen mit dunkelbraunem Haar konnte durch den, für sie wohl nicht ganz so appetitlichen, halb getauten Schnee stampfen. Immer wieder spritzte er auf ihre Kleidung, die nach einigen Metern selbst nass geworden war. Wohin sie ging wusste sie selbst nicht, aber ein unbestimmtes Gefühl zog sie nach draußen und wies sie durch die Gassen. Sie wusste, dass nichts gegen einen Spaziergang sprach, doch sie ahnte böses, als ein kleiner Schneehügel vor ihr aufragte. Zunächst wusste sie nicht, was sie daran so verstörte, doch der noch nicht getaute Schnee ließ sie stutzig werden.

Die Frau hielt vor einem Haus aus Stein an. Seltsamerweise stand die Tür sperrangelweit offen, doch nichts ließ darauf schließen, dass sich jemand im Haus befand. Es schien verlassen zu sein, obwohl noch ein Hauch der Wärme, die einst hier geherrscht haben musste, ihr entgegenschlug. Sie wollte aber nicht riskieren bei einem Einbruch erwischt zu werden, weshalb sich die Frau erstmals dem Hügel widmete. Sie sank auf die Knie und berührte ihn vorsichtig. Die obersten Schneekristalle schmolzen unter ihrer Handfläche. Doch dann schnappte die Frau nach Luft, als sich ihre Haut langsam rot färbte. Eilig zog sie ihre Hand zurück und beobachtete mit aufgerissenen Augen, wie die Sonne nun langsam ihre Strahlen auf den Schnee schickte, als würde sie nur für das Mädchen scheinen.

Ganz langsam schmolz der Schnee und gab das zum Vorschein, was wohl die ganze Nacht hier gelegen hatte. Zunächst bedeckte der Schnee noch weite Teile des Körpers, der nur langsam von der weißen Schicht befreit wurde. Wie, als wolle er das Mädchen schonen, schwemmte das eiskalte Wasser die rote Flüssigkeit mit sich. Zurück blieb der leere Körper eines Mannes. Seine Haut war aufgerissen und einige Körperteile fehlten ganz, als hätten die Wölfe sie als Andenken mitgenommen. Das Mädchen starrte mit ausdruckslosen Augen auf den kalten Körper, der schon so oft dem Tod entkommen war. Doch nun hatte er sich nicht mehr wehren können. All seine Freunde und Beschützer waren für ihn gestorben, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Doch er hatte weiter gemacht, nie hatte er einen Gedanken an alle anderen Verstorbenen verschwendet. Zu sehr war er auf das Töten der Werwölfe fixiert gewesen. Vielleicht waren ihre Gedanken war, vielleicht auch nicht, aber ihrer Meinung entsprachen sie sicher.

Dann weckte sie ein Geräusch, das einem entsetzten Aufschrei glich. Das Mädchen drehte sich wortlos um und entdeckte zwei Frauen, ungefähr im gleichen Alter. Beide sahen erschrocken aus, doch es schien, dass keiner der Zwei ihre Gefühle zugeben wollte. Trotzdem hatte die Rothaarige ihren Mund zu einem stummen Schrei geöffnet und in ihren Augen spiegelte sich blankes Entsetzen. Ihr Atem, der in kleinen Rauchwolken emporstieg, ging schnell.

Langsam trat sie näher und flüsterte: „Nicht noch jemand." Ihre Stimme war weder warm noch zitterte sie bei den Worten. Niemals hätte die Dunkelhaarige geglaubt, dass sie so ein Gefühl freisetzen konnte, das alle unter Kälte begrub. Ein Schaudern jagte ihr über den Rücken, als sie daran dachte, dass die Frau, die wohl der fröhlichste Mensch auf Erden war, ein Werwolf hätte sein können. Sie zweifelte kurz an ihrer Unschuld, die sie jedoch sofort verwarf.

Die Frau, die sich noch im Hintergrund gehalten hatte, räusperte sich nun, um alle Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen: „Leo, wie wäre es, wenn du kurz mit Ginny..." Sie zögerte, doch Leo hatte begriffen und stand auf.
„Komm, Ginny", meinte sie still und berührte sie sanft an der Schulter. Wie in Trance erhob sich die Rothaarige und starrte betreten auf den Boden. Vorsichtig, als hätte sie Angst, bei jedem Schritt noch ein weiteres Opfer zu töten, tat sie einen Schritt nach dem anderen. Bedächtig und in Gedanken versunken verschwanden die Zwei hinter einer Mauerecke.

Nun war das Mädchen alleine. Nur wenige Sekunden konnte sie sich auf den Beinen halten, bevor sie auf die Knie sank und ihr Gesicht in den Händen vergrub. Warme Tränen rannen ihr über die Wangen und tropften in den rötlichen Schnee. Schluchzend verharrte sie einige Minuten so, bevor sie es wagte einen Blick auf den Toten zu werfen. Ob sie aus Trauer oder aus Mitschuld weinte, konnte niemand genau sagen. Ihre grünen Augen waren glasig, als sie Charles' Körper berührte. Ihre roten Locken spielten im Wind und glitten leise über sein Gesicht. Sie schluchzte noch einmal leise auf, bevor sie die letzten Tränen fortwischte und ihr Gesicht erstarrte. Wie verwandelt saß sie nun ausdruckslos da, mit einer Miene wie aus Stein und einem Körper aus feinstem Glas.

Dann frischte der Wind auf, wirbelte die letzten Blätter von den Bäumen und ließ Wolken über den Himmel wandern. Wild schlugen die Haare der Frau umher, doch diese rührte sich immer noch nicht. Sie hatte sich auf einen Gegenstand fixiert, der wie von Zauberhand, aus der Tür des Hauses vor ihr glitt. Er wirbelte durch die Luft, bevor er langsam und bedächtig zu Boden schwebte und direkt vor ihren Füßen landete. Nun erkannte man, dass es sich um ein Stück Papier handelte, das noch vor kurzem beschrieben worden war. Vorsichtig, als könne es sich bei jeder Berührung in Staub verwandeln, hob das Mädchen es auf. Verwischte Buchstaben waren darauf in einer Schrift geschrieben, die nur schwer entzifferbar war. Das Wasser am Boden hatte die letzten leserlichen Wörter verwischt. Enttäuscht starrte die Frau weiter aufs Papier, doch ihre Mühen, es zu lesen, blieben erfolglos. Sie seufzte und strich sanft über das Schriftstück, das einen Hinweis verborgen und verloren hatte. Ihre Gedanken schweiften ab, zu Leo, dem Mädchen mit den dunkelbraunen Haaren. Sie fragte sich unwillkürlich, ob sie wohl ein Werwolf sei, doch dann schüttelte sie verärgert den Kopf. Niemals könnte Leo ein Werwolf sein. Zu eng waren sie befreundet, zu vertraut war sie ihr, als hätte sie an die Mitschuld eines Mordes denken können. Und doch zwängte sich ihr ein leiser Gedanke auf, ob diese Freundschaft der Grund für ihr noch nicht genommenes Leben war.

Lilli runzelte die Stirn und schüttelte erneut den Kopf. Nein, Leo war nie im Leben ein Werwolf. Aber was war mit den Anderen. Konnte es Lisbeth sein, die es nie fertig brachte einem Menschen etwas zu Leide zu tun? War vielleicht genau das der Grund für ihre Verwandlung? Musste sie in der Nacht ihre böse Seite ausleben, um am Tag die Fröhliche zu spielen?
Oder war es Louise. Das Mädchen, das am letzten Tag keinen Verdacht geäußert hatte. Vielleicht war sie einer der Mörder.
Plötzlich jagte ein Schauer über ihren Rücken, als sie daran dachte, dass Ginny einer der Wölfe sein könnte. Sie, die immer ihre freundliche, aber auch verrückte Seite zeigte. Sie, die vorhin ausgezeichnetes Schauspieltalent gezeigt hatte. Oder war ihre Trauer doch echt gewesen?
Dann fixierte sie sich auf Luna, das Mädchen, das sie vorhin verjagt hatte. Lilli fragte sich augenblicklich, ob Luna nun allein mit einem Werwolf einen Kaffee trank. Oder war es Ginny, die allein mit einem Werwolf fortgegangen war?
Dann kam ihr Neon in den Sinn, der Älteste des Dorfes, der schon seit Urzeiten hier lebte. War es möglich, dass er so lange lebte, dass er bereits unzählige Werwolfplagen überstanden hatte und schlussendlich selbst zu einem geworden war?

Lilli seufzte. So kam sie nicht weiter. Unwillkürlich verfluchte sie das nasse Blatt, das ihr so manchen Hinweis liefern könnte, wenn die Schrift nicht so verwischt wäre. Dann stutzte das Mädchen und horchte auf. Irgendwas, irgendjemand flüsterte etwas. Sie hörte es ganz deutlich, doch was genau die Stimme sagte, konnte sie nicht verstehen. Sie verfluchte den Gesang, mit dem es genauso zu werden schien wie mit dem Blatt. Der Hinweis war da, aber niemand konnte ihn sehen. Dann wurde die Stimme lauter und sie vernahm einen Namen und nach etlichen Sekunden wusste sie, was man ihr sagen wollte:

Lilli! Lilli, Hör mir zu. Ich weiß, wer einer der Werwölfe ist. Lilli! Ich lebte nie in diesem Dorf, doch ich beobachte es schon seit geraumer Zeit. Ich habe mit euch mitgefiebert, geweint und gelacht. Doch jetzt ist es Zeit meinen Verdacht zu äußern. Lilli, gib acht. Gib acht auf Nathaniel.

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