48 - Nathan - Verschwunden

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Immer noch geschockt verlasse ich das Haus, während ich mir mein Handy zwischen Ohr und Schulter klemme und nach meinem Autoschlüssel krame. Es ist kurz vor sieben Uhr abends, und ich muss Aleyna unbedingt finden, bevor die Dämmerung einsetzt. Doch alleine kann ich das nicht, und ich verfluche Ethan gerade dafür, dass er nicht an sein verdammtes Handy geht.

Fluchend steige ich in mein Auto ein und starte den Motor, als Ethan endlich rangeht. Noch bevor er was sagen kann unterbreche ich ihn schon, da wir wirklich keine Sekunde verlieren dürfen. Diese eine Sekunde könnte im schlimmsten Fall darüber entscheiden, ob wir Aleyna lebendig finden oder nicht. „Ethan, du musst sofort zum Krankenhaus kommen. Aleyna hat mich angerufen und um Hilfe geschrien." Eine Weile ist es ruhig, doch ich höre deutlich, wie Ethan leise nach Luft schnappt. „Scheisse" flucht er dann, und räuspert sich. „Ich bin gleich da."

Mit diesen Worten legt er auf, und ich steuere auf den Highway zu. Durch die Lautsprecher ertönt die überaus nervige Stimme einer Moderatorin des lokalen Radiosenders, und gerade will ich das Radio ausmachen, als die Verkehrsmeldungen kommen.

„Eilmeldung: Vor einigen Minuten kam es in der Nähe des Kindred Hospital Los Angeles zwischen Inglewood und Hawthorne auf dem Highway 405 zu einem schweren Verkehrsunfall. Bisher ist noch unklar wie viele Menschen beteiligt waren, die Behörden rechnen mit zwei Personen, wovon eine noch gesucht wird. Ein PKW ist in einer Kurve geradeaus in die Leitplanke gecrasht, wobei sich der Wagen den leichten Abhang hinter der Leitplanke runter mehrere Male überschlagen hat. Der rechte Fahrstreifen sowie der Pannenstreifen ist gesperrt. Wir bitten Sie, genügend Platz für Rettungskräfte zu machen, und wünschen Ihnen eine sichere Weiterfahrt."

Ich seufze entnervt, und gebe etwas Gas, um dem Stau noch entkommen zu können. Das würde mir jetzt gerade noch so fehlen. Wieso musste ausgerechnet jetzt jemand nicht aufpassen? Mein Handy klingelt, und ich schalte schnell die Gegensprechanlage ein, ehe ich den Anruf entgegennehme. „Hast du das gehört?" Ich runzle die Stirn, da ich nicht genau weiß, was Caine meint.

„Was meinst du?" frage ich deshalb auch sofort, und mein Kumpel seufzt fast hysterisch. „Ethan hat mich eben angerufen, die Jungs sind alle unterwegs zum Krankenhaus. Aber wegen diesem Unfall weiß keiner, wer wann ankommt, und somit weiß auch keiner, ob wir Aleyna rechtzeitig helfen können." Dementsprechend ist Caine wohl auch schon unterwegs, was das leichte Rauschen im Hintergrund erklären würde.

„Ja, ich hab's eben mitbekommen. Ich denke aber, dass sicher zwei von uns es noch rechtzeitig schaffen werden. Fahr einfach schnell, okay?"

„Okay, geht klar. Hast du deine Waffe dabei?"

Ich schmunzle. Wenn eine Frage überflüssig ist, dann diese. Ich habe meine Glock immer bei mir.

„Klar doch, nachts lege ich die sogar unter mein Kissen."

„Das traue ich dir wirklich zu. Bis gleich, Nate."

Caine legt auf, und ich seufze. „Ja, bis gleich" murmle ich eher zu mir selbst, und drücke noch etwas fester aufs Gaspedal.

--

Der Parkplatz ist menschenleer. Nicht ein Auto steht hier, und von Aleyna fehlt jede Spur. Frustriert raufe ich mir die Haare, während Ethan neben mir wütend einen Kieselstein weg kickt. „Wir waren zu langsam" zischt er dann, und alle anwesenden nicken nur. Keiner sagt was, jeder zerbricht sich den Kopf darüber, wo Aleyna jetzt sein könnte. Keiner jedoch fragt sich, wer dahinter steckt - denn das wissen wir alle.

Javier Ramírez.

„Fuck!" Caine flucht laut und deutlich, und zwei ältere Personen, die das Krankenhaus gerade verlassen haben, sehen beunruhigt zu uns. Caine jedoch scheint das wenig zu interessieren, denn er flucht einfach leise weiter. Auch ich könnte gerade schreien, Wände zerschlagen und jedes erdenkliche Schimpfwort loswerden, doch wie schon so oft kommt mir mein innerer Autopilot zuvor, und schaltet einfach alle Gefühle in mir ab.

Seit ich voll und ganz verstanden habe, dass mein Vater nicht mehr der Held ist, den ich mir immer gewünscht habe, und es auch nie sein wird, habe ich angefangen, meine Gefühle komplett zu ignorieren. Und bisher hat es super funktioniert. Ein Klingeln reißt und alle aus unseren Grübeleien, und verwirrt nimmt Ethan den Anruf entgegen.

„Kea? Was gibt's denn?"

Ich deute dem Spanier an, den Lautsprecher einzuschalten, und wir drängeln uns alle um Ethans Handy. „Habt ihr das von diesem Unfall mitbekommen?" Ethan runzelt die Stirn. „Ja, haben wir. Deswegen konnten wir auch nicht so schnell zum Krankenhaus kommen, um Aleyna zu helfen. Und jetzt ist sie weg."

„Sie ist nicht weg, Ethan. Der verunfallte PKW gehört ihr, Serena hat das Auto sofort erkannt. Schaut selbst, ich schick dir die Bilder die eben in den Nachrichten kamen."

Zuerst läuft ein kalter Schauer über meinen Rücken, dann wird mir unglaublich warm. In meinem Kopf wiederholen sich Keanens Worte die ganze Zeit über, und lassen ein unangenehmes Echo zurück, welches eher zunehmend lauter als zunehmend leiser wird. Falls Aleyna tatsächlich verunfallt sein sollte, ist sie entweder die Person, die gesucht wird, oder diejenige, die noch im Wagen saß und anscheinend so schwer verletzt ist, dass noch unklar ist, ob sie überhaupt überleben wird.

Ich bete innerlich dafür, dass sie die erste Person ist, denn das würde bedeuten, dass sie noch laufen kann. Denn ein schwer verletzter Mensch haut nicht einfach mal so ab. Keanen schickt Ethan die Fotos, und zuerst erkennen wir nur einen Haufen Schrott, der auf dem Rasen liegt. Dann jedoch erkenne ich langsam aber sicher Aleyna's Auto, und kurz schlucke ich trocken.

Wenn Aleyna da drin saß, hat sie das auf keinen Fall überlebt.

Die Fahrerseite ist völlig zusammengedrückt, wie wenn jemand ein Blatt Papier in der Faust zu einer Kugel zusammengedrückt hätte. Auch der Rest des Autos ist schwer beschädigt, doch die Fahrerseite hat's am schlimmsten erwischt. „Ethan?" Keanens Stimme ertönt erneut aus dem Handy, und als ich zu Ethan sehe, kann ich deutliche Tränen in seinen Augen ausmachen. „Das darf nicht wahr sein" flüstert er nur leise, und ich sehe, dass seine Hände zittern. Ohne lange zu überleben nehme ich ihm sein Handy weg, und Aiden nimmt Aleyna's Bruder fest in die Arme.

„Keanen? Ich bin's, Nate. Ethan ist gerade nicht in der Verfassung zu sprechen."

„Das verstehe ich. Wisst ihr, wie schnell ihr dort sein könnt?"

Ich schaue zu Caine, dieser jedoch zuckt nur mit den Schultern, während Flynn auf seinem Handy Google Maps nach Abkürzungen durchforstet. „Bisher noch nicht. Aber wir sind dran den schnellstmöglichen Weg ausfindig zu machen. Was sollen wir machen, wenn wir Aleyna heil auffinden? Immerhin können wir sie unter keinen Umständen mehr alleine lassen. Javier hat einen guten Versuch gestartet, und wenn Aleyna nicht die schwer verletzte Person ist und bald ihren Verletzungen erliegen würde, wird er sicherlich bald einen noch besseren Versuch starten. Leider Gottes kenne ich den Mann zu gut."

Eine Weile schweigen alle, und man hört nur leise, wie Aidan etwas abseits der Gruppe sein bestes gibt, um beruhigend auf Ethan einzureden. Dabei weiß er nach dieser Schocknachricht wohl selbst nicht wirklich, wo ihm der Kopf steht. Ich gebe es nicht gerne zu, aber die Jungs haben Aleyna wirklich ins Herz geschlossen, und da gehöre auch ich dazu.

Selten erwische ich mich sogar dabei, wie ich ihre lebendige, freche und schlagfertige Art vermisse, worauf ich nur verwirrt den Kopf schüttle und zu meiner Gitarre greife. Dort spiele ich dann ein paar wenige von Aleyna's Songs, die sie mit Ethan schreibt, und mir vor kurzem geschickt hat. Ich mag sie wirklich, und es erstaunt mich, wie gut ich den Text verstehen und vor allem spüren kann. Es ist fast so, als hätte ich an ihrer Stelle all das erlebt, was sie erlebt hat.

„Beschützt sie, bleibt bei ihr, auf keinen Fall darf sie jemals allein gelassen werden, solange Javier nicht endlich Mause ist. Dieser Mann ist grausam." Ich nicke nur, und Flynn steckt seinen Arm hoch. „Ich hab's, Leute. Kommt mal alle her." Sofort strömen wir alle zu unserem Frischling, der uns ruhig sein Handy unter die Nase hält. „Der alte Weg" murmelt Caine plötzlich, und ein kleines Lächeln schleicht sich auf Flynn's Lippen.

„Genau. Eigentlich geht der ganz woanders durch, doch genau an dieser Stelle hier", er zeigt auf eine Kurve, „ist er nur wenige Meter von der Unfallstelle entfernt. Kaum jemand fährt noch auf dem alten Highway, dementsprechend dürften wir auch sehr wenig Verkehr haben. Jungs, das ist unsere einzige Chance, schnellstmöglich zu Aleyna's Auto zu gelangen." Gespannt sieht Flynn in die Runde, und als Caine nickt, nicken wir alle.

„Guter Plan" wirft Keanen ein, und Flynn fängt an, ganz kurz zu strahlen. Wahrscheinlich hätte er nie damit gerechnet, ausgerechnet von einem Mafiaboss solch ein Kompliment zu bekommen. „Danke" sagt er fast schüchtern, und Nick klopft ihm schmunzelnd auf den Rücken.

„Ich klink mich jetzt erstmal aus, aber haltet mich bitte auf dem Laufenden. Ich rufe gleich eine Besprechung mit meinen Jungs ein. Viel Glück!" Keanen legt auf, und ich gebe Ethan sein Handy zurück, ehe wir alle in unsere Autos steigen, um Flynn zu folgen.

--

Das Auto sieht in der Realität noch viel erschreckender aus, als auf den Fotos. Es raucht ganz leicht, überall kann man kleine, getrocknete Blutspritzer ausfindig machen, und ein Grossaufgebot an Rettungskräften ist vor Ort. „Nate und Ethan, ihr geht hin. Befragt einen Polizisten. Es ist zu gefährlich für uns, wenn wir alle hingehen. Der Rest der Jungs fährt mir nach, wir treffen uns dort vorne hinter der Mauer, da können uns die Polizisten nicht mehr sehen und werden nicht stutzig, wenn so viele Autos auf einmal stehen bleiben."

Ich nicke Caine durch die Fensterscheibe nur zu, und er beendet den Gruppenanruf, ehe er mit seinem Wagen und vielen weiteren Autos hinter sich an mir und Ethan vorbeizieht. Ethan und ich parkieren unsere Autos am Rand der Straße, ehe wir aussteigen und über die Leitplanke springen. Schnell rennen wir auf die Unfallstelle zu, und treffen dort sogleich auf einen Polizisten, der uns entgegenkommt. „Wer seid ihr?" fragt er aus einigen Metern Entfernung, und wir verlangsamen unser Tempo.

„Das ist das Auto meiner Schwester!" kreischt Ethan jedoch nur fast, und fuchtelt wild mit den Händen in der Luft rum. Der Polizist kommt zu uns und legt die Stirn in Falten. „Wie, das ist der Wagen Ihrer Schwester?" fragt er, und Ethan schluckt hörbar. „Das Auto gehört meiner Zwillingsschwester, Aleyna Black." Der Polizist hebt interessiert eine Augenbraue. „Und ich bin Ethan Black. Hier, mein Ausweis." Schnell kramt Ethan seinen Ausweis hervor, und hält ihm dem Beamten dann unter die Nase.

„Okay" murmelt dieser dann langsam, und wendet sich zu mir. „Und wer sind Sie?" Ebenfalls hole ich meinen Ausweis hervor, und reiche ihn dem Mann. „Nathan Scott. Ich bin ein sehr guter Freund von Aleyna und Ethan." Der Polizist nickt und hebt unsere Ausweise kurz hoch. „Ich bin gleich wieder da, ich muss die kurz meinen Kollegen abgeben." Ethan und ich nicken nur, während wir so gut wie möglich versuchen, den Blick zum Unfallfahrzeug zu meiden.

Sobald ich mir schon nur die Fotos in Erinnerung rufe, bilden sich unglaublich viele Horrorszenarien vor meinem inneren Auge, von denen ich eigentlich gar nichts wissen will. Wir wissen momentan ja noch gar nicht, ob Aleyna überhaupt die Person ist, die geborgen werden konnte. Nur frage ich mich, wo ist sie dann? Und wie hat sie es geschafft, abzuhauen? „Da bin ich wieder." Der Polizist von eben kommt wieder zu uns zurück, und wir erhalten unsere Ausweise wieder.

„Können Sie mir sagen, wie es Aleyna geht? Bitte, ich bin ihr Bruder. Ich muss es wissen." Der Beamte nickt verständnisvoll und legt eine Hand auf Ethans Schulter. „Mr. Black, wir wissen selbst nicht, wie es Ihrer Schwester geht. Sie war nicht im Wagen, als wir hergekommen sind. Da war nur ein anderer Mann, welcher gerade in großer Lebensgefahr schwebt. Sind Sie sich denn sicher, dass Aleyna hinter dem Steuer saß?" Ich komme Ethan mit nicken zuvor. „Ja, das war sie. Sie hat mir kurz vorher noch erzählt, dass sie gerade einen kleinen Road Trip unternimmt, um den Kopf etwas vom Alltagsstress frei zu bekommen."

Der Polizist nickt, und seufzt dann. „Es tut mir leid, meine Herren, aber wir können Ihnen genauso wenig wie Sie uns über den Aufenthaltsort von Aleyna erzählen. Sie ist verschwunden, und hat dabei keine sichtbaren Spuren hinterlassen. Wir werden sie mit einem Grossaufgebot suchen lassen."

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Tut mir leid für alle, die für eine kurze Zeit dachten, Aleyna wäre die geborgene - und somit tödlich verletzte - Person xD Natürlich lasse ich eine meiner Hauptdarstellerinnen nicht mitten in der Geschichte sterben. Ich habe ein Herz :')

Was haltet ihr vom Kapitel? Und wo denkt ihr, dass Aleyna ist? (PS: Der Ort ist schon in der Geschichte vorgekommen. Denkt nach ;))

Mit diesen Worten verabschiede ich mich mal wieder. Habt einen schönen Tag und bleibt gesund!

- Xo, Zebisthoughts

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