55 - Nathan - Es fühlt sich gut an

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Mein Kissen bewegt sich.

Verwirrt öffne ich ein Auge, und reiße das zweite dann auch direkt auf, als ich mich in einem Krankenzimmer wiederfinde. Was zur Hölle mache ich hier?

Ich hebe den Kopf leicht, und erkenne, dass mein Kissen gar kein Kissen ist, sondern eine Person. Verwirrt blicke ich Aleyna entgegen, die mit geschlossenen Augen mehr oder weniger von mir eingequetscht unter mir liegt, und regelmäßig ein- und ausatmet. Erst dann realisiere ich, dass ich wohl eingeschlafen sein muss, nachdem ich mich mit Ray gestritten habe.

Bei dem Gedanken an unsere Auseinandersetzung kippt meine Laune sofort wieder, und ich schlucke trocken. Ich habe mich zwar schon öfters mal mit Ray gestritten, sowas passiert unter Geschwistern nun mal. Aber so war es noch nie. Bisher waren wir uns immer einig darüber, wen was etwas angeht, und wen nicht. Dass er ohne mich vorher zu Fragen einfach alles vor Aleyna erzählt, hätte ich nicht gedacht. Zwar hat er schon Recht mit der Aussage, dass es auch seine Geschichte ist, doch trotzdem verletzt es mich irgendwie auch. Er weiss, dass ich noch nicht so weit bin, um mit jemandem über alles zu sprechen, geschweige denn, um mich jemandem anzuvertrauen.

Vor allem nicht Aleyna, bei der ich sowieso nicht so ganz weiss, was wir sind, was wir werden, und was in der Zukunft noch passieren wird. Zwar denke ich nicht, dass Aleyna meine Vergangenheit gegen mich verwenden würde, doch sie könnte für sich selbst über mich urteilen, und mich anders behandeln. Mitleidig zum Beispiel, und das will ich nun wirklich nicht. Alles, nur kein Mitleid.

Mitleid ist für mich wie Gift für die Seele, für meinen ganzen Körper. Mitleid kann mich schwach fühlen lassen, so als müsste ich für alles Hilfe beanspruchen, da ich auf Grund meines Traumas sonst nichts auf die Reihe bekomme. Doch das stimmt so nicht. Ich bekomme ziemlich viele Dinge sehr gut auf die Reihe, manche sogar besser als andere Menschen. Und ich mag es, wie alle anderen behandelt und gesehen zu werden.

Wie ein normaler, neunzehnjähriger Junge, der sein letztes Schuljahr an der Highschool absolviert, bei seiner Mutter wohnt und nun mal dem typischen Image eines Badboys entspricht. Der seine Freunde um sich hat, ab und zu mal Gras raucht, und den letzten Tropfen seiner Treue seiner Gitarre und einer Band widmet. Wie ein ganz normaler Jugendlicher heutzutage.

Mein Blick ruht auf Aleyna's Gesicht, das zwar etwas bleich, aber trotzdem wunderschön aussieht. Ray hat heute ein Geständnis aus mir rausgelockt, welches ich mir noch nicht mal selbst gemacht habe, bis ich es laut aus seinem Mund gehört habe. Aleyna ist nicht einfach nur irgendein Mädchen in meinem Leben, das ist sie schon lange nicht mehr. Obwohl wir anfangs wirklich unsere Schwierigkeiten hatten, ist sie mir so viel wichtiger als einfach nur irgendein Mädchen geworden, und ich wüsste nicht, wie die letzten Monate ohne sie ausgesehen hätten.

Zwar hätte ich mir natürlich gewünscht, dass wir uns unter anderen Umständen kennengelernt hätten, und dass uns die letzten Monate weniger Pech, dafür aber mehr Freude gebracht hätten, doch irgendwie glaube ich, dass es das auch irgendwie benötigt hat, um uns zusammenzuschweißen. Ich weiss nicht, wie das mit uns weitergehen wird, doch ich bin mir mittlerweile darüber im Klaren, dass wir schon lange mehr als nur Freunde mit gewissen Vorzügen sind.

Das sehe ich zum Beispiel daran, dass mir alle anderen Mädchen, die ich vor Aleyna noch als Herausforderungen gesehen hätte, im Vergleich zu Aleyna einfach nur noch langweilig erscheinen. Ich habe nicht mehr das Bedürfnis, mich einmal durch die Weltgeschichte zu vögeln, um alles zu vergessen. Ich möchte viel lieber einfach etwas mit Aleyna machen, und auch wenn wir dabei fast immer im Bett landen – es ist anders als mit allen anderen Mädchen, mit denen ich bisher was hatte.

Es ist fast so, als würde Aleyna mich und meine Sorgen ohne jegliche verbale Kommunikation verstehen, und alle Lasten von meinen Schultern nehmen, als wäre es das Einfachste der Welt. Dabei wusste sie bis vor kurzem ja noch nicht mal, was eigentlich alles passiert ist, damit ich so bin, wie ich nun mal bin.

Ich seufze leise und lege meinen Kopf wieder hin, da ich Aleyna nicht durch unnötige Bewegungen wecken möchte. Ich glaube, dass ihr der Schlaf wirklich guttut, denn auch sie hat einige Strapazen hinter sich. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll, was die nächsten Schritte sind, und was noch alles passieren muss. Und es macht mich verrückt. Zu sehen, wie Aleyna langsam aber sicher immer wie mehr am Limit läuft, fühlt sich wie eine Folter an, und ich gebe es nicht gerne zu, doch wir sind alle erschöpft.

Javier verlangt uns ganz schön was ab, und dessen ist er sich sicherlich voll und ganz bewusst.

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„Nate?"

Ich gebe ein Grummeln von mir, und schließe genießerisch die Augen, als Aleyna anfängt, ihre Finger durch meine Haare fahren zu lassen. Ich habe von Freunden gehört, dass es sich gut anfühlen muss, wenn jemand das bei einem macht, doch dass es sich so gut anfühlt, hätte ich nicht erwartet. Es macht regelrecht süchtig.

„Du musst langsam aufstehen", murmelt Aleyna leise, und ich seufze, ehe ich meinen Kopf leicht hebe und so drehe, dass ich Aleyna in die Augen schauen kann. Diese sind nur halbwegs geöffnet, was mir zeigt, dass auch sie bis vor kurzem noch geschlafen hat. „Wieso?", frage ich nach einem ausgiebigen Gähnen nach, und rapple mich leicht auf. „Caine hat wichtige Informationen bekommen, die dich interessieren dürften."

Wie als hätte Aleyna mich geschlafen, sitze ich kerzengerade in ihrem Bett, und verspüre plötzlich gar nichts mehr von der Müdigkeit, die eben noch sehr präsent war. „Weißt du, worum's geht?", frage ich mit gerunzelter Stirn, und stehe auf. Aleyna's Hand rutscht aus meinen Haaren, und für einen kurzen Moment wäge ich die Situation ab, ob ich nicht doch einfach wieder schlafen sollte.

„Javier. Sie haben ihn, und Kea holt seine Leute her."

Schlafen kann warten.

Ich drehe mich mit großen Augen zu Aleyna um, die mit einem breiten Lächeln auf meine Reaktion wartet. Und diese sickert nur langsam zu mir durch, was darin resultiert, dass ich Aleyna eine Weile sprachlos ansehe. Dann erst realisiere ich, was das alles bedeutet, und kann nicht anders, als ebenfalls breit zu grinsen. „Das ist ausgezeichnet", sage ich leise, und Aleyna nickt.

„Ich werde ohne Paranoia leben können", sagt sie dann leise, und wenn mich nicht alles täuscht, hat sie sogar Tränen in den Augen. Kurzerhand mache ich einen Schritt auf sie zu und umarme Aleyna fest, um ihr zu zeigen, dass alles gut werden wird. Und um meine Freude zu teilen. Aleyna erwidert meine Umarmung sofort, und als wir uns voneinander lösen, lehne ich meine Stirn gehen ihre. „Du musst langsam los, Caine wartet. Noch ist Javier nicht in eurer Gewalt."

Ich nicke, und fange langsam damit an, mich innerlich auf alles vorzubereiten. Den Dingen, die Aleyna sagt nach zu urteilen, wird es wohl sehr bald zum Kampf kommen, und ich weiß ehrlich gesagt nicht so genau wie ich es gerne hätte, wie alles ablaufen wird, und was - vor allem aber wer - auf uns zukommen wird. Ich habe noch nicht oft gegen Javier gekämpft, meistens hat er seine Leute vorgeschickt, die sowieso zu nichts zu gebrauchen sind.

Ich bin mir sicher, dass der Typ in Aleyna's Wagen ziemlich unaufmerksam gewesen sein muss, um nicht zu bemerken, was Aleyna da treibt. Trotzdem bin ich unheimlich stolz auf sie, auch wenn Al ihr Leben damit ganz schön in Gefahr gebracht hat. Ein lautes Schlucken lässt mich wieder in die Realität zurückkehren, und ich sehe Aleyna sofort an, dass sie etwas bedrückt.

„Hey, was ist?", frage ich leise, und Knie mich etwas vor Aleyna hin, damit wir auf Augenhöhe sind. Diese zuckt bloß mit den Schultern, und umfasst meine Hand, die auf ihrem Knie ruht. „Ich... naja... also... bitte pass auf dich auf, wenn ihr kämpfen müsst." Aleyna's Stimme ist so leise, dass ich mich frage, wie ich sie verstehen konnte. Ein kleines Lächeln breitet sich in mir aus, bei dem Gedanken daran, dass sich tatsächlich jemand um mich sorgt. Jemand wie Aleyna.

Dann jedoch werde ich schnell wieder ernst, und lege zwei Finger unter Aleyna's Kinn, damit sie mich ansieht. In ihren blauen Augen erkenne ich tatsächlich eine Menge Sorge, jedoch auch ein wenig Freude darüber, dass wahrscheinlich alles bald ein Ende haben wird. „Al, hör mir zu. Und wird nichts passieren, okay? Wir kennen unsere Waffen besser als uns selbst, und kämpfen nicht das erste mal gegen jemanden. Außerdem haben wir eine außerordentlich großartige Hilfe der Mafia zur Verfügung, und ich glaube, die haben ziemlich viel Erfahrung. Es wird alles gut werden, okay? Vertrau mir. Wir haben alles unter Kontrolle, du kennst Caine. Er offenbart seine Pläne erst, wenn sie perfekt durchdacht sind, und noch mindestens drei Ersatzpläne haben. Es wird nichts passieren."

Aleyna lächelt leicht, ehe sie fast unmerklich nickt, und kurz die Augen schließt. „Okay", murmelt sie dann leise, und ihr Atem prallt auf meinen Lippen ab. Ich schlucke trocken bei dem Anblick einer völlig fertigen Aleyna vor mir, und überwinde den Abstand zwischen uns kurzerhand, in dem ich meine Lippen auf ihre lege. Zuerst scheint Aleyna etwas perplex, und ich kann es ihr nicht verübeln. Normalerweise küssen wir uns nur, wenn auch mehr daraus wird, doch jetzt gerade habe ich einfach nur das Bedürfnis, Aleyna's Lippen auf meinen zu spüren.

Aleyna erwidert den Kuss recht schnell, und eine Weile bleibt die Zeit stehen, während unsere Lippen sich in völligem Einklang miteinander sanft gegeneinander bewegen. Mit dem Daumen fahre ich leicht die Konturen von Aleyna's Kiefer nach, während sie eine Hand an meine Wange gelegt hat, und mein Gesicht so vorsichtig festhält. Es ist das erste mal, dass wir uns einfach so küssen, und dann auch noch auf so eine... vertraue Art. Es ist, als hätten wir nie was Anderes getan, als uns einfach aus dem nichts ab und zu mal zu küssen, und wenn ich ehrlich bin - es fühlt sich verdammt gut an.

Dabei ist es doch einfach nur ein einziger Kuss.

Wir lösen uns langsam voneinander, und ich lächle leicht. „Jetzt muss ich wirklich los", murmle ich dann, und drücke Aleyna noch einen kleinen Kuss auf die Stirn, ehe ich von ihr ablasse und mir meine Jacke überziehe. „Passt auf euch auf, und viel Glück. Komm schnell wieder her, wenn alles zu Ende ist. Ich muss jedes Detail wissen." Ich grinse und salutiere vor Aleyna, ehe ich langsam zu ihrer Zimmertüre gehe. „Bis später. Ruh dich aus, du solltest dich nicht zu sehr anstrengen."

Aleyna lächelt mich nur beschwichtigend an, und ich verlasse ihr Zimmer. Mit großen, schnellen Schritten gehe ich den Flur der Intensivstation entlang, drücke den Liftknopf, fahre ins Erdgeschoss und verlasse die Klinik schlussendlich. Im Gehen wähle ich Caines Nummer, und schon nach dem ersten Läuten geht er ran. „Kumpel, ich dachte schon wir müssen ohne dich starten. Du scheinst ja richtig angetan zu sein von deinem neuen Schlafplatz."

Ich verdrehe nur die Augen und öffne aus der Ferne meinen Wagen. Es ist typisch, dass Caine einen Kommentar bringt. Das tut er immer. „Ich hoffe du weißt, welchen Finger ich dir gerade zeigen würde. Al hat gesagt ihr habt Javier geortet?" Ich steige ein und schließe die Türe, ehe ich mich anschnalle und den Motor starte.

„Und ob wir das haben. Komm zu mir, ich möchte nicht riskieren, dass wir abgehört werden."

„Bin schon unterwegs. Gib mir eine Viertelstunde."

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„Also, Keanen, Elia und ihre Jungs werden in zwei Stunden da sein. Bis dahin Weihe ich euch so gut es ohne die Salvatores möglich ist schon mal in den Plan ein, denn vor allem heute ist es wichtig, dass ihr diesen in- und auswendig kennt. Es ist mir egal, ob ihr danach noch jahrelang von ihm träumt. Es muss alles perfekt ablaufen, verstanden?"

Wir nicken alle synchron, und Caine lächelt zufrieden, ehe er einen kurzen Blick auf seine Armbanduhr wirft. Dann breitet er eine Karte vor uns aus, und sofort beugen wir uns alle darüber. „Also, hier sind wir. Und der rote Punkt da bezeichnet Javiers Hauptsitz. Da alle Hallen außer diese bei der Mafia registriert sind und regelmäßig nach Abwesenheiten kontrolliert werden, können wir davon ausgehen, dass er hier ist, denn von allen anderen Hallen haben wir die Infos erhalten, dass keine Person anwesend ist. Außer von dieser, denn diese hat keine Wachen und sollte offiziell eigentlich gar nicht existieren."

Caine sieht uns ernst an, und wir nicken erneut. Die Halle, auf die Caine zeigt, liegt knappe zehn Minuten Fahrt außerhalb der Stadt, und sollte mit dem Auto nicht allzu schwer zu erreichen sein. Jedoch denke ich nicht, dass wir bis vor die Halle fahren werden, denn das wäre zu offensiv. Jede Sekunde, in der wir Javier in Sicherheit wiegen können, ist mehrere Goldbarren wert, denn nach wie vor wissen wir nicht genau, was er alles drauf hat.

Und wenn wir nicht vorsichtig sind, könnte und das eventuell den Kopf kosten.

--

Es geht los ^.^

Wie denkt ihr, dass es laufen wird?

Und was glaubt ihr, dass nach all dem mit Al und Nate passieren wird? ;)

- xo, Zebisthoughts

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