61 - Aleyna - Für immer geprägt

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„Aleyna. Gib uns Aleyna."

Ich schaue auf, als ich durch den kleinen Lautsprecher in meinem neuen Verließ klar und deutlich diesen Satz aus Nate's Mund hören kann. Ich habe das ganze Gespräch mitverfolgt, und weiss somit auch, dass Nate sich zwischen mir und seinem Bruder entscheiden musste. Wieso hat er sich für mich entschieden? Ray braucht dringend Hilfe, er wird das hier nicht mehr lange durchstehen.

„Bist du dir da sicher?"

Ich halte die Luft an, als mein Entführer Nate die Möglichkeit bietet, seine Entscheidung zu reklamieren. Doch Nate ist sich sicher, das habe ich an der Entschlossenheit seiner Stimme gehört, als er sich für mich entschieden hat. Aus welchen Gründen auch immer. „Ja, ich bin mir sicher."

Keine drei Sekunden später öffnet sich die Türe, und zwei Männer kommen herein. Ich kenne sie beide nicht, und gehe davon aus, dass sie zu den restlichen Männern gehören, die meine Entführer unter sich haben. Ich werde an beiden Armen gepackt und hochgezogen, wobei mir ein leiser Fluch über die Lippen kommt. Meine Naht schmerzt noch immer höllisch, und sobald ich mich erhebe wird mir unglaublich schlecht und schwindlig. Und wenn ich mich nicht bewege, zittert mein ganzer Körper vor Kälte, während mir Schweißtropfen von der Stirn fallen.

Kaden hat sein Bestes gegeben, um mich einigermaßen aufzupäppeln, doch trotzdem können wir beide nicht leugnen, dass ich ins Krankenhaus sollte. Und vielleicht werde ich dort auch endlich bald hingehen. Die Männer versuchen, mich durch den Raum zu ziehen, doch meine Beine geben schon beim ersten Schritt nach. Ohne eine Miene zu verziehen werde ich schlussendlich hochgehoben, und aus dem Raum getragen.

„Kann ich nach Hause?", frage ich leise, und räuspere mich leicht. Ich habe meine Stimme extrem wenig eingesetzt die letzten Tage, wobei mein schmerzender Hals wohl auch gar nichts anderes zugelassen hätte. „Bald", antwortet mir einer der beiden Männer nur, und ich lehne erschöpft meinen Kopf gegen die Schulter der Person, die mich gerade trägt. Anhand der leichten Bewegung des Mannes, wenn er einen Schritt macht, kann ich feststellen, dass wir eine ganze Weile laufen.

Irgendwann betreten wir dann einen mir unbekannten Raum, in dem uns eine gewaltige Hitze entgegenschlägt. Sofort öffne ich die Augen wieder, und entdecke einen Kamin, an dem zwei Männer herumhantieren. Einer davon ist derjenige, der mich vor einigen Stunden – oder Tagen? – gefoltert hat, damit ich mit der Sprache rausrücke. Er dreht sich zu uns um, und sieht mich mit diesen leeren Augen an. Dann sieht er zu den beiden Männern, die mich hergebracht haben, und nickt kurz.

Ich werde auf den Tisch gelegt, der mitten im Raum steht, und mein mittlerweile völlig ausgeleiertes Shirt wird an meinem Ärmel hochgekrempelt. Direkt darauf spüre ich, wie meine Haut mit einem feuchten Waschlappen abgewischt wird, während mich keiner der Männer wirklich ansieht. Alle sind damit beschäftigt, etwas zu tun, was ich entweder nicht sehen kann, oder nicht verstehe.

Der Mann der mich gefoltert hat, und anscheinend sowas wie der Leiter dieser Männer ist, dreht sich endlich vom Kamin weg, und kommt zu mir rüber. Er streicht mir paar Strähnen aus der Stirn, sieht mich an, und seufzt dann. „Schade, dass so ein hübsches Mädchen in sowas mit reinrutschen musste", sagt er dann klar und deutlich, doch ich kann keine Spur von Mitleid oder Bedauern in seiner Stimme hören. Nein, er freut sich.

„Du wirst eine kleine Erinnerung an uns behalten, und damit meine ich nicht in deinem Kopf drin. Sozusagen als Denkzettel und kleinen Reminder dafür, dass du nie vergessen wirst, wozu wir fähig sind." Die Männer fangen an, mich festzuhalten, mich mehr oder weniger zu fixieren. Langsam werde ich nervös, als der Ärmel des Shirts noch weiter hochgekrempelt wird, und der Mann meine Schulter eingehend mustert. „Da", sagt er dann, und zeigt auf eine Stelle.

Sein Kumpel nickt, und geht langsam zum Kamin. Als ich sehe, dass er einen Stab aus Eisen in der Hand hält, weiten sich meine Augen panisch, und ich fange an, den Kopf zu schütteln. „Nein", flüstere ich, und versuche, mich zu bewegen. „Nein, nein, bitte nicht, bitte tut mir das nicht an", flehe ich den Mann an, doch dieser sieht mich erneut nur kalt an. „Mach mal bisschen schneller", zischt er zu seinem Kumpel, der nur die Augen verdreht, ehe er den Stab langsam aus den Flammen zieht.

Er glüht regelrecht, und auch aus sicherer Entfernung kann ich die Hitze deutlich fühlen. Der Mann nimmt den Metallstab entgegen, und ich entdecke eine Art Stempel an dessen Ende. „Was ist das?" frage ich mit brüchiger Stimme, und rede mir ein, dass alles gut wird. „Das wirst du schon sehen." Noch bevor ich irgendwas sagen kann, presst der Mann den glühenden Stempel auf meine Schulter, und mein Schreien übertönt das zischende Geräusch um einiges.

Ich kann den Schmerz nicht beschreiben, der sich da in meine Haut frisst. Es brennt, sticht, ist heiß, lässt mich verrückt werden. Ich schreie um mein Leben, während mir in Sekundenschnelle Tränen in die Augen steigen, und diese auch augenblicklich verlassen. Die Männer müssen ziemlich viel Kraft aufwenden, um mich festzuhalten, und ich gebe mein Bestes, um sie daran zu hindern. Doch schlussendlich sind es drei gegen einen, das ist vor allem für mich als Mädchen zu viel.

Die Sekunden, in denen sich der Metallstab in meine Haut frisst, fühlen sich wie eine Ewigkeit an, und ich höre auch nicht auf zu schreien, als er langsam entfernt wird. Denn der Schmerz ist immer noch da. Irgendwann jedoch kann ich nicht mehr schreien, und weine nur noch vor mich hin, während ein kühler Lappen auf mein frisches Brandmal gedrückt wird. Im selben Moment wird die Türe aufgerissen, und Kaden steht im Raum.

„Was soll das hier denn? Keanen wird ungeduldig, und das ist nicht gut. Der Deal platzt, wenn sie nicht bald da – IST DAS EUER ERNST?!"

Kadens Stimme erhebt sich deutlich, als er zu verstehen scheint was hier eben noch vor sich gegangen ist, und augenblicklich ist er bei mir. Der Mann, der mir das angetan hat, steht fast kleinlaut auf, und überlässt Kaden seinen Platz. „Früher haben wir das doch auch so gemacht", sagt er nur mit tiefer Stimme, und Kaden hebt den Waschlappen leicht an. Als er die Wunde sieht kann ich deutlich erkennen, wie er seinen Kiefer zusammenpresst, und vorsichtig legt er den Lappen wieder zurück.

Dann steht er auf, und dreht sich zu dem Mann um. Er überragt ihn um mindestens einen Kopf, und sieht finster auf ihn herab. Ohne ein Wort zu sagen holt er aus, und verpasst dem Typ einen derartigen Kinnhaken, dass er nach hinten taumelt, und schlussendlich auf den Boden fällt. „Früher ist aber schon lange vorbei, Vollidiot", zischt er dann, und augenblicklich lassen mich alle Männer los.

Kaden dreht sich wieder zu mir um, und reibt sich kurz übers Gesicht. „Tut mir leid, dass wir solche Vollidioten bei uns haben", murrt er dann, und ich schüttle nur den Kopf. „Bring mich bitte einfach hier raus", flüstere ich, und beiße mir auf die Lippe. Der Schmerz hat noch immer nicht nachgelassen, und Kaden scheint dies sehr deutlich zu sehen. „Fünf Minuten", sagt er nur, und schickt einen der Männer los, um etwas für ihn zu holen.

Gleichzeitig setzt Kaden sich wieder neben mich hin, und entfernt den Lappen langsam. Mit der noch sauberen Seite tupft er mir meine Stirn und Wangen ab, ehe er den Lappen auf den Boden wirft, und nach einem neuen verlangt. Dieser kommt sofort, und fast zur selben Zeit taucht auch der Junge mit dem Medizinkoffer wieder auf. Er reicht ihn Kaden, welcher die Ärmel hochkrempelt, und dann langsam versucht, meinen Arm zu bewegen.

Sofort wimmere ich leise auf, und presse mir meine Hand auf den Mund. „Geht's?" Ich nicke nur, und kneife die Augen zusammen. „Mach einfach was du machen willst, und mach es schnell", presse ich hervor, und höre Kadens leises Räuspern. „Brennt bisschen", warnt er mich kurz vor, ehe er anscheinend eine ganze Flasche Desinfektionsmittel über die Wunde kippt.

Vor Schmerzen verlässt ein kleiner Schrei meinen Mund, und augenblicklich fange ich an, tief ein- und auszuatmen. Wenn ich jetzt anfange rum zu zappeln, wird das Kaden in keiner Weise helfen, was für mich bedeutet, dass ich noch länger hier sein muss. Und das will ich auf keinen Fall. „Was zur Hölle machst du da?" frage ich irgendwann doch, als Kaden noch immer an meiner Schulter herumhantiert, und schiele leicht zu ihm rüber.

Inzwischen sind anderthalb Waschlappen völlig rot, genauso wie Kadens Hände. Doch es scheint ihm nichts auszumachen. „Ich tu da jetzt eine Salbe drauf, dann einen Druckverband. Und dann gehen wir raus, damit du so schnell wie möglich mit Nate ins Krankenhaus fahren kannst, denn auch deine Naht bereitet mir keine Freudensprünge." Ich nicke nur noch, da das genau das ist, was ich mir gerade wünsche. Endlich ins Krankenhaus zu können.

„Was passiert mit Ray?" frage ich erneut nach einer Weile leise, und Kaden seufzt, während er einen Verband um meinen Oberarm und meine Schulter wickelt. „Das kann ich dir leider nicht genau sagen. Kommt drauf an, was Miguel fordern möchte." Es ist das erste Mal, dass Kaden den Namen seines Bruders nennt, und ich merke ihn mir gut. „Wird er sterben?" Kaden hält kurz Inne, ehe er den Verband zu ende macht. Dann hebt er den Kopf, und sieht mich direkt an. „Ich weiss es nicht, Aleyna."

Er steht auf und hebt mich endlich von diesem Tisch, den ich hoffentlich nie mehr sehen muss. Wir verlassen den Raum, und gehen eine Treppe hoch. Dort stößt Kaden dann einige Türen auf, und das Gefühl von frischer Luft wird immer wie stärker. Dann öffnet Kaden die letzte Türe, und wir stehen draußen. „Oh mein Gott", flüstere ich, und nehme einige tiefe Atemzüge.

Tatsächlich verzieht Kaden seinen Mund ganz leicht zu einem Lächeln, welches jedoch genauso schnell wieder verschwindet, wie es gekommen ist. Er läuft zu einem Auto, setzt mich auf den Beifahrersitz, und startet den Motor, sobald er hinter dem Steuer Platz genommen hat. „Wir fahren nur etwa fünf Minuten", erklärt Kaden mir, und ich nicke. Auch das merke ich mir.

Ich weiss nicht, ob Kaden unvorsichtig ist, oder ob er will, dass ich diese Dinge höre.Denn eigentlich sind das gerade sehr wichtige Informationen. Auch die Gegend kann ich mir gut einprägen. „Du hast das nicht freiwillig gemacht", platze ich irgendwann heraus, und Kaden sieht ruckartig zu mir, und dann wieder auf die Straße. Eine Weile schweigt er, ehe er rechts ran fährt, und den Wagen zum Stehen bringt.

„Miguel darf das nicht erfahren", flüstert er leise, und es ist das erste Mal, dass ich Kaden so sehe. Er scheint verzweifelt zu sein. „Was ist passiert?", frage ich leise, und drehe mich etwas zu Kaden hin. Dieser schüttelt nur den Kopf, und reibt sich dann die Schläfe. „Viel. Sehr viel." Ich nicke nur, und starre wieder in die Nacht heraus. „Du musst wissen, Miguel und ich vergöttern unsere Familie", fängt Kaden langsam an zu erzählen, während er mit einem seiner Armbänder spielt.

„Dad war da in diese... Sachen verwickelt, illegale Transporte. Er war Drogenschmuggler. So haben wir irgendwann Javier kennengelernt, und noch bevor ich etwas dagegen tun konnte, hat er uns in seine Obhut genommen. Miguel, Juan – unser Bruder -, und ich. Bei Dad war es anscheinend nicht mehr sicher genug für uns, da er in der Vergangenheit einige Male fahrlässig gearbeitet hatte. Javier hat ihm schlussendlich das Leben gerettet.

Miguel glaubt deshalb, für immer in seiner Schuld zu stehen, und tut alles, um dieser Position gerecht zu werden. Für ihn ist all das hier okay. Naja, nachdem du unseren Bruder getötet hast, ist er völlig durchgedreht. Er wollte sich rächen, und das hat er getan. Ich jedoch habe nie so gedacht. Ich hasse es, wenn Menschen verletzt werden. Habe ich immer, und werde ich immer."

Ich nicke langsam, und runzle dann wieder die Stirn. „Wieso hast du dann überhaupt mitgemacht?" Kaden seufzt, und hebt eine Augenbraue. „Das ist meine Familie, Aleyna. Es wäre ein hochgradiger Verrat, meinen Bruder nicht bei der Rache für unseren Bruder zu unterstützen. Mom und Dad würden mich verstoßen, und Miguel würde mich nie mehr ansehen. Er ist trotz allem mein Bruder, verstehst du?"

Ich nicke erneut langsam, da ich schon etwas verstehen kann, was genau Kaden in diese Situation geleitet hat. In seiner Haut zu stecken war anscheinend noch nie wirklich toll, und tatsächlich kommt etwas Mitleid hoch. „Lass uns weiterfahren", murmle ich, und Kaden nickt. Er startet den Motor, reiht sich wieder in den Verkehr ein, und bringt mich mit jedem Meter näher zu meiner Freiheit.

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Wie schlimm glaubt ihr, dass Aleynas Verletzung ist?

Und was haltet ihr von Kaden's Gründen, seinem Bruder zu helfen?

- Xo, Zebisthoughts

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