Kapitel 22

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Pov Daichi Sawamura

Drei Tage.
Drei Tage, seit Sugas Lügen allesamt aufgeflogen waren und er die Flucht ergriffen hatte.
Drei Tage, seit denen er nun schon spurlos verschwunden war, während alle nach ihm suchten.
Drei Tage, nach denen ich nicht mehr wusste, wo mir der Kopf stand.

Ich hatte kaum geschlafen oder gegessen, konnte mich einfach nicht ausruhen.
Ich musste Koushi finden, musste ihn dazu bringen, sich der Polizei zu stellen.

Isamu Miyazaki hatte mit einem Trupp bewaffneter Kollegen vor unserer Haustür gestanden, sobald feststand, dass der Fingerabdruck auf der Tatwaffe der Drogenübergabe und Sugas Fingerabdruck ein und derselbe waren.
Doch er war schon längst weg gewesen.

Ich wusste nicht, ob ich darüber erleichtert oder besorgt sein sollte.

Ich wusste gar nichts mehr.

Was war nun noch richtig und was war falsch?

Mein Freund war kriminell, auf den Fahndungsplakaten als gefährlich beschrieben.
Und doch war er mein Freund, Koushi Sugawara, und ich wusste, dass er nicht gefährlich war. Nur würde mir das keiner glauben.

Suga würde ins Gefängnis wandern für sehr, sehr lange Zeit, wenn nicht sogar sein Leben lang.
Konnte ich das zulassen? Sollte ich das?

"Daichi", sprach mich jemand von der Seite vorsichtig an und ich schrak auf.

Fragend sah ich Emi an, die mich sanft anlächelte.

"Dein Handy klingelt", informierte sie mich und deutete auf das Gerät, das auf meinem Schreibtisch summte.

"Oh", murmelte ich.

Ich starrte einen Moment vor mich hin, bevor ich mich zusammenriss und den Anruf annahm.

Ich wollte mit niemandem reden. Wollte nichts erklären, mich nicht rechtfertigen.
Wollte keine Bemerkungen hören, wieso ich Suga noch immer ein wenig verteidigte.
Wollte mich nicht schon wieder von aufdringlichen Journalisten aushorchen lassen, ob die Gerüchte stimmten.

"Da-daichi?" Die Stimme war nicht mehr als ein leises Hauchen und doch würde ich sie unter Tausenden wiedererkennen.

Abrupt stand ich auf. Öffnete den Mund, schloß ihn wieder. Ich konnte hier nicht reden.

Ich blickte zu Emi, die mich aufmerksam musterte.
"Ist das-?", fragte sie und ich nickte leicht.

Ohne weitere Fragen zu stellen, sprang die Polizistin nun ebenfalls auf und zog mich hinter sich her aus dem Polizeipräsidium hinaus.

"Suga?", flüsterte ich in das Handy.

Ein Husten, schweres Atem.

"Koushi, wo bist du?"

"Ich wusste nicht wohin, ich-" Sein eigenes Schluchzen unterbrach ihn.

"Wo bist du?", wiederholte ich noch einmal.
Ich musste zu ihm. Er klang nicht gut, ich wusste nicht, was es war, aber etwas in seiner Stimme machte mir Angst. Es war etwas passiert.

Leises Schluchzen.

"Grundschule. Park. Ich- Hilf mir, Daichi", kam eine erstickte Antwort.

Ich holte tief Luft, versuchte Ruhe zu bewahren. "Ich komme. Beweg dich nicht von der Stelle, okay?"

Keine Antwort. Das Telefonat war bereits beendet worden.

Emis Blick lag auf mir und langsam drehte ich mich zu ihr. "Bitte sag nicht Miyazaki-"

"Halt den Mund und schwing den Hintern in mein Auto", unterbrach sie mich, während sie sich schon abwand. "Ich fahr dich."

Besorgt sah ich in den Himmel, dessen rosane Färbung die herannahende Dämmerung bereits ankündigte.
Wir mussten Suga finden und zwar schnell.

Der Park lag still da. Da es Sonntagabend war, war nichts los.

"Er kann hier überall sein", fluchte ich und sah mich um.

"Dann fangen wir lieber sofort mit dem Suchen an", trieb Emi mich an und lief los.

Entschlossen folgte ich ihr.

Wir schauten hinter jeden Baum, jeden Busch, doch nirgens eine Spur von dem Grauhaarigen.

Meine Hoffnung, ihn zu finden, sank, während meine Panik stieg.
Was, wenn ihm etwas zugestoßen war?
Das könnte ich mir niemals verzeihen. Ich hätte für ihn dasein müssen, hätte ihn nicht weglaufen lassen sollen. Gemeinsam hätten wir eine Lösung gefunden. Wir hätten es geschafft.

Als Emi mir erschrocken in die Seite schlug, zuckte ich zusammen, erwachte aus meiner Trance.
Sie deutete auf die kleine Teichanlage, in der das Wasser leise gluckerte.

Und da stand er. Sich an die steinerne Statue, die zum Teich dazugehörte, stützend, offensichtlich mit Schwierigkeiten, sich aufrecht zu halten.

"Suga!", stieß ich aus.

Er sah auf.
Unsere Blicke trafen sich und für einen Moment schien die Zeit stillzustehen. Die Erde hörte auf, sich zu drehen und hielt die Luft an.

Ich lächelte Suga erleichtert an, um ihm zu zeigen, dass er keine Angst zu haben brauchte.

Der Grauhaarige lächelte gequält zurück, bevor er vornüber ins Wasser kippte.
Wo seine Hand an der Statue gelegen hatte, blieb ein blutroter Abdruck ihrer zurück.

"Scheiße!" Ich stürzte auf den Teich zu und stürzte zu Suga.
Das Wasser war nicht sehr hoch, ging mir gerade mal bis zu den Waden. Ich fiel auf die Knie und sofort sog meine Kleidung das kühle Nass gierig in sich auf, doch ich merkte es nicht einmal richtig.

Hastig kämpfte ich mich zu meinem Freund vor, der die Lider halb geschlossen hatte und am Ende seiner Kräfte zu sein schien.
Das Wasser um ihn herum färbte sich dunkel.

Mir wurde übel.
Was war nur geschehen?
Wie hatte das passieren können?
Wer hatte ihm das angetan?

"Ruf einen Krankenwagen!", schrie ich Emi zu, bevor ich mich über Suga beugte und ihn etwas aus dem Wasser zog, damit er nicht untergehen konnte.
Ungeschickt und mit fahrigen Bewegungen brachte ich ihn in eine stabile Position, hielt ihn.

"Daichi", murmelte er halb weggetreten. "Du bist gekommen."

Mir kamen die Tränen.
"Natürlich bin ich gekommen, Suga. Was ist passiert, wieso blutest du?" Meine Stimme klang erstickt, während ich lautlos weinte.

Suga schüttelte nur schwerfällig den Kopf.
"Es tut mir leid. So so leid. Verzeih mir, dass ich so viel Schlechtes in dein Leben gebracht habe", flüsterte er stattdessen und legte eine Hand an meine Wange.
Es war offensichtlich, dass ihn das viele Mühen kostete.

Ich konnte nicht zuordnen, woher das Blut kam, es sah aus als käme es von Bauchhöhe, doch sicher war ich nicht. Die Panik machte mir das Atem schwer, doch ich unterdrückte sie.
Ich musste ruhig bleiben. Ruhig bleiben für Koushi.

"Es wird alles gut", schluchzte ich. "Bald ist ein Krankenwagen da. Du schaffst das, Suga. Du lässt dich nicht unterkriegen, das hast du noch nie." Es klang mehr wie ein verzweifeltes Flehen als wie ein Zuspruch.

"Warum bemühst du dich noch, Dai?"

Es gefiel mir nicht, wie müde er klang, wie schwach.

"Bleib wach, Suga", befahl ich mit zittriger Stimme. "Schließ auf keinen Fall die Augen."

Ich wusste nicht, wie lang er schon so durch die Gegend geirrt war, blutend und nur halb bei Verstand. Vermutlich zu lange. Aber er würde es schaffen, er musste es schaffen.

Er lachte leise. Wenn man es denn Lachen nennen konnte, es klang eher wie ein gequältes Stöhnen.
"Es ist okay, Daichi. Das Spiel ist zu Ende, Karasuno ist gefallen. Ich habe verloren", er lachte wieder keuchend. "Ja, das Spiel ist zu Ende. Endlich zu Ende."

Eine Sirene heulte durch die Abenddämmerung.

Ich verstärkte meinen Griff um Suga, merkte es jetzt, dass ich ihn die ganze Zeit nicht losgelassen hatte.

"Sag sowas nicht", wimmerte ich.

Er hatte die Augenlider kaum noch offen. Seine Haut schien blass, fast schon weiß zu schimmern, bildete einen absurd deutlichen Kontrast zum rotgefärbten Wasser.
Das alles war ein Alptraum und ich wünschte mir nichts sehnlicher als endlich aufzuwachen. Zu merken, dass alles in Ordnung war. Dass Koushi unversehrt neben mir lag, ein ganz normaler Grundschullehrer war. Dass alles nur ein blöder Streich meines Unterbewusstseins gewesen ist.

"Der Krankenwagen ist gleich da, Koushi", versprach ich.

Seine Hand sank von meiner Wange, während er mich schwach anblinzelte. Er weinte. Stumm. Ohne den Blick von mir abzuwenden.

Sanft und bemüht nicht zu zittern, wischte ich sie ihm von den Wangen. "Ich verzeihe dir, Koushi Sugawara, ich verzeihe dir alles, aber bitte bleib jetzt bei mir. Wir schaffen das gemeinsam, ich kann nicht ohne dich leben. Ich liebe dich!"

Ein kleines Lächeln formte sich in Sugas Gesicht. "Das ist das erste Mal, dass du das zu mir sagst", flüsterte er verträumt.

Das Blaulicht ließ mich aufblicken.
Eine Welle der Erleichterung durchfuhr mich, als ich den Krankenwagen erblickte, aus dem die Rettungssanitäter eiligst sprangen. Hilfe war da.

Sie würden ihn retten.

Ich sah freudig auf Suga.

Mein erleichtertes Lächeln verblasste, als ich auf das noch immer leicht lächelnde Gesicht blickte.
Die Augen geschlossen.
Die Haut bleich.
Der Atem erloschen.

Zum zweiten Mal an diesem Tag stand die Erde still.


In the end he was the setter of death.

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