Kapitel 21

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Pov Koushi Sugawara

Drei Tage.
Drei Tage hatte ich gebraucht, um alles zu beschaffen.
Drei Tage, nach denen die ganze Stadt nach mir suchte.
Drei Tage, in denen ich abgetaucht war.

Nicht selten sah ich Flugblätter mit meinem Gesicht darauf, die die Polizei auf der Suche nach mir aufgehangen hatte.

Ich hatte versagt. Ich hatte alles vermasselt.
Ich hoffte inständig, dass ich wenigstens noch einen kleinen Teil wiedergutmachen könnte.
Nicht zwischen Daichi und mir, nicht für mich selbst, aber für die anderen.

Die Kapuze des dicken Hoodies, den ich trotz der Wärme trug, tief ins Gesicht gezogen, huschte ich durch die Straßen.
Unbemerkt. Auf der Flucht.

Als ich die Sirenen eines Polizeiautos hörte, sprang ich hastig hinter eine Gruppe von Mülltonnen und drückte mich zitternd in den Schatten der Hauswand.
Ich hatte verloren, das wusste ich. Aber noch hatte ich etwas zu erledigen.

Die Sirenen verhallten wieder in der Ferne.

Flach atmend begann ich, die Sekunden zu zählen.
Achtzehn, neunzehn, zwanzig.
Dann traute ich mich erst aus meinem Versteck heraus, rannte geduckt weiter bis ich endlich bei dem vertrauten Gebäude ankam.

Noch einmal sah ich mich um, doch wie erwartet konnte ich keine Menschenseele weit und breit entdecken, weshalb ich die verlassene Lagerhalle betrat.
Meine Schritte hallten an den Wänden wider.

Noch nie hatte ich mich so allein gefühlt wie jetzt.

Noch zehn Schritte bis zu dem Büro, in dem wir uns immer trafen.

Neun. Acht.

Bitte, sie mussten gekommen sein. Sie mussten einfach.

Sieben. Sechs.

Sie mussten mir nur noch ein einziges Mal vertrauen, danach würden sie mich nie wieder sehen.

Fünf. Vier.

An ihrer Stelle wäre ich nicht noch einmal gekommen. Ich wäre abgehauen, hätte mich vermutlich selbst in Sicherheit gebracht.

Drei. Zwei.
Ich hatte Angst.
Angst, was mich erwarten würde. Angst, wer mich erwarten würde. Und am meisten Angst vor Aki, deren Drohungen in meinem Kopf umherschwirrten wie die Fruchtfliegen um das Obst.

Eins.
Die Tür öffnete sich quietschend, als ich den kleinen Raum betrat.

Erleichterung vermischte sich mit der Angst, vermischte sich zu einem undefinierbaren Cocktail, der mir Übelkeit bescherte.

Sie waren alle da.
Yasuo, Aki, Jiro, Mogli, Gina, Kenji, Serena, Tomi, Gabi, sie alle waren gekommen und blickten mich an. Verurteilend. Besorgt. Bemitleidend. Wütend.
Jeder schien anders zu empfinden.

Zögerlich wagte ich einen Blick zu Aki, doch ihr Gesicht war das einzige, aus dem ich keine Emotionen lesen konnte.
Ob das ein gutes Zeichen war, wusste ich nicht.

"Ich... Es tut mir so leid" flüsterte ich, noch immer im Türrahmen stehend.

Yasuo murmelte etwas undefinierbares.

"Jetzt komm erstmal rein", befahl Mogli sanft und ich gehorchte.

"Du hast uns einiges zu erklären", stellte Gina scharf fest.

"Sorry", murmelte ich wieder.

Kenji sprang wutentbrannt auf. "Sorry?! SORRY?! Dein verdammtes Gesicht tapeziert die halbe Stadt und du sagst Sorry?! Wir alle sind kurz davor deinentwegen aufzufliegen und alles, was dir dazu einfällt, ist Sorry?!", brüllte er.

Beschämt zog ich den Kopf ein.
Er hatte ja Recht.

Nach Kenji sagte erst einmal niemand etwas, die Anschuldigungen hingen schwer im Raum.

Ich holte tief Luft- und dann begann ich, zu erzählen.

Dass ich damals bei der fehlgeschlagenen Drogenübergabe von Daichi angeschossen worden war und mich rausreden konnte.

Dass er meine Jugendliebe gewesen war, die ich acht Jahre lang gemieden hatte.

Dass sich der Kontakt wieder ungewollt herstellte, obwohl ich genau um Daichis Beruf Bescheid wusste, er hingegen nicht über meinen.

Dass ich nach Daichis Unfall bei ihm einzog und wir wieder ein Paar wurden, obwohl ich wusste, wie falsch es war.

Dass er immer mehr herausfand und ich ihn mit spontanen Lügen abfertigte, bis das gesamte Lügengebilde wie ein wackeliges Kartenhaus in sich zusammenfiel und ich nun in der ganzen Stadt von der Polizei gesucht wurde.

Ich erzählte die ganze schreckliche Wahrheit, erzählte weiter, selbst als mir die Tränen der Verzweiflung kamen und ich kaum noch Luft bekam.

Die anderen hörten mir schweigend zu und unterbrachen mich kein einziges Mal.

Als ich geendet hatte, versiegten auch allmählich meine Tränen. Ich hatte keine mehr übrig.

"Ihr werdet nicht mit mir in Verbindung gebracht", krächzte ich, heiser vom Weinen und Reden. "Aber ich kann verstehen, wenn ihr euch hier nicht mehr sicher fühlt."

Ich griff in die Tasche meines Hoodies und warf die gesuchten Dokumente auf den metallenen Bürotisch im Raum.

"Ich habe für jeden von euch Flugtickets nach Europa besorgt", erklärte ich schniefend, konnte den Blick nicht vom Boden heben, konnte nicht in ihre Gesichter schauen.

"Außerdem für jeden ein individuelles gefälschtes Arbeitszeugnis, mit dessen Hilfe ihr in den neuen Wohnorten problemlos Arbeit finden solltet. Wohnungen konnte ich noch nicht besorgen, doch das Geld vom Museumseinbruch sollte dafür für euch alle reichen..."

Stille.

"Was ist mit dir?"

Überrascht blickte ich nun doch auf. Die Frage war von Mogli gekommen, der mich mit verdächtig glitzernden Augen ansah.

Ich öffnete den Mund, um zu antworten, als ich bemerkte, dass ich keine Antwort auf diese Frage hatte.

Ich lächelte traurig und zuckte halbherzig mit den Schultern. "Ich weiß es nicht. Ihr seid in diesem Moment wichtiger."

Ich raffte die Dokumente von dem Schreibtisch auf und verteilte sie an ihre Besitzer.

"Geht jetzt lieber", sagte ich.
Mir war selbst bewusst, wie brüchig meine Stimme klang, doch ich konnte nichts dagegen tun. Mein Herz schmerzte wie es noch nie geschmerzt hatte.

Sie gingen.

Selena, Kenji, Gina und Gabi ohne weitere Worte.

Tomi und Jiro klopften mir noch einmal aufmunternd auf die Schulter und murmelten eine Verabschiedung, bevor sie den Raum und mein Leben verließen.

Mogli schien nach Worten zu ringen, bis er schließlich mit einem Schluchzer auf mich zustürzte und mit einer verzweifelten Umarmung fast erdrückte.

"Das wird schon alles, Mogli", flüsterte ich.
Ich log. Wir wussten es beide, doch was hätte ich sonst sagen sollen.

Traurig tätschelte ich Moglis Rücken. Er löste sich wieder, dann wandte er sich ab und wankte davon.

Nun waren nur noch Yasuo, Aki und ich anwesend.

Der Junge schien nicht ganz zu wissen, wie er reagieren sollte. Ob er mich hassen oder doch trauern sollte. Er trat auf mich zu, verunsichert. Es schnitt mir die Luft ab und mein Körper begann, zu zittern.
Yasuo war für mich wie ein kleiner Bruder gewesen, auf den ich stets aufgepasst hatte.

Er lächelte müde. "Ich bin dir böse, wirklich unheimlich böse", erklärte er und ich nickte. "Trotzdem wäre ich ohne dich vermutlich nach drei Tagen in irgendeiner Gasse verreckt, also... Ich glaube, ich habe mich nie dafür bedankt... Danke, Suga. Ich... du wirst von mir hören."

Er schien kurz mit sich zu hadern, ob er mich umarmen sollte, machte dann aber kehrt und verschwand hastig.

Nun war ich mit ihr allein.
Die Angst erfüllte mich, bereitete mir eine Gänsehaut und ließ mich nicht mehr los.

Ich könnte sterben. Daichi könnte sterben. Und doch- mein Tod wäre egal. Aber Daichi hatte es nicht verdient.

Aki sagte nichts, sah mich einfach nur an. Mit einem undurchdringlichen Blick.

"Mach doch, was du willst", stieß ich aus.

Keine Reaktion.

Auf einmal war ich unendlich müde. Ich wollte mich hinlegen und einschlafen, um dann nie wieder aufzuwachen.

Aki kam auf mich zu.

Ich spannte mich an, mein Herz schlug mir bis zum Hals. Würde das mein Ende sein?

Mir entfuhr ein überraschter Laut, als Aki mich umarmte.

"Was?", brachte ich hervor, doch dann ließ ich mich in die Umarmung fallen. Legte meinen Kopf auf ihre Schulter und schlang die Arme um die Rothaarige.
Mir kamen wieder die Tränen, obwohl ich hätte schwören können, ich hätte keine mehr.

"Es tut mir leid, wie es gelaufen ist", flüsterte Aki beruhigend auf mich ein. "Du hast etwas Besseres verdient. Und du hast uns alle noch rechtzeitig von dir abgekapselt, damit uns nichts geschieht, anstatt dich in Sicherheit zu bringen. Koushi, du musst keine Angst haben, ich werde Daichi nichts antun."

Zu den Tränen der Trauer kamen nun noch Tränen der Erleichterung.

Sie stoppten jäh mit einem erstickten Stöhnen, als ich den Stoß in den Bauch spürte.

Aki stützte mich, hielt mich davon ab, in mich zusammenzusinken.

Langsam sah ich hinunter, brauchte einige Sekunden, um zu realisieren.

Mit einem Ruck zog Aki das Messer wieder aus meinem Bauch und ließ mich nun zu Boden sinken.

Das Blut folgte dem Messer, färbte mein weißes Hemd dunkelrot und tropfte schwer zu Boden. Es war wie ein Déjà-vu, nur war es diesmal sehr viel mehr Blut als bei dem Streifschuss, den Daichi verursacht hatte.

Ich rang nach Luft, während die Schmerzen in meinem Bauch explodierten, alles andere aus meinem Kopf und Körper verdrängten.
Wie automatisch drückte meine Hand auf die Wunde, während ich nur wimmern und verzweifelt versuchen konnte, zu atmen.

Aki sah mir dabei zu, wie ich gegen die Schmerzen ankämpfte, regte sich nicht.
"Es tut mir leid, Koushi Sugawara", flüsterte sie. "Aber ganz konnte ich mein Versprechen nicht brechen. Ich habe dir geschworen, dich und Daichi Sawamura zu töten, wenn auch nur das kleinste Detail ans Licht kommt. Ich werde Daichi nichts tun, darauf hast du mein Wort... und auch du hast die Chance, zu überleben... Leb wohl, Suga."

Sie verließ das Büro und ließ mich mit meinen Schmerzen und dem Blut und dem Ringen mit dem Tod allein.

---------------------------------------------------------
Ey es tut mir so leid

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro