Kapitel 3

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Daichi Sawamura Pov

"Setz dich da auf die Coach!", befahl ich und Suga kam der Aufforderung nach.

Während ich ins Schlafzimmer ging, um für ihn ein neues Tshirt und den Verbandskasten zu holen, sah er sich interessiert in meiner Wohnung um.
Sie war schlicht, doch ich mochte sie.

Als ich zu dem Grauhaarigen zurückkam, blickte er mich unsicher an und ich seufzte.

"Du musst schon dein Hemd ausziehen, wenn ich dich verbinden soll. Außerdem ist das eh vollkommen verdreckt, du kannst das hier anziehen", erklärte ich ihm und streckte ihm das T-Shirt hin.

Da ihm wohl nun klar wurde, dass er keine andere Wahl hatte, knöpfte er sich widerwillig das Hemd auf und streifte es ab.

Ich spürte, wie mir schon wieder die Hitze in die Wangen schoss und bemühte mich darum, die Wunde näher zu betrachten.
Sie hatte mittlerweile aufgehört, zu bluten.

Suga musterte nun ebenfalls seine verletzte Seite.

"Siehst du?", lächelte er, "Sagte ich doch, nur ein Streifschuss, nichts Wildes. Gib mir das da mal!"

Er nahm mir den Verbandskasten ab, bevor ich widersprechen konnte, und in den nächsten zehn Minuten sah ich ihm mit einer Mischung aus Erstaunen, Verblüffung und Bewunderung dabei zu, wie er die Wunde desinfizierte und sich anschließend einen perfekten Druckverband anlegte.

Verwirrt blinzelte ich dreimal.
"Suga, wieso kannst du das? Und kannst du bitte eine angemessene Reaktion dafür zeigen, dass du angeschossen wurdest?", brach es aus mir heraus und er zuckte ertappt zusammen.

"Was?", stammelte er.
Irgendetwas stimmte nicht. Er traute sich nicht einmal, mir in die Augen zu schauen.

"Dich scheint das gar nicht groß zu kümmern. Als wäre es schon viel öfter vorgekommen, du bist so... routiniert", warf ich ihm vor und er lachte kurz nervös auf.

"Sawamura, sei nicht albern! Ich wurde noch nie angeschossen, aber es tut nicht so weh, also warum Aufheben darum machen?
Außerdem kann ich einen Verband machen, weil ich vor meinem Lehramtsstudium drei Jahre lang als Rettungssanitäter gearbeitet habe", erklärte er bemüht entspannt und lächelte mich vertrauenswürdig an.

Meine Skepsis war zwar noch nicht ganz verschwunden, doch ich gab mich damit zufrieden.
Seine Erklärung war logisch, wenn auch seltsam.

Er hatte sich kaum verändert.

"Also wenn es dir lieber ist, dass ich hier flennend auf deinem Sofa hocke...", lachte er und ich grinste. "Bitte nicht!"

Kurz kehrte Stille zwischen uns ein, bis meine Aufmerksamkeit von etwas neuem in Beschlag genommen wurde.

"Du hast dich tätowieren lassen?", entfuhr es mir überrascht.

Das hätte ich dem Grauhaarigen niemals zugetraut, doch das kleine Symbol links auf seiner Brust war nicht zu übersehen.

Im ersten Moment unscheinbar hebte sich die winkende Katze mit dunklen Umrissen von Sugas Haut ab.

"Ach das... Das ähm war nicht ganz freiwillig. Meine Freunde und ich hatten zu viel getrunken und kamen auf die spontane Schnapsidee, uns ein gemeinschaftliches Tattoo stechen zu lassen."

Wieso war ihm das so unangenehm?

"Warum habt ihr eine Maneki Neko als Motiv gewählt?", hakte ich neugierig nach, doch er zuckte nur mit den Schultern und zog sich hastig das dunkelblaue Tshirt über, das ich ihm vorhin gereicht hatte.

"Es... ist ein Glücksbringer und beschützt mich. Und... es nimmt mir die Angst vor dem Tod."

Koushi Sugawara Pov

Innerlich verfluchte ich mich.
Das war zu viel Wahrheit gewesen, ich musste mehr aufpassen.

Inzwischen hatte ich aufgehört, zu zählen, wie oft ich Daichi nun schon angelogen hatte, wieso nicht noch einmal mehr?

Aber was hätte ich auch sagen sollen, anstatt mir etwas auszudenken?

Hör zu, Daichi!
Ich kann so gut Verbände anlegen, weil ich schon oft genug meine Mitglieder oder mich selbst verarzten musste.
Ich habe nie als Rettungssanitäter gearbeitet und das Tattoo haben wir alle neun.
Wir alle haben die Maneki Neko als Motiv gewählt, aus genau diesem Grund.
Sie beschützt und verbindet uns. Sie hält den Tod von uns ab.

So viele Lügen.

Daichi musste wieder aus meinem Leben verschwinden, bevor ich den Überblick über meine Geschichten verlor.

Entschlossen stand ich auf.

"So, ich sollte dann mal gehen", trällerte ich etwas zu fröhlich, bevor er auf meine zu ehrliche Antwort eingehen konnte, und Daichi sah mich schräg an.

"Was? Es ist stockdunkel, das ist echt gefährlich. Außerdem bist du immer noch verletzt und ich habe versprochen, mich um dich zu kümmern. Du kannst hier gerne übernachten", hielt er mich auf, doch ich schüttelte den Kopf.

Soweit, dass ich bei einem Polizisten in der Wohnung schlief, würde ich es nun doch nicht kommen lassen.

"Nein, ich möchte nach Hause. Mir wird schon nichts passieren", lehnte ich ab.

Daichi seufzte und zog seine Jacke an.

Irritiert beobachtete ich ihn. "Was tust du da?"

"Na was wohl? Ich fahr dich nach Hause."

Ich öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, doch er sprach schon weiter.

"Versuch erst gar nicht, eine Ausrede zu finden. Ich lass dich nachts nicht allein rausgehen.
Vor allem nicht, wenn sich diese kriminelle Bande gerade herumtreibt."

Tz, als wären wir irgendwelche langweiligen Einbrecher, die es nötig hätten, nachts irgendwo einzusteigen oder Leute auf der Straße niederzuhauen.
Ein bisschen mehr Klasse könnte er uns schon zutrauen.

Ich gab auf und ließ die Schultern sinken.
"Von mir aus... Ich wohne aber nicht so weit entfernt von hier, wir können also laufen."

Gemeinsam verließen wir die Wohnung und traten in die kühle Nacht.
Ich hatte gar nicht bemerkt, wie viele Stunden inzwischen vergangen waren.

Schweigend liefen wir nebeneinander her, so viel Unausgesprochenes hing in der Luft.
Ich wusste, dass Daichi sich dessen auch bewusst war. Sprechen trat dennoch keiner von uns.

"Ich glaube, ich habe mich noch gar nicht entschuldigt", sagte er plötzlich und ich sah auf.

Selbst in dem fahlen Licht der Straßenlaternen sah er unbeschreiblich gut aus.
Schnell verdrängte ich den Gedanken.

"Was meinst du?"

"Dass ich dich angeschossen habe. Tut mir leid."

Kurz starrten wir uns mit einem undefinierbaren Blick an, bevor ich anfing, leise zu lachen. Daichi sah mich etwas eingeschüchtert an.

"Ich konnte mir ja vorstellen, dass du sauer auf mich bist. Aber dass du gleich versuchst, mich umzubringen, wenn wir uns wiedersehen, hätte ich nicht gedacht", neckte ich ihn.

Dann erstarrte ich.
Jetzt hatte ich es angesprochen... Mist.

Der Polizist war stehengeblieben.

"Ich war nie sauer auf dich, Koushi", gab er leise zu und sah zu Boden, "Es war nur... ich habe es nicht verstanden. Es gab auch nichts zu verstehen, weil... weil du plötzlich einfach nicht mehr da warst."

Die Schuldgefühle trafen mich hart in den Bauch und ich musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um mich nicht auf dem Gehweg zusammenzukrümmen.

Ich hatte keine Antwort auf seinen Schmerz.
Hatte keine Erklärung, für mein Verhalten.
Hatte keine Rechtfertigung für seine Tränen, die ich in der Vergangenheit verursacht hatte.

Also ging ich weiter - und er lief mir nach.
Ironischerweise hatte sich das auch in den acht Jahren nicht geändert.

"Daichi?", murmelte ich, ohne ihn anzusehen.

Sein hoffnungsvoller, erwartender Blick kam einer Ohrfeige gleich.

"Geh nach Hause."

"Was?" Er hielt mich am Handgelenk fest, damit ich nicht weiterlaufen konnte, und drehte mich zu sich.

Diesmal hielt ich seinem Blick stand.
"Dieses ganze Wiedersehen... Das hätte nicht passieren dürfen. Jetzt werden nur alte Wunden aufgerissen und ich bin nicht gut in Entschuldigungen, auch wenn sie definitiv angebracht sind.
Bitte verzeih mir, aber ich will dich nicht noch einmal verletzen", versuchte ich, ihn abzuwimmeln.

Anstatt mich loszulassen, verstärkte er seinen Griff um mein Handgelenk.

Als er mich nun auch noch nah an ihn heranzog, verschluckte ich mich fast vor Schreck.

"Daichi?" Ich ärgerte mich selbst darüber, wie unsicher meine Stimme klang und wie flach mein Atem ging.

"So leicht wirst du mich nicht noch einmal los, Koushi Sugawara. Du schuldest mir eine Antwort", wisperte er mir ins Ohr und mir lief ein Schauder über den Rücken.

Das hier durfte nicht passieren. Es würde zu viele Probleme bereiten. Ich hatte eine Verantwortung gegenüber meinen Freunden.

Erleichtert nahm ich wahr, wie er mich wieder losließ.
Sofort stolperte ich ein paar Schritte zurück.

Für einige Sekunden starrten wir uns feindselig an.

Dann seufzte ich und streckte meine Hand aus. Ich würde es bereuen, das wusste ich.

Daichi fing an zu strahlen und drückte mir sein Handy in die Hand, damit ich meine Nummer einspeichern konnte.
Mir war unwohl dabei, doch ich zwang mich zum Weitertippen.

Zögernd gab ich dem Dunkelhaarigen sein Handy zurück, dann drehte ich mich abrupt um und ging.

Ich spürte noch lange seinen Blick im Nacken, doch ich verbat es mir, mich noch einmal umzudrehen und zurückzublicken.

Stattdessen hallte ein wütender Schrei in meinem Kopf wieder.
Das war ein Fehler.
Das war ein Fehler.
Das war ein Fehler.

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