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Wenn Blicke töten könnten, wäre ich vermutlich längst unter der Erde. Aber wo ist ihr Problem? Sie hat doch gemeint, direkt die Fronten klären zu müssen. Dabei wollte ich sie nicht gleich heiraten, sondern nur einen blöden Kaffee mit ihr trinken. Ein bisschen quatschen.

Reden. Du? Mit einer Frau? Bist du krank?!

Woher auch immer diese Stimme in meinem Kopf kommt – langsam geht sie mir tierisch auf die Eier!

»Ja, los! Worauf wartest du? Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!«, motzt sie über ihre Schulter hinweg und ich beschließe, ihr zu folgen.

Das Klackern ihrer Absätze auf dem Asphalt erinnert mich an ein Maschinengewehr, während sie im Eiltempo das nächste Café ansteuert. Ich habe gar nicht damit gerechnet, sie in diesem Park anzutreffen. Doch sie scheint öfter hier zu sein, wie mir ihr verträumter Blick verraten hat. Gut zu wissen.

Gut zu wissen? Bist du bescheuert? Ablenkung war der Plan. Stattdessen dackelst du ihr hinterher wie ein Schoßhündchen!

Ja. Das wollte ich. Aber als ich sie gesehen habe, musste ich sie einfach ansprechen. Irgendwas fasziniert mich an dieser Frau. Vielleicht liegt es an dem komischen Gefühl, das sie in mir ausgelöst hat, als sie mir um den Hals gefallen ist. Etwas, das ich nach all den Jahren vergessen hatte.

Oder ist es dieses Strahlen in ihren Augen, das mir so vertraut vorkommt? Verrückt, wenn man bedenkt, dass ich gerade mal weiß, wie sie heißt.

Ganz gefährliches Pflaster, mein Freund, warnt mich diese Stimme prompt und das nicht ohne Grund.

Innerlich seufze ich. Sie hat recht. Ich darf das nicht zulassen. Ich sollte mich nicht von irgendwelchen Emotionen leiten lassen, die mich geradewegs dahin zurückkatapultieren, wo ich nie wieder hin will. Und schon gar nicht bei ihr. Schließlich gibt es an die tausend Gründe, warum ich mich von dieser Frau fernhalten sollte.

Trotzdem zeige ich mich von meiner besten Seite und greife zur Klinke, um ihr die Tür aufzuhalten. Emma, die den gleichen Gedanken hat, streckt ihre Hand ebenfalls aus. Es ist nur eine flüchtige Berührung und doch höre ich über den Lärm der hupenden Autos hinweg dieses Knistern. So als ob man einen dezenten Stromschlag verpasst bekäme. Das ist doch nicht mehr normal.

Ich räuspere mich und deute ins Innere des Cafés. »Nach dir.«

»Danke«, nuschelt sie, bevor sich ihre Lippen wieder zu einem schmalen Strich verziehen.

Klar war es nicht nett, ihr zu sagen, dass sie nicht mein Typ ist, aber da sprach wohl der verletzte Stolz aus mir. Ich bin es absolut nicht gewohnt eine Abfuhr zu kassieren. Außer einmal, da war es anders.

»Rein oder raus?«, fragt ein Mann mit einem Mädchen an der Hand, welches sich ihren Donut schmecken lässt und ich registriere erst jetzt, dass ich nach wie vor die Tür festhalte.

»Sorry.« Ich räuspere mich erneut und mache den beiden den Weg frei, um Emma zu folgen, die einen der hinteren Tische ansteuert.

Sie stellt ihre Tasche auf der cremeweißen Lederbank ab und setzt sich. Auf der Bank gegenüber lasse ich mich nieder und halte nach der Bedienung Ausschau. Hier drin ist es zwar nicht ganz so voll wie beim bekannten Kaffeemogul mit dem großen S, aber in Sachen Inneneinrichtung tun sich die beiden nicht viel. Mainstream halt. Ist nicht so meins, doch Emma scheint es zu gefallen. Zumindest sind die Schwarz-Weiß-Fotos an der Wand neben ihr spannender als ich.

Gerade nimmt sie eines der bekanntesten Motive des zwanzigsten Jahrhunderts ins Visier. Elf Männer, die auf einem Stahlträger in zweihundertfünfzig Metern Höhe über der Skyline von New York die Beine baumeln lassen und Mittagspause machen. »Lunch atop a skyscraper«, sage ich und ernte dafür einen verwirrten Blick.

»Was?«

»Der Titel des Bildes. Es gibt kaum eines, das die Geschichte New Yorks besser charakterisiert und den Zeitgeist der Epoche eindrucksvoller einfängt als dieses.« Es wundert mich, dass ich das nach so vielen Jahren noch weiß. Zumal ich mich eigentlich nicht für Fotografie interessiere. Ganz im Gegensatz zu jemand anderen.

Hör auf damit!

Emma ist immer noch so fasziniert, dass ich nicht weiß, ob sie mir überhaupt zugehört hat. Ich nutze die Gelegenheit, um ihr Profil genauer zu betrachten. Die hohen Wangenknochen lassen sie wie eine vornehme Dame wirken. Trotzdem liegt etwas Weiches in diesem herzförmigen Gesicht. Sie ist zwar geschminkt, aber ich habe definitiv schon Schlimmeres gesehen. Aufgespritzte Lippen, die jedes Schlauchboot vor Neid erblassen lassen und Gesichter voll mit Botox ohne ein Fünkchen Mimik. Emma ist anders, als all diejenigen, mit denen ich bisher in der Kiste gelandet bin.

Alle bis auf eine.

»Was möchtest du trinken?«, frage ich, nachdem ich mich dazu entschlossen habe, unsere Bestellung direkt an der Theke aufzugeben.

Eine Weile schaut sie zu der Schiefertafel, die die Wand hinter dem Tresen einnimmt und entscheidet sich schließlich für einen Latte macchiato.

»Kommt sofort«, sage ich etwas zu euphorisch und stehe schnell auf. Seit wann stelle ich mich bei Frauen so dämlich an? Es ist nur ein Kaffee, Mann!

»Was darf es sein?«, fragt die Blondine, die ich im Gegensatz zu Emma nicht dazu überreden müsste mit mir ins Gespräch zu kommen. Freizügig präsentiert sie mir ihre üppige Oberweite, die sich unter der cremeweißen Bluse vorwölbt.

Heute habe ich allerdings keine Lust auf einen Flirt. Mit einem Arm lehne ich mich auf die Theke, die genauso wie der Rest des Raums durch indirekte Beleuchtung in Szene gesetzt wird. »Einmal schwarz mit Zucker und einen Latte macchiato«, sage ich, woraufhin sie ihr Dekolleté wieder einpackt und sich an die Arbeit macht.

Währenddessen lasse ich meinen Blick schweifen. An einem der vorderen Tische sitzt ein Mann. Ich schätze, er ist ungefähr so alt wie ich. Emsig tippt er auf seinem Laptop herum und vergisst dabei fast seinen Espresso. Weiter hinten in einer Ecke füttert sich ein junges Pärchen mit Kuchen. Die Frau lacht, als der Typ ihren Mund nicht ganz trifft und die Sahne auf ihrem Oberteil landet.

Um mich abzulenken, werfe ich einen Blick in die Auslage. Viel Auswahl gibt es nicht mehr. Ein paar Donuts mit Schokoglasur und zwei Stücke Sahnetorte. Hat Emma überhaupt Hunger?

Die schaut sich nach wie vor die Bilder an, wippt mit dem Fuß und bearbeitet nebenher ihre Fingernägel. Das ist mir eben schon aufgefallen. Dabei passt das gar nicht zu einer Frau aus diesen Kreisen. Wie so vieles nicht. Allem voran dieser Typ, mit dem sie offenbar noch zusammen ist, obwohl er sich in dieser Nacht wie das letzte Arschloch aufgeführt hat. Ich habe immer noch Hass auf ihn. Wahrscheinlich ist er am Ende sogar für die ganze Scheiße verantwortlich, die mir bevorsteht. Angedroht hat er es mir schließlich.

Das Quietschen auf dem Milchglas reißt mich zum Glück aus meinen Gedanken. Wortlos schiebt die Blondine die Bestellung zu mir und dreht sich gleich wieder um.

»Danke«, sage ich trotzdem, schnappe mir die Tasse und Emmas Glas und gehe zurück zu unserem Tisch.

Sie zieht den Latte Macchiato zu sich und krallt sich daran fest. Ich würde gern mehr über diese Frau erfahren, obwohl die Stimme in meinem Kopf da eindeutig anderer Meinung ist. Doch zum ersten Mal seit langem habe ich keine Ahnung, wie ich ein Gespräch beginnen soll.

Emma scheint mir da voraus zu sein. »Um noch mal auf deine Frage zurückzukommen.« Sie stellt ihr Glas auf dem Tisch ab. »Natürlich falle ich nicht gleich jedem um den Hals. Also, eigentlich bin ich eher zurückhaltend.«

Amüsiert beobachte ich sie dabei, wie sie ihr Getränk in einen reißenden Strudel aus Espresso und Milch verwandelt. Es wundert mich immer noch, wie sie es geschafft hat, mich zum Lachen zu bringen. Vor allem, als sie in ihrer Luxuskarre saß und mir verklickern wollte, sie wüsste, was zu tun wäre. Trotzdem kommt mir die Ablenkung recht, wo mein Leben erneut den Bach runtergeht. Und da sie an diesem Umstand nicht unschuldig ist, sehe ich es als ausgleichende Gerechtigkeit an. Zumindest rede ich mir das die ganze Zeit ein. »Wenn nicht du, wer dann?«, erwidere ich und gebe mir erst gar nicht die Mühe, die Ironie in meiner Stimme zu verbergen.

Sofort hört sie auf zu rühren. »Was soll das denn jetzt schon wieder heißen?!«

Ihre aufbrausende Art sorgt dafür, dass ich auch etwas lockerer werde. »Na ja. Du bist zickig, impulsiv und quatschst am laufenden Band. Sorry, aber zurückhaltend nenn ich anders.« Während sie mal wieder versucht, mich mit ihrem Blick zu töten, schlürfe ich meinen Kaffee.

»Und du bist ... frech, unverschämt und dreist. Und ... ungehobelt. Jawohl!« Wie ein bockiges Kind verschränkt sie die Arme vor der Brust.

»Danke fürs Kompliment.« Grinsend lehne ich mich zurück und lege die Unterarme auf dem oberen Rand der Bank ab. »Solltest du übrigens auch mal versuchen. Damit lebt es sich leichter als mit 'nem Stock im Arsch.«

Metall trifft auf Glas, bevor sie sich wie ein Kugelfisch aufplustert. »Also, das ist ja wohl ...« Die Anwesenheit der anderen Gäste sorgt dafür, dass sie sich über den Tisch zu mir beugt. »Ich hab keinen ... Stock in meinem ... na, du weißt schon was«, zischt sie, darauf bedacht, dass es niemand hört.

So viel also zu diesem Thema. »Mhm ... merkt man total.«

»Das nennt man Anstand! Aber davon verstehst du ja offensichtlich nichts!« Von null auf hundert in zwei Sekunden. Das schafft nicht mal ein Sportwagen. Inzwischen stört sie nicht mal der Blick, den die Blondine uns von der Theke aus zuwirft.

Irgendwie amüsieren mich ihre Versuche, schlagfertig zu sein. Auf den Mund gefallen ist sie jedenfalls nicht. Ich fasse mir an die Brust und verziehe das Gesicht. »Autsch.«

»Also so meinte ich das gar nicht. Ich ...«

Sorry, aber ich kann mir das Lachen echt nicht mehr verkneifen. Was zum Teufel veranstaltet sie da mit ihren Armen? Fliegen fangen, oder was?!

»Freut mich, dass du wenigstens Spaß hast!« Emmas Augen leuchten erneut wie Feuer. Obwohl sie eher blau sind wie Flammen an ihrem heißesten Punkt. Der dezente Grün-Touch darin kommt anscheinend hervor, wenn sie sich aufregt. Irgendwie schon außergewöhnlich. Trotzdem passt es zu den rotblonden Haaren, die sie auch heute wieder zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden hat.

Schmunzelnd schaue ich ihr dabei zu, wie sie sich zum wiederholten Mal eine widerspenstige Strähne hinters Ohr klemmt, die keine Sekunde später wieder absteht wie eine Miniantenne. Sie scheint Naturlocken zu haben. Wobei der Rest ihrer Löwenmähne scheinbar dem Glätteisen zum Opfer gefallen ist.

Woher ich das weiß? Nun ja. Wenn man eine ältere Schwester hat, die über die Hälfte ihrer Pubertät damit verbracht hat, sich mit dem Teil zu grillen, hat man einen Blick dafür. Emma scheint ihre Haare auch regelmäßig zu quälen. Dabei würden Locken viel besser zu dieser kleinen Wildkatze passen, die lieber ein braver Stubentiger wäre. Schade eigentlich.

Genauso wie im Park lasse ich meinen Blick an ihr herabgleiten. »Ich sagte ja bereits, ich find's ganz nett«, sage ich betont gleichgültig und zucke zum Beweis mit den Schultern.

Sie schnaubt und verschränkt erneut die Arme vor der Brust. »Hast du mich deshalb hierher geschleppt? Obwohl ich nicht dein Typ bin?«

Um sie aus der Reserve zu locken, hebe ich eine Augenbraue. »Wäre es dir lieber, du wärst es?«

Diesmal bleibt Emma stumm und macht es mir schwer, in ihrem Gesicht zu lesen, indem sie den Kopf senkt. Ich meine eine Mischung aus Verlegenheit und Entsetzen erkennen zu können. Keine Ahnung, wie man das in einen Blick packen soll, aber diese Frau schafft es definitiv.

»Zahlen bitte!«, ruft sie und hebt die Hand.

»Der geht auf mich.« Von wegen ich hätte keinen Anstand. Das lasse ich mir nicht zweimal sagen. Und schon gar nicht von ihr.

»Du musst mich nicht einladen«, meint sie und kramt nebenher in ihrer Handtasche, die so groß ist, dass sie damit spontan das Land verlassen könnte.

Ich kann mir diese Frau immer weniger in der Schicki-Micki-Welt vorstellen. Auch heute ist sie wieder leger gekleidet. Eine schlichte Jeans und eine Bluse mit floralem Muster. Passend dazu diese rosa Strickjacke mit Rüschen an den Ärmeln, die sie bei unserer ersten Begegnung schon getragen hat.

Während ich mich frage, wie man bei solchen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein frieren kann, kramt Emma weiterhin in ihrer Tasche. Vielleicht sollte sie sich ein Fließband in das Teil einbauen lassen, um den ganzen Kram von unten nach oben zu befördern. Könnte helfen.

Bevor sie das findet, was ich vermute, lege ich ein paar Dollar auf den Tisch. »Will ich aber.«

Mit einem leisen Seufzen gibt sie ihre Suche auf. »Gut. Dann ... vielen Dank«, bringt sie fast schon gequält heraus und steht auf.

»Kein Ding, ne?« Ich zucke mit den Schultern und versuche, breit zu grinsen.

»Unverschämt bist du trotzdem.« Anscheinend ist es ihr wichtig, das letzte Wort zu haben.

Da ist sie bei mir eindeutig an der falschen Adresse. »Übrigens ... ich würde dir empfehlen dein Abblendlicht richtig einzustellen. Ist der Schalter mit dem Lämpchen drauf. Also nur für den Fall, dass du ihn wieder nicht finden solltest.«

Das undefinierbare Geräusch, welches sie von sich gibt, lässt mich echt glauben, sie wäre eine Wildkatze. Mit zusammengepressten Lippen wirft sie sich ihre Tasche über die Schulter und stakst zur Tür.

Diesmal breitet sich das Grinsen automatisch auf meinem Gesicht aus, als ich sehe, wie sie fluchend am Fenster vorbeigeht.

Jap. Diese Runde geht dann wohl an mich.

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