Ihr seid verrückt

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,,Ihr wollt' mich gerade verarschen, oder?!'', fragte Maria mit fassungslosen Blick, als wir ihr einen ausführlichen Bericht über alles erstattet hatten, was in den letzten Wochen im Hintergrund abgegangen ist.
Lukas und ich musterten uns mit unsicheren Augen, schüttelten aber gleichzeitig mit dem Kopf. Obwohl ich mir zutiefst wünschte, dass das Alles ein dummer Scherz ist und das jemand mit der Kamera aus der Ecke sprang und feiernd sagen würde, dass das ein Prank ist.
Aber so es ist nicht und damit mussten Lukas und ich uns abfinden. Jeden Tag mussten wir der Realität eiskalt ins Gesicht blicken. Wir versuchten etwas zu ändern, aber dafür brauchte es noch Zeit.

,,Ich glaub's nicht...'', stieß Maria geschockt aus, schmiss ihre Serviette auf den Teller vom Kuchen, den sie seit unserer Erzählung nicht mehr angerührt hatte. Nachdenklich sah sie uns in die Augen und schüttelte immer wieder mit dem Kopf.
Ich hatte keine Ahnung, was gerade in ihr vorgehen musste. Wahrscheinlich hatte sie mit allem gerechnet, aber nicht damit. Lukas hatte hier und da mal was von der Gang erwähnt, aber zu den damaligen Zeitpunkten wusste er auch noch nicht, wie schlimm es wirklich ist.
So gesehen hatte er ja auch erst vor einigen Wochen erfahren, wie ausweglos die ganze Situation ist. Es ist kein Freundeskreis, aus dem du einfach verschwinden konntest, in dem du den Kontakt abbrachst oder nicht mehr zu Treffen auftauchst.

Wir hatten um unser Leben zu bangen. Ein Fehler und der Schlachtplan, den wir uns vorübergehenderweise überlegt hatten, würde nicht mehr aufgehen. Jeden Schritt, den wir nach draußen machten, mussten wir genaustens kontrollieren.
Es ist so verrückt, aber es musste sein. Ich wollte nicht, dass Lukas etwas passierte, auch wenn es gleichzeitig hieß, dass auch ich auf mich aufpassen musste. Spätestens wenn Ronny mich wieder in die Finger bekam, müsste Lukas ebenfalls daran glauben.
Nie im Leben würde er mir nochmal die Chance geben, frei zu kommen. Er würde mich bei sich behalten, anketten und mich dazu zwingen vor seinen Augen mit Lukas Schluss machen, obwohl wir wussten, dass diese Worte nicht auf freiwilliger Basis passierten.

Aber machte ich es nicht, würden sie Lukas etwas antun. Und das ist das, was ich die ganze Zeit verhindern möchte. Ich begab mich eher zurück in Ronnys Fänge, als dass Lukas auch nur ein einziges Haar gekrümmt wurde.
Auch wenn er all das auf sich nehmen würde, um bei mir zu bleiben, würde ich ihm an dieser Stelle einen Strich durch die Rechnung machen. Es würde mich komplett zerficken, aber lieber ließ ich ihn unversehrt gehen.
Doch wir wollten uns dieser Entscheidung nicht stellen. Deswegen auch die ganzen Maßnahmen. Noch immer hatte ich keine Ahnung, wie ich der Gang entfliehen konnte, aber hoffentlich würde uns demnächst der Geistesblitz treffen.

,,Okay...'', atmete Maria einmal tief durch und fuhr sich durch die Haare. Sie stützte ihre angewinkelten Arme auf der Tischkante auf, presste ihre Fingerkuppen gegeneinander und sah sich im Café um.
,,Damit ich das richtig verstanden habe. Lukas darf nicht mehr alleine unterwegs sein, weil irgendein Ronny ihm jeden Moment auflauern und etwas antun könnte?'', rückversicherte sie sich mit fragendem Unterton.
,,Genau...'', sagten Lukas und ich gleichzeitig.
,,Und das Alles, weil du in dieser Gang bist und dich ihnen nicht gestellt hast?'' Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, als Lukas' beste Freundin einen vorwurfsvollen Blick in meine Richtung warf.
,,Äh... Ja...'', antwortete ich schüchtern und wollte mich wie eine Schildkröte in ihrem Panzer verstecken.
,,Oh, sehr toll...'', erwiderte Maria in einem ironischen Unterton und musterte mich einmal von oben bis unten. ,,Sag' mal, was denkst du eigentlich, wer du bist?''
,,Wie...ähm... Wie meinst du...du das?'', fragte ich stotternd nach und sah mit ratlosen Augen zu meinem Freund.
,,Ist das gerade dein scheiß Ernst?'', wurde sie etwas lauter, setzte sich auf und lenkte die Blicke einiger Gäste zu uns.
,,Maria, kannst du...''
,,Nein, halt die Klappe, Lukas!'', herrschte sie ihn zickig an.
,,Was soll das denn jetzt?'', fragte Lukas genau so nach und hob die Hände in die Luft.
,,Was das soll?!'' Sie lachte und schüttelte den Kopf.
,,Sag' mal, habt ihr euch gerade zugehört?! Wie soll man nach sowas denn noch ruhig bleiben?!'' Maria zeigte uns den Vogel und griff nach ihrer Jacke.
,,Wir sind doch nicht ruhig...'', war das Einzige, was Lukas zu seiner Verteidigung sagen konnte.
,,Ach komm', sei einfach leise...'' Seine beste Freundin erhob sich vom Stuhl, zog sich ihre Jacke über und holte aus ihrem Portemonnaie Geld heraus, um dieses auf ihren Platz zu legen.
,,Maria, was ist denn in dich gefahren? Setz' dich wieder!'', herrschte Lukas sie an und zeigte auf ihren Stuhl.
,,Ich soll mich wieder setzen?'', stieß sie fassungslos aus. ,,Ihr seid doch verrückt! Hier kann jeden Augenblick so ein Ronny reinplatzen und euch den Schädel wegblasen. Ey, in was für einen kranken Film sind wir hier denn?!''
,,Deswegen versuchen wir doch eine Lösung zu finden, damit genau das nicht passiert.'', sagte Lukas unsicher und zerkaute sich die Unterlippe. 
,,Eine Lösung finden, wie denn, wenn die Polizei euch nicht hilft?'', schrie sie ihn an und sah einmal zu mir. ,,Und das Alles, weil dein Freund nicht aufgepasst hat! Ey Lukas, du hast doch komplett den Verstand verloren!''

,,Ey...'', stieß Lukas genervt etwas Luft aus seinen Wangen, als sie ohne weiteres aus dem Café stürmte. Mein Freund sah ihr kopfschüttelnd hinterher, verschränkte die Arme vor der Brust und griff nach dem Geld, was sie auf den Platz gelegt hatte.
,,Entschuldigung...''
,,Warum entschuldigst du dich denn jetzt?'', fragte Lukas irritiert nach und sah zu mir.
,,Na wegen mir ist das gerade passiert...'', antwortete ich unsicher und hielt mir die Tränen zurück. ,,Wäre ich zum Schrottplatz gegangen, müsstest du jetzt keine Angst haben.''
,,Timi, hör' auf dir sowas immer einzureden.'', wandte Lukas sofort ein und griff nach meiner Hand. ,,Ich hab' mich dazu entschlossen bei dir zu bleiben und du musst mir nicht nochmal aufzählen, was alles auf dem Spiel steht. Ich weiß das.''
,,Okay...'', erwiderte ich etwas unzufrieden und sah nach draußen. ,,Trotzdem ist Maria wegen mir abgehauen. Das war eine dumme Idee, sie hasst mich jetzt bestimmt.'', seufzte ich leise auf.

Aber womit hatte ich auch gerechnet? Lukas ist Marias Ein und Alles. Wenn du dich mit ihm anlegst, legst du dich automatisch auch mit ihr an. Ich hätte mir denken können, dass genau das ihre Reaktion sein wird.
Nach so einer Geschichte würde wohl niemand ruhig bleiben. Wahrscheinlich hätte sie Ronny schon längst den Kopf abgeschlagen, wenn sie ihm auf der Straße begegnet wäre, denn schon vor mir hatte dieser für Ärger gesorgt.
Ich konnte ihr die Ansage nicht verübeln, aber trotzdem fühlte ich mich total schlecht. Es ist doch so - wenn ich nicht wäre, müsste Lukas keine Angst haben. Dann könnte er unbeschwert seinem Leben nachgehen.

Ja, er hatte sich freiwillig dazu entschieden, bei mir zu bleiben. Und auch bin ich nicht an allem Schuld, was passiert ist. Trotzdem hätte ich all das verhindern können, wenn ich einfach zum vereinbarten Treffpunkt gegangen wäre.
Ich wollte Lukas nicht gehen lassen, aber warum hatte ich so gehandelt? Ich wollte nicht, dass ihm etwas passiert und trotzdem hatte ich mich umgedreht, bin zur Bushaltestelle und schlussendlich zu ihm gerannt.
In unseren Augen ist es das Richtige, aber jeder andere hätte sich für die Gegenseite entschieden. Wenn ich jemanden sehr gerne mag und nicht in Gefahr bringen möchte, dann setze ich doch alles daran, damit das auch nicht passiert. Ich bin ein Arschloch...

,,Hast du dich wieder einbekommen?'', hörte ich Lukas' zickige Stimme. Verwirrt sah ich auf und mein Herz raste, als Maria plötzlich vor uns stand und mich mit ihren Blicken am liebsten in Flammen aufgehen lassen wollte.
,,Nein...'', antwortete sie und verdrehte die Augen. ,,Ich hab' meine Tasche vergessen. Ich schütze wenigstens das, was mir lieb ist.'' Sie musterte mich einmal vielsagend und schulterte sich ihren Rucksack über.
,,Na dann hast du Glück, dass mir nicht gleich die Hand ausrutscht.'', konterte Lukas grinsend und zog mich einmal bestimmt zu sich. ,,Willst du gehen, oder was ist dein Plan?''
,,Keine Sorge, ich lass' dich mit dem Spinner alleine.'', lächelte sie hämisch und setzte zu den ersten Schritten an.
,,Ey, ich bin nur von Sturköpfen umgeben...'', seufzte Lukas frustriert auf, drückte einmal fest meine Hand und sah seiner besten Freundin genervt hinterher.

,,Wo willst du hin?'', fragte ich mit großen Augen nach, als Lukas sich plötzlich von mir löste und sich vom Stuhl erhob.
,,Ich geh' ihr mal hinterher. Das kann doch nicht sein, dass sie so einen Aufstand macht.'', erklärte er mir und zog sich seine Strickjacke über.
,,Kannst du es ihr verübeln? Ich bin ein Arsch.'', zuckte ich gleichgültig mit den Schultern.
,,Bist du nicht. Maria hat einfach 'nen Schaden. Nimm' dir das wirklich nicht zu Herzen, eigentlich ist sie nicht so...'', lächelte mich Lukas aufmunternd an.
,,Bezahlst du für uns und kommst dann nach? Ich sorg' schon dafür, dass sie dich wieder einkriegt.'' Ich nickte, auch wenn ich am liebsten nach Hause gehen wollte.

Ich fühlte mich verdammt schlecht. Ich wollte nicht, dass Lukas und Maria sich wegen mir stritten. Ich wollte nicht zwischen den beiden stehen und ihre Freundschaft zerstören, nur weil ich eine dumme Entscheidung getroffen hatte.
Lukas drückte mir einen Kuss auf die Lippen, streichelte mir durchs Haar und verließ das Lokal. Ich seufzte leise, holte den Kellner zum Tisch und bezahlte. Daraufhin zog ich mir meine Strickjacke über und griff nach unseren Rucksäcken.
Ich atmete einmal tief durch, denn der absolute Oberknaller wäre es, wenn Ronny und die Gang noch auftauchen würden. Ich sollte das nicht zu laut denken, denn bei meinem Glück würde genau das passieren.

Ich schüttelte den Gedanken von mir ab, denn jetzt musste ich erstmal Lukas finden. Ich ging in die Richtung, in die er gegangen war und einige Meter weiter, sah ich ihn und Maria tatsächlich in einer Seitengasse stehen.
Ich lehnte mich gegen die Hausfassade, denn mit meiner Anwesenheit würde ich die Situation wahrscheinlich noch angespannter machen. Hoffentlich würde Lukas seine beste Freundin wieder einigermaßen herunterfahren und ihr den Wind aus den Segeln nehmen.
Ich konnte ihre Reaktion nachvollziehen, aber zumindest Lukas würde es nicht weiterbringen, wenn seine beste Freundin sich plötzlich von ihm abwandte. Auch wenn ich es verstehen konnte, wenn sie mit der ganzen Scheiße nichts zu tun haben wollte.

,,Ey, was sollte das denn gerade? Musst du vor versammelter Mannschaft so eine Szene machen?!'', hörte ich Lukas' wütende Stimme, die wirklich nur ans Tageslicht kam, wenn ihm etwas total gegen den Strich ging.
,,Machst du mir jetzt ernsthaft Vorwürfe? Nach allem, was ihr da gerade von euch gegeben habt?'', fragte Maria ähnlich aufgebracht, während ich Herzrasen bekam und mein Körper zitterte.
,,Lukas, hast du mal darüber nachgedacht, was das heißt? Ich soll dich wie ein kleines Kind begleiten, weil jeden Moment irgendwelche Typen auftauchen und dich abstechen können! Was erwartest du da von mir? Dass ich entspannt Kuchen esse, oder was?''
,,Ich hätte zumindest etwas mehr Verständnis erwartet...'', erwiderte Lukas enttäuscht.
,,Für was? Dass dich Timi in Gefahr bringt?'' Ich bin so ein schlechter Mensch, ständig streiten sich alle wegen mir...
,,Timi bringt mich nicht in Gefahr!'' Hör' auf mich zu verteidigen. Ich bin ein Versager, mehr nicht...
,,Nein, überhaupt nicht...'', erwiderte Maria übertrieben ironisch. ,,Ich verschlimmere die Situation auch immer, damit dir erst recht was passiert.''
,,Er hat das Richtige getan! Er hat das gemacht, was für ihn das Beste war. Ich finde es gut, dass er zu mir gekommen ist.'' Das war ein einziger Fehler...

,,Ja, er hat das Richtige für sich getan und nicht für dich! Er hat dich mit dieser dämlichen Entscheidung ins offene Messer laufen lassen! Was sind das überhaupt für Typen?! Können einfach die Polizei schmieren und nichts passiert. Tollen Freund hast du da!''
Ich rutschte die Wand herunter, hielt mir die Ohren zu und wollte nur noch, dass es aufhört. Ich bekam leichte Schnappatmungen, denn ich wollte nicht, dass so etwas passierte. Warum musste ich alles noch schlimmer machen?
Mein Papa hatte Recht. Ich brachte nur Chaos und Drama in das Leben anderer. Ich sorgte für Ärger und verursachte Probleme. Das Leben aller wäre so viel besser, wenn ich einfach nicht mehr da wäre. Ronny konnte mich jetzt ruhig zusammenschlagen kommen...

,,Kannst du mal damit aufhören, ihn so herunterzumachen? Schon bevor wir eine Beziehung eingegangen sind, hat Timi mich gewarnt und mir alles erzählt. Er hat mich nicht eine einzige Sekunde ins offene Messer laufen lassen.'', hörte ich Lukas' ruhige Stimme, die noch immer einen leicht zornigen Unterton hatte.
,,Er hat mir gesagt, dass ich jederzeit Schluss machen kann, wenn es mir zu viel wird. Timi wollte an dem Abend sogar gehen, weil er es nicht mehr ausgehalten hat. Aber weißt du, warum er noch da ist? Ich hab' ihn davon abgehalten, weil ich für ihn da sein möchte und ihn nicht verlieren will.''
,,Timi hat mir die Wahl gelassen. Jeden Tag. Auch jetzt könnte ich gehen. Aber ich hab' mich dazu entschieden bei ihm zu bleiben und diese Einschränkungen einzugehen. Ich könnte jederzeit einen Schlussstrich ziehen, aber das möchte ich nicht.'' Warte... Sind diese Worte wirklich an mich gerichtet? Ich bin ihm wichtig?

,,Du musst meine Entscheidung nicht verstehen. Und wenn du es nicht akzeptierst, ist das auch okay. Aber hör' auf ihn so fertigzumachen und es so darzustellen, als würde es ihm egal sein, denn das ist es nicht. Timi macht sich jeden Tag Vorwürfe, weil ich bei ihm bleiben möchte. Ich wäre gar nicht in Gefahr, wenn es nach ihm ginge.'' Wow...
,,Es ist okay, wenn du mit dem Ganzen nichts zu tun haben willst. Du musst mich auch nicht von der Bushaltestelle abholen. Wir wollten es dir einfach sagen, damit du keine Fragen mehr stellst und das Alles besser nachvollziehen kannst.'' Lukas' Stimme brach und mein Herz gleich mit. Ich mache alles kaputt...
,,Ich lass' dich in Ruhe. Wir sehen uns morgen in der Schule, oder so. Ich wollte nur, dass du es weißt.'' Ich konnte hören, wie Lukas zu den ersten Schritten ansetzte. Ich hob meinen Blick und keine Sekunde später stand er direkt vor mir und musterte mich mit besorgten Augen.

,,Hey, was ist denn los?'', fragte er seinem Gesichtsausdruck entsprechend und streichelte mir übers Gesicht.
,,Ich mach' nur Ärger...'', erwiderte ich schluchzend und streckte die Beine aus. ,,Alles ist meine Schuld.''
,,Halt die Klappe, du bist nicht Schuld.'' Lukas fuhr mir die Tränen aus dem Gesicht und holte ein Taschentuch aus seiner Mappe, um mir die Nase zu putzen.
,,Du hast nichts falsch gemacht...'', flüsterte mir Lukas ins Ohr und drückte mir einen zärtlichen Kuss auf die Lippen.
,,Doch, ich mach' alles kaputt...'', sagte ich weinend und würde wirklich alles dafür geben, mich für immer in Luft auflösen zu können.

Lukas seufzte leise, griff nach meinen Händen und zog mich wieder auf die Beine. Er nahm mich in den Arm, streichelte mir beruhigend über den Rücken und drückte mir einen Kuss auf die Wange.
Ich weinte stumm in sein Shirt, krallte mich an diesem fest und mir war es in diesem Augenblick sowas von egal, was die Passanten von uns dachten, oder dass die Gang uns jederzeit erwischen könnte.
Ich hätte es sogar verdient, dass mir jemand auf die Fresse haute. Jetzt hatte sich Lukas wegen mir auch noch mit seiner besten Freundin gestritten. Lukas und Maria hatten wahrscheinlich noch nie Streitigkeiten gehabt und jetzt hatte dadurch ich ihre Freundschaft zerstört.

,,Ich hätte abhauen müssen. Es tut mir so leid...'', schluchzte ich und wusste nicht, was ich zwischen Wut, Trauer, Angst und Ekel zuerst fühlen sollte. Ich wollte mich am liebsten unter der Bettdecke verkriechen, aber auch alles kurz und klein hauen.
,,Du musst dich nicht entschuldigen, es ist alles gut...'', flüsterte mir Lukas beruhigend ins Ohr, streichelte mir durchs Haar und drückte mir einen Kuss auf die Lippen. Ich wünschte, dass ich ihm diese Worte glauben könnte.
Aber mittlerweile hatte ich das Gefühl, dass es von Tag zu Tag schlimmer wurde. Irgendwann schaffte ich es immer alle Menschen um mich herum zu enttäuschen oder diese in eine Lage zu bringen, in der sie an ihre Grenzen stießen.

Ich verstand überhaupt nicht, warum mich meine Familie, Alex, Marcel und Lukas nicht schon längst abserviert hatten. Wie konnte man mich immer wieder so zweifelhaft verteidigen und mir einreden, dass ich gut genug bin?
Ich bin das Alles nicht. Ich bin ein Nichtsnutz, der schon während seiner Zeugung für Probleme gesorgt hatte. Ich hätte niemals auf die Welt kommen dürfen. Ich hatte all diese Menschen nicht verdient.
Alles, was ich machte, wurde zu einem einzigen Fehler. Alles was ich anfing war zum Scheitern verurteilt. Ich konnte keine Beziehungen aufrecht erhalten, sah alles nur in Schwarz oder Weiß und werde mich wohl niemals ändern.

,,Ach, was willst du denn noch hier? Wenn du nichts Gescheites zu sagen hast, kannst du gleich wieder gehen!'' Ich zuckte leicht zusammen, als ich den vibrierenden Zorn in Lukas' Stimme wahrnahm, der schon die ganze Zeit wie kurz vorm Explodieren wirkte.
Ich löste mich etwas von ihm, fuhr mir die Tränen aus dem Gesicht und drückte mich sofort näher an ihn. Maria stand mit verschränkten Armen vor uns, musterte uns einmal und verdrehte über diesen Satz die Augen.
,,Kann ich mit Timi reden?'' Verwundert sah ich auf, denn die Frage überraschte mich. Gleichzeitig jagte sie mir auch Angst ein, denn auch wenn ihre Tonlage etwas weniger abfällig klang, musste das nicht heißen, dass sie nette Worte verlor.
,,Kommt drauf an, was es ist. Wenn du nur hier bist, um ihn fertigzumachen, ist die Frage mit einem Nein beantwortet.'', erwiderte Lukas zickig.
,,Also ja?''
,,Was willst...''
,,Lukas, passt schon...'', unterbrach ich ihn und schnaubte einmal auf.
,,Aber Timi...''
,,Echt süß, dass du mich verteidigst, aber ich steh' da schon drüber...'', sagte ich beruhigend und löste mich endgültig von ihm.

,,Also was willst du mir sagen? Willst du mich verprügeln, weil ich Lukas in Gefahr bringe?'' Fragend trat ich auf seine beste Freundin zu. Ich verschränkte die Arme vor der Brust und atmete einmal tief durch.
,,Keine Sorge, ich werde dich nicht verprügeln.'', versicherte sie mir lächelnd. ,,Auch wenn mir für den Bruchteil einer Sekunde unterm Tisch die Hand gezuckt ist.'', fügte sie lachend hinzu und wurde etwas roter um ihre Wangen.
,,Ich höre zu! Sag' nichts Falsches!'', kam es von Lukas, der sie mit ihren Blicken durchlöcherte.
,,Ich... Also...'', stotterte sie leicht und fuhr sich durch die Haare. ,,Ich wollte dich nicht so anmachen. Es tut mir leid. Es ist nur... Ich hätte nicht gedacht, dass hinter diesen Typen ein halber Mafiaclan steckt.''

,,Es klingt immer noch so unglaubwürdig. Ich wollte nicht so überreagieren, aber es ging einfach mit mir durch. Sowas hast du halt nicht alle Tage und vor allem, als ihr das mit der Polizei erzählt habt... Ich... Das ist unfassbar, wie ausweglos das Ganze ist...'', seufzte sie.
,,Du weißt, dass ich Lukas liebe und wirklich alles tue, damit ihm nichts passiert. Ich will dir auch nicht die Schuld an allem geben, denn du kannst nichts dafür, dass dieser Ronny so durchdreht und ein ekelhaftes Schwein ist.''
,,Was ich damit sagen will... Ich unterstütze euch, auch wenn das Alles total verrückt ist. Ich verspreche dir so gut wie es geht auf Lukas aufzupassen und ihn nicht alleine zu lassen. Ich helfe euch bei allem, was ihr braucht.'', lächelte sie und streckte mir ihre Hand entgegen.

,,Ich hoffe, du kannst du mir verzeihen, dass ich so ausfallend geworden bin. Ich wollte nicht, dass du dich schlecht fühlst. Ich hätte das nicht sagen dürfen, denn dir ist das alles anderen als egal.'' Sie musterte mich mit ehrlichen Augen und atmete einmal tief durch.
Ich warf einen unsicheren Blick zu Lukas, auf dessen Lippen sich ein Lächeln legte. Ich erwiderte dieses, sah zu Maria und nahm ihre Hand in meine. ,,Angenommen.'', strahlte ich und meine Knie hörten auf zu zittern.
,,Es ist okay, dass du so reagiert hast. Es ist normal, dass da dein Beschützerinsitk angeht und man total aufgebracht ist.'', erwiderte ich auf ihre Worte und schloss sie einmal fest in meine Arme.

,,Dankeschön, das bedeutet mir wirklich viel...'', bedankte sie lächelnd und Lukas trat auf uns zu, um sie einmal in den Arm zu nehmen und ihr zu versichern, dass er ihr den kleinen Ausfall verzieh.
,,Du musst aber nicht immer die große Schwester heraushängen lassen. Auch wenn du es lieb meinst, weiß ich schon, was ich tue.'', tadelte Lukas sie grinsend an und wuschelte ihr einmal durch die Haare.
Maria verdrehte die Augen, streckte ihm die Zunge heraus und nachdem wir uns beruhigt hatten, beschlossen wir, nochmal zurück ins Café zu gehen und uns neuen Kuchen zu bestellen. Wir fielen über diesen her und wenigstens für einige Stunden konnten wir alles vergessen.

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