Schwieriges Gespräch

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Mittlerweile sind zwei Wochen vergangen, seitdem die Gang mich wiedergefunden hat. Noch immer lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, wenn ich an den Augenblick zurückdachte, der mein Leben für immer verändert hatte.
Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet auf, weil ich geträumt hatte, dass Ronny bei Lukas eingebrochen war und ihn gnadenlos abgestochen hatte. Jedes Mal rief ich meinen Freund vollkommen panisch an, der mir versicherte, dass es ihm gut geht.
Meine Gedanken kreisten nur noch um die Gang und das, was Lukas und mir passieren könnte. Ich konnte nicht für eine einzige Sekunde abschalten und jeder Moment mit ihm, fühlte sich auf einmal so falsch an, obwohl es das nicht ist.

Ich hatte noch immer starke Schuldgefühle, denn das Alles hätte nicht passieren müssen. Lukas versuchte mir zwar immer wieder den Wind aus den Segeln zu nehmen, aber es ist ein Fakt, dass ich ihn hätte beschützen können.
Diese Gedanken legten sich auch nicht, denn Lukas und ich hatten noch immer keine Lösung gefunden. Das Einzige, was wir gemacht hatten, war es die Nummern der restlichen Mitglieder zu löschen und blockieren.
Ich hatte mich sehr vor dem Vorschlag gesträubt, aber wir mussten es tun. Spätetens, wenn die ersten Montagen gekommen wären, bei denen sie Lukas' Gesicht auf irgendwelche aufgehängte Menschen gephotoshoppt hätten, wäre ich eingeknickt.

Aber das sollte nicht passieren. Ich wollte mich nicht schon wieder klein machen und etwas hingeben, von dem ich wusste, dass es mich nicht glücklich machen würde. Ja, ich konnte damit Lukas' Leben retten und es ist auch der einzige Grund, warum ich es tun würde.
Mein Freund fand es auch unglaublich rührend, dass ich mich so aufopfern wollte. Aber wir hatten mich nicht da rausgeholt, damit ich einige Monate später wieder bei null anfing. Ich hatte mich so gebessert und das wollte ich mir wegen Ronny nicht kaputtmachen lassen.
Trotzdem machte es mich fertig, weil Lukas das nicht verdient hatte. Wir hatten nochmal ausführlich über alles gesprochen. Darüber, was auf ihn zu kommen könnte, worauf er zu achten hatte und was er nicht tun sollte. 

Und trotz der ganzen Einschränkungen, die die derzeitige Situation mit sich brachte, hatte ich ihn noch immer an meiner Seite. Nicht ein einziges Mal hatte Lukas den Eindruck erweckt, als würde es ihn stören.
Er könnte das Alles so schnell beenden und in sein altes Leben zurückkehren, in dem er einfach Schluss machte. Irgendwann würde Ronny schon das Interesse an ihm verlieren, beziehungsweise würde ich dafür sorgen.
Aber nicht mal im Traum würde ihm dieser Gedanke kommen. Lukas mochte mich wirklich, hielt seine Versprechen und war - ich konnte nicht glauben, dass so etwas tatsächlich existierte - für mich da.

In meiner Vergangenheit gab es nicht gerade selten Menschen, die mich fallengelassen haben. Viel zu oft musste ich die Erfahrung machen, dass in schweren Zeit niemand für mich da ist, obwohl es mir immer versprochen wurde.
In den meisten Fällen waren das Momente, in denen meine Depressionen mal wieder die Oberhand gewonnen hatten. Aber in einer extrem Situation wie dieser würde ich es Lukas noch nicht einmal verübeln, wenn dieser sein Wort nicht mehr halten könnte.
Aber so ist er nicht. Lukas ist etwas Besonderes und würde mich niemals alleine lassen. Ein Junge, von dem ich wohl niemals verstehen werde, wie dieser sich ernsthaft auf einen depressiven, verkorksten Kerl wie mich einlassen konnte.

Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen und unauffällig schielte ich zur Uhr. Sofort wurden meine Mundwinkel noch ein ganzes Stückchen breiter, als ich realisierte, dass ich in nicht einmal einer halben Stunde Feierabend haben würde.
Seit Montag bin ich zurück auf der Arbeit. Für die vergangene Woche und den Tag, an dem ich gefehlt hatte, hatten wir mir eine Krankschreibung geholt. Zum Glück hatte mir der Arzt die vermeintliche Magendarm-Grippe abgekauft.
Ich wollte mich ungerne aufgrund meiner Depressionen krankschreiben lassen, denn dann hätte meine Mama sofort gefragt, was los ist. Ich wäre wiederum in Erklärungsnot geraten und das Alles hätte in einem riesigen Streit geendet. 

Ich hatte mich zwar total schlecht gefühlt, weil ich ungerne während meiner Probezeit fehlen wollte, aber Lukas hatte mir sofort einen Strich durch die Rechnung gemacht und mich zum Arzt geschleppt.
Wir hatten dann auch gleiche meine Verletzung abgecheckt, aber bis auf einige Prellungen, hatte ich nichts weiter abbekommen. Ich musste mich etwas schonen, aber ansonsten ist nochmal alles gut gegangen.
Obwohl ich noch immer ein unbehagliches Gefühl hatte, wenn mich meine Mama zur Arbeit fuhr, denn hier hatte alles angefangen. Ich wollte ganz normal zur Arbeit gehen und dann kam die Gang, und hatte mein neues Leben in Trümmer gerissen.

Auch wenn ich wusste, dass ich hier sicher bin und sie mir nicht auflauern konnten, warf ich vorm Betreten mehrmals einen Blick über meine Schulter und blieb erstmal für einige Sekunden reglos im Raum stehen. Nicht, dass sie mir irgendwann doch hinterherkamen und in den Farbeimern ertränkten.
Vor allem wenn ich alleine bin, schloss ich die Tür ab und stand alle zehn Minuten auf, um jeden Winkel zu kontrollieren, um auf Nummer sicherzugehen. Ich wollte mich so gut wie möglich schützen, auch wenn es mich ankotzte, mit solchen Einschränkungen zu leben. Ich hatte keinen Bock mehr auf diese paranoiden Spielchen.
Aber sie waren notwendig, damit nichts passierte. Sie gaben mir keine hundertprozentige Sicherheit, aber nur so konnten Lukas und ich uns genug Zeit verschaffen, um eine Lösung zu finden. 

Denn noch immer hatten wir keine blassen Schimmer, was wir gegen Ronny tun sollten. Wir konnten nicht zur Polizei, wir hatten keine Kontakte zu irgendwelchen krassen Mafiaclans und alleine konnten wir es mit der Gang definitiv nicht aufnehmen.
Letzteres wollten wir auf gar keinen Fall ausprobieren. Wir hatten nicht so viel Geld, Macht und Kontakte wie Ronny. Wenn unser Plan nicht aufging, würden wir verraten werden und landeten am Ende noch im Jugendknast.
Aber wie sollten wir ihn sonst loswerden? Sich mit Ronny zusammenzusetzen und über alles zu reden würde nicht mal in irgendeiner Parallelwelt funktionieren. Da konnten wir noch so überzeugend sein, der Kerl würde nicht eher Ruhe geben, ehe er nicht seinen Willen bekam.

Ich seufzte leise auf und versuchte einen riesigen Riegel vor das Thema zu schieben. Ich wollte nicht, dass jemand auf Arbeit etwas mitbekam und Fragen stellte, die ich nicht zu beantworten wusste.
Vor allem nicht, weil Lukas' Vater etwas davon erfahren könnte. Ich wollte meinen Freund auf gar keinen Fall verlieren, auch wenn ich es durchaus nachvollziehen konnte, wenn seine Eltern bei so etwas jeglichen Kontakt verbieten würden.
Aber wir versuchten unser Bestes, um das Alles zu verheimlichen. Unsere Eltern würden auch keine andere Möglichkeit finden, als die Polizei zu rufen, die uns in diesem Fall aber nicht helfen konnte, beziehungsweise wollte.

Immerhin konnte ich von Glück reden, dass Lukas mich nicht für komplett verrückt erklärt hatte und meine Ratschläge befolgte. Es ist nicht gerade einfach, sein Leben von heute auf morgen so umzukrempeln, aber es musste sein.
Lukas war nur noch mit seiner besten Freundin unterwegs. Sie brachte ihn zur Bushaltestelle, holte ihn von dieser ab und auch sonst achtete Lukas immer darauf, jemanden an seiner Seite zu haben.
Es gab nicht viel, was wir machen konnten, um uns mehr Zeit zu verschaffen. Wir sahen uns ab und zu noch, aber hauptsächlich in unseren vier Wänden, mit abgeschlossener Tür und verdunkelten Fenstern.

Es ist zum Heulen, aber wir durften es nicht nochmal riskieren, dass die Gang uns erwischen konnte. Eventuell hatte Ronny schon irgendwelche Typen beauftragt, die uns suchten und verprügelten, sobald sie uns zusammen auf der Straße sahen.
Wir mussten auf alles gefasst sein, auch wenn es hart ist und an den Nerven zerrte. Zu gerne wollte ich der ganzen Welt zeigen, wie glücklich ich mit diesem Jungen bin, aber es ging leider nicht.
Keine Ahnung, wie lange wir dieses Versteckspiel noch mitmachen konnten. Ich wollte nicht mein Leben lang so leben, aber vor allem wollte ich wegen der Gang nicht in eine andere Stadt oder in ein anderes Land ziehen.

Leicht aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare und sah wieder zur Uhr. Noch zehn Minuten. Ich starrte auf meine Zeichnung, die ich heute Morgen angefangen hatte und beschloss, den Stift beiseite zu legen.
Heute würde ich eh nichts mehr zustande kriegen, also konnte ich auch schon mal mit dem Aufräumen beginnen. Ich erhob mich vom Stuhl, suchte meine Sachen zusammen und fuhr den Computer herunter.
Dann schulterte ich mir den Rucksack über, verabschiedete mich von meinen Kollegen, die gerade an einem Projekt für die Uni arbeiteten und drückte die Türklinke herunter, um die Treppen nach oben zu gehen.

,,Hey!'', begrüßten mich Lukas und Maria lächelnd, die schon vor dem Eingang des Theaters auf mich warteten.
,,Na, alles gut bei euch?'' Ich sah mich in der Gegend um und kurz darauf legte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Alles normal.
,,Ja, geht soweit...'', grinste Lukas und kämmte sich seine langen Strähnen hinter die Ohren.
,,Wir haben nur noch einen Test aufgebrummt bekommen. Mittlerweile habe ich wirklich das Gefühl, dass die Lehrer sich absprechen.'', beschwerte sich Maria und verdrehte die Augen.
,,Echt jetzt, noch einen? Habt ihr nächste Woche nicht schon vier Tests, oder so?'', zog ich erstaunt die Augenbrauen nach oben und sah fragend zu Lukas.
,,Das reicht scheinbar noch nicht.'', seufzte mein Freund. ,,Immerhin können wir von Glück reden, dass sie es überhaupt ankündigen, das lief auch schon mal anders.''
,,Das sind die Ärsche uns auch schuldig. Fünf Tests in einer Woche. Ist ja nicht so, dass wir noch Hausaufgaben machen müssen und sowas wie ein Leben haben.''

Lukas' beste Freundin schüttelte mit dem Kopf und verschränkte gereizt die Arme vor der Brust, während Lukas und ich einmal lachen mussten. Ich musterte die beiden mitleidig und war froh darüber, mich mit sowas erstmal nicht auseinandersetzen zu müssen.
,,So, wollen wir dann mal los? Ich will mir den spendierten Kuchen nicht entgehen lassen.'', fragte Maria breit lächelnd nach, als wir eine Zeit lang schweigend vorm Theater gestanden hatten.
,,Ja klar, auf auf!'', stimmte Lukas grinsend zu und machte eine Handbewegung, die signalisieren sollte, dass es los ging. Ich warf nochmal einen Blick über meine Schulter und checkte nebenbei unsere Umgebung ab.

Auch wenn ich mir zu hundert Prozent sicher war, dass uns mit Maria nichts passieren konnte, fühlte es sich trotzdem total beängstigend an, mit Lukas auf offener Straße unterwegs zu sein. Das hatten wir seitdem Vorfall nicht mehr getan... 
Wir hatten uns nur noch Zuhause getroffen und zusammen nicht einen einzigen Fuß vor die Tür gesetzt. Ich hatte wirklich Angst und keine Ahnung, wie ich reagieren sollte, wenn jemand von der Gang plötzlich vor uns stand.
Eventuell reichte Maria doch nicht als Schutz. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, dass sie Lukas je in den Rücken fallen würde, aber Ronny würde sich schon irgendwas einfallen lassen, um sie einzuschüchtern.

Ich seufzte und musterte Maria von der Seite, die sich mit Lukas über den angekündigten Test unterhielt. Ich nahm von ihrem Gespräch nur einzelne Wortfetzen war, wie dass sie anscheinend zusammen lernen wollten und sich das Ausarbeiten für die Lernzettel aufteilten.
Je näher wir dem Café kamen, desto nervöser wurde ich. Am liebsten wollte ich stehenbleiben und die beiden alleine weitergehen lassen. Wenn ich Glück hatte, würden sie erst viel zu spät bemerken, dass ich nicht mehr Teil der Gruppe bin.
Mein Herz schlug von Meter zu Meter immer schneller. Mir wurde total schlecht und wenn Lukas nicht hier wäre, hätte ich Maria wahrscheinlich schon längst nach Hause geschickt oder eine Ausrede gefunden, um nicht mehr bei ihr zu sein.

Lukas und ich hatten uns die Tage nochmal unterhalten. Seine beste Freundin wusste nicht, was vor zwei Wochen passiert ist, warum Lukas auf einmal darauf bestand, dass sie ihn zur Bushaltestelle brachte und wieso er in letzter Zeit so ist, wie er ist.
Wir hatten das Gespräch schon mal. Lukas und Maria hatten eigentlich keine Geheimnisse voreinander. Sie wussten alles übereinander, weil sie sich vertrauen konnten und eben beste Freunde sind.
Jedoch hatte ich mich dagegen gewehrt, dass Lukas seiner besten Freundin irgendwas von der Gang erzählte. Ich wollte einfach nicht, dass irgendjemand davon mit bekam, sich einmischte und etwas Unüberlegtes machte, nur um uns zu schützen.

 Außerdem wollte ich nicht, dass Maria mir Lukas wegnahm. Lukas ist wie ein Bruder für sie. Sie beschützte ihn mit Haut und Haaren und würde mir wahrscheinlich den Arsch aufreißen, wenn ihm irgendwas passierte.
Ich hatte wirklich Angst vor ihrer Reaktion. Sie mochte mich, aber trotzdem konnte sich das ganz schnell ändern, wenn sie erstmal erfuhr, in was für eine gefährliche Lage ich ihren besten Freund gebracht hatte.
Ich konnte es ihr nicht verübeln... Aber verdammt, ich wollte Lukas nicht verlieren. Klar würde er sich da nicht hereinreden lassen, aber wir mussten uns doch nicht noch mehr einschränken. Es ist so oder so schon total schwierig. 

Aber es musste heraus, denn so langsam wurde Maria stutzig. Nicht selten wollte sie von Lukas wissen, wieso diese ihn von der Bushaltestelle abholen musste. Normalerweise trafen sie sich immer morgens vorm Schultor - seit der ersten Klasse.
Für Maria ist es der totale Umweg jeden Morgen extra zur Bushaltestelle zu laufen, nur um ihren besten Freund abzuholen, der mittlerweile in einem Alter ist, wo er das eigentlich schon alleine könnte.
Doch Lukas hatte die Frage immer wieder gekonnt abgeblockt und nichts dazu gesagt. Wann immer Maria mit dem Thema anfangen wollte, versuchte er sie abzulenken, ignorierte es oder zog das Ganze ins Lächerliche.

Allgemein merkte Maria, dass irgendwas nicht stimmte. Lukas musste seiner besten Freundin da auch nichts vormachen, sie kannte ihn und wusste, wenn irgendwas nicht in Ordnung ist. Lukas versuchte es zu überspielen, aber es brachte nichts.
Erst vor zwei Tagen hatte Maria gefragt, warum Lukas nicht einfach sagte, was los ist. Schließlich kam er sonst immer zu ihr und rückte sofort mit der Sprache heraus. Sie verstand sein Verhalten nicht, denn das ist nicht Lukas.
Fast täglich diskutierten sie darüber, denn Lukas hatte sich in seiner Art total verändert. Er wirkte so zurückhaltend, geheimnisvoll und verängstigt, was Maria in ihrer Gegenwart nicht von ihm gewohnt ist.

Deswegen hatten Lukas und ich nochmal über alles geredet. Es konnte so nicht weitergehen, denn wenn wir Pech hatten, würde Maria ihm irgendwann den Mittelfinger zeigen und ihn nicht mehr von der Bushaltestelle abholen.
Lukas wollte sich auch nicht mit seiner besten Freund streiten. Er hasste es Geheimnisse vor ihr zu haben, denn normalerweise konnten sie offen über alles reden und sich selbst die schmutzigsten Details anvertrauen.
Ich wollte das nicht, aber ich konnte Lukas verstehen. Maria konnte nicht die Welt retten, aber sie könnte Verständnis dafür aufbringen, dass er momentan etwas mehr als sonst auf seine beste Freundin angewiesen ist.

Es brachte nichts das Ganze zu verheimlichen, denn irgendwann würde Maria sowieso dahinterkommen. Also hatte ich schlussendlich zugestimmt, auch wenn es mir total schwer fiel, mich einer weiteren Person zu öffnen.
Lukas wollte diese Konversation ungerne alleine führen. Ich konnte Maria sämtliche Fragen beantworten, wenn sie diese hatte und mein Freund würde als moralische Unterstützung dienen, falls sie ausflippen sollte.
Wir wollten es ruhig angehen lassen, aber hatten uns auch versprochen, nichts zu verharmlosen. Wir würden Maria die gesamte Wahrheit sagen und dann konnte sie immer noch entscheiden, ob sie uns helfen wollte, oder nicht.

,,Da wären wir...'', riss mich Lukas' Stimme aus den Gedanken. Abrupt hielt ich an und erkannte, dass wir beim Café angekommen waren. Es lag etwas außerhalb der Stadt und ich wusste, dass Ronny und die Gang hier niemals auftauchen würden.
,,Oh, das sieht ja hübsch aus...'', erwiderte Maria lächelnd, während wir durch die geöffnete Eingangstür traten und uns umsahen. Schnell fanden wir einen Tisch, der etwas abgelegen lag und ließen uns auf den Sesseln nieder.
,,Dann kann ich mir ja richtig was gönnen, wenn ihr beiden bezahlt.'', lachte Maria, als sie die Karte studierte. Sie musterte uns einmal mit vielsagenden Augen, während Lukas und ich uns unsichere Blicke zu warfen.

,,Alles was du willst...'', grinste mein Freund und spielte mit ihren Haaren. ,,Aber lass' mich trotzdem nicht arm werden. Ich hab' mein halbes Taschengeld schon aufgebraucht.''
,,Dann würd' ich mal weniger essen. Guck' mal, hier kommt schon die erste Speckfalte...'', ärgerte Maria ihn, packte an seinen Bauch und drückte lachend die Haut zusammen.
,,Also!'', meckerte Lukas empört und schlug ihr auf die Finger.
,,Ich mach' jetzt schon zweimal die Woche Sport...''
,,Ach, anstatt den Fahrstuhl die Treppe zu nehmen zählt also schon als Sport? Mensch, dann bist du ja richtig aktiv.'', erwiderte sie mit erstaunten Augen und klatschte einmal in die Hände.
,,Halt die Klappe! Ähm... Du stinkst!'', zog Lukas einen Schmollmund.
,,Du bist wirklich süß, wenn dir die Argumente ausgehen...'', lächelte sie und wuschelte ihm durch die Haare.

Ich musterte die beiden amüsiert, aber konnte ihre Neckereien kaum genießen, denn durch meinen Kopf sausten tausende Sätze, die ich Maria jeden Moment sagen musste und die ihre Laune komplett zerstörten.
Ich wollte das nicht ewig hinauszögern oder auf einen anderen Tag verschieben, denn es gab keinen perfekten Zeitpunkt, um es ihr zu sagen. Gerade ist alles gut, aber irgendwann würde sie Lukas wieder fragen, was los ist.
Dieser hatte dann keine Antwort mehr parat, stammelte vor sich hin und blockte ab. Dann würde der Moment kommen, wo Maria es komplett reichte, sie ihm eine Ansage machte und Lukas nichts und niemanden mehr hatte, der ihn beschützen konnte.

Ich seufzte leise, sah auf die Karte und als ein Kellner kam, um unsere Bestellungen aufzunehmen, wippte ich ungeduldig mit den Füßen und sah mich immer wieder in dem gemütlichen Café um.
Hin und wieder lauschte ich dem Gespräch von Maria und Lukas, die sich über irgendein Gerücht austauschten und sich immer wieder einige Beleidigungen an den Kopf warfen, die mich unter anderen Umständen zum Lachen gebracht hätten.
Ich fühlte mich wie das fünfte Rad am Wagen, weil ich mich nicht in die Konversation mit einbringen konnte, da meine Gedanken viel zu sehr an dem hingen, was gleich passieren könnte. Ist das wirklich eine gute Idee?

,,Wow... Der Kuchen ist der Wahnsinn... Ein richtiger Orgasmus für die Zunge!'', schwärmte Maria lächelnd und stopfte sich den Mund voll.
,,Alter, mach' mal langsam...'', erwiderte Lukas lachend und musterte seine beste Freundin kopfschüttelnd. ,,Du inhalierst den ja regelrecht!''
,,Hallo? Wie könnt' ihr so entspannt essen? Das ist abnormal geil! Die machen noch besseren Kuchen als meine Oma.'', lächelte sie und bestellte sich noch ein Stück.
,,Das heißt schon was, wenn sie ein Gebäck über das von ihrer Oma stellt.'', erklärte mir Lukas grinsend und kam aus dem Lachen gar nicht mehr heraus.
,,Sagt es ihr bitte nicht.'', befahl uns Maria mit vollem Mund und seufzte zufrieden auf. ,,Oh Gott, ich könnte den ganzen Laden essen!''
,,Well... Vielleicht ist der Laden ja ein Kuchen? Seit diesen Internetvideos kann man sich nirgendswo mehr sicher sein...'', zuckte ich skeptisch mit den Schultern.
,,Also wenn alles so gut schmeckt, dann ess' ich auch ruhig die Hausfassade, mir egal.'', strahlte Maria und leckte sich die Sahne von der Oberlippe.

,,Aber jetzt müsst' ihr mir auch mal verraten, womit ich dieses Geschmackserlebnis verdient habe. Habt ihr vor zu heiraten und wollt' meinen Segen haben? Den habt ihr damit gewonnen!'', fragte Lukas' beste Freundin dann plötzlich nach.
Mir fiel die Gabel aus der Hand und mit großen Augen sah ich zu meinem Freund, der einmal schwer schluckte und sich am Hinterkopf kratzte. ,,Ähm... Dürfen wir dich nicht einfach mal einladen?''
,,Klar dürft' ihr das...'', antwortete Maria lächelnd. ,,Aber warum gehen wir nicht einfach beim Imbiss was essen? Wieso gehen wir ins teuerste Viertel der Stadt?'' Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück und musterte uns.
,,Was habt ihr ausgefressen?'' Sie zog die Augenbrauen nach oben und durchlöcherte uns mit ihren kristallblauen Augen.
,,Nichts!'', sagte Lukas sofort. ,,Also... Nicht wir direkt...''
,,Wie nicht ihr direkt?'', harkte sie verwirrt nach und legte den Kopf schief.
,,Jetzt raus mit der Sprache!''

,,Also...'', begann Lukas, musterte mich mit unsicheren Augen und zupfte nervös an der Tischdecke. Maria schlug ihm leicht auf die Finger und sah ihn eindringlich an, was meinen Adrenalienspiegel in die Höhe steigen ließ. Oh Gott...
Lukas hatte mich schon vorgewarnt, dass Maria sehr temperamentvoll sein konnte, aber so schlimm hatte ich das nicht erwartet. Sie hasste es Ewigkeiten auf die Folter gespannt zu werden, denn es sollte einfach heraus.
,,Du kennst doch noch diese...ähm... diese Typen da vom Jugendzentrum?'', fragte Lukas mit bebender Unterlippe und versuchte die Füße stillzuhalten. Ich wollte am liebsten wegrennen...
,,Die dämlichen Arschlöcher, die dich gemobbt haben?'', fragte sie zickig.
,,Hmmm, genau die...'', antwortete Lukas kleinlich und biss sich auf die Unterlippe. ,,Du weißt ja, dass Timi auch mal mit denen abgehangen hat.'' Sie nickte und sah dann mich an.
,,Ja und jetzt? Haben die irgendwas Dummes zu euch gesagt, oder was?''
,,Also... Ähm... Nee...'', erwiderte Lukas schüchtern und spielte mit seinen Fingern.
,,Lukas, was ist los? Hör' auf so zu zögern, das musst du nicht. Was haben die gemacht?'', fragte Maria etwas besorgt nach und griff nach seinen Händen.
,,Ähm... Du darfst nicht ausrasten! Das ist auch kein Spaß, was ich gleich sage!'' Seine Stimme überschlug sich fast, während sich mein Rücken anspannte. 
,,Mach' ich nicht...'', versprach sie ihm lächelnd. ,,Aber dann musst mir jetzt auch sagen, was passiert ist.'' Sie musterte ihn mit befehlenden Augen und Lukas atmete einmal tief durch.
,,Sie bedrohen mich und Timi, deswegen musst du mich immer abholen und zur Bushaltestelle bringen.'', erklärte Lukas stockend und krallte sich an ihren Händen fest.
,,Warte mal... Wie die bedrohen euch? Womit denn? Wieso?'', wurde sie etwas lauter und musterte uns mit irritierten Augen.

,,Ähm... Sie wollen, dass...äh...dass Timi Schluss macht. Ansonsten...ähm... Dann verprügeln oder töten sie uns...'', flüsterte Lukas unsicher, bekam Tränen in den Augen und Marias Blick glitt sofort zu mir, um mich zu Sandstaub zerfallen zu lassen. 

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