Wir sind verloren

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,,Timi, wir müssen irgendwas machen, das kann so nicht weitergehen.'' Mit einer Tasse Tee bewaffnet, kam Lukas aus der Küche getreten und stellte mir diese vor die Nase. Er ließ sich gegenüber von mir nieder und sah mich mit erwartungsvollen Augen an.
,,Ich weiß nicht...'', erwiderte ich seufzend, spielte mit dem Beutel, der noch in der Tasse hing und sah in diese, in der Hoffnung, eine passende Antwort auf all meine Frage zu finden, die mir schon seit Stunden durch den Kopf schwebten.
,,Was weißt du nicht?'', fragte Lukas etwas irritiert nach und am liebsten wollte ich ihn für immer wegschicken. Ich wusste, dass er das Alles gut meinte, aber ich wollte nur noch meine Ruhe haben.

Aber es brachte nichts davor wegzurennen, denn irgendwann würden mich all meine Probleme einholen. Ich hätte damit rechnen müssen, dass die Gang wiederkommen würde, aber anstatt mir Gedanken darüber zu machen, hatte ich es lieber aufgeschoben.
Klar, sollte ich die gemeinsame Zeit mit Lukas genießen, aber trotzdem hätte ich mir ab und zu mal die Frage stellen sollen, was ich machte, wenn diese plötzlich vor mir standen und mich vor die Wahl stellten.
Aber womit hatte ich auch gerechnet? Es ist schließlich genau das, was ich immer mache. Die Probleme so lange aufschieben, bis sie mich einholten, an den Beinen packten und in den Scheiterhaufen warfen, sodass ich mich mit ihnen auseinandersetzen musste.

Ich bin ein Meister in Dinge aufschieben. Seien es nervige Hausaufgaben, für die ich wochenlang Zeit hatte, aber sie entweder gar nicht oder am Abend vor der Abgabe machte oder ein wichtiger Termin, den ich erst kurz vor knapp organisierte.
Ich wollte von all dem nichts wissen. Es ist wesentlich leichter das Alles unter den Teppich zu kehren und sich zu verstecken. Wenn es dann irgendwann Konsequenzen regnete, positionierte ich mich geschickt in die Opferrolle, weil ich nicht anders damit umzugehen wusste.
Obwohl ich langsam mal lernen sollte, Verantwortung für mein Handeln zu übernehmen. Es brachte nichts ständig im Selbstmitleid zu ertrinken, wenn die Probleme schon unmittelbar vor der Haustür standen.

Wenn ich wichtige Dinge zu erledigen hatte, mussten diese eben erledigt werden. Auch die unschönen Aufgaben, mit denen ich mich nicht auseinandersetzen wollte, hatten ihre Deadline. Da helfen irgendwann auch keine Ausreden mehr.
Wahrscheinlich würde so einiges schneller vorangehen, wenn ich endlich mal den Arsch hochbekam und mich der Herausforderung stellte. Meistens dauerte es eh nicht so lange, wie man immer vermutete.
In den meiste Fällen waren diese tausenden Aufgaben, drei kleine Punkte, die in zehn Minuten fertig waren. Danach konnte man sich in aller Seelenruhe zurück auf die Couch legen und hatte kein schlechtes Gewissen mehr.

Das mit der Gang ist nochmal ein vollkommen anderes Level, aber wenn ich mich vielleicht einmal mit dem 'Was würdest du tun, wenn sie wieder da sind?' auseinandergesetzt hätte, wären Lukas und ich schon einige Schritte weiter.
Eventuell wäre mir mal wieder eingefallen, dass wir viel besser aufpassen mussten. Dann hätte Ronny auch nichts von uns erfahren, weil ich beim Volleyballtunier gar nicht erst aufgetaucht wäre oder mich zumindest als Marias Freund ausgegeben hätte.
Aber das hatte ich davon, weil ich die Probleme mal wieder aufgeschoben hatte. Jetzt konnte ich auch nichts mehr daran ändern, außer im Selbstmitleid zu ertrinken, so wie ich es immer tat, wenn etwas nicht geklappt hatte. So eine dumme Scheiße!

,,Timi...'' Lukas stieß mich mit seinem Fuß an, lehnte sich auf dem Stuhl zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. ,,Was weißt du nicht?'', griff er seine Frage nochmal auf und es kotzte mich an, mich damit auseinandersetzen zu müssen.
Aber was erwartete ich auch? Ich hatte uns in diese beschissene Situation gebracht, also musste ich uns da auch wieder herausholen. Ich konnte nicht erwarten, dass Lukas mir den idealen Plan vor die Nase legte und ihn auch noch alleine durchführte. Wir mussten da zusammen durch.
,,Ich weiß nicht, was wir machen sollen...'', antwortete ich unsicher und traute mich nicht, ihm in die Augen zu sehen. Eine Träne rollte mir die Wange herunter, aber sofort wischte ich diese weg. Du bist der Allerletzte, der hier weinen darf...

,,Ist das gerade dein Ernst? Es liegt doch auf der Hand, was wir jetzt tun müssen!'', wurde Lukas etwas lauter, legte seine Hände auf dem Tisch ab und stützte sich leicht auf, um sich zu mir zu beugen.
,,Ach, echt?'', fragte ich etwas stutzig nach und zog die Augenbrauen zusammen. ,,Was denn?''
,,Ja man, wir müssen zur Polizei und die Bastarde anzeigen!'', erwiderte Lukas theatralisch und griff nach seinem Handy.
,,Wir können nicht zur Polizei!'', hielt ich sofort dagegen, erhob mich von der Sitzbank und nahm ihm das Handy aus der Hand.
,,Wie wir können nicht zur Polizei? Was soll das denn jetzt?'' Mein Freund musterte mich mit verwirrten, teilweise auch sauren Augen und versuchte nach seinem Handy zu greifen.
,,Was soll das denn bringen? Denkst du wirklich, dass die irgendwas machen?'', entgegnete ich zickig, schnalzte genervt mit der Zunge und ließ sein Handy in meiner Hosentasche verschwinden.
,,Ähm... Ja?'', sagte Lukas.

,,Timi Schatz, warum möchtest du denn nicht zur Polizei? Hast du irgendein Problem mit denen? Man, an wen willst du dich ansonsten wenden?'' Lukas pustete geräuschvoll etwas Luft aus seinen Wangen und griff nach meinen Händen.
,,Ich hab' kein Problem mit der Polizei...'', verneinte ich es direkt und sah auf den Fliesboden.
,,Na also, dann gib' mir mein Handy. Ich ruf' die Zentrale an, damit wir morgen Früh eine Anzeige aufgeben können.'', lächelte mein Freund aufmunternd und glitt mit seinen Händen Richtung Gesäßtasche, wo ich ihm noch rechtzeitig auf die Finger schlug.
,,Sag' mal... Was ist los mit dir, Baby? Du musst keine Angst haben, ich bin die ganze Zeit bei dir und unterstützte dich. Da passiert schon nichts.'', versuchte er mich weiterhin zu ermutigen und drückte mir einen Kuss auf die Lippen.

,,Lukas, du stellst dir das Alles viel zu einfach vor...'', schüttelte ich mit dem Kopf, löste mich von ihm und spürte, wie mir die ersten Tränen die Wangen herunterliefen. Ich vergrub die Hände im Gesicht und wusste nicht mehr weiter. Was ist noch richtig und falsch?
,,Kannst du mal bitte Klartext reden? Warum bist du dagegen?'' Lukas packte mich an den Schultern, drehte mich zu sich löste die Hände von meinem Gesicht, damit ich ihm in die Augen schauen musste. Ich knurrte ihn leicht an, denn ich wollte nicht darüber reden.
,,Die Polizei wird nichts gegen Ronny machen. Glaub' mir, so schnell kriegst du den nicht ausgeschaltet.'', erwiderte ich unter Tränen und ließ mich auf der Sitzbank nieder, weil ich keine Kraft mehr hatte.

,,Aber warum sollten sie denn nichts gegen ihn machen, Baby? Du weißt so viel über ihn... Außerdem hast du die ganzen Hämatome am Körper...'' Lukas kniete sich vor mir und legte seine Hände auf meinen Oberschenkeln ab.
,,Ja, und? Hast du irgendein Beweis, dass die Gang mich zusammengeschlagen hat? Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass seine Sippschaft ihm in den Rücken fallen wird. Die werden das so drehen, dass die Polizei glaubt, dass ich mir das angetan habe.'', entkräftete ich sein Argument.
,,Also bitte, bei der ganzen Scheiße, die ihr regelmäßig abgezogen habt, muss sein polizeiliches Führungszeugnis jawohl mehrere Seiten umfassen...'', konterte mein Freund geschickt und streichelte mir über die Beine. Nicht mal seine Berührungen konnte mich noch beruhigen...

,,Du hast wirklich keine Ahnung von Ronny. Der Kerl hat nicht einen einzigen Eintrag.'', sagte ich etwas zorniger und Lukas' Mund öffnete sich. Aber sofort legte ich ihm den Zeigefinger auf die Lippen, denn all seine Vorschläge würden ins Leere führen.
,,Sein Vater ist einer der reichsten und einflussreichsten Menschen der Stadt. Deswegen legt er auch sehr viel Wert darauf, dass seine Familie eine weiße Weste hat. Er tut wirklich alles, damit keiner von Ronnys Straften mitbekommt.'' Über Lukas' Kopf schwebten tausende Fragezeichen.
,,Als Ronny seine erste Anzeige bekommen hat, ist sein Vater komplett ausgerastet. Er wollte ihn herausschmeißen und enterben, aber der Typ war schon damals total gerissen und hat seinen eigenen Vater erpresst. Dass er ihn auffliegen lassen wird, wenn er ihn jetzt gehen lässt.''
,,Glaub' mir, Ronny wirkt wie der größte Vollidiot, aber die Lauchstange ist nicht dumm. Er hat dafür gesorgt, dass sein Vater sämtlich Leute schmiert, damit ihm nichts passiert. All die Anzeigen, die aufgegeben wurden, kamen nie bei ihm an. Und das nur, weil sein Papa dafür gesorgt hat, dass sein Name von der Liste verschwindet.''

,,Das ist doch absurd. Der hat euch da irgendwelche Märchen erzählt. Als ob sowas wirklich geht... Das dürfen die nicht mal machen.'', erwiderte Lukas unglaubwürdig lachend auf meine Worte.
,,Sein Vater hat Geld und wenn du Geld hast, hast du automatisch Macht. Du kannst dir gar nicht vorstellen, zu was Menschen fähig sind, wenn du ihnen einen prallgefüllten Geldbeutel zeigst.'', sagte ich mit ernster Miene.
,,Lukas, ich weiß, dass du das Alles lieb meinst, aber es wird nichts passieren. Ronny ist so raffiniert, ob du das wahrhaben möchtest oder nicht. Wir können nichts gegen ihn machen.'', erwiderte ich mit gebrechlicher Stimme.

,,Aber... Aber...'' Lukas versuchte die richtigen Worte zu finden, aber egal, was er jetzt sagen würde, es würde für alles ein niederschmetterndes Gegenargument geben. Ich wünschte es wäre anders, aber wir mussten der Wahrheit ins Gesicht blicken.
Ronny würde wirklich alles tun, um sich nicht die Hände schmutzig zu machen. Der Kerl sprach tausende Drohungen aus, aber am Ende des Tages ist nicht er derjenige, der diese schlussendlich in die Tat umsetzte.
Durch den Reichtum seines Vaters hatte er so viel Geld und Kontakte, dass er diesen nur irgendeine x-beliebige Summe nennen musste, sodass die Personen sofort sprangen und die Aufgabe für ihn erledigten.

Mit gekreuzten Fingern schwor Ronny ihnen, dass er sie decken würde, aber wenn es hart auf hart kam, vernichtete er sämtliche Beweise, stellte sich dumm und sein Papa sorgte im Hintergrund dafür, dass ihm nichts passierte.
Es hörte sich an wie irgendein schlechter Mafiafilm, jedoch ist es die Wahrheit. Die Wahrheit und Realität, die Lukas und ich akzeptieren mussten. Es gab keinen Ausweg aus dieser Situation, so sehr wir uns das auch wünschten.
Wir konnten noch so oft zur Polizei gehen, am Ende standen wir mit leeren Händen da, weil Ronnys Vater alles daransetzte, dass die Anzeige noch nicht einmal aufgenommen wurde und wir stattdessen als die Verbrecher erklärt wurden. 

Wenn es eine andere Möglichkeit gäbe, hätte ich diese schon längst genutzt. Dann hätte ich mich nicht in der Bar betrunken, sondern hätte mir Lukas geschnappt und wäre mit ihm zusammen zur Polizei gegangen.
Doch Ronny wusste, wie man Menschen an sich binden konnte. Jeder, der je versucht hatte aus der Gang zu flüchten, hatte seine Konsequenzen zu spüren bekommen. Prügel, Auswanderung, ein Großbrand - es gab nichts, was ich noch nicht miterlebt hatte.
Und jedes Mal hatte es der Kerl geschafft, die Menschen so sehr einzuschüchtern, dass sie von einer Anzeige absahen. Hatten sie es dennoch getan, wurde eben dafür gesorgt, dass es zu keinen Ermittlungen kam oder die Sache umgedreht wurde.

Eigentlich wäre es langsam mal an der Zeit, ihn zu stoppen. Am liebsten wollte ich alle Menschen vor Ronny warnen, aber man würde mich für verrückt halten, dass der Sohn von den Geigers angeblich so eine kranke Scheiße abzog.
Die meisten hatten wirklich den Eindruck, dass Ronny ein vollkommen normaler Junge ist. Wenn sein Vater Geschäftsmeetings hatte, konnte er ohne jegliche Beleidigungen artikulieren, war höflich und ungewohnt nett.
Auch in Sachen Gang versprach er einem das Goldene vom Himmel und verzieh erste Fehltritte. Aber kaum hatte er jemanden in seinen Bann gezogen, fiel die Maske. So einige würden sich nicht auf ihn einlassen, wenn sie schon vorher wussten, was für ein Psychopath dieser Kerl ist.

,,Lukas, selbst wenn eine Anzeige zustande kommen sollte, werden die höchstens 'ne Geldstrafe und Sozialstunden bekommen. Denkst du, die haben dann Angst und lassen uns in Ruhe? Es wird wahrscheinlich noch schlimmer, weil wir es darauf angelegt haben...'' Ich raufte mir durch die Haare und wollte am liebsten schreien.
Die ganze Geschichte ist so ausweglos. Ich musste zurück zur Gang und Lukas gehen lassen. Wir konnten uns auch nicht heimlich treffen, denn irgendwann würde Ronny dahinterkommen. Wenn ich Glück hatte, konnte ich nochmal was geradebiegen und mich dafür entschuldigen, dass ich mich erneut widersetzt hatte.
Hauptsache Lukas passierte nichts und sie ließen ihn für immer in Ruhe. Was mit mir geschah, konnte meinem Freund egal sein, denn schließlich hatte ich all das zu verantworten. Ich hätte mit 13 nicht dieser Gang beitreten, beziehungsweise mich gar nicht erst auf Lukas einlassen dürfen. 

,,Aber es kann doch nicht sein, dass wir nichts dagegen machen können. Die Polizei kann uns damit nicht alleine lassen. Wie soll sein Papa denn hinter die Anzeige kommen?'', fragte Lukas etwas ausgebrachter.
,,Der hat seine geschmierten Spione. Irgendwer bekommt immer was mit und sofort verschwindet die Anzeige.'' Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht.
,,Ich kann das nicht glauben. Es kann nicht sein, dass wir nichts gegen ihn tun können!'' Mein Freund schüttelte fassungslos mit dem Kopf, setzte sich auf und lief einmal im Kreis durch das Esszimmer.

,,Weißt du was von denen, die damals ausgestiegen sind? Was habt ihr mit denen gemacht? Terrorisiert Ronny die immer noch?'', fragte Lukas, als er mehrere Runden gedreht hatte, von denen mir beim alleinigen Zusehen ganz schwindelig wurde.
,,Ähm... Also Ronny hat denen irgendwelche Befehle gegeben. Die meisten mussten in eine andere Stadt ziehen oder auswandern, weil es ihm nicht gepasst hat.'', erklärte ich unsicher und sah mich in der Gegend um.
,,Und die Eltern von denen haben nichts dazu gesagt?'' Lukas entglitt mit einem Mal alles aus dem Gesicht, weil er endlich zu verstehen schien, dass die Sache nicht mit einem Besuch bei der Polizei erledigt ist.

,,Also die haben es auch bei der Polizei versucht. Dann haben sie aber gemerkt, dass das ins Leere führt. Ronny hat denen dann das Leben zur Hölle gemacht und immer wieder betont, dass er aufhört, wenn sie verschwinden - für immer.''
Ich redete davon, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt, dass so ein Fähnchen im Wind tatsächlich so viel Macht hatte. Doch innerlich beunruhigte es mich, dass mich und Lukas ein ähnliches Schicksal treffen könnte, wenn nicht sogar schlimmer.
Schließlich wollte ich nicht nur aus der Gang aussteigen, sondern ich hatte mich monatelang nicht blicken lassen und in der Zeit ausgerechnet was mit dem Kerl angefangen, den Ronny schon von der ersten Sekunde am liebsten einen Kopf kürzer gemacht hätte.

,,Ich...'' Lukas ließ sich auf dem Stuhl nieder. Seine Augen sahen leer aus und der Optimismus, der ihm vor kurzem noch im Gesicht geschrieben stand, verschwand immer mehr. Er fuhr sich durch die Haare und schüttelte immer wieder mit dem Kopf.
,,Das kann nicht sein...'' Seine Augen füllten sich mit Tränen und die Ersten liefen ihm die Wange herunter. Ich saß stumm daneben und war unfähig mich zu bewegen. Ich wollte ihn in den Arm nehmen, aber mich überkam das schlechte Gewissen.
Ihn jetzt so sehen zu müssen, zerbrach mich. Ich wollte Lukas nicht verletzen. Ich wollte ihn beschützen. Stattdessen hatte ich ihn durch meine Dummheit in eine Gefahr gebracht, aus der es keinen Ausweg gab.

,,Lukas Schatz, du musst mir versprechen, dass du nicht mehr alleine das Haus verlässt. Ich kann nicht viel machen, aber achte bitte darauf, dass immer jemand bei dir ist. Die Gang wird nichts machen, so lange es Zeugen gibt.'', fand ich zitternd meine Stimme wieder.
,,Wirklich jetzt, sei nur noch in großen Gruppen unterwegs und verlass' das Haus nur noch, wenn es nötig ist. Ich will nicht, dass dir irgendwas passiert.'' Ich griff nach seinen Händen und brach in Tränen aus.
Ich legte den Kopf auf dem Tisch ab, schluchzte vor mich hin und krallte mich an seinen Händen fest, weil ich so Angst hatte, dass Ronny jeden Moment ins Esszimmer kommen und ihn mir wegnehmen könnte.

Lukas nahm mich in den Arm, vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, während ich seinen Körper unter mir bebben spüren konnte. Es brach mir das Herz und gleichzeitig zeigte es, wie ernst die Situation ist.
Ich hatte Lukas noch nie so schwach gesehen. Er war immer stark für uns beide und fand die richtigen Worte. Aber dieses Mal ging es nicht um die Schule oder einen fehlenden Job, es ging um Leben und Tod.
Das erste Mal in unserer Beziehung stieß Lukas an seine Grenzen. Seine Kräfte verließen ihn und das Alles, weil ich nicht aufgepasst hatte. Wieso hatte ich ihn in der Turnhalle besucht? Warum hatte ich ihn geküsst? Wieso musste ich so unvorsichtig werden?

Es hätte alles so schön sein können. Aber stattdessen hatte ich nachgegeben. Ich hatte keine Gedanken mehr an die Gang, obwohl ich immer im Hinterkopf behalten sollte, dass sie jederzeit auftauchen könnten.
Es hätte nicht soweit kommen dürfen. Ich hätte zu diesem verdammten Schrottplatz gehen und mich von Lukas trennen müssen. Warum hatte ich schon wieder so leichtsinnig gehandelt? Konnte ich nicht einmal was richtig machen?
Von einem Chaos stürzte ich mich ins Nächste und nahm ausgerechnet den Menschen mit, der mir den richtigen Weg gezeigt hatte. Einen Menschen, den ich nicht verdient hatte und der verdammt nochmal glücklich sein sollte.

,,Lukas, wir müssen Schluss machen. Ich kann dich da nicht mit reinziehen, das geht nicht.'', schluchzte ich mit schwerem Atem und löste mich von ihm.
,,Komm' schon... schmeiß' mich raus und sag' mir, dass du mich nicht mehr willst! Du kannst mir auch ruhig eine verpassen!'', schrie ich ihn an.
Ich erhob mich von der Sitzbank, griff nach meinem Rucksack und schulterte mir diesen über. Ich sah in das verstörte Gesicht von Lukas, der mit der Situation sichtlich überfordert wirkte.

,,Ich geh' jetzt und dann wirst du mich nie wiedersehen! Ich lösch' deine Nummer und lass' dich für immer in Ruhe, versprochen. Ich hab' dich nicht verdient.'' Ich öffnete die Tür des Esszimmers und Lukas blieb wie angeklebt auf dem Stuhl sitzen.
Ich holte meine dreckige Jacke aus dem Badezimmer, zog mir diese über und schlüpfte in meine Chucks. Ich warf einen sehnsüchtigen Blick Richtung Esszimmer, aber entgegen meiner Erwartungen, war von Lukas keine Spur zu sehen.
Es brach mir das Herz, denn eigentlich wollte ich nicht gehen. Aber ich musste, damit er in Sicherheit blieb. Ich musste mich stellen und das konnte ich nicht mit Lukas an meiner Seite. Ich warf noch einen allerletzten Blick in den Flur, dann öffnete ich die Haustür und ging - für immer.


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