Wir zwei vor einem Berg aus Angst, den keiner je bestieg, doch weiter gehen wir

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Mit Tränen gefüllten Augen, warf ich einen allerletzten Blick Richtung Flur. Dann schloss ich die Haustür auf, drückte die Türklinke herunter und setzte den ersten Schritt auf die Terrasse. Sollte ich wirklich gehen? Wo wollte ich denn hin?
Aber lohnte es sich hier zu bleiben? Lukas konnte mir noch so oft sagen, dass wir zusammen in jeden Krieg ziehen würden, aber insgeheim wussten wir beide, dass er mich am liebsten für immer loswerden wollte.
Er hatte es nicht verdient so behandelt zu werden. Auch wenn ich in den letzten Stunden einige dumme Entscheidungen getroffen hatte, war ich mir jetzt ziemlich sicher, dass es das Richtige ist, aus seinem Leben zu verschwinden.

Ich atmete einmal tief durch und machte den nächsten Schritt nach draußen. Meine Knie zitterten, denn ich wollte Lukas nicht verlassen. Ich wollte bei ihm bleiben, ihn küssen, ihn in den Armen halten und Sex mit ihm haben.
All das machen, was wir sonst getan hatten, bevor die Gang zurückkam. Ich konnte mir nicht genug Vorwürfe dafür machen, nicht besser aufgepasst zu haben. Schon viel zu lange sind wir viel zu leichtsinnig mit unserer Beziehung umgegangen.
Aber es hatte sich so schön angefühlt, Lukas in der Öffentlichkeit zu küssen, in den Arm zu nehmen und jedem zu zeigen, dass er mir gehörte. Jedoch hätte mir besser darauf aufpassen müssen, wer oder was in unmittelbarer Nähe stand. Das hatten wir davon...

,,Timi...'', holte es mich plötzlich aus den Gedanken, während ich erschrocken zusammenzuckte und mich umdrehte. Sofort brach es mir das Herz, als ich Lukas mit Tränen und ratlosen Augen vor mir stehen sah.
,,Komm' wieder rein, mein Schatz...'', befahl er und streckte mir seine Hand entgegen. Ich musterte diese mit klopfendem Herz und biss mir auf die Unterlippe. Wollte ich ihm das wirklich antun?
,,Lukas bitte, begib' dich nicht in Gefahr wegen mir. Ich bin es nicht wert.'', stritt ich es sofort ab und tat seine Hand dorthin, wo sie herkam. Ich sah es in seinen Augen schmerzvoll aufblitzen, aber es ging nichts anders. Ich konnte das nicht verantworten. 

,,Und wo willst du jetzt hingehen?'', fragte Lukas eingeschnappt nach, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Türrahmen.
,,Ich weiß es nicht, ehrlich gesagt...'', gab ich schüchtern zu und warf einen Blick auf die von Regen durchströmte Straße.
,,Ich werde zur Brücke gehen, oder so. Also für Zuhause fühle ich mich noch nicht bereit.'', fügte ich unsicher hinzu.
,,Okay...'', erwiderte Lukas leise und musterte mich einmal von oben bis unten.
,,Dann geh' ich da jetzt auch hin.'', lächelte er mich an, löste sich vom Türrahmen und griff nach seiner Jacke. Ich verdrehte die Augen und wollte ihm am liebsten den Hals umdrehen.
,,Du lässt mich auch gar nicht in Ruhe, kann das sein?'', fragte ich in saurer Tonlage, obwohl ich tief im Inneren glücklich darüber bin, dass Lukas mich nicht hat gehen lassen.
,,Nein...'', antwortete mein Freund knapp und zog sich seine Jacke über. ,,Du weißt, dass ich dich niemals alleine lasse und jetzt erst recht nicht.''

Ich seufzte leise und eine Träne lief mir die Wange herunter, denn ich konnte nicht in Worte fassen, welche Art von Respekt ich für diesen Jungen empfand. So sehr ich ihn manchmal verfluchen wollte, ich bin immer wieder dankbar für seine Unterstützung.
Andere hätten mich an seiner Stelle schon längst fallen gelassen. Sie wären wahrscheinlich noch nicht einmal eine Beziehung mit mir eingegangen, weil das Risiko, irgendwann erwischt zu werden, doch zu hoch ist.
Aber nicht mit Lukas. Ich hatte ihm gerade nochmal deutlich gemacht, wie ausweglos die Situation ist und trotzdem hielt er zu mir, wollte sich nicht trennen und würde mir sogar bis zur Savanne folgen, wenn es nötig wäre.

,,Lukas, hör' auf...'', befahl ich ihm, als er gerade dabei war, sich die Schuhe anzuziehen.
,,Nein, du brauchst gar nicht versuchen, mich davon abzuhalten. Ich folge dir, ob du willst oder nicht!'', erwiderte mein Freund zickig und sah mich warnend an.
,,Ich weiß...'', beruhigte ich ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. ,,Ich geh' aber nicht zur Brücke.''
Mein Freund hielt inne und musterte mich mit irritierten Augen. ,,Wo willst stattdessen hin? Willst du mir jetzt nicht mehr sagen, wo du hingehst, oder was?''
,,Ich bleibe hier.'', klärte ich ihn lächelnd auf, trat zurück in den Flur und um meinen Worten noch mehr Deutlichkeit zu verleihen, schloss ich die Haustür hinter uns und zog mir Schuhe und Jacke aus.

Lukas ließ seinen Schuh fallen, strahlte mich mit seinen hübschen Augen an und schloss mich in seine Arme. Trotz der angespannten Situation musste ich lachen und schlang ebenfalls die Arme um ihn.
Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge, atmete seinen wunderschönen Duft ein und wollte mich am liebsten nie wieder von ihm trennen. Ich wollte Lukas nicht verlieren, aber vor allem nicht, dass ihm etwas passierte.
Ich drückte mich näher an ihn heran und krallte mich an seinem Shirt fest. Lukas strich mir durch die Haare und hauchte mir einen sanften Kuss auf die Stirn. Ich wollte nicht, dass ihm etwas passierte... Und was machst du dann noch hier?

,,Was ist denn jetzt los?'', fragte Lukas erschrocken, als ich mich ruckartig von ihm löste. Ich musterte ihn mit verletzten Augen und ohne einen Ton zu sagen, griff ich nach meiner Jacke und schlüpfte zurück in meine Chucks.
,,Timi, wo willst du hin?'' Lukas wurde etwas aufgebrachter und packte reflexartig nach meinem Handgelenk, was gerade die Haustür aufschließen wollte. Ich versuchte mich von ihm loszureißen, aber er drückte fester zu.
,,Ich muss gehen! Ich tue dir nicht gut!'' Ich versuchte ihn weiterhin von mir abzuschütteln und warf ihm einen wütenden Blick zu.
,,Lass' mich los, verdammte Scheiße! Lass' mich endlich gehen, du hast das hier nicht verdient!'', schrie ich ihn an und der Kerl konnte von Glück reden, dass ich ihn so abgöttisch mochte.

,,Also langsam hab' ich die Schnauze voll. Du bleibst hier, Timi, haben wir uns da verstanden?! Und wenn du gehen willst, komm' ich mit, da kannst du dich sonst wie ehren. Ich lass' dich nicht alleine!'', erhob Lukas zornig seine Stimme, was mich leicht zittern ließ.
,,Es ist total lieb, dass du mich beschützen willst, aber Timi, ich bin nicht wie all die anderen Menschen, die dich immer wieder enttäuscht haben. Ich halte meine Versprechen.'' Lukas nutzte seine Chance, zog mich von der Tür weg und verschränkte unsere Finger miteinander.
,,Ich weiß, dass das mit Ronny kein Kindergeburtstag und die Situation noch schlimmer als gedacht ist. Aber wir schaffen das - gemeinsam.'' Mein Freund schlang die Arme um mich und drückte mir einen Kuss auf.

,,Ich lass' dich nicht fallen, weil es gerade schwierig wird. Du hast eine tolle Entwicklung gemacht und kannst so stolz auf dich sein. Ich werde wirklich alles daran setzen, damit Ronny dich nicht noch einmal kaputt macht...''
,,Auch wenn ich dafür einige Narben mitnehmen muss...'' Er nahm mein Gesicht zwischen seine Hände, presste unsere Stirnen aneinander und sah mich mit ehrlichen Augen an. Ich legte meine Hände auf seine und hauchte ihm einen federleichten Kuss auf die Lippen.
,,Danke...'', bekam ich gerade so heraus, denn ich wusste nicht, was ich auf all diese Worte erwidern sollte. Aber zum ersten Mal wurde mir so wirklich bewusst, dass Lukas diese in die Realität umsetzen würde.

Wir standen eine Zeit lang im Flur, sahen uns gegenseitig in die Augen und strichen uns die ein oder andere Träne aus dem Gesicht. Irgendwann legten wir die Arme umeinander und streichelten uns über den Rücken.
Es fühlte sich unglaublich schön an, bei ihm zu sein. Ich wollte diese Gefühle und die gemeinsame Zeit nicht für die Gang eintauschen. Es würde kein leichter Weg werden, aber vielleicht gab doch eine Lösung.
Auch wenn ich noch keine Ahnung hatte, wie wir das Ganze anstellen sollten, versuchte ich optimistisch zu bleiben. Immerhin konnte ich schon mal stolz darauf sein, ein zweites Mal die Regeln gebrochen zu haben.

Das Risiko war groß, aber ich musste diesen Schritt nicht mehr alleine gehen. Es war richtig zu Lukas zu kommen, ihm die Wahrheit gesagt und jemanden zu haben, dem ich mich anvertrauen konnte.
Ich hoffte das Alles nicht zu unterschätzen. Ich hatte keinen blassen Schimmer, welche Karten Ronny ausspielen konnte. Ich wusste nicht, wie viel er über Lukas wusste und welche Sachen er gegen ihn in der Hand hatte.
Aber ich würde alles daran setzen, um ihn davor zu beschützen. Ich hatte immerhin den Vorteil Ronnys Taktik zu kennen und ihm ein oder zwei Schritte voraus zu sein. Ich konnte Lukas schon mal retten, in dem ich aufpasste, dass er nicht mehr alleine unterwegs ist.

Denn Ronny würde ihm nie etwas antun, so lange Zeugen in der Nähe sind. Klar, könnte er diese schmieren, aber die Gefahr ist viel zu hoch, dass sie das Geld nicht annahmen oder jemand anderes etwas gesehen hatte.
Außerdem konnte ich Lukas zeigen, wer seine Komplizen sind. So konnte er diesen ausweichen, sich rechtzeitig Hilfe an die Seite holen oder ihnen sagen, dass er wusste, zu wem diese gehörten. 
Es würde nicht leicht werden, aber wenigstens diese Dinge würden uns etwas mehr Zeit geben. Die Zeit, die wir brauchten, um darüber nachzudenken, wie ich aus der Gang austreten konnte, ohne das Land zu verlassen.

,,Auch wenn es gerade schwer ist... Wollen wir ins Bett? Du musst doch total fertig sein...'', durchbrach Lukas nach einer knappen Stunde unser andauerndes Schweigen und löste mich etwas von sich.
,,Aber... Aber... Ich weiß nicht....'', erwiderte ich unsicher und warf einen Blick über meine Schulter.
,,Schatz, wir können jetzt erstmal nichts machen. Wir brauchen beide einen klaren Kopf, das ist etwas viel gerade...'', seufzte er leise und strich mir über die Handrücken.
,,Wir sind hier sicher, uns passiert nichts.'', versicherte mir Lukas, küsste mich und widerwillig gab ich mich geschlagen.

Lukas griff nach meiner Hand, verschränkte unsere Finger miteinander und zog mich die Treppen nach oben. Wir gingen in sein Zimmer, zogen uns bis auf T-Shirt und Boxershorts aus und legten uns daraufhin ins Bett.
Lukas zog mich sofort auf seine Brust, schlang den Arm um mich und streichelte mir beruhigend über den Rücken. Ich weinte stumm, denn ich hatte Angst, dass uns irgendetwas passieren könnte.
Was ist, wenn die Gang in sein Haus einbrach und sich Lukas schnappte? Ich konnte das doch gar nicht mitkriegen, wenn ich tief und fest schlief. Oder sie schlugen mich einfach bewusstlos, sobald ich die Augen öffnete. 

Ich sah mit rasendem Herzen zu Lukas nach oben, der mich aufmunternd anlächelte. Ich versuchte mich wieder zu beruhigen, denn Ronny wusste nicht, wo Lukas wohnte. Also zumindest hoffte ich das.
Aber warum sollte er ausgerechnet hier aufkreuzen? Hier waren viel zu viele Zeugen und Lukas' Eltern würden sich von so einer Lauchstange niemals bestechen. Es ist auch gar nicht seine Art, sowas an einem Ort zu klären, wo viele Menschen sind.
Ich seufzte leise, schloss die Augen und krallte mich an Lukas' T-Shirt fest. Ihm wird schon nichts passieren. Ronny würde nicht hier auftauchen und wenn ich ihm genügend Hinweise gab, würde Lukas auch außerhalb auf der sicheren Seite sein.

,,L-Lukas? Baby?'' Ich hob den Kopf leicht an und stützte mich mit den Unterarmen auf seiner Brust auf.
,,Hmmm?'', machte Angesprochener nur.
,,Kannst du mir versprechen, mich sofort zu wecken, wenn irgendwas ist?'', bittend sah ich ihn an, weil ich irgendeine Art von Absicherung brauchte, um für mehr als zwei Minuten die Augen schließen zu können.
,,Mach' dir keine Sorgen, Baby, hier passiert nichts und wenn irgendwas vor sich geht, wecke ich dich.'', versicherte mir Lukas lächelnd und drückte mir einen Kuss auf.
,,Versuch' bitte zu schlafen. Ich weiß, dass es nicht leicht ist, aber du musst etwas herunterkommen. Ich bin bei dir, alles ist gut.'' Mein Freund streichelte mir durchs Haar und drückte mich zurück auf seine Brust.

Meckernd gab ich mich geschlagen, aber ich musste Lukas Recht geben. Es brachte nichts sich den Kopf darüber zu zerbrechen, weil wir eh nichts tun konnten. Ich bin noch immer leicht angetrunken und langsam fielen mir die Augen zu.
Morgen würde ich einen klaren Kopf haben und dann könnten wir in Ruhe einen Plan aufstellen. Irgendein Schlupfloch würde sich hoffentlich finden. Aber vielleicht hatte sich Ronny schon etwas Neues ausgedacht?
Genervt schloss ich die Augen, atmete Lukas wunderschönen Duft ein und versuchte die Gedanken zu verbannen. Ich konnte noch so oft hochschrecken, wir können nichts gegen die Gang tun. 

Lukas kraulte mir den Kopf, den Rücken und drückte mir immer wieder einen Kuss auf. Aufgrund seiner Berührungen und die Ruhe, die er ausstrahlte, konnte ich einigermaßen herunterfahren und mein Atem wurde zunehmend flacher.
Trotzdem schreckte in der Nacht immer mal wieder hoch, sah mich schweißgebadet in seinem Zimmer um und weinte. Jedes Mal legte mir Lukas seine Hand auf die Schulter, zog mich zurück in seine Arme und zeigte mir, dass er da ist.
Er flüsterte mir beruhigende Worte ins Ohr, streichelte mich zurück in den Schlaf, hielt mich im Arm und gab mir all das, was ich an vielen Menschen schmerzlich vermisst hatte - seine bedienungslose Liebe.


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