Kapitel 1.7 - Asta

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Wie lange haben wir uns nicht gesehen?


Asta spürte die kalten Lederhandschuhe, die ihre Finger umschlossen und drückten – eine Geste die altvertraut und doch neu war. Ihre Freundin fühlte sich kalt an, weich und hart zugleich. Asta atmete tiefer in, kurz bevor sie sich voneinander lösten. Sie schmeckte den Winterhauch an Aeryn. Schneeflocken, kalte Winde, aber auch den intensiven Geruch von Leder, Pferd, ein Hauch Metall und... da war sie... diese süße, waldige Nuance. Etwas von Fuchsbergen, das Aeryn nie verlassen hatte.


Nachdem sie die Umarmung lösten, nahm sich die Heilerin doch einen Moment Zeit um ihr Gegenüber genauer zu mustern. Ja, auch Aeryn hatte sich verändert – natürlich hatte sie das. Asta dachte zurück an ein Mädchen mit blondem Haar, das ihr wellig um die frechen Züge floss und sie gebührend einrahmte. Jetzt fiel ihr der härtere Zug um die vollen Lippen auf, fast so, als hätte Aeryn in letzter Zeit nicht viel zu lachen gehabt. Doch mit ihrer Stubsnase und den funkelnden, tiefblauen Augen hätte Aeryn wirklich direkt aus einer Geschichte stammen können. Diese Details besaß sie auch jetzt noch, wie Asta mit einem anerkennenden Lächeln feststellte. Ihre Freundin war zu einer Schönheit herangewachsen und selbst achte lange Jahre, hatten das Band zwischen ihnen nicht vollständig zerschneiden können.


Sie und Aeryn hatten als Kinder jede freie Minute zusammen verbracht. Oft war auch Caiden dabei oder Henry. Sie fingen kleine Fische am Fluss, sammelten zusammen Beeren und kletterten auf Bäumen herum. Gemeinsam zahlten sie es den Jungen heim, wenn diese sie an den Haaren gezogen hatten oder ärgerten sich einfach nur aus Spaß. Hand in Hand liefen die Mädchen über die sommerlich blühenden Lichtungen, flochten sich gegenseitig Zöpfchen oder klauten Äpfel von den Obstbäumen des Pfarrers. Aeryn hatte ihr gezeigt wie man aus Nichts ein kleines Feuer machte und Asta flocht ihrer Freundin Blumen so kunstvoll in die Haare, dass die anderen Leute im Dorf dachten es gäbe einen festlichen Anlass. Dann hatten sie sich gegenseitig die langen, blonden Strähnen gekämmt und wieder geflochten, nur um sie wieder auszukämmen. Wenn ihre Mutter Brianna frisches Brot gebacken hatte, waren sie und Aeryn immer zur Stelle gewesen um ein Stück zu probieren und wenn ihr Vater vom Holzhacken kam, durften sie das Pferd striegeln.


Wir waren so sorglos, wie Kinder es nur sein können, dachte Asta wehmütig. So viel hat sich seitdem geändert... oh Aeryn...


☽☾


„Meinen Ehemann -und mein Harem. Im Süden ist Polygamie sehr beliebt musst du wissen." „Nur ein Scherz!" „Die Herren wollten auch hierher, wir haben uns in Wallheym getroffen und sind dem Nutzen wegen gemeinsam hergereist... aber das erzähle ich dir besser alles in Ruhe... im Warmen. Und vorstellen können sich die anderen dann auch selbst." (Aeryn)


Die Lippen der Heilerin verrutschten kurz zu einem überraschten „Oh" und für einen Herzschlag starrte sie die Kerle hinter Aeryn einfach nur an. Dann jedoch sickerte die Bedeutung des Scherzes zu ihr durch und Asta stimmte in das Lachen ihrer Freundin mit ein. Für einen Moment hatte sie wirklich in Erwägung gezogen... Gott Asta, wie naiv kann man sein? Zum Glück redete Aeryn schnell weiter und so schaffte die Heilerin es, die kurze Peinlichkeit zu überspielen.


Sie wollten auch hierher? Dabei wurde Asta nun hellhörig. Es gab nicht viele Gründe warum jemand nach Fuchsbergen reiste... und diese Männer sahen nicht aus, als wollten sie ihnen Knöpfe und Garn verkaufen. Plötzlich glitt der Blick der jungen Frau auf eine andere Art über die Versammlung. Der Großteil trug lange Umhänge oder Mäntel, sodass Asta weder die Gürtel, noch den Aufzug richtig erkennen konnte. Doch hier und da wölbte sich der Stoff oder lugte doch etwas darunter hervor. Die Neuankömmlinge waren ordentlich bewaffnet, keine Frage.


Söldner. Dieser Gedanke schoss ihr als erstes durch den Kopf und schien die plausibelste Erklärung.


Erst der kurze Druck von Aeryns Fingern riss Asta aus ihren Gedanken und sie schmunzelte zurück, ehe ihre Freundin die Einladung höflich ablehnte. Verstehend nickte sie, wurde aber einmal mehr überrascht, als Aeryn sie bat mit ins Gasthaus zu kommen. Das verschwörerische zwinkerte entlockte Asta ein kleines Lachen... als müsste sie ernsthaft über diese Bitte nachdenken. Wie hätte sie ablehnen können? War Asta doch selbst zu neugierig um ihre Freundin einfach so ziehen zu lassen. Sie selbst hatte jede Erinnerung an Aeryn wie einen Schatz gehütet. All die kleinen Geschenke lagen säuberlich verstaut in ihren wertvollsten Kästchen und wurden nur zu besonderen Anlässen herausgeholt. Auch ohne die kleinen Nachrichten oder Zettelchen hatte sie gewusst, wer ihr all die schönen Dinge schickte. Das perlenbesetzte Band, die getrockneten Blumen, den hübschen Handspiegel und... den silbernen Kamm. Asta erinnerte sich noch deutlich an den Tag, an dem sie es wagte das Leder aufzuschlagen und die Hand nach dem hübschen Gegenstand auszustrecken. Lange hatte sie gezögert, denn er bestand aus reinem Silber. Doch sie wollte sich wenigstens EINMAL damit durch die Locken fahren, nur einmal. Es blieb ihr verwehrt. Das Silber verbrannte ihr die Hand so schlimm, dass sie zwei Tage lang einen Verband tragen und behaupten musste, sie habe sich am Ofen verbrannt.
Trotzdem hätte ich den Kamm nie wegwerfen können. Die Heilerin bewahrte jedes Stück auf, in der stillen Hoffnung, Aeryn würde irgendwann... einfach auftauchen.


„Ich komme sehr gerne mit.", antwortete sie ihrer Freundin und begrüßte dann die fünf Männer mit einem freundlichen Nicken in die Runde. „Willkommen in Fuchsbergen, es freut mich euch kennenzulernen. Mein Name ist Asta."


☽☾


„Da fällt mir ein... Wir sind nur gerade erst angekommen... könntest du uns vielleicht zur Hand gehen?" „Entschuldige, dass ich dich so überfalle. Vielleicht kannst du ihnen helfen, die Pferde unter zu bringen? Hat Hendriks Familie noch die große Scheune? Vielleicht könnten wir da die Rösser für eine Weile unterbringen?" „Er wird natürlich gut entschädigt. Aber sie brauchen trockenes Stroh, etwas Platz und vielleicht etwas Auslauf?" „Ich würde in die Taverne gehen und die Zimmer organisieren... und dann können wir uns zusammen setzen und über alte Zeiten sprechen?" (Aeryn)


Asta nickte verstehend und fuhr sich in einer nachdenklichen Geste durch die Locken. Der Zopf war nicht mehr besonders ordentlich. Natürlich... da kam einmal Besuch hier hoch und natürlich sah sie aus wie hinter dem Ofen hervorgezerrt.


„Nein... die Scheune ist vor zwei Jahren abgebrannt, der Sommer war damals sehr trocken.", erklärte sie, doch dann kam ihr eine Idee. „Kilians Vater hat noch immer die Schmiede und ihr Stall dürfte groß genug für sechs Pferde sein." Kurz dachte sie an die Schmiede, das Eisen und die Hitze darin. Für Pferde mochte es im angrenzenden Stall sehr angenehm sein, da die Wärme durch das Holz sickerte und die Geräusche ziemlich gedämpft wurden – doch Asta fühlte sich dort nicht wohl. Es war zu laut, zu viele Gegenstände beinhalteten zumindest Silber.


Als Aeryn sich so überschwänglich entschuldigte, schob sie den Gedanken bei Seite und schüttelte abtuend den Kopf. „Ich freue mich dich zu sehen und es ist keine Last dir und deinen Reisegefährten zu helfen.", beschwichtigte Asta sie lächelnd. „Ich bringe sie gerne zur Schmiede."


Dann zog ihre Freundin etwas aus der Tasche und Asta lugte neugierig nach dem Gegenstand in den behandschuhten Fingern. Bevor sie fragen konnte, was Aeryn da hatte, wurde es ihr auch schon gereicht. Glücklicherweise bemerkte Astra den kupfernen Schimmer auf dem behauenen Armreif rechtzeitig, denn beinah wäre sie zurückgezuckt. So aber zögerte sie nicht, die Finger nach dem Gegenstand auszustrecken und das Geschenk anzunehmen. Der Stein in dem Armreif war wirklich wunderschön. In Fuchsbergen gab es kaum so kunstvolle Arbeiten und deshalb funkelten ihre Augen ehrfürchtig als sie den Reif über ihr Handgelenk schob und ihn ihrer Freundin probehalber zeigte.


„Aeryn... er ist wunderbar!", entfuhr es ihr strahlend. „Danke.", fest drückte sie die Finger der anderen und grinste ebenso schief. „Es ist schön, dass du ihn persönlich gebracht hast."


Als ihr einfiel, dass die Anderen noch immer dort standen und warteten, ließ sie Aeryn los und drehte sich kurz zum Eingang. „Ich brauche nur meinen Mantel."


Eilig schlüpfte sie in das hübsche Paar Stiefel, dass ihr Vater ihr zum letzten Weihnachtsfest geschenkt hatte und nahm den Umhang vom Haken. Er bestand aus fester Wolle, die mehrlagig genäht war um die Kälte besser abzuhalten. Der Kragen war mit einem dünnen Streifen fuchsroten Pelzes besetzt – ein Überbleibsel aus der Zeit, in der Fuchsbergen seinem Namen alle Ehre gemacht hatte. Vor einigen Jahrzehnten war das Dorf bekannt für seine wunderschönen, dichten Fuchspelze. In den üppigen Wäldern lebten die Füchse in großer Zahl, sodass auch der Handel mit anderen Waren in ihrem Dorf florierte. Tatsächlich hatten sie zu den wohlhabendsten Dörfern in den nördlichen Bergen gehört. Doch dann änderte sich alles mit der steigenden Zahl an Wölfen, die diese Wälder unsicher machten. Die Füchse verschwanden nach und nach, suchten sich sicherere Gebiete und mittlerweile gingen nur noch die wenigsten Händler das Risiko ein, sich durch diese Wälder zu schlagen.


Asta seufzte, knöpfte geschickt ihren Mantel zu und vergewisserte sich das in der Küche nichts anbrennen würde. Dann schloss die Haustür hinter sich zu und stieg neben Aeryn die kleine Treppe herunter. Ein Pferd schnaubte ungeduldig und Asta war versucht ihm beruhigend über die Nüstern zu streichen – ließ es aber in Anbetracht der durchgefrorenen, grimmigen Reiter bleiben.


„Dann bringen wir eure Pferde mal unter.", meinte sie, noch immer etwas zurückhaltender. Man konnte es Asta wohl auch nicht verdenken, denn in den letzten Wochen und Monaten hatte sich mehr als ein Trupp Söldner nach Fuchsbergen verirrt. Das mochte sicher auch an der Belohnung liegen, die ihr Bürgermeister für das Erlegen der Werwölfe ausgeschrieben hatte. Doch bisher hatte niemand Erfolg gehabt... und die Leute hörten allmählig auf zu hoffen.


Kurz erwiderte sie die neugierigen, wie hungrigen Blicke der Reiter und setzte sich dann in Bewegung. Die grimmigen Mienen schüchterten sie nicht ein, wie es vielleicht bei einigen ihrer Altersgenossinnen der Fall gewesen wäre. Asta hatte schon gestanden Männern Splitter aus der Hand operiert und sie genäht, während die vor Schmerz protestierten und vor sich hin fluchten.


„Wir sehen uns in der Taverne.", murmelte sie Aeryn zu, bevor sie den anderen Reitern ein „Folgt mir." entgegen brummte und durch den Schnee in Richtung Schmiede stapfte. 


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