Kapitel 2.1 - Hawk

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Ein wenig fiel sein Kopf zur Seite, während die Augen des Jägers unter dem Schatten des Hutes die zarten jungen Frauen beobachteten, die gerade fast bezaubernd ein Wiedersehen veranstalteten. Hinter ihr aus dem Haus drang der Hauch von Wärme und der Geruch getrockneter Kräuter. Sie stammte aus einer Familie von fähigen Heilern, wenn er sich richtig erinnerte. Zweifellos eine wichtige Verbündete in der nächsten Zeit, denn eine Reinigung eines Dorfes oder einer Stadt verlief niemals ohne Opfer. Werwölfe waren rachsüchtige Kreaturen. Sie ließen nicht einfach zu, dass die Schafe unter denen sie lebten, sich aufbegehrten. Wenn es nur einer war oder vielleicht zwei, fanden sie die Biester vielleicht rechtzeitig und zogen sie aus dem Verkehr, ehe es neue Opfer forderte. Wenn nicht... konnten die Nächte blutig werden. Das war der Preis der Freiheit. 


Hawk selbst hatte andere Talente als zu heilen. Er war ein Jäger, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn auch diese Truppe musste essen und als bester Schütze, lag es an ihm ihnen hin und wieder Fleisch auf den Teller zu bringen. Dementsprechend war das Ausnehmen von Tieren, das gezielte Brechen eines Genicks oder das Aufstellen von Fallen eher sein Talent. Obwohl er in ihrer Truppe ebenfalls derjenige war, der sich am besten mit Heilkräutern und Giften auskannte, war seine Feinmotorik was das Versorgen von Wunden anging eher... mäßig. Es war also durchaus praktisch, das eine Heilerin Reds Freundin war.


Ein wenig nachdenklich betrachtete er die junge Frau. Asta Raigan also, hm? Sie hatte gewisse Ähnlichkeit mit Red- und gleichzeitig schien sie absolut anders. Wie zwei Seiten einer Medaille. Wie alle anderen wusste er recht wenig über die Frau die dort von ihrer Kameradin umarmt wurde. Sie freute sich über eine alte Freundschaft, die längst nicht mehr in dieser Form bestand. Einst hatte man eine Blume diesem Dorf entrissen und in neue Gefilde gebracht... sie würde nie mehr sein wie vorher. Um zu Überleben, musste sie sich Wüstensonne und Winterstürmen anpassen. Wie also würde diese alte Freundin es aufnehmen, dass sie nach vielen Jahren zurückgekehrt war? Auf was für einem Grund versuchte Red nun aufzubauen? Wie viel verband diese beiden?  Selbst Hawk konnte es nur schwer einschätzen. 


Unter den Jägern sprachen sie für gewöhnlich nicht über ihre Vergangenheit. Der Grund dafür simpel: Als Roter Jäger legte man sein altes Leben ab.
Das klang simpel, war es jedoch nicht.  Wenn man der Gilde beitrat, verpflichtete man sich, alle Brücken einzureißen. Gefühle, Sorge, Zorn oder alter Groll durften einen Jäger nicht mehr beeinflussen, belasten oder binden. Man musste losgelöst sein von allen Vorurteilen und Fäden, die einen zum Taumeln oder Stolpern bringen konnten. Kontakt zu jedem den man kannte, war verboten. Red hatte sich daran gehalten... bis auf die geheimen kleinen Päckchen, die sie in den Nächten fortbrachte, wenn Roman tief und fest schlief.
Ja- Hawk wusste davon. Geheimnisse kamen am Ende doch früher oder später immer ans Licht. So war es Zufall gewesen, als er eines Nachts aus den Armen einer Frau in ein Schankhaus taumelte und mitbekam, wie Red einem Händler Münzen in die Hand drückte, damit er ein Paket weiterreichte. 


Asta Raigan. Die Frau die dort stand... sie war eine Schwäche. Sie konnte Reds Verdammnis sein. Das wusste er. Dennoch hätte er es nicht übers Herz gebracht, Red zu verraten. Wenn er ehrlich war, so vermutete er, dass Roman diese Tatsache so oder so nicht lange übersehen würde. Doch genau das war das Problem... wenn erst einmal herauskam wer sie waren, wusste es auch jeder verdammte Verfluchte in diesem winzigen Kaff.
Ob Asta sich ihres Wertes bewusst war und sich später der Last bewusst sein würde, die auf ihren Schultern ruhte? Hrm... Hawks Augen glitten erneut über sie.
'So schmale Schultern, für so viel Gewicht...', dachte er fast bedauernd, während er dem Gespräch mit halber Aufmerksamkeit lauschte. Es würde sich zeigen müssen, ob sie jener Belastung standhalten konnte. Doch... das sollte nicht JETZT seine Sorge sein. Er war müde, erschöpft und sehnte sich nach etwas zu essen, einen warmen Raum und einem Bad. Es war zu lange her, dass er in einem anständigen Bett geschlafen hatte! Gott- er HASSTE diese Kälte!


„Dann bringen wir eure Pferde mal unter." (Asta)


Hawk stieß ein Schnauben aus, das ein verborgenes Lachen darin trug. Sobald ihre Freundin fort war, schien sie zurückhaltender zu sein. 'Kluges Mädchen', dachte Hawk. Es war immer clever, vorsichtig zu sein. 


"Wir gehen schon voraus in die Taverne und sorgen für Unterkunft." erklärte Red auch ihnen noch einmal, wobei sie einen unauffälligen Blick zu Roman gleiten ließ. Das kleine Nicken ging in dem Tumult der kleinen Gruppe schnell unter. 
"Aeryn, könntest du auch-" setzte Lysander gerade an, als Aeryn ihn unterbrach. 
"... nach einem Bad fragen?" hob sie an und zog in gleicher Manier die schmalen Brauen wissend höher, "Das hier ist keine große Stadt, in der es zu jeder Zeit irgendwo Badehäuser mit beheizten Zubern gibt... Aber ich werde den Wirt fragen, ob er für uns etwas Wasser erhitzen kann." versprach sie und Lysanders Miene hellte sich ein wenig auf. 
'Verzogener Hund.' schoss es Hawk durch den Kopf - obwohl er selbst genauso Himmel und Hölle für ein warmes Bad in Bewegung gesetzt hätte. 


Nur kurz sahen sie Red und Roman nach, welche durch den Schnee den Pfad entlang in Richtung der zunehmend enger beisammen stehenden Häuser verschwanden. Währenddessen trat die junge Frau nun also näher und Hawk nickte ihr höflich zu.
„Hätte ich gewusst, dass Aeryns Freundin so eine Schönheit ist, wäre ich schon eher in dieses Dorf gekommen." Klang seine Stimme passend zu dem Grinsen auf seinen Lippen, während er der jungen Frau in dem warmen Mantel ein Lächeln zuwarf. Für gewöhnlich konnte Hawk mit mit seinem Charme sogar das härteste Eis zum schmelzen bringen.
Jetzt wo Roman fort war, konnte er sich auch ein wenig mehr leisten. Ganz nach dem Motto: 'Wenn die Katze weg ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch'. Entsprechend griff er mit der freien Hand - denn mit der anderen führte er noch immer die gehorsamen Rösser - nach den viel zarteren Fingern der zarten Frau. Seltsam unpassend zu seinem Äußeren, dass mit dem langen Mantel aus rauem Leder eher nach einer typischen Mietklinge aussah, neigte er den Oberkörper nach vorn um die zarte Hand zu einem angedeuteten Kuss an seine Lippen zu führen. Das Grinsen fiel während dessen nicht eine Sekunde ab.


„Ich bin Ryker Arken. Der Jäger und Schütze dieser illustren Gesellschaft. Deshalb nennt man mich meistens schlicht und ergreifend Hawk." Stellte er sich höflich vor und deutete auf die anderen Anwesenden – als nächstes Lysander. „Das ist Lysander, er ist-„
„Lysander von Astey." Mischte sich der betroffene ein, zog die Augenbrauen höher und ignorierte das Augenrollen des Jägers, der natürlich auf die Angeberei des ach so edlen Nachnamens verzichtet hätte, „Lysander von Astey," betonte Hawk nun viel deutlicher mit einem schelmischen Blinzeln in Asta's Richtung, „unser Aristokrat..." er stockte kurz. "Diplomat... Gelehrter?" sein Mundwinkel zuckte, während er einen Blick zu besagtem Mann warf. 
„Er ist zuständig für alles, was mit staubigen Büchern zu tun hat." Erklärte der Schütze ausschweifend und ignorierte das brummige Schnauben, dass von dem Betroffenen kam


Noch immer saß Lysander auf dem Rücken seines Pferdes. Er trug einen vergleichsweise edel aussehenden Seitenumhang, gehalten von einer schönen Fibel mit Knoten- und Rankenmusterung. Das halblange, dunkelbraune Haar trug er offen und bedeckte sein Haupt mit einem Hut mit breiter Krempe, deren eine Seite hochgeschlagen und mit einer Feder verziert war. Tatsächlich wirkte er weniger wie ein Krieger, allein die unverhältnismäßig breite Statur ließen erahnen, dass er nicht sein ganzes Leben in Bibliotheken verbracht hatte. Sein Bart war ordentlich gestutzt und die hellen Augen wirkten selbst im wenigen Licht des wolkenverhangenen Tages wie dunkler Bernstein. Als er dem Blick der jungen Frau begegnete, schien etwas hinter den Seelenspiegeln vorüber zu huschen- doch es verschwand zu schnell, um es zu deuten. Stattdessen hob er die Hand, tippte sich an den Hut und nickte ihr ebenfalls zu. 


„Dann hätten wir hier noch unseren Frischling," wobei er auf den jüngsten Mann der Truppe deutete, der nach erster Schätzung vielleicht Anfang 20 sein mochte. Anders als der Rest der Truppe, trug dieser farbenfrohere Kleidung. Frisches, helles Grün mischte sich sowohl in seinem Wams als auch bei seinem Umhang zu dunklem Violett. 
„Das ist Frederik Lovis, unser Gardist und gelegentlich zu unserem Leidwesen auch Spielmann." Wobei Hawk mit einem Deut seines Kinns zu der Laute auf dem Rücken des Mannes nickte. 

"Was heißt hier 'zu eurem Leidwesen'?" empörte sich dieser, allerdings klang sein Tonfall nicht wirklich ernst. Der junge Mann beugte sich im Sattel leicht zur Seite und streckte der jungen Frau sogar seine Hand entgegen. Er besaß helles, fast honigfarbenes blondes Haar, dass in wilden Locken einen fast schon Milchbuben-haften Charme verlieh. Seine Augen besaßen eine klare, grüne Farbe, die an frischgemähtes Gras im Frühling erinnerte und sich zu den Pupillen hin mit braun vermischten. Seine Wangen waren gerötet von der Kälte, dennoch strahlte er etwas warmes und leichtes aus. 
"Er spuckt nur große Töne. Am Ende sind sie immer froh über meine Lieder, wenn die Nächte lang und kalt sind!" meinte er und zeigte bei dem breiten Grinsen die Reihen gerader, weißer Zähne. "Freut mich, Madame Reigan."


"Nur weil wir dann keine Wahl haben." gab Hawk zurück, klopfte Frederik beiläufig gegen die Seite und deutete dann auf den letzten, breitschultrigen Mann mit kalter und verschlossener Miene und einem Kreuz das breit genug war, damit er selbst auf dem großen Pferd noch deplatziert wirkte. Hawk bezeichnete ihn gerne als 'gebaut wie ein Backsteinscheishaus'. Und nichts könnte passender sein. 


Nur wenig Licht verfing sich in dem kurzgeschnittenen braunen Haar, dass wild in alle Richtungen stand. Ein Dreitagebart bedeckte die gemeißelten und harten Züge wie ein Schatten und verlieh den stechenden Augen von dunkler Haselnuss etwas zusätzlich düsteres. Dieser Mann schien das genaue Gegenteil seiner Kameraden zu sein, denn aus seiner Haltung und seiner Mimik strahlte kein Tropfen Freundlichkeit. Selbst das knappe Nicken schien wenig ehrlich. Wenn man sich allerdings die Narbe besah, die quer über sein Gesicht verlief und sich in zu weiteren hellen Geflechten an seiner Wange und seinem Kinn gesellte, mochte man ahnen, dass seine Art vermutlich auf einem durch Schicksalsschläge gehärteten Leben herrührte.
„Das ist Craig Thorn. Aber wir nennen ihn immer nur Thorn."
Damit waren zumindest mal alle vorgestellt.
„Aeryn hat leider viel zu wenig erzählt..." sinnierte er laut und bedauernd, während sein Grinsen schräg abfiel, „Ihr seid Heilerin Madame?" 

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