13. Die Nachwehen des Sturmes

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„Avalon." sagte der kleinere der Männer erleichtert und ich erkannte ihn. Es war Lirim, der von Mike festgehalten wurde. „Lirim." antwortete ich leicht verwirrt. Dann fiel mir wieder ein, dass ich ja nach ihm hatte suchen lassen. „Ich dachte mir, bei dir ist er erstmal am sichersten. Larissa meint, ihr müsst morgen früh wieder in die Schule und er soll über Nacht hier bleiben." erklärte Mike und ich sah ihn schockiert an. Schon morgen mussten wir wieder ins Internat? Mir wurde eiskalt bei dem Gedanken, wieder die Aev zu sehen. „Ich würde lieber jetzt gehen. Der Luna scheint es nicht besonders gut zu gehen." sagte Lirim dann plötzlich und sah mich traurig an. Wie konnte er mich noch immer als Luna bezeichnen?! Ich war sicher keine. Ich war nicht stark genug dafür.

Dennoch sollte ich langsam antworten. „Schon gut. Danke fürs Suchen, Mike. Bis dann." murmelte ich, zog Lirim ins Haus und sperrte hinter uns die Tür zu. „Bist du sicher, Luna?" wollte Lirim sich vergewissern, doch ich hatte den Schlüssel schon weg gesteckt und ging zur Treppe. „Da ist das Gästezimmer. Bis morgen." sagte ich nur, zeigte auf das Gästezimmer und verzog mich dann nach oben in mein Zimmer. Erschöpft ließ ich mich auf mein Bett fallen und begann leise wieder zu weinen. Ich hatte meinem Rudel so viel Schaden zugerichtet, obwohl meine Familie das Herz dieses Rudels sein sollte. Ich sollte dieses Rudel zusammenhalten. Nicht es zerstören. Ich betrachtete weinend den Mond am Himmel und wusste, dass morgen alles anders sein würde. Ich weinte mich in den Schlaf.

Schwarze Wölfe. Feuer. Feuer! Überall um mich brannte es. Der Wald stand in Flammen und ich mittendrin. Schwarze Wölfe umkreisten mich und entfernt hörte ich ein Heulen. Mein Mate kam, um mich zu retten. Oder? Nein! Er lachte mich aus und war der erste, der an meine Kehle sprang... Schreiend wachte ich auf. Mein Atem ging schnell und mein Puls raste. Kurze Zeit später wurde die Tür aufgerissen und Lirim stand alarmiert in meinem Zimmer. Es war vorbei. Nur ein Traum. Ich hatte nur geträumt. „Was ist los?" wollte Lirim mit vom Schlaf rauer Stimme wissen. Ich atmete einmal tief durch und sah auf die Uhr. Schon fast sechs Uhr. Ich musste also nicht mehr weiterschlafen. „Ich habe nur schlecht geträumt." antwortete ich also und schlüpfte unter meiner Decke hervor. Kritisch betrachtete ich Lirim. Ich hatte mich sicher nicht selbst zugedeckt. „Soll ich hier bleiben, Luna? Dann kannst du noch etwas schlafen." schlug der Aev-Wolf vor, doch ich schüttelte schon den Kopf.

„Ich will nicht mehr schlafen, aber du kannst dich gerne noch etwas ausruhen. Wir werden bestimmt erst in zwei Stunden abgeholt." murmelte ich und ging zu meinem Kleiderschrank, um mir etwas frisches herauszuholen. Ich fühlte mich dreckig in der Kleidung von gestern. Sie war an manchen Stellen mit Blut befleckt. Auch wenn es größtenteils mein eigenes war, fand ich es dennoch eklig und falsch. Blut gehörte in den Körper. Nicht darauf. „Ich werde dann wohl eher Frühstück machen, Luna. Der gestrige Tag hat sicher sehr an deinen Kräften gezerrt." erwiderte Lirim und verließ mein Zimmer ohne weitere Umschweife. Ich war ihm dankbar, dass er versuchte, sich um mich zu kümmern, doch sobald wir wieder im Internat waren, würde ich jeden Aev meiden, so gut es ging.

Ich schlupfte ins große Badezimmer und ließ mir ein heißes Bad ein. Als ich mich eine halbe Ewigkeit geschrubbt hatte, zwang ich mich selbst, wieder rauszusteigen und mich restlich fertig zu machen. Ich würde meinem Seelengefährten nicht auch noch die Genugtuung verschaffen, dass man mir mein Leid ansah. In der Küche aß ich das zubereitete Frühstück schweigend, musste aber zugeben, dass Lirim ganz gut kochen konnte. Er hatte Pancakes gemacht und dazu noch Rühreier mit Speck. „Das war gut. Danke." murmelte ich schließlich und Lirim strahlte mich stolz an, was meine Lippen auch einen Moment zucken ließ. Da hupte es plötzlich draußen und ich sah auf die Uhr. Wir wurden wohl abgeholt, um zum Internat zurück zu kehren. Ich eilte mit Lirim hinaus, sperrte alle Zugänge ab und eilte dann mit meiner Tasche ins Auto. Ich war mir sicher, Lirim hatte sie gestern gepackt. Er war schließlich der Einzige, der im Haus war und hatte sich auffallend liebevoll um mich gekümmert.

Der Aev-Werwolf setzte sich ganz steif neben mich und schreckte bei jedem kleinen Ruckeln des Autos zusammen, während wir ins Internat fuhren. Helin plapperte dabei unaufhörlich, was sie immer tat, wenn sie nervös war. Ich wusste sogar den Grund ihrer Nervosität. Normalerweise konnte mich kaum noch etwas aus der Bahn werfen, seit meine Eltern gestorben waren, doch das war dieses Mal anders. Ich schwieg eisern und starrte traurig nach draußen. Immer wieder kam mir der Traum in den Sinn, doch schließlich kamen wir am Internat an und ich rannte förmlich auf mein und Helins Zimmer. Ich wollte meine Ruhe. Warum konnte ich nicht zuhause bleiben? Ich würde es nicht ertragen, die Aev-Werwölfe hier zu sehen. Ich verkroch mich ins Bett und starrte von dort aus dem Fenster. Das Wetter schien meine Emotionen zu spiegeln, denn der Tag war regnerisch und mit dunklen Wolken verhangen.

Irgendwann fiel mir auf, dass Helin gar nicht mit in unser Zimmer gekommen war. Wahrscheinlich machte sie sich noch einen schönen Tag mit Jace. Schließlich hatten wir heute nochmal frei bekommen, da wir erst Mittags wieder hier waren. Ich sah auf mein Handy. Mir wurden noch immer unzählige verpasste Anrufe angezeigt und mittlerweile auch ein paar Nachrichten. Ich entsperrte es und scrollte durch die Anruferliste. Helin, Harry und Larissa hatten mich wohl versucht zu erreichen. Ich öffnete eine der Nachrichten, die von einer unbekannten Nummer stammte. Danke, J., stand dort und ich konnte mir denken, dass es von James kam. Schließlich hatte ich ihm seinen Bruder wieder unbeschadet mitgebracht. Einige andere Nachrichten waren auch von den Anrufern, die mich fragten, wo ich war, oder wie es mir ging. Allerdings ignorierte ich diese einfach und starrte auf einen Namen, von dem ich seit heute morgen mindestens fünf Nachrichten in kürzester Zeit erhalten hatte.

Aidan hatte mir geschrieben. Wut stieg in mir auf und ich schmiss das Handy einmal quer durchs Zimmer. Scheppernd zerbrach es in kleine Teile. Wie konnte er es nur wagen?! Ich schloss meine Hände zu Fäusten und starrte wieder aus dem Fenster. Verräter. Ich wollte ihn nie wieder sehen. Meine Instinkte sträubten sich zwar gegen den Hass, der in mir wuchs, doch irgendwo tief in mir wusste ich, dass Hass besser war. Ich hatte gesehen, wie schlecht es Helin gegangen war. Ich musste stärker sein und darüber stehen. Wir hatten unsere Matebindung noch nicht bestätigt. Meine Gedanken flogen zu unseren Küssen. Wie konnte ich nur so naiv sein? Neuerliche Wut kochte in mir hoch und ich war kurz vor der Wandlung in einen Wolf. Ich atmete tief durch und schaffte es, die Verwandlung zu verhindern.

Die nächsten drei Tage vergingen für mich wie in einem Fiebertraum. Ich schlief die meiste Zeit und drei mal am Tag brachte Helin mir etwas zu Essen, was ich allerdings kaum beachtete. Ich hatte immer wieder Albträume von schwarzen Wölfen, tiefen blauen Augen und Feuer. Immer wieder Feuer. Meine Gedanken kreisten dabei immer wieder um die Schuldgefühle, die ich mir machte. Ich hatte den Angriff auf mein Rudel verschuldet. Am vierten Tag wurde ich durch ein lautes Hämmern an unsrer Zimmertür geweckt. Erschrocken setzte ich mich auf und sah mich aufmerksam um, doch Helin hatte schon reagiert und eilte vor die Tür. Ich hörte, wie sie mit der Person vor der Tür leise schimpfte. Neugierig strengte ich etwas mein verbessertes Gehör an und konnte die Antwort des Besuchers hören.

„Bitte. Ich muss sehen, wie es ihr geht. Er wird langsam wahnsinnig und ich muss ihn beschwichtigen, bevor er etwas schlimmes tut." hörte ich James eindringliche Stimme und runzelte verwirrt die Stirn. Was wollte er hier? Etwas schwach von meinem tagelangen fasten stand ich zittrig auf und lief zur Tür. Ich zögerte noch kurz, dann öffnete ich sie. „James?" hauchte ich mit brüchiger Stimme und die beiden streitenden Werwölfe drehten sich zu mir. Helin wirkte zutiefst besorgt und überrascht. Ich hatte die letzten Tage kein Wort mehr gesagt. James hingegen schien erst erleichtert, dann bestürzt, als er mich genauer betrachtete. „Was ist mit ihr?" fragte er schockiert an meine beste Freundin gewandt und kam vorsichtig auf mich zu. „Nichts ist mit mir." knurrte ich leicht beleidigt, musste aber feststellen, dass mich langsam meine Kraft verließ und ich mich bald wieder setzen musste.

Meine Selbstvorwürfe hatten mehr an mir gezerrt, als erwartet. Auch wenn ich nur drei Tage nichts gegessen hatte, war ich schwach, wie nach einer Woche ohne Essen. „Du solltest jetzt gehen, James." meinte Helin da mit besorgtem Blick und hielt den Betaanwärter am Arm von mir zurück. „Aber... " begann er zu widersprechen, doch da wurde mir plötzlich schwarz vor Augen und ich spürte, wie meine Beine unter mir nachgaben. Ich spürte noch warme Arme, die mich auffingen, dann fiel ich wieder in einen Traum voll Feuer und Wölfen. Unruhig versuchte ich zu entkommen, doch ich war zu schwach. Meine Kräfte verließen mich immer mehr und ich jaulte im Traum verzweifelt auf. Oder war es nicht im Traum? Wage nahm ich plötzlich etwas kühles an meiner Haut wahr und schreckte dann aus meinem Traum auf. Panisch sah ich mich um und entdeckte Helin, die besorgt auf mich herunter sah. Neben ihr stand James, der stirnrunzelnd telefonierte.

„Sie wird wieder wach." hauchte meine beste Freundin und tupfte mit einem kühlen Schwamm über meine Stirn. James beendete sein Telefonat eilig und kniete sich eilig vor mich. „Luna?" sagte er und musterte mich aufmerksam. „Wo ist Larissa? Ich brauche Larissa." murmelte ich, noch nicht ganz bei Verstand und tastete nach Helins Hand. Sie zitterte und war seltsam kalt. Verwirrt sah ich zu ihr auf. Die Panik stand ihr ins Gesicht geschrieben. Was hatte sie nur? „Larissa ist im Hauptquartier der Tika." erklärte sie und strich weiter sanft über meine Stirn. „Du hast Fieber, Avalon." kam da plötzlich eine andere Stimme und ich sah verwirrt zur Tür. Harry stand dort mit sorgenvoller Miene. Was machte mein Cousin hier? Ich sah mich kurz um und erkannte, dass ich in der Badewanne lag. An mir klebte meine nasse Kleidung, die wahrscheinlich meinen Körper herunterkühlen sollte.

Warum hatte ich bitte Fieber?! Werwölfe wurden nicht so leicht krank und bekamen erstrecht kein Fieber. Ich versuchte mich aufzusetzen, doch Harry war sofort bei mir und drückte mich mit grimmigem Blick wieder ins Badewasser. „Bleib liegen, Lonnie." grummelte er in befehlshaberischem Ton, doch ich sah ihm seine Sorge noch immer an. „Was ist hier los?" wollte ich wissen, blieb aber wieder liegen. „Ich glaube, das ist deine Verbindung zu Aidan. Er hat es in den letzten Tagen schon gespürt. Irgendwas stimmt nicht mit dir." meinte James und sofort flammte Wut in mir auf. Er sollte diesen Namen nicht in meiner Nähe aussprechen. „Geh." knurrte ich James an und stand Sekunden später aufrecht in der Badewanne. Harry konnte so schnell gar nicht reagieren.

Überrascht und vielleicht etwas traurig wich James zurück. „Na gut. Nur bitte beruhige dich wieder. Darf ich wenigstens Lirim vor deinem Zimmer stationieren?" bat er und lief langsam zur Tür, die Harry widerwillig freigegeben hatte. Ich nickte schwach und ließ mich wieder ins kühle Nass sinken. „Ich weiß nicht, ob ein Aev vor der Tür so eine gute Idee ist." meinte Harry dann allerdings und musterte mich zweifelnd. Ich zuckte nur gleichgültig mit den Schultern und schloss dann wieder erschöpft die Augen. Ich hörte noch, wie James die Zimmertür hinter sich schloss, dann driftete ich langsam wieder in meine wirren Träume ab, die sicher von meinen Selbstvorwürfen erwuchsen.

Als ich das nächste Mal wach wurde, lag ich wieder in meinem Bett und es war dunkel. Ich sah aus dem Fenster. Der Mond stand schon tief und wahrscheinlich würde bald der nächste Tag einbrechen. „Lasst mich zu ihr!" hörte ich dann eine wütende Stimme brüllen. Ich erschauderte, als ich die Stimme erkannte. Es war mein Mate, der kurz vor seiner Wandlung war. „Ganz sicher nicht. Es könnte ihr nur noch mehr schaden!" fauchte eine andere Stimme zurück, die ich als Helins wieder erkannte. Ich war erleichtert. Sie würde niemals zulassen, dass er zu mir kam. Sie würde mich davor beschützen. Ich schloss die Augen erleichtert wieder, bis ich plötzlich ein lautes Krachen vernahm. Ich schreckte zurück und starrte zur Zimmertür, die gerade zersplittert war. Vor mir stand Aidan.

Sein schwarzes Haar war ganz zerzaust, wahrscheinlich war er ziemlich oft mit der Hand dadurch gefahren. Seine Augen glühten silbern und zuckten unruhig im Zimmer umher, bis sie auf mich fielen. Schneller als ich sehen konnte, saß er direkt vor mir auf dem Bett. „Mate." hauchte er und wollte mir eine Hand auf die Wange legen. Panisch schlug ich sie weg und stieß ihn dann gegen die Brust. Nach Luft schnappend flog er ans andere Ende des Internatszimmers. Verwirrt starrte er mich an, als könnte er nicht verstehen, warum ich das getan hatte. „Verräter." knurrte ich ihn an und spürte meine beginnende Verwandlung. Die Wut kam so plötzlich über mich, dass ich es nicht mehr aufhalten konnte. Kurz darauf stand ich als weißer Wolf im Zimmer und jaulte schmerzvoll auf, da meine körperliche Schwäche die Wandlung verhindern wollte und meine Erscheinung leicht flackerte.

Ich atmete angestrengt und ließ meine Wolfsform wieder fallen. Die menschliche Form war deutlich leichter für meinen Körper. Ich sackte in mich zusammen und kurz darauf spürte ich die Arme meines Mate um mich. Ich wollte mich dagegen wehren, doch ich war einfach zu schwach. „Sch... Beruhige dich." versuchte er meine Panikattacke zu drosseln und legte mir eine Hand auf den Arm. Ich spürte, wie ein gewisser Druck auf meiner Brust nachließ und meine Schmerzen langsam aus mir herausflossen. Er setzte die Fähigkeit der Aev ein, Schmerzen zu nehmen. Als ich wieder etwas meiner Kräfte gesammelt hatte, versuchte ich mich aus seinen Armen zu winden, doch Aidan hielt mich eisern fest.

Schnell suchte ich nach etwas, das ich als Waffe benutzen konnte und griff nach meinem Radiowecker, der auf meinem Nachtkästchen stand. Ich schlug Aidan damit gegen die Schulter und er ließ endlich erschrocken von mir ab. „Jetzt hast du sie gesehen. Verschwinde endlich." meinte Harry, der mit angeekeltem Blick meinen Mate ansah. „Ich gehe, wann ich es will." knurrte Aidan zurück, doch da war ich schon aufgesprungen und zu meinem Cousin gelaufen, der beschützend seine Arme um mich legte. Ich fühlte mich langsam wieder besser und war froh, dass mein Cousin hier war, um mir beizustehen, auch wenn ich noch nicht ganz wusste, was ich hatte. Ich hörte noch ein leises Knurren, dann spürte ich, wie mein Mate sich langsam wieder von mir entfernte. Wie konnte unsere Verbindung noch bestehen, wenn er mich doch so verraten hatte?

Am nächsten Morgen wurde ich davon wach, dass Helin unruhig im Zimmer hin und her lief. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass in einer Stunde der Unterricht beginnen würde. Verschlafen setzte ich mich auf. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich heute viel stärker und überhaupt nicht mehr krank. War ich wieder gesund? Über Nacht? Als meine beste Freundin bemerkte, dass ich wach war, setzte sie sich zu mir und musterte mich nachdenklich. „Was hast du?" erkundigte ich mich und war zutiefst verwirrt von ihrem komischen Verhalten. „Du musst wieder zum Unterricht, Lon. Ich ertrage es langsam nicht mehr, dich so leiden zu sehen. Bitte versuch wieder am Leben teilzunehmen." bat sie mich mit traurigem Blick und ballte die Hände frustriert zu Fäusten. Sie war wohl ziemlich frustriert.

Ich seufzte, bevor ich nochmal auf die Uhr sah und dann nickte. „Okay, aber ich möchte vorher duschen. Kannst du mir etwas zum Frühstücken mitbringen?" gab ich nach, denn mir war klar, dass ich mich nicht ewig verstecken konnte. Ich musste mein Leben weiterleben, egal, was passiert war. Nach dem Tod meiner Eltern hatte ich schließlich auch nicht aufgegeben. Ich würde über das Geschehene hinwegkommen. „Klar. Ich bin in einer halben Stunde wieder da, aber Harry wird vor deiner Tür Wache halten. Er müsste jeden Moment kommen." erwiderte Helin erleichtert und schon verschwand sie lächelnd aus dem Zimmer. Überrascht sah ich zur Tür. Sie war wieder ganz. Da konnte ich Helin noch kurz mit meinem Cousin flüstern hören, der wohl schon da war, dann ging sie. Ich seufzte erneut und stand auf. Es würde ein anstrengender Tag werden. Ich musste mich etwas stärken und eine Dusche würde mir erstmal guttun.

Unter den heißen Strahlen fiel ein Teil meiner Anspannung, als mir auffiel, dass Aidan ja nicht in meinem Jahrgang war und ich ihn deshalb meiden konnte. Hoffentlich würden die anderen Aev sich dann auch von mir fernhalten. Schließlich ging ich aus dem Badezimmer und durchwühlte Helins Schreibtischschublade nach Schminke. Ich hatte irgendwie das Bedürfnis, heute besonders stark zu wirken, doch dafür würde ich wohl meine Augenringe verdecken müssen. Die tagelange Schlaflosigkeit und der Hungerstreik hatten eindeutig ihre Spuren hinterlassen. Als ich endlich Helins Schminke fand, wurde die Tür aufgestoßen und meine beste Freundin kam mit Harry im Schlepptau herein. „Du willst dich schminken?" fragte Helin erstaunt und stellte ein voll beladenes Tablett auf meinen Schreibtisch, wie schon in den letzten Tagen. „Ja. Kannst du mir ein wenig helfen? Vielleicht auch mit den Haaren?" murmelte ich und sah sie leicht verunsichert an.

Endlich sah ich mal wieder Helins fröhliches Lächeln. „Natürlich. Iss aber erstmal etwas. Ich bin froh, dass es dir wieder etwas besser geht." antwortete sie ehrlich und verschwand dann selbst im Bad, um sich fertig zu machen. Harry setzte sich währenddessen auf ihr Bett und grinste mich an. „Ich bin auch froh, auch wenn das heißt, dass ich dann bald wieder weg muss. Ich wurde nur hergeschickt, um ein Auge auf dich zu haben, während die anderen im Unterricht sind." schmollte er und warf einen flüchtigen Blick hinter Helin her. Es war klar, dass er nicht nur mich im Kopf hatte. Ich rollte mit den Augen und setzte mich, um etwas zu essen. Endlich hatte ich wieder Hunger und schlang die Gebäckstücke beinahe herunter. Ich spürte sofort, wie mein Körper wieder Kraft tankte und war seltsam erleichtert, dass ich wieder unter Leute kam. Die letzten Tage waren die Hölle.

Als ich schließlich fertig gegessen hatte, schminkte und frisierte Helin mich etwas und dann gingen wir endlich zum Unterricht. Auf den Gängen des Internats fiel ich vorerst kaum auf, doch irgendwann kamen immer mehr Aev über unseren weg und starrten mich überrascht an. Ich bemühte mich, sie zu ignorieren, doch es fiel mir immer schwerer. Ich wurde langsam nervös. Was, wenn sie Aidan holten? Ich würde es nicht so schnell ertragen, ihn wieder zu sehen. Nicht nach gestern. Nicht nachdem er mich so in seinen Armen gehalten und mich davor so verraten hatte. Ich eilte also mit Helin durch die Gänge und schlüpfte mit Harry in mein Klassenzimmer. Ihm war als mein Aufpasser gestattet worden, mich für heute zu begleiten. Ich war mir sicher, dass Larissa die Erlaubnis dafür eingeholt hatte.

Als ich endlich auf meinem Platz saß, entdeckte ich Louis, der mich aufmerksam musterte. Ich wollte gar nicht wissen, was in seinem Kopf vor sich ging und war erleichtert, als der Unterricht begann. Die ersten Unterrichtsstunden vergingen wie im Flug und ich hatte ziemlich viel Stoff verpasst, den Harry aber versprach, mit mir nachzuholen. Als schließlich die Zeit fürs Mittagessen war, blieb ich etwas unsicher vor dem Klassenzimmer stehen. Ich wollte noch nicht in die Cafeteria. Dort würden die Aev nicht gehindert werden, auf mich zuzukommen. Auch die Tika wollte ich noch nicht sehen. Ich hatte Angst, dass sie mir genauso die Schuld für den Angriff gaben, wie ich mir selbst. Ich ballte die Hände zu Fäusten und atmete tief durch, um nicht wieder eine Panikattacke zu bekommen. Das konnte ich mir gerade einfach nicht leisten. Ich musste mich unter Kontrolle haben.

„Komm. Du schaffst das schon. Lass uns essen gehen. Falls es dir zu viel wird, können wir auch wieder verschwinden." meinte Harry da, als hätte er meine Zerrissenheit bemerkt. Ich sah skeptisch zu ihm auf, lief aber dann langsam hinter ihm her. Er hatte Recht. Wir würden immer noch wieder verschwinden können. Mit dem Strom der Internatsschüler gingen wir einigermaßen unentdeckt in die Cafeteria und zur Essensausgabe. „Siehst du, ist gar nicht so schlimm." flüsterte Harry mir schließlich zu, als wir uns an den Tisch der Tika setzten und zu Essen begannen. Ich zuckte nur unsicher mit den Schultern und hielt den Kopf gesenkt. Ich wollte die Blicke der anderen nicht sehen. Ich spürte sie auch so schon deutlich auf mir. Am schlimmsten war der, der sich vom anderen Ende des Raumes in meinen Rücken brannte. Aidans Blick.

Da setzten sich ein paar Leute neben mich und ich sah nun doch neugierig auf. „Schön, dass du wieder da bist." grinste Linto mich aufmunternd an und sogar Kristin nickte mir bestärkend zu. Ich war etwas erstaunt über diese Geste. Ich hatte erwartet, dass sie mich für meine Naivität verurteilen würde, doch stattdessen nahmen die Tika mich einfach weiter in ihre Mitte auf. „Finde ich auch." antwortete ich schließlich und versuchte mich auch an einem ehrlichen Lächeln, was erstaunlich gut funktionierte. „Na. Flirtest du schon wieder mit meiner besten Freundin?" kam Helin dann neckend an und drängte sich mit Jace zwischen mich und Harry. Linto lachte nur über ihren Witz und aß sein Mittagessen. „Er hat doch gar nicht geflirtet." erwiderte ich mit einem leichten Lächeln und steckte mir eine von Helins Pommes in den Mund. „Hey! Das sind meine!" beschwerte sie sich, grinste aber zufrieden.

Während des Mittagessens fühlte ich mich endlich mal wieder wohl. Die Tika um mich herum scherzten und bezogen mich mit ein, während die Aev zum Glück weit entfernt an ihrem Tisch blieben. „Ich habe dir übrigens ein neues Handy besorgt, nachdem du das andere zerstört hast. Deine alte SIM-Karte ist schon drin." erzählte Harry schließlich, als wir die Cafeteria verließen und reichte mir besagtes elektronisches Gerät. „Danke. Ich hatte schon wieder ganz vergessen, dass ich es gegen die Wand geworfen habe." erwiderte ich lachend und blieb dann plötzlich mitten im Gang stehen. Ich spürte ihn, noch bevor er um die Ecke kam. Aidan wollte wohl gerade wieder in die Cafeteria, blieb aber ebenfalls stehen, als er mich sah. Er musterte mich überrascht und Panik stieg in mir auf. Ich wollte ihn nicht in meiner Nähe.

„Verdammt!" hörte ich eine Person fluchen, die neben Aidan stehen geblieben war und sah irritiert zu ihm. James sah mich mitleidig an, bevor er sich zu Aidan beugte. „Lass uns lieber wieder gehen." murmelte er, doch durch mein überlegenes Gehör verstand ich ihn einwandfrei. Mein Mate bewegte sich allerdings keinen Millimeter und wanderte mit seinem Blick immer weiter über mich. Da griff Harry nach meiner Hand und zog mich auf die beiden Aev vor uns zu. Ich wollte mich schon wehren, da waren wir an ihnen vorbei und Harry lief mit mir die Gänge entlang zu meinem und Helins Zimmer. „Danke... Ich war wie erstarrt." sagte ich seufzend, als wir endlich an dem Zimmer waren und sperrte auf. „Immer wieder gerne, Lonnie." erwiderte mein Cousin mit sanftem Lächeln und schlüpfte hinter mir herein. „Ich glaube, zum Abendessen gehe ich heute nicht mehr in die Cafeteria. Ich will ihm nicht wieder begegnen." erklärte ich und setzte mich an den Schreibtisch zum Lernen.

In den darauffolgenden Tagen mied ich die Cafeteria, holte mit Harry den verpassten Stoff nach und wurde nachts von den Albträumen verfolgt. Allerdings schaffte ich es, meinem Mate aus dem Weg zu gehen und zum Glück stürmte er auch nicht wieder in mein Zimmer. Ab und zu ließ Harry Lirim vor meiner Tür wache stehen, nachdem dieser geschworen hatte, seinen zukünftigen Alpha nicht herein zu lassen. Mittlerweile war der Angriff der Aev auf die Tika schon eine Woche her und Calum hatte entschieden, dass mein Cousin wieder zum Rudel zurückkehren musste. Er wurde bei dem Wiederaufbau gebraucht. Es ängstigte mich zwar, dass er heute abgeholt wurde, doch weil Aidan nicht weiter versucht hatte, Kontakt zu mir aufzunehmen, bestand wohl kein Grund mehr, dass ich beschützt wurde. Laut meinem Cousin hatten unsere Alphas befürchtet, er würde versuchen, unsere Matebindung zu trennen.

Ich seufzte, als ich den SUV von Harrys Vater auf uns zu rollen sah. „Keine Sorge, Lonnie. Ich habe die anderen Tika darauf eingeschworen, auf dich aufzupassen." meinte mein Cousin, mich beruhigen zu müssen, doch der Versuch war vergeblich. Es würde wohl noch etwas länger dauern, bis ich mich wieder sicher fühlte. Ich wusste, dass die Aev etwas planten. Sie beobachteten mich die ganze Zeit und mittlerweile hatte ich das Gefühl, sie würden mich verfolgen. „Wie geht es dir, Avalon?" fragte da Harrys Vater, der ein Fenster herunter gelassen hatte und mich kritisch musterte. „Besser, denke ich." kam meine Antwort etwas unsicher, doch Harrys aufmunternder Blick bestärkte mich. Es war eindeutig besser geworden, seit dem Angriff. Ich hatte kein Fieber mehr, doch die Träume waren schlimmer geworden. Häufig wachte ich mitten in der Nacht auf, doch Helin hatte es zu meinem Glück für sich behalten. Ich wollte, meinen Cousin nicht auch noch damit belasten.

Stattdessen umarmte ich Harry kurz, bevor er belustigt grinsend ins Auto stieg. „Ich hab dich auch lieb, Lonnie." neckte er mich und wank zum Abschied, während der SUV langsam weg fuhr. Ich starrte dem Auto hinterher, bis es um die nächste Ecke verschwand. Jetzt stand ich allein vor dem großen Internatsgebäude. Ich seufzte und wandte mich um, um ins Gebäude zu gehen. Lirim wartete am Eingang und lächelte mir aufmunternd zu. Seit dem Angriff schien er sich besonders um mich zu sorgen, was seltsam war, da er als Sohn des Betas eigentlich auf Seiten der Aev sein sollte. Allerdings meinte er, mir etwas zu schulden, weil ich ihn unbeschadet von den Tika hierhergebracht hatte. „Wie geht es dir jetzt, Luna?" fragte er interessiert und erinnerte mich an den anderen Grund, weshalb er an meiner Seite stand. Er war noch immer der festen Überzeugung, dass ich eine Luna war.

Ich selbst fühlte mich nicht wie eine Luna. Ich fühlte mich schwach und machtlos. „Es ist alles in Ordnung, Lirim. Ich bin auch vorher ohne Harry ausgekommen." versuchte ich, ihn zu beruhigen und lächelte schwach. Es entsprach zwar der Wahrheit, doch ich würde Harry vermissen. Wir waren uns endlich wieder nähergekommen. Endlich wieder etwas mehr Familie. „Möchtest du dann zum Frühstück gehen? Mein Bruder meinte, unser zukünftiger Alpha hat heute ein Treffen mit seinem Vater und wird nicht in die Cafeteria kommen." meinte Lirim nach längerem Schweigen schließlich und ich überlegte. Eigentlich würde ich gerne wieder zu den anderen Tika an unseren Tisch und wenn Aidan nicht da war, lief ich auch nicht Gefahr, ihm über den Weg zu laufen. Ich nickte. „Gar keine schlechte Idee, aber du solltest nicht mit zu den Tika an den Tisch kommen. Sie würden nicht verstehen, wieso du bei mir bist." erklärte ich dem Aev-Werwolf etwas unsicher, wie er das aufnehmen würde.

Also liefen wir jetzt zügig in die Cafeteria, um zu frühstücken. Lirim ging dann zu den anderen Aev und ich zu den anderen Tika. Es war ein gutes Gefühl, wieder unter Leuten zu sein. Ich hatte in letzter Zeit den Kontakt zu den meisten Werwölfen gemieden. „Schade, dass Harry wieder weg ist. Er hat uns mit Geschichten von zuhause versorgt." schmollte Kristin, als sie mich sah, wirkte aber nicht wirklich traurig über sein Verschwinden. „Bald sind ja Ferien. Dann können wir wieder für ein paar Tage nach Hause." erwiderte ich nur, wobei ich etwas Angst davor hatte, nach Hause zu kommen. Ich befürchtet, dass die anderen Tika mir gegenüber anders wurden. Schließlich hatte ich die Aev zu unserem Zuhause geführt. „Ja, zum Glück kommen wir hier bald mal raus!" freute sich Linto neben mir und das Gespräch driftete immer weiter von mir weg. Ich war froh, nicht viel reden zu müssen.

Nach dem Frühstück lief ich mit Helin und Jace zu meinem Klassenzimmer und lauschte meiner besten Freundin aufmerksam. Sie hatte mit ihren Brüdern etwas in den Ferien geplant und freute sich offensichtlich schon sehr darauf. „Und bis dahin sollte es deinem Arm wieder gut gehen und wir können den Berg besteigen." meinte sie abschließend zu Jace und gab ihm einen kurzen Kuss. Ich hatte bemerkt, dass die beiden mittlerweile enger aneinanderhingen als zuvor, doch eine gewisse Unsicherheit konnte ich Helin dennoch ansehen. Sie wollte ihm zwar vertrauen, aber sein Verrat hielt sie noch immer etwas zurück. Ich musterte Jace. Es war ungewöhnlich, dass ein Bruch bei einem Werwolf so lange brauchte, um zu heilen, doch die Ärztin unseres Rudels war der Meinung, es hatte mit der beschädigten Mateverbindung zu tun. Es würde einfach etwas langsamer heilen, solange Helin sich ihrem Mate noch nicht wieder ganz öffnete.

„Vielleicht solltest du auch mitkommen. Ich würde mich nicht wohl dabei fühlen, dich allein zu lassen." wandte sich meine beste Freundin dann an mich und wirkte dabei etwas unsicher. Ich hatte schon lange keinen Urlaub mehr gemacht. „Vielleicht." murmelte ich nachdenklich. Wahrscheinlich würde es mir gut tun und ich könnte dem Rest des Rudels etwas aus dem Weg gehen. Und vielleicht lenkte es mich allgemein etwas ab. „Überleg es dir. Wir sehen uns später." erwiderte Helin noch grinsend, dann verschwand sie mit ihrem Mate zwischen den anderen Schülern. Lächelnd ging ich in mein Klassenzimmer und setzte mich auf meinen üblichen Platz. Ich sollte später mit Harry reden. Vielleicht konnte er mit Kaleb reden und herausfinden, ob ich in dem Urlaub stören würde. Schließlich war es als ein Familienurlaub gedacht. Doch jetzt musste ich mich erstmal auf den Unterricht konzentrieren.

Am Ende des Schultages stellte ich zufrieden fest, dass ich allen verpassten Stoff erfolgreich nachgeholt hatte und endlich wieder verstand, wovon unsere Lehrer sprachen. Mittlerweile stand ich vor meinem Klassenzimmer und hielt suchend Ausschau nach Helin oder Lirim. Einer von beiden würde mich doch abholen, oder nicht? Als auch nach einigen Minuten niemand kam, seufzte ich etwas planlos und machte mich schließlich auf den Weg zu meinem Zimmer. Ich würde sicher nicht riskieren, Aidan in der Cafeteria zu treffen. Als ich allerdings in den Gang einbog, in dem mein Zimmer lag, sah ich schon von weitem James vor meinem Zimmer herumtigern. Dafür hatte ich nun wirklich keine Nerven. Ich machte auf der Stelle kehrt und hoffte, er hatte mich nicht gesehen. Ich lief gedankenlos durch die Gänge des Internats, bis mir auffiel, dass ich mich auf Aidans Zimmer zubewegte.

Verdammt! Erneut drehte ich um. Allerdings wusste ich nicht, wo ich hin sollte. Die Cafeteria war genauso unsicher, wie mein Zimmer und das Zimmer meines Mates wollte ich ganz sicher auch nicht besuchen. Blieb noch der Wald. Vielleicht würde ich in den Grenzen der Tika etwas Ruhe finden. Ich eilte also über das Internatsgelände und hoffte, von keinem Aev-Werwolf entdeckt zu werden. Sie würden Aidan bestimmt direkt berichten, wo ich war. Es grenzte ja auch so schon an ein Wunder, dass ich noch nicht wieder von einem Aev verfolgt wurde. In den letzten Tagen war ich ununterbrochen unter ihrer Beobachtung. Ich atmete erleichtert auf, als ich endlich die Grenze der Tika überquerte. Ich fühlte mich hier wieder etwas sicherer, auch wenn die Aev bei ihrem Angriff ja auch nicht vor Grenzen zurückgeschreckt waren.

Ich lief ziellos durch den dichten Wald und war froh, einfach nur die Klänge der Natur um mich zu haben. Allerdings wurden meine friedlichen Gedanken immer wieder von den Gedanken an den Angriff durchkreuzt. Was war eigentlich noch nach dem Angriff geschehen? Ich hatte mich so sehr zurück gezogen, dass ich es gar nicht mitbekommen hatte. War es zu Verhandlungen zwischen den Tika und den Aev gekommen oder herrschte jetzt Krieg zwischen unseren Rudeln? Ich wusste es nicht. Allerdings erinnerte ich mich wage, dass Larissa im Hauptquartier war und das hieß eigentlich immer Verhandlungen, denn würde es Krieg geben, würde sie selbst an vorderster Front mithelfen. Sie würde dem Rudel als Luna beistehen und uns unterstützen, wie es ging, anstatt sich mit Ratssitzungen aufzuhalten.

Ich war so in meinen Gedanken, dass ich mich extrem erschreckte, als plötzlich mein Handy zu klingeln begann. Ich zuckte zusammen und fiel beinahe hin, weil ich an einer Wurzel hängen geblieben war. Schnell fing ich mich wieder und nahm ab. „Lon?" fragte Helin besorgt, was mich veranlasste, die Stirn zu runzeln. „Ja. Was ist los, Helin?" wollte ich wissen und hielt inne. „Wir haben dich überall gesucht. Wo bist du?" fragte sie mit leicht vorwurfsvollem Ton und ich machte mich langsam wieder auf den Weg zum Internat. „Ich bin in unserem Territorium. Ist etwas passiert?" erwiderte ich verwirrt. „Oh. Eigentlich ist nichts passiert. Ich hatte mir nur Sorgen gemacht. Der Aev-Alpha ist schließlich noch auf dem Schulgelände." entgegnete meine beste Freundin und sofort war ich hellhörig. Alistair war noch immer hier? Ich erschauderte und lief etwas zügiger.

Die Erinnerung an die drohenden Worte des Alphas war wie in mir eingebrannt. Er würde sich für meine Dreistigkeit rächen, ihn zurückzudrängen. „Ich komme. Wo seid ihr?" wollte ich wissen und ließ meinen Blick immer wieder panisch über das Gelände schweifen. „In der Cafeteria, aber wenn du möchtest, können wir uns auch draußen treffen." bot meine beste Freundin an und ich hörte, wie sie aufstand. „Ich weiß nicht. Ist... ist mein Mate in der Cafeteria?" erkundigte ich mich. Ich wollte lieber nicht riskieren, dass Alistair meine Freunde draußen erwischte. „Er ist vor ein paar Minuten gegangen. Ich denke, er kommt nicht wieder." antwortete Helin und schien sich wieder zu setzen. Sie wollte mich wahrscheinlich auch lieber in der Cafeteria treffen. Dort waren zu viele Zeugen, als dass Alistair etwas versuchen würde. Das internatsgelände galt als neutral und wer gegen die Auflagen verstieß musste mich schlimmen Folgen rechnen.

Ich seufzte. Ich würde wohl riskieren müssen, Aidan über den Weg zu laufen. Schließlich wollte ich auch meine Freunde in Sicherheit wissen. „Na gut. Ich komme in die Cafeteria. Dann kann ich auch eine Kleinigkeit noch essen." meinte ich und legte auf, nachdem Helin mir zugestimmt hatte. Ich verließ gerade das Territorium der Tika. Lange würde ich nicht mehr zur Cafeteria brauchen. Vielleicht hätte ich meine Freundin noch am Handy behalten sollen, bis ich im Internatsgebäude war. Dieser Gedanke bestätigte sich, als ich plötzlich gegen jemanden lief. Erschrocken wich ich zurück und starrte die Person mir gegenüber perplex an. Ich hätte besser auf meine Umgebung achten sollen. Verdammt! Panik stieg in mir hoch und ich machte nochmal einige Schritte rückwärts.

Hey meine Lieben!

Das Ende ist absehbar. Ich bin jetzt bei Kapitel 17 im Schreiben und freue mich extrem auf eure ganzen Kommentare bis dahin. Voraussichtlich wird es in Kapitel 20 das Finale dieses Buches geben. Noch bin ich nicht sicher, ob es ein offenes Ende wird (z. B. für eine Fortsetzung) oder ein endgültiges. Gebt mir auch gern eure Meinung dazu! Wir lesen uns ;)

Liebe Grüße, Ary-Lu

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