Kapitel 9

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Meine Muskeln brannten. So als würden sie jeden weiteren Zug einfach schlapp machen und reißen, so wie überdehnte Gummibänder.

Schweißperlen bildeten sich auf meiner Haut, bevor sie ihre Bahnen über meinen Rücken zogen und mein dunkles T-Shirt an meinen Körper klebten.

Jeder tiefe Atemzug stach in meinem Hals. Aber ich machte weiter, denn dieser Schmerz ließ mich am Leben. Dieser Schmerz zeigte mir, dass mein Körper keine leblose Hülle war, sondern das ich zumindest etwas fühlte...und wenn es auch nur der Schmerz war.

,,Irgendetwas in mir drin, sagt mir, dass du das nicht tun solltest", meldete sich plötzlich hinter mir zu Wort, jedoch beendete ich noch den letzten Klimmzug an der Stange, die ich vor Jahren in den Türrahmen zwischen meinem Wohnzimmer und dem Flur eingebaut hatte.

Danach landete ich etwas unbeholfen auf meinem gesunden Bein, während ich das verbundene Bein anwinkelte.

Eigentlich müsste man behaupten, dass ich als Polizist, trainiert sei und zumindest etwas Gefühl für Gleichgewicht haben sollte...ja hab ich auch, aber nicht nachdem ich drei Wochen nichts gemacht habe.

,,Siehst du? Meinem Bein geht es gut", drehte ich mich mit einer Unschuldsmiene zu Ella um und griff nach der Krücke, die an meiner Kommode im Flur lehnte.

,,Mit du sollst dir eine Beschäftigung suchen, meinte ich nicht, dass du alle Sportarten, in welchen man das Bein nicht dringend belastet, durch probieren musst", widersprach sie und verschränkte schmunzelnd die Arme vor der Brust.

Für einen kleinen Moment hatte sie wirklich versucht böse zu gucken, aber das sah eher aus wie ein beleidigtes Eichhörnchen, was sie vermutlich viel zu gut wusste, weshalb sie es binnen paar Sekunden wieder ließ.

In der Hand hielt sie eine Plastikdose, jetzt war es so weit. Jetzt brachte sie mir Essen, na super.

,,Man hört wie dein Gehirn rattert", kommentierte Ella das nur, bevor sie wie selbstverständlich in die Küche ging und die Dose dort hin stellte.

,,Das musste weg. Das sind Caramell Brownies. Und nein ich konnte es niemand anderem andrehen. Dein Bruder achtet jetzt auf die schlanke Linie, die er nicht erreicht, wenn ich ihm noch weitere Gebäcke verbeibringe. Er hat mir schon gedroht sich eine neue Nachbarschaft zusuchen", redete sie drauf los und ließ mir gar keine Wahl zu wiedersprechen.

Ella wohnte in Owens Nachbarschaft? Verdammt, mir fiel mal wieder, was in letzter Zeit zu oft passierte, wie wenig ich doch von Ella wusste. Sie war schließlich die beste Freundin meines Bruders und Woodshill war so klein, dass man eigentlich erwartete zumindest die Eckdaten der Bewohner zu kennen.

Ich humpelte ihr hinterher in der Küche. Diesmal hatte ich dafür gesorgt, dass sie in einem viel besseren Zustand war. Keine schmutzigen Teller, keine FastFood Verpackungen.

Die letzten zwei Tage hatte ich ein Hoch, was mich innerlich beflügelte, auch wenn ich wusste, dass es wie auf einer Achterbahn sein konnte, so schnell man oben angelangt war, so schnell stürzte man auch wieder in die Tiefe, ohne Vorwarnung oder jeglicher Rücksicht.

,,Erzähl mir, was gibt es Neues in Woodshill?", begann ich und Ella zog ihre braunen Augenbrauen in die Höhe. JA okay, eigentlich interessierte mich der neuste Tratsch echt wenig, aber hier in meinen Vierwänden bekam ich so gar nichts mit und ja langsam sehnte ich mich nach Zerstreuung und wenn es auch nur die neuen Blumen in Maggies Vorgarten sind.

,,So spannendes ist eigentlich nicht passiert", überlegte sie und kaute dabei auf ihrer Unterlippe herum. Dabei haftete sich mein Blick genau an diese Geste fest, als wäre sie Magnet.

Ihre Lippen waren voll, wobei ihre untere Lippe leicht aufgeplatzt war, was vermutlich daran lag, dass Ella viel zu oft darauf herum kaute. Sei es wenn sie nervös war, oder überlegte, aber ich würde nicht bezweifeln wollen, dass sie trotz dessen weich waren... Sag ich doch, mein Gehirn drehte hier in Isolation durch.

,,Du kannst von Glück reden, dass du verletzt bist, meint dein Bruder", waren die Worte, die meinen Blick von ihren Lippen rissen, hoch in ihre Augen. Verdammt, was hatte sie die letzten Sekunden gesagt?

,,Wieso?", hinterfragte ich etwas perplex und Ellas Wangen röteten sich etwas. Das war ein fettes Eigentor oder?

,,Maggie trommelt gerade jeden Menschen aus Woodshill zusammen, der ohne Hilfe laufen kann und nicht Demenz hat, um ihr bei dem Osterfest zu helfen. Ich zum Beispiel darf Cupcakes backen. Owen und Lincoln kümmern sich später um das Verstecken der Eier, und so weiter. Ich hab Maggie ausgeredet, dich zu zwingen Ostereier zu bemalen, weil du ja nicht beim Aufbau helfen kannst", wiederholte Ella ihre Worte von eben und steckte ihre Hände in die Hosentasche ihrer hellen Jeans. Stimmt, bald war Ostern...das hatte ich ja glatt vergessen.

,,Ich kann euch ruhig helfen...aber nein, im Zeichnen bin ich wirklich eine Niete", kommentierte ich und Ellas Augen begannen kurz aufzuleuchten, wobei ich mir nicht sicher war, ob das ein großer Fehler war meine Hilfe anzubieten.

Denn plötzlich hüpfte Ella begeistert und klatschte in die Hände, wie ein kleines Kind, was viel zu viel Zucker gegessen hat. Dabei wippten ihre braunen Locken hoch und runter, was schon wieder viel zu süß und lustig war.

,,Soll ich einen Arzt rufen?", ich verzog mein Gesicht etwas und sie blieb wie angewurzelt stehen.

Ihre Wangen färbten sich nun noch röter, als wäre es ihr total peinlich, dass sie gerade vor mir umher gehüpft als wölle sie schon mal für den Osterhasen üben.

,,Ähm..t'schuldigung", nuschelte sie und strich sich nervös eine ihrer Locken, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten hinter das Ohr, während ihre Augen durch den Raum glitten, als suche sie auf Krampf eine neue Beschäftigung oder eine Hintertür um wieder zu verschwinden. Verunsicherte ich so immens? Oder war sie bei jedem so schnell aus dem Konzept zu bringen?

,,Naja, worauf ich hinaus wollte... also ich meinte....ähm, du könntest mir bei den Cupcakes helfen. Maggie hat eine Großbestellung aufgegeben. Deine Mum kümmert sich um die selbst-gemachten Schokoeier", erklärte sie und ich lächelte sie an. Es war einfach so knuffig, wie sie versuchte ihre Unsicherheit runterzuspielen und mit dem Ärmel ihres Pullis spielte.

Meine Mum leitete die wohl beste Bäckerei in Woodshill, weshalb ich mich schon insgeheim gefragt hatte, wieso sie nicht den Job übernahm, aber da hatte Ella schon die Frage beantwortet, ohne dass ich sie laut aussprechen musste.

,,Kein Ding. Du kannst auch gerne hier backen, wenn du möchtest", erwiderte ich und sie lächelte mich an, sofort war ihre Unsicherheit verschwunden, so schnell wie sie auch gekommen war. Diese Frau blieb einfach ein Mysterium.

Da Ella wieder nach der Arbeit vorbeigeschaut hatte, war es draußen schon dunkel. ,,Spielst du Schach?", fragte ich ganz unverblümt, als ich Ella in den Flur begleitete.

Sie drehte sich zu mir um und sah mich leicht irritiert an. Mir war schon so oft aufgefallen, dass Ella winzig war. Und wenn ich winzig meine, dann so klein, dass sie mir mit ihren Kopf vielleicht gerade mal bis zu meinen Schultern reichte, wenn überhaupt. Vielleicht war ich auch einfach ein Riese, schließlich überragte ich auch Owen und Lincoln um einen guten halben Kopf.

,,Naja, ich habe gestern mein altes Schachbrett gefunden, naja war ja nur eine Idee, die mir gerade in den Sinn kam", ich zuckte mit den Schultern und wollte das Thema schon zu den Akten legen, als Ella jedoch antwortete: ,,Bist du ein schlechter Verlierer?"

Meine Mundwinkel zuckten nach oben, während ich auf die Frau hinunterblickte, die mich jedes Mal aufs Neue überraschte.

,,Morgen um 15Uhr? Ich habe morgen nachmittag frei und da du hier ja eh nicht wegkannst...", schlug sie vor und aus ihrem Lächeln wurde fast schon ein teuflischen Grinsen.

Ich wusste bis dato nicht, dass hinter ihrem Heiligen Schein sich auch kleine Teufelshörner versteckten.

●○●○●

Vergesst nicht ☆ und zu kommentieren, wenn es euch gefallen hat.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro