I. Die Prinzessin im Sternenmeer

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Die Sphären des Meeres leuchteten heute besonders schön. Sie schillerten in allen Farben - rot, gelb, blau, violett - und ließen Taminas Herz höherschlagen. 

Die Prinzessin saß auf dem Grund des Sternenmeeres und betrachtete das ferne Funkeln, das bald ihre langersehnten Träume erfüllen würde.

„Eure Hoheit?"

Ein Ruf ließ sie aus ihren Träumen schrecken. Die kleine Meerjungfrau wandte sich um und blickte zu ihrer Zofe, die mit geduldig gefalteten Händen auf sie wartete.

„Wir müssen los, sonst verpasst Ihr das Fest zu Euren Ehren."

„Ich komme sofort, Lidia." Geschwind packte Tamina ihre Tasche und raffte alle Muscheln und Steine zusammen, die sie am heutigen Tage in der Hoffnung auf Sternenstaub gesammelt hatte, der manchmal aus den Sphären auf den Meeresgrund sank und ihre vorfreudige Sehnsucht stillte. Daheim im Mondscheinpalast hatte Tamina eine ganze Seite ihres Raumes mit Fundsachen geschmückt - sie hoffte, diese bald mit noch mehr einzigartigen Fundstücken zu ergänzen.

„Lasst mich das nehmen." Lidia schnaufte, als sie den schweren Beutel über ihre Schulter legte, doch mit ihrem schillernden Fischschwanz schoss sie schnell in die Tiefe. Tamina folgte ihr nur zögerlich. Es war nicht so, dass sie sich nicht auf ihren Geburtstag und ihr Fest freute - oder auf ihre Mission, bei der sie endlich das Sternenmeer verlassen und ins Weltenall schwimmen dürfte - sie wäre nur gerne länger hier geblieben, hätte die Sternschnuppen in den Sphären beobachtet, das Wogen der Wellen, und weiter über das Universum geträumt. 

Als sechste Tochter des Meereskönigs Neptun hatte sie viele Freiheiten, allerdings fühlte sich auch die Grenzenlosigkeit des Sternenmeeres manchmal beengend an. Tamina war eine Prinzessin. Ihre Welt war wie ein magisches Theater, in dem sich Märchen und Realität vermischten - und doch war sie gefangen in ihrer Rolle, im Drehbuch der Etikette. Sie musste allen Erwartungen ihres Standes folgen. Aber bald würde das für eine kurze Zeit ein Ende haben - sie wäre frei, so frei wie die Sterne im Weltenall, um ihre ungezähmte und neugierige  Seite rauszulassen - bunt wie ein Fischschwarm im Meer.

Mit einem leichten Lächeln schwamm die Prinzessin hinter ihrer Zofe in die Tiefe. Die Paläste auf dem Planeten Neptunius waren alle aus Meteoriten erbaut, die gelegentlich ins Meer sanken, und die Wellen hatten sie glattgeschliffen wie Diamanten.

Daheim wurde sie bereits von ihren Schwestern erwartet. Avalia, Erina, Isella, Malika und Vaiala schwammen vor dem Schloss, die Haare zu den schönsten Zöpfen geflochten und ihre Hälser mit Perlenketten bedeckt.

„Du bist spät", meinte Avalia, die älteste Schwester. Ihr oranger Fischschwanz schillerte im Licht der Fackeln. 

„Ach, das schaffen wir schon", sagte Erina und warf ihre gelben Haare zurück.

„Sie ist bestimmt aufgeregt!" Ihre grüne Schwester Isella nahm ihre Hand und umschloss ihre Finger. „Erinnert euch, das waren wir alle." 

Malikas blaue Augen funkelten. „Aber es war schön, es wird dir gewiss dort oben gefallen!"

„Genau." Vaiala nickte und schwang ihre violetten Schuppen. „Dann los, wir wollen Vater doch nicht erzürnen."

Ihre Schwestern fassten sie bei den Händen und zogen sie in den Palast. Tamina beobachtete, wie Lidia ihre Sammlung auf ihr Zimmer brachte, während sie selbst in den Ankleideraum geführt wurde, und plötzlich machte sich ein Hauch von Aufregung in ihr breit.

Heute Nacht war ihr fünfzehnter Geburtstag. Sie dürfte endlich aus den Tiefen des Sternenmeeres aufsteigen und all die Sterne und Raumschiffe sehen, die dort im Weltenall durch die Unendlichkeit rauschten. Aber sie hatte eine Mission. Tamina betrachtete ihren pinken Fischschwanz in der spiegelnden Muschel, ihre gelockten Haare, ihre kindlichen Augen - und wünschte sich, dass die kurze Zeit im Weltenall jene Überraschungen für sie bereithalten würde, die sie sich erträumte.

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