III. In den Sphären des Meeres

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

In dieser Nacht lag Tamina lange wach. Die Legende des Zepters stürmte durch ihren Kopf, schlug Wellen und brandete auf, sodass sie kaum schlafen konnte. Ihre Geburtstagsfeier war großartig gewesen. Man hatte sie mit Geschenken überhäuft, die Speisen hatten sich auf den Tischen gestapelt und die Blaskapelle aus Walen und Delfinen hatte alle ihre Lieblingslieder gespielt. Trotzdem war sie nicht müde - die Erwartung lastete schwer.

Wie sollte sie das siebte Wellenwunder finden, wenn die Menschenwelt voller Wunder war? 

Seufzend erhob Tamina sich aus ihrem Algenbett und schwamm zu den Schätzen auf der anderen Zimmerseite. Von ihren Schwestern hatte sie viel Gutes über das Weltenall gehört - doch ihre Reisen hatten alle mit einschneidenden Erfahrungen geendet. Missgunst, Nutzen, Verrat, ... Die Prinzessinnen waren sich einig: Das Weltenall war schön, aber gefährlich.

Die kleine Meerjungfrau ließ Sternenstaub durch ihre Finger gleiten und blickte zum Meereszelt, wo sie durch die dunklen Wogen hindurch die Farben der Sphären erahnen konnte. Was würde sie erwarten? Was würde sie erleben?

Schließlich schwamm sie nach oben. Es gab nur eine Chance, das herauszufinden.

In dieser Nacht war sie zum ersten Mal frei. Tamina hatte schlafen wollen, um Kraft zu tanken, doch sie war nicht müde, denn die Sterne zogen sie in ihren Bann. Neugierig kämpfte sie sich aufwärts, durchquerte die dunklen Wogen, und plötzlich hatte sie das unbekannte Gefühl, nicht mehr in einer Rolle festzustecken. Das Spiel im Sternenmeer war für einige Nächte beendet - im Weltenall lag ihr Schicksal in ihrer Hand.

Die Erkenntnis ließ ihr Herz höher schlagen. Ein begeistertes Lachen drang aus ihrer Kehle, als sie immer höher stieg; die Farben am Meereszelt wurden intensiver. Rot, gelb, blau, violett ... Tamina durchbrach zum ersten Mal in ihrem Leben die Oberfläche des Meeres-Planeten Neptunius und blickte in die Weiten des Universums.

Ein Meteorit glitt vorbei und zog einen glänzenden Schweif hinter sich her. Etwas Sternenstaub rieselte auf ihre Haare, verfing sich wie glitzernde Funken des Feuerwerks, das in ihrem Inneren tobte. Tamina lachte erneut. Sie war im Weltenall. Alle Sphären des Universums standen ihr frei, bis sie das siebte Wellenwunder gefunden hatte, und sie hatte nicht vor, sich bei ihrer Suche zu beeilen.

Plötzlich zischte ein dunkler Schatten über ihren Kopf hinweg. Die Prinzessin duckte sich ängstlich. Ihr Blick huschte nach oben und sie erblickte das erste Raumschiff. 

Die Lichter der Fähre flackerten begierig, laute Geräusche knallen durch die Nacht. Tamina schnappte nach Luft und hielt sich die Ohren zu, denn dank ihrer Magie konnte sie auch im Weltenraum atmen. Die Menschen scheinbar nicht. Von Weitem beobachtete sie fasziniert, wie winzige Gestalten auf dem Raumschiff umherschwebten, doch sie waren zu weit weg, um Genaueres zu erkennen. Einzig eine Person zog ihre Aufmerksamkeit auf sich - ein Weltraumpirat in blauem Anzug mit aufgestickten Sternen, der gerade von einem erhöhten Deck mit einem Seil auf ein tieferes schwang. Taminas Herz raste - denn mit jagender Sorge erkannte sie, dass sie keine friedliche Zeit angepasst hatte.

Ein zweites Raumschiff schoss über ihren Kopf hinweg. Tamina duckte sich und überlegte, abzutauchen, bis sie in Sicherheit durch das Weltenall schwimmen konnte, doch die funkelnden Sterne und fremden Planeten tanzten um sie wie Schwärme aus Fischen in der Nacht und hypnotisiertensie regelrecht. Die Meerjungfrau drehte sich um ihre Achse, begeistert von der Wahrhaftigkeit des Moments - da ließ ein weiteres Donnern sie zusammenfahren.

Die feindlichen Raumschiffe waren aufeinander gestoßen. Kanonenschüsse knallen, während Tamina versuchte, sich hinter einem Meteoriten in Sicherheit zu bringen, doch ihr Blick folgte dem Menschen - dem Piraten mit der blauen Uniform - der soeben von seinem Schiff stürzte und in den schwerelosen Weiten des Universums versank. 

Tamina zögerte. Laut ihrem Vater sollte sie sich von Piraten fernhalten und ihre Mission erfüllen, doch vielleicht erwartete sie hier ihr Schicksal? Nicht umsonst war sie in der Nacht losgeschwommen, obwohl sie auch hätte bei Sonnenaufgang aufsteigen können.

Die kleine Meerjungfrau gab sich einen Ruck. Wenn Menschen im Sternenmeer versanken, kamen sie nie lebendig unten an, und im Universum musste es ähnlich sein. Sie ertranken aus Mangel an Luft und Magie. Tamina kämpfte gegen ihre Instinkte, aber ein Teil von ihr hatte sich bereits entschieden.

Mit vorsichtiger Neugier tauchte sie in die Tiefen des Universums, um den Menschen zu retten.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro