3. Türchen

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„Thilo!", rief Ella laut aus, als ich ihr und ihrem Vater die Tür öffnete, und stapfte mit gehudelten Schritten die letzten Stufen herauf, ehe sie auf mich zu rannte.

„Ella", begrüßte ich meine Patentochter und schloss sich gleich fest in meine Arme. Wir hatten uns schon viel zu lange nicht mehr gesehen. „Du bist doch schon wieder gewachsen", stellte ich perplex fest und kniff der Kleinen in die Wange, nachdem ich sie wieder aus meinen Armen entlassen hatte. Das brachte sie laut zum Kichern.

„Drei Zentimeter", antwortete Kalle mit hörbaren Stolz.

„Ich bin schon ganz groß", bestätigte Ella die Worte ihres Vaters, ehe sie an mir vorbei in meine Wohnung stürmte. Nur mit viel Glück konnte ich sie noch stoppen und auffordern, ihre Schuhe auszuziehen, bevor sie mit einem begeisterten Quietschen aufs Sofa sprang und sich lachend hin und her wälzte.

Ich konnte nur lachend meinen Kopf schütteln und dabei zusehen, wie im nächsten Moment auch ihre Mütze im hohen Bogen vom Sofa geworfen wurde.

„Nochmal vielen Dank, Thilo", lächelte Kalle, als er mir einen Rucksack mit Ellas Sachen reichte und im nächsten Moment sein Jackett zurecht zog. Ihn so schick gekleidet zu sehen, war eine Seltenheit, deswegen konnte ich es mir auch nicht entgehen lassen, etwas blödes zu kommentieren. Mein bester Freund rollte daraufhin nur überdeutlich mit den Augen, ehe auch er zu lachen begann.

„Es ist eine Spendengala in einem Kunstmuseum. Laut Judi sind da einige sehr schwere Leute..." Er seufzte angestrengt. „Hoffentlich bekomme ich noch was vom Buffet ab." Ein weiteres, diesmal deutlich theatralischeres Seufzen folgte. „Und eure Pläne heute so?"

„Erstmal zusammen kochen, ich bin nämlich echt am Verhungern, und dann meine Wohnung schmücken. Vielleicht gibts als Nachspeise sogar ein Eis", grinste ich verschmitzt und ließ meine Hände lässig in meine Jogginghosentaschen wandern, während Ella im selben Moment lauf aufjubelte.

„EIS?!", hallte es laut durch meine Wohnung, ehe ich ihre kleinen Schritte auf dem Parkett trampeln hören konnte und im nächsten Augenblick eine menschliche Fußfessel am Bein hängen hatte. „Hast du Eis gesagt?", fragte die fast Dreijährige mit großen Augen nach.

„Vielleicht", grinste ich auf sie hinunter, woraufhin ihre Augen nur noch größer wurden.

Kalle beobachtete das ebenfalls lachend. „Verzieh sie mir nicht so. Wenn du so weiter machst, bist du bald noch ihr Lieblingsmann und nicht mehr ich."

„Ach was", lachte ich und hob die Klette auf meine Arme. „Du bist und bleibst ihr Papa. Ich bin nur der coole Onkel Thilo, richtig Ella?"

„Richtig!", bestätigte sie mir überschwänglich und hüpfte aufgeregt auf meinem Arm auf und ab, ehe sie in ihre Hände klatschte.

„Sie ist schon so aufgedreht, seit sie weiß, dass sie heute hierbleiben darf", ließ Kalle mich lachend wissen. „Also viel Spaß mit dem aufgedrehten Kind."

„Euch auch viel Spaß und lasst euch die Mimosas schmecken."

Kalle nickte daraufhin nur zustimmend.

„Sei lieb, Ella, ja? Mama und Papa holen dich morgen früh wieder ab." Damit hauchte er seiner Tochter einen Kuss auf die Stirn, welcher die Kleine laut kichern ließ.

„Nach dem Frühstück", forderte sie dann gleich, ehe sie ihren Papa noch in die Arme schloss.

„Was sagst du zu Pfannkuchen?", fragte ich Ella, während ich die Wohnungstür schloss und ihren Rucksack beiseite stellte. Natürlich traf meine Frage sofort ins Schwarze und entlockte dem Mädchen sofort wieder ein lautes Jubeln. „Aber vorher ziehen wir deine Jacke noch aus. Mit unserer Winterjacke können wir nicht zu Abend essen."

Ella stimmte mir gleich nickend zu, zog ihren Reißverschluss selbstständig auf, ehe ich ihr aus der pinken Winterjacke helfen konnte und sie an meine Garderobe hing.
„Und Mützen haben am Boden auch nichts zu suchen", erinnerte ich sie noch an ihre Mütze, die sie vorhin vom Sofa geworfen hatte.

Auch darauf nickte Ella sofort, fetzte zu ihrer Mütze und legte sie vorbildlich auf die Kommode neben meiner Wohnungstür. Dafür musste sie sich zwar ziemlich strecken, um irgendwie noch ihre Mütze mit den Fingerspitzen auf das etwa ein Meter hohe Kästchen schieben zu können, aber sie schaffte es ohne meiner Hilfe und strahlte mir dann stolz entgegen.
Dabei fiel ihr Blick auf ihre Winterschuhe, die auch ziemlich zerstreut im Eingangsbereich lagen. Ihr Lächeln wurde noch stolzer, als sie sich offenbar daran erinnerte, dass ihre Schuhe einen festen Platz in meinem Schuhschrank hatten, der immer für sie frei war. Mit geschwollener Brust und aufrechtem Gang sammelte sie ihre Schuhe ein, öffnete wie selbstverständlich das richtige Fach im Schuhschrank und stellte ihre Schuhe hinein, ehe sie die Tür wieder zufallen ließ.

„Jetzt Pfannkuchen?", fragte sie dann. Ihre Augen fast schon tellergroß.

Ich konnte nur stolz nicken.
Kalle und Judi hatten die Kleine schon echt perfekt hinbekommen.

Viele, viele Nutella-Pfannkuchen und eine Kindergrundreinigung, weil sie die Schokocreme wirklich überall hinbekommen hatte, später, waren wir dann so weit meine Wohnung zu schmücken.

Fröhliche Weihnachtsmusik beschallte meine überschaubare zweieinhalb Zimmer Wohnung, während Ella und ich die Papiersterne in Teamwork an die Fensterfront in meinem Wohnzimmer klebten. Ich riss den Tesastreifen ab, hob Ella vom Boden dahin, wo sie den Stern gerne haben wollte und sie klebte sie dann ans Fenster. Dabei trällerten wir gemeinsam die Melodien der Lieder furchtbar schief mit.

Als uns dann, Gott sei Dank, irgendwann die Weihnachtssterne ausgingen, wechselten wir dazu, LED-Kerzen und kleine Wichtelkerzenhäuser in meiner Wohnung zu verteilten. Andernfalls hätte Ella wahrscheinlich so lange weiter gemacht, bis ich mir sämtliche Vorhänge sparen hätte können, weil ich vor lauter selbst gebastelten Papiersternen nicht mehr aus meinen Fenstern sehen hätte können.

„Thilo!", rief Ella plötzlich laut aus und erschreckte mich damit so sehr, dass mir glatt die Streichholzpackung aus der Hand fiel. „Thilo, schau!"

„Was ist denn?", fragte ich irritiert und legte die Streichhölzer erstmal noch zur Seite. Ella war im Wohnzimmer, während ich gerade in meinem Schlafzimmer einem der Wichtelhäuser mit einem Teelicht Leben einhauchen wollte.

„Schau!", kam jedoch nur wieder als Antwort.

Ihrer Stimme nach zu urteilen, musste etwas ganz Tolles passiert sein. Deswegen machte ich mir auch keine Sorgen, als noch ein begeistertes Quietschen folgte.

Das plattgedrückte Gesicht an der Fensterfront zu meinem Balkon hinaus, beantwortete schlussendlich aber alle meine Fragen. Der Anblick ließ mich schmunzeln. Erst als ich näher trat, bemerkte ich jedoch, dass Ella nicht so aus dem Häuschen war, weil sie Sepp, den leuchtenden Weihnachtsmann meiner Nachbarin entdeckt hatte, wie anfangs vermutet, sondern weil es tatsächlich am Schneien war.

Zarte Schneeflocken rieselten langsam vom Himmel. Es waren nur ganz wenige und sie schmolzen auch sofort dahin, sobald sie den Boden erreichten, trotzdem war der Anblick so schön, dass Ella und ich beide für einen Moment verstummten.

„Wie schön", kam es irgendwann ehrfürchtig von dem Kleinkind.

„Komm, Ella. Das schauen wir uns genau an." Damit griff ich meinen Pullover vom Sofa und zog ihn mir über, ehe ich die Sofadecke nahm und Ella kurzerhand darin wie einen Wrap gut einwickelte. Sie kicherte nur begeistert und ließ sich ohne Probleme auf meine Arme nehmen, ehe wir gemeinsam in die kalte Abendluft auf meinen Balkon gingen. Mit dem Schließen der Balkontür, die die Weihnachtsmusik ins Innere meiner Wohnung verbannte, standen wir in völliger Stille heraußen.

Es war eiskalt und beinahe windstill, wodurch die Schneeflocken gerade nach unten tanzen konnten. Man sah die Sterne nicht, dafür war es zu bewölkt, aber die Schneeflocken, die im Licht der Straßenlaternen glitzerten, verzauberten den Himmel fast noch mehr als es Sterne geschafft hätten.

Ella kuschelte sich fester in die Decke, während ihre Augen hier draußen nur noch größer wurden. Ihre Freude, die mit jeder Schneeflocke, die auf ihrem Gesicht landete, wuchs, war ihr deutlich anzusehen und brachte auch mich immer breiter zum Lächeln.

Ohne Ella, wenn ich alleine zuhause gewesen wäre, wäre ich niemals nur deswegen auf den Balkon gegangen. Ich hätte wahrscheinlich nicht einmal bemerkt, dass es zu schneien begonnen hatte.
Das Höchste der Gefühle wäre gewesen, dass ich zum Rauchen rausgegangen wäre und selbst da hätte es mich dann nicht derart in den Bann gezogen, wie jetzt hier mit Ella. Mit Kinderaugen sieht man mehr, oder wie auch immer dieser Spruch nochmal ging.

Mit Ella hier zu stehen, den Schneeflocken zuzusehen, wie sie langsam vom Himmel rieselten, während die Kälte uns scheinbar nichts anhaben konnte und die Straße verlassen vor uns lag, war irgendwie magisch.

Irgendwann fiel mein Blick mehr zufällig als gewollt auf den übervollen Aschenbecher und urplötzlich war der Drang eine zu rauchen, den ich schon die ganzen Abend über ignoriert hatte, extrem präsent. Ich räusperte mich leise, um das automatisch stärker werdende Kratzen in meinem Rachen etwas zu lindern, ehe ich meinen Blick wieder stur auf die Schneeflocken richtete.

Mit Ella in meiner Obhut würde ich einen Teufel tun und eine rauchen. Ein noch schlechteres Vorbild würde man kaum finden, deswegen hatte ich mir das Rauchverbot in ihrer Nähe gleich bei ihrer Geburt auferlegt und bis heute vorbildlich durchgezogen. Das würde ich wegen einem schwachen Moment ganz sicher nicht an den Nagel hängen.

„Können wir noch Eis essen?", fragte Ella flüsternd und riss mich damit aus meinen Gedanken, während sie sich längst tiefer in die Decke gekuschelt hatte. Ich war mir sicher, dass sie nicht fror. Stattdessen übermannte sie langsam die Müdigkeit.

„Möchtest du ein Eis oder lieber eine heiße Milch mit Honig?", fragte ich, während ich Ella noch dazu aufforderte den Schneeflocken zum Abschied zuzuwinken. Ich war mir sicher, dass morgen früh nichts mehr davon zu sehen sein würde.

„Beides?", fragte sie hoffnungsvoll und gähnte ausgiebig, als ich sie im Wohnzimmer auf dem Boden abstellte und die Balkontür hinter mir wieder zudrückte.

Ich tat für einen Moment so, als würde ich stark nachdenken. Dann grinste ich Ella begeistert entgegen, die meine Mimik genauestens beobachtete. „Wie wäre es mit heißer Milch mit Honig und Zimt? Das schmeckt dann wie Weihnachten", schlug ich begeistert vor, weil ich mittlerweile gelernt hatte, dass man mit genügend Begeisterung Kinder von allem überzeugen konnte.

Diesmal war es an Ella zu überlegen und dabei grimmig die Augenbrauen zusammenzuziehen, ehe sie lächelnd nickte. „Dann essen wir morgen zum Frühstück Eis."

Ich konnte nicht anders als auf ihre Worte hin zu lachen. Dann nickte ich.
Ich war schließlich der coole Onkel Thilo. Da durfte man auch ausnahmsweise mal Eis zum Frühstück essen. Dafür gibts dann einfach kein Nutellabrot.

„Ich setze mich schonmal aufs Sofa", ließ sie mich nach unserer abgeschlossenen Verhandlung grinsend wissen, hopste die wenigen Meter bis zu meiner Couch und kuschelte sich gleich mit der Decke wieder darauf.

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