Neunter Schultag

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,,Es freut mich riesig, dass du heute zum Tanztraining mitkommst, Laurie'', gibt Kim begeistert von sich, während wir uns auf dem Weg zum Tanzstudio befinden.

Nachdem ich den ganzen Morgen mit meiner Mom in meinem Bett verbracht habe, war mir nach etwas Ablenkung. Deshalb hatte ich Kim am Nachmittag angerufen und ihr Bescheid gegeben, dass ich sie heute zum Tanztraining begleiten werde.

,,Mache ich sehr gerne, Kim. Ich bin sehr gespannt, was mich erwarten wird.''

Auch Stunden später spüre ich immer noch mein schlechtes Gewissen für den Mitternachtssnack, den ich mir genehmigt habe. Da ist mir Kims Lieblingssport ziemlich gelegen gekommen.

,,Ich habe von Alex gehört, dass du gestern mit Finn in der Stadt warst'', sucht sie fast beiläufig das Gespräch mit mir.

,,Was habt ihr dort so gemacht?''

,,Ich habe ihm die Gegend gezeigt und ihm im Stadtzentrum herumgeführt. Danach sind wir zur Brücke gegangen, haben uns dort hingesetzt und uns miteinander unterhalten'', kläre ich sie auf.

,,Ich will ja nicht neugierig sein, aber war das Treffen zwischen euch freundschaftsmäßig oder eher datemäßig?''

Ich sehe sie erstaunt an.

,,Um ehrlich zu sein, weiß ich das nicht so genau'', gestehe ich ihr.

,,Er ist wirklich nett und ich verstehe mich ziemlich gut mit ihm. Er hat einen guten Humor und man kann genauso gut mit ihm auch über tiefgründige Themen reden. Ich will nicht ausschließen, dass da nichts zwischen uns ist, aber so ganz sicher bin ich mir auch nicht.''

Ich mag Finn, sehr sogar. Mit ihm zu reden und Zeit zu verbringen, ist schön. Doch ich weiß, dass es schwachsinnig ist mir Hoffnungen zu machen weil ich weiß, dass sich jemand wie er niemals für mich entscheiden würde.

,,Kann mit dir über etwas sprechen, von dem du mir aber bitte versprechen musst, dass das unter uns bleibt?''

Ich nicke sofort.

,,Klar.''

,,Auf mich haben du und Alex immer gewirkt, als wärt ihr mehr als bloß normale Freunde.''

Ich halte in meiner Bewegung inne und schaue sie geschockt an.

Wie bitte?

Ich und Alex?

Wieso wirken wir auf sie so, als wären wir mehr als bloß Freunde?

Das ist doch absurd. Allein schon die Vorstellung über Alex auf eine romantische Weise zu denken, ist ... ich weiß auch nicht. Für mich zumindest ist das ein völlig absurder Gedanke.

,,Wie kommst du denn darauf, Kim?''

,,Ich glaube durchaus, dass Jungs und Mädchen miteinander einfach nur befreundet sein können. Aber bei euch habe ich irgendwie jedes Mal das Gefühl, dass da so viel mehr ist, als ihr euch selbst eingestehen würdet. Ihr benehmt euch noch wie normale Freunde, Laurie. Alex wird mich ganz bestimmt dafür hassen, dass ich das hier sage, aber meiner Ansicht nach wärt ihr ein wirklich sehr süßes Paar.''

Ich schüttle den Kopf.

,,Glaub mir Kim, zwischen uns ist da ganz bestimmt nichts. Wir sind bloß ganz normale beste Freunde, weiter nichts. Alex versucht sowie gerade ein Mädchen in unserer Klasse namens Chloe klarzumachen. Selbst, wenn ich an ihm interessiert wäre, würde da nichts laufen.''

***

,,Laurie, bist du überhaupt bei der Sache?'', werde ich von Alex Stimme aus meinen Gedanken zurück in die Realität katapultiert.

,,Tut mir leid, ich war gerade etwas abgelenkt'', entschuldige ich mich bei ihm.

,,Schon gut, wenn du dich überhaupt nicht konzentrieren kannst, sollten wir lieber für heute aufhören. Geschichte schreiben wir eh erst in drei Tagen. Von daher ist das kein Problem.''

Alex legt das Geschichtsbuch zur Seite. Ich schaue ihn betreten an. Da hat er sich extra Zeit für mich genommen, um mir den Stoff zu erklären, der heute im Geschichtsunterricht behandelt worden ist und ich kriege es nicht einmal hin, ihm vernünftig zuzuhören, weil ich zu sehr in meine eigenen Gedanken vertieft bin.

,,Sorry, ich weiß auch nicht, was mit mir gerade los ist.''

Doch, eigentlich weiß ich es ganz genau. Kims Worte auf dem Weg zum Tanzstudio, haben mich so durcheinander gebracht, dass ich völlig neben der Spur bin.

Zum einen kann ich auch jetzt nicht so ganz verstehen, warum sie glaubt, dass Alex und ich ein gutes Paar abgeben würden. Zum anderen, weil wir in unserem Gespräch sehr viel über Beziehungen geredet haben und sie nur davon schwärmen konnte, wie toll sie die Beziehung mit ihrem Jonathan findet.

,,Erzähl es mir. Was geht dir gerade durch den Kopf?''

Was soll's?

Es ist bloß Alex und ihn kann ich definitiv an meinen Gedanken teilhaben lassen.

,,Ich habe gerade eben darüber nachgedacht, wie schön das Gefühl sein muss, jemanden zu haben, der immer für einen da ist und einen so wie man ist, vollkommen akzeptiert und liebt. Es muss schön sein, zu wissen, dass es jemandem gibt, für den man die ganze Welt bedeutet. Jemanden zu haben, dem man sich voll und ganz anvertrauen kann und ihm jedes noch so große Geheimnis erzählen kann. Körperlich und emotional von jemanden begehrt zu werden.''

,,Was genau hat dich auf diese Gedanken gebracht?''

,,Kim und Jonathan. Die beiden miteinander zu sehen, lässt einem wünschen, selbst eine Beziehung zu haben.''

Die beiden heute zusammen als Paar zu erleben, hat mir in meiner Nachdenklichkeit nicht unbedingt geholfen. Mir sind die liebevollen Blicke und die vielen liebevollen Gesten aufgefallen, die sie miteinander ausgetauscht haben. Mich hat es stets beeindruckt, wie ganze Konversationen zwischen zwei Leuten ablaufen können, ohne das auch nur ein einziges Wort fällt.

,,Du würdest also gerne in einer Beziehung sein?'', schlussfolgert Alex nach meinem Redeschwall.

,,An sich schon, aber ich glaube nicht, dass ich jemanden finden würde, der gerne mit mir in einer Beziehung wäre.''

,,Wieso glaubst du das?'',  fragt mich mein bester Freund und sieht mich dabei unentwegt an.

Häh?

Kann er sich das nicht denken?

Hat er Tomaten auf den Augen?

,,Alex, schau mich doch einmal richtig an.''

Mit den Händen deute ich an mir herunter.

,,Bei einem Körper wie meinem stehen Jungs nicht unbedingt Schlange. Jemanden wie mich möchte keiner.''

Alex sieht entsetzt aus, als hätte ich gerade ihn und nicht mich selbst mit diesen Worten beleidigt.

,,So darfst du nicht von dir selbst sprechen'', sagt er und klingt schwer getroffen.

Tut es ihm etwa so weh, dass mich niemand möchte?

,,An sich war das bist jetzt vollkommen okay. Bisher gab sowieso niemandem, an dem ich wirklich Interesse hatte. Also ... alles halb so wild.''

Ich bin schließlich Laurie, die Schweinebacke.

Wer würde einen niemand wie mich schon wollen?

,,Wie müsste er denn sein?''

Ich beäuge Alex verwirrt.

Was genau meint er damit?

,,Wie müsste wer sein?'', frage ich ihn, weil ich absolut nicht verstehe, was er gerade von mir wissen will.

,,Wie müsste jemand sein, an dem du Interesse hättest?'', erklärt er sich mir gegenüber.

Seine Stimme ist ganz leise, als wäre er sich sehr unsicher, mir diese Frage überhaupt zu stellen.

,,Du bist süß'', sage ich, statt zu antworten und streichle ganz leicht über seine Arme.

,,Mach dir doch nicht so einen Kopf um mich.''

,,Beantworte meine Frage, Laurie. Bitte.''

Ich lege meine Stirn in Falten und grüble.

,,Er müsste mich zum Lachen bringen. Ich will mich von ihm geliebt und begehrt fühlen. Er sollte Katzen mögen, weil die lustig klingen, wenn sie anfangen, vor Glücksseligkeit zu schnurren, wenn man sie am Kopf krault. Ich will ihm vertrauen können und spüren, dass er es ernst mit mir meint. Nachts soll er mich im Arm halten und tagsüber meine Hand. Ich will mir sicher sein können, dass er immer zur Seite steht, wenn ich ihn brauche. Er sollte mich und meine Art verstehen können und mich genau, so wie ich bin, mögen.''

,,Und wie sollte er aussehen?''

,,Was für eine Frage'', seufze ich auf.

,,Das ist mir im Grunde egal. Aber ich muss leider zugeben, dass meine Augen von klein auf von deiner Schönheit total verwöhnt und verdorben worden sind.''

Alex lacht auf und entblößt seine schönen weißen Zähne.

,,Gut zu wissen.''

Und dann ändert sich sein Gesichtsausdruck. Er nimmt ernste Züge an, weil Alex zu überlegen scheint. Dabei fixieren mich seine grünen Augen als eine Art Fixpunkt.

,,Ich kann es mir auch nicht erklären, Laurie'', höre ich ihn mehr zu sich selbst murmelnd.

,,Was kannst du dir nicht erklären?''

,,Warum die Jungs nicht bei dir Schlange stehen. Ich kann mir das alles nur so erklären, dass dir jegliche Flirtversuche von Jungs entgangen sein müssen. Es können doch nicht alle blind und taub sein.''

,,Du würdest also mit jemanden wie mir zum Beispiel schlafen? Jemanden, der hässlich aussehende schwabbelige Oberschenkel besitzt? Jemand, der viel zu auffällige Fettpolster an den Seiten hat?'', frage ich ihn mit ein wenig zu viel Dramatik in meiner Stimme.

Er sagt nichts zu meinem Kommentar.

,,Siehst du?'', breche ich irgendwann die Stille, nachdem er eine gefühlte Ewigkeit geschwiegen hat.

Er würde es nicht ... wie auch?

Alex steht auf Mädchen wie Chloe, schlank und sportlich.

,,Nein'', er schüttelt den Kopf. ,,Das ist es nicht. Ich kann gerade einfach nur nicht fassen, wie du von einem Körper sprichst, der mir so viel bedeutet. Der meine Zuflucht ist, wenn ich die Welt um mich herum nicht verstehe und scheiße ist. Mit dem ich schon so viel gelacht habe, dass ich Muskelkater im Bauch hatte. Den ich drücken darf, wenn es mir nicht gut geht. Dessen Nähe ich regelmäßig spüren muss, weil ich sonst das Gefühl habe, durchzudrehen.'' Oh nein ... ich spüre Unheil in meinen Augen. Verdammt, er kann doch nicht ersthaft so etwas sagen und mich dabei so ansehen. So ... Einfach nur so ... ,,Hey'', haucht mein bester Freund und seine warmen Arme schließen sich um mich.

Ein Schluchzen befreit sich aus meiner Kehle und ich vergrabe mein Gesicht an Alex Schulter.

,,Wenn du so über meinen Körper denkst, dann wäre es vermutlich am besten, dass du derjenige wärst, der mich entjungfert. Dann hätte es wenigsten jemand getan, dem er etwas bedeutet'', versuche ich mit einem kleinen Scherz die Sache wieder herumzureißen, um mich aus aus den Jammertal der Tränen herauszuholen.

,,Laurie, hör auf.''

Ich spüre seine Finger, die über meine vom Weinen nass gewordene Wange streicheln.

,,Ich werde jetzt nicht, wie die ganzen anderen Typen in den Filmen, die du dir gerne ansiehst, behaupten, dass du nicht fett bist. Nicht, weil ich glaube, dass du es bist, sondern weil ich dir stattdessen etwas viel wichtigeres klar machen möchte. Mag sein, dass an dir etwas dran ist. Mag sein, dass du richtige Hüften hast. Mag sein, dass du sehbare Cellulite hast, aber wer hat die nicht? Jeder Körper ist anders und nicht mit einem anderen vergleichbar. Und genau deshalb sollte das Wort fett auf keinen Fall als ein Synonym für hässlich verwendet werden. Ich jedenfalls finde dich genauso perfekt, wie du bist." Er hält kurz inne, bevor er weiterspricht. ,,Außerdem, uns Jungs geht es doch nicht viel anders als euch Mädchen. Glaubst du, wir machen uns nie Gedanken über unser Aussehen? Ob wir zu klein, zu groß, zu dick oder zu dünn sind? Wir vergleichen uns doch genauso untereinander wie ihr Mädchen, Laurie. Wenn ich also behaupten würde, dass ich selbst noch nie Selbstzweifel hatte, wäre das also eine fette große Lüge.''

Alex Lockwood besitzt Selbstzweifel?

Ich kenne viele Seiten von meinem besten Freund, aber diese ist mir neu. Es überrascht mich total, warum selbst jemand wie er Selbstzweifel hat.

,,Willst du wissen, was ich denke und was ich mir für dich wünschen würde?'', fragt er mich und ich nicke sofort. ,,Du verdienst einen Menschen an deiner Seite, der selbst deine Stille attraktiv findet. Jemanden, der die Fähigkeit besitzt, nur anhand deines Gesichtsausdrucks zu erkennen, wie es dir geht. Du verdienst jemanden, der stolz darauf ist, mit dir gemeinsam Hand in Hand durch die Straßen zu laufen. Jemanden, in dessen Seele du eintauchen und dich wie Zuhause fühlen kannst. Du verdienst eine ehrliche Liebe, eine gesunde Liebe, die dich leuchten lässt. Nicht so wie bei deinen Eltern. Du verdienst eine Liebe, die wie Schokolade auf der Zunge liegt. Eine Liebe, die niemals auf den Gedanken kommen würde, dich zu verletzen.''

Und dann wird mir ganz plötzlich eine sehr wichtige Sache klar. Ich habe gerade nicht nur jemanden beschrieben, mit dem ich gerne zusammen wäre. Ich habe sehr detailliert eine Person beschrieben, die sich genau wie mein bester Freund verhalten würde. Ich weiß, dass ich Alex sehr wichtig bin. Ich weiß, dass ich ihm selbst jedes noch so große Geheimnis anvertrauen könnte.

Für Alex ist es in Ordnung, dass es Momente gibt, in denen wir beide einfach mal die Ruhe genießen und still sind. Er versteht mich, wie kaum ein anderer Mensch in dieser Welt. Alex liebt meine Katze und all meine Eigenheiten. Er hat, seitdem ich denken kann, schon immer mich in seinen Arm genommen oder meine Hand gehalten, wenn es mir nicht gut geht. Alex ist jedes Mal derjenige gewesen, der an meiner Seite gestanden hat, wenn ich jemanden gebraucht habe. Und genau das schockiert mich gerade enorm.

Warum sind sich diese beiden Personen so ähnlich?

Hatte Kim etwa doch Recht damit, dass Alex und ich auch hervorragend als Paar zusammenpassen würden?

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