-~11~- Verstehen Sie jetzt?

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Es war mitten in der Nacht, als mein Handy klingelte. Der laute Standartklingelton riss mich aus meinem wohlverdienten Schlaf und ich tastete schlaftrunken nach dem Gerät. Gestern Abend noch Wein zu trinken war wohl ein Fehler gewesen. Der Name von Dr. Spring leuchtete hell auf dem Display auf und die Zeitanzeige verriet mir, dass es kurz nach zwei war.
,,Hallo?", fragte ich müde in den Hörer. Meine Stimme war rau und ich hatte Kopfschmerzen von dem hellen Licht des Displays.
,,Hallo Mrs. Carter. Verzeihen Sie die späte Störung. Es ist etwas passiert", erzählte mir die aufgeregte Stimme der Tierärztin.
Ich versuchte meine Müdigkeit wegzuschieben und setzte mich im Bett auf. ,,Was?", fragte ich einsilbig und es kam etwas harscher herüber, als ich beabsichtigt hatte. ,,Verzeihung. Es ist nur mitten in der Nacht", entschuldigte ich mich und rieb mir mit der anderen Hand über das Gesicht.
,,Vision ist gerade verstorben", sagte Dr. Spring leise.

Nun war ich hellwach und sprang vom Bett auf.
,,Was ist passiert?", wollte ich wissen.
,,Wir wissen es noch nicht genau, aber ich vermute, er wurde vergiftet", erklärte sie mir.
Ich zog mir schnell die Bluse und die Hose vom Vortag über und ging ins Bad, um noch kurz meine Haare zu bändigen. Das Handy hatte ich mir dabei zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt.
,,Geben Sie mir zwanzig Minuten, dann bin ich da!", rief ich noch in den Hörer und legte dann auf, um mir im Flur meine Schuhe anzuziehen.

Tausende Gedanken rasten durch meinen Kopf, während ich das Treppenhaus hinunter ging. Wer und vor allem warum vergiftete man ein Rennpferd, dass vermutlich nie wieder ein Rennen gelaufen wäre? Ich bekam langsam das Gefühl, dass diesmal mehr hinter der Sache steckte.

Zum Glück hatte ich am letzten Abend einen Parkplatz direkt vor dem Haus gefunden, sodass ich nicht noch weit zu meinem Auto laufen musste.

Ich riss die Autotür auf und schmiss meine Tasche auf den Beifahrersitz. Bevor ich mich jedoch hineinsetzte, hielt ich kurz inne und sah zur 221B hinüber. Sollte ich Mr. Holmes informieren? Kein Licht brannte in dem Mietshaus und alle Fenster waren verschlossen.
Scheiß drauf, dachte ich und schmiss die Autotür wieder zu, bevor ich über die Straße ging und die Klingel drückte.

Es dauerte eine Weile, bis mir ein verschlafener John die Tür öffnete und mich besorgt ansah. Seine Haare waren wild durcheinander und er war blass. Deutlich unvorbereitet für einen nächtlichen Außeneinsatz.
,,Holen Sie Mr. Holmes. Ich erkläre Ihnen alles auf der Fahrt", kürzte ich die Konversation kurzerhand ab und sofort veränderte sich Johns Haltung. Er richtete sich weiter auf, alle Müdigkeit schien wie weggeblasen und er nickte knapp, bevor er wieder die Treppen hinaufeilte, um seinen Freund zu holen.

Nur wenige Minuten später kehrten die beiden Männer zu mir zurück und eilten lautstark die Treppen hinunter. Die arme Mrs. Hudson war wohl spätestens jetzt wach.

Wir setzten uns in mein Auto. Sherlock neben mir auf dem Beifahrersitz und John hinten auf der Rückbank.
Ich startete den Wagen und fuhr los.

,,Also? Was ist?", wollte John wissen. Seine Stimme war immer noch rau.
,,Der Grund, warum ich gestern gegenüber Gardener Verdacht geschöpft habe..."
,,Der Pferdebesitzer?", fragte John noch einmal.
,,Ja John, der Pferdebesitzer", erwiderte Mr. Holmes augenrollend.
,,Nun... Man hat ihn heute Nacht getötet", fuhr ich möglichst ruhig fort, doch ich konnte das Zittern in meiner Stimme nicht vollständig unterdücken.
,,Gardener?"
,,Nein."
,,Wen?", fragten der Detektiv und John gleichzeitig.
Ich sah kurz zu dem Lockenkopf herüber, bevor ich mich wieder auf die Straße konzentrierte und unsicher auf meine Lippe biss.
,,Ich weiß nicht, ob Sie erfreut sein werden, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich Sie deswegen um diese Uhrzeit aus dem Bett geholt habe, aber ich brauche dringend Blutproben-"
,,Jetzt rücken Sie schon mit der Sprache raus!", rief der Detektiv aufgebracht.
,,Glorious Vision", erwiderte ich knapp.
,,Der Galopper?!"
Ich nickte.

,,Was hat er mit Ihnen zutun?", fragte John.
,,Gardener hat ihn mir gestern Verkauft. Also eigentlich hat er ihn mir geschenkt. Obwohl ich-"
,,Er hat Ihnen ein tausende Pfund wertes Pferd einfach geschenkt?", unterbrach mich John.
,,Verstehen Sie jetzt, warum ich Misstrauisch war?", fragte ich.
,,Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?"
,,Ich habe Ihnen meinen Verdacht angedeutet und nicht vermutet, dass ich heute Nacht nochmal zu Ascot fahre, weil mein Beweis einfach tot umfällt! Ich hätte Ihnen morgen von ihm erzählt, denn ganz ehrlich, ich hatte keine Lust mit Ihnen gestern Abend noch zu investigieren, geschweige denn zu diskutieren", erklärte ich mich.
,,Tja, dann machen wir es jetzt. Um diese Uhrzeit bin ich sowieso leistungsfähiger", sagte der Detektiv und sah aus dem Fenster.
Ich schüttelte den Kopf.
,,Wir sind gleich da."

Einige Minuten später stellte ich meinen silbernen Wagen auf dem Mitarbeiterparkplatz ab und wir eilten zu den Ställen. Um diese Uhrzeit war die Anlage Menschenleer. Dr. Spring war die einzige, die neben uns noch da war.

Sie wartete vor Visions Box auf uns. Neben ihr auf dem Boden stand ihre Notfalltasche, sie hatte bedrückt die Beine überkreuzt und stand mit hängenden Schultern im fahlen Licht der Stallbeleuchtung. Sie lebte wahrlich für ihren Beruf und war immer am Boden zerstört, wenn sie einen ihrer Patienten verlor.

,,Hallo, Dr. Spring", begrüßte ich sie und musterte sie besorgt.
,,Hey...", erwiderte sie müde. Ihre Haare waren ein wenig zerzaust und offensichtlich war ihr kalt, da sie ihre Arme vor sich verschränkte.
Erst jetzt, als wir bei ihr waren, bemerkte ich die geöffnete Tür der Box und darin, im Stroh liegend, den viel zu ruhigen Körper des rotbraunen Pferdes.
Ich schluckte hart, bevor ich mich durch die schmale Öffnung schob und den Detektiv und John somit ein Stück zurücklies.

Ich hatte mich viel zu lange nicht mehr direkt mit diesen Tieren beschäftigt und doch hatte ich ein beklemmendes Gefühl im Magen, als ich mich zu dem leblosen Körper hockte. Mit einer Hand strich ich vorsichtig über Visions Kopf. Das Fell war weich, doch er war kalt, erschreckend kalt. Eine unerklärliche Leere füllte mich.
,,Wie hat er sich vergiftet?", wollte ich wissen und sah mich in der Box nach möglichen Giftquellen um.
,,Man hat ihm einen Opioidantagonisten gespritzt. Ich vermute Naloxon, aber das muss ich erst im Labor überprüfen lassen", antwortete Dr. Spring.
,,Was bedeutet das?", fragte ich. Ich hatte eine Vermutung, aber war mir nicht sicher.
,,Ihm wurden Drogen verabreicht und beim Geben des Gegenmittels wurde scheinbar eine Überdosis gespritzt", erklärte die Tierärztin.
Ich nickte langsam und erhob mich dann wieder.
,,Ich werde mir die Aufnahmen der Überwachungskameras ansehen. Jemand muss heute Nacht hier gewesen sein. Wären Sie so freundlich und geben Mr. Holmes eine Blutprobe? Ich glaube, er ist schneller mit der Auswertung fertig, als das Labor. Natürlich nur, wenn Sie damit einverstanden sind", sagte ich und sah zu dem Detektiv, der knapp nickte.

Ich verließ die Box wieder und beeilte mich, die Stallgasse entlang, wieder hinauszugehen. John folgte mir, Mr. Holmes blieb mit Dr. Spring zurück.

,,Geht es Ihnen gut?", fragte mich der Blonde.
,,Ja", erwiderte ich knapp und kühl. ,,Es ist bis jetzt noch nie soweit gekommen, dass auf dieser Anlage ein Pferd mutwillig getötet wurde. Ich trage die Verantwortung. Das darf auf keinen Fall an die Öffentlichkeit gelangen. Es wäre ein Doping-Skandal", erklärte ich mich dann weiter.
,,Sind Sie sicher, dass es das ist, was Sie stört?", wollte der Arzt wissen.
Ich seufzte und massierte mir mit beiden Händen die Schläfen.
,,Hören Sie, ich habe morgen einen langen Arbeitstag. Ich muss noch einiges für die Gala vorbereiten. Es ist jetzt halb drei morgens, ich bin müde und muss früh aufstehen, weil ich noch einen Pferdekörper vor den Gästen verstecken muss. Können wir uns gerade einfach darauf beschränken, die Überwachungsvideos abzuspeichern? Ich bin sogar dazu bereit, sie Ihnen und Mr. Holmes zur Verfügung zu stellen."

John presste die Lippen aufeinander. Ich konnte ihm ansehen, dass er mit meiner Antwort nicht zufrieden war, aber ich war nicht bereit, ihm mehr zu sagen. Wir kannten uns noch nicht mal eine ganze Woche und ich öffnete mich sonst eher ungern gegenüber Fremden.
Außerdem war jetzt wirklich nicht die Zeit, über das verstrichene Leben eines Rennpferdes zu trauern. Ich brauchte meine Nerven noch, zumindest vorerst.

Ich schloss die graue Tür zum Serverraum auf und ließ John zuerst rein. Der Raum war nicht groß. Gegenüber der Tür stand ein Stuhl vor einem Schreibtisch, auf dem zwei Bildschirme und eine Tastatur standen. Auf der rechten Seite stand der Serverschrank. Er war groß, schwarz und gab eine unheimliche Hitze ab. Man hörte das leise Rauschen der Klimaanlage, die dafür sorgte, dass die Temperatur im Raum erträglich blieb. John setzte sich auf den Schreibtisch, während ich mich auf dem Stuhl, vor den Bildschirmen niederließ.
Die Tastatur klackte leise, als ich meine Anmeldedaten eingab.
Anschließend ließ ich mir die Aufnahmen der Stallanlage anzeigen.

,,Wir haben zwei Überwachungskameras bei den Ställen", erklärte ich John. ,,Wir müssen die Aufnahmen immer nach zehn Stunden löschen, wegen dem Datenschutz, außer wir haben eine Begründung, sie zu behalten."
,,Das heißt, auf den Aufnahmen sind nur die letzten zehn Stunden?", fragte John nach.
Ich nickte. ,,Richtig. Hoffen wir, dass das ausreicht. Ich werde die Aufnahmen jetzt speichern und sie an meinen Firmencomputer senden. Die Videos dürfen nur innerhalb dieses Gebäudes versendet und angesehen werden, jedoch ist jedes von ihnen zehn Stunden lang und bei der maximalen Beschleunigung von vier, dauert es trotzdem noch zweieinhalb Stunden, sie alle durchzusehen." Ich seufzte frustriert.
,,Warum nur vierfache Beschleunigung?", fragte John.
,,Mehr lässt das Programm nicht zu", erwiderte ich.

,,Dann haben wir morgen viel zu tun", erkannte der Militärarzt.
,,Leider muss ich das Ihnen überlassen, denn die Gala ist morgen und ich habe keine Zeit dafür", gab ich zu. Entschuldigend sah ich ihn an. Er seufzte.
,,In Ordnung. Sherlock und ich schauen sich morgen die Videos an."
Ich nickte dankbar.

Als wir zurück in die Ställe kamen, stand Dr. Spring immer noch vor Visions Box. Sie wirkte etwas perplex und von dem Detektiv gab es keine Spur.
,,Alles in Ordnung, Doktor?", wollte ich wissen.
,,Wo ist Sherlock?", fragte John.
,,Er ist... Er... Er hat die Probe mitgenommen und dann ein Taxi gerufen. Er hat irgendwas vom St. Bart's Hospital gemurmelt und ist dann verschwunden", erklärte sie.
John stöhnte entnervt auf.
,,Was hat er gemacht?"
,,Nichts- Er... Hat nichts gemacht", erwiderte sie und zeigte mit ihrem Gestammel deutlich, dass der Detektiv sie an seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten teilnehmen lassen hatte - Oder sie dazu genutzt hatte.

,,Ich würde gerne wieder in die Baker Street fahren. Um die Uhrzeit ist Sherlock nicht auszuhalten. Er benimmt sich dann wie ein Kleinkind mit Überzuckerung", sagte John und sah dann zu mir. ,,Würden Sie mich wieder mitnehmen?"
,,Natürlich. Kommen Sie. Danke, Dr. Spring. Sie sollten jetzt wohl besser auch nach Hause fahren."
Sie nickte müde und verabschiedete sich dann von uns.

John und ich gingen wieder zurück zu meinem Auto. Die Fahrt zurück zur Baker Street verlief angespannt und wir wechselten nur wenige Worte.
Bevor er sich jedoch von mir verabschiedete, hielt ich ihn noch kurz auf: ,,Könnten Sie mir vielleicht alle Informationen zukommen lassen, die Sie bis jetzt haben?"
,,Kein Problem. Ich sende sie Ihnen per Mail, aber jetzt muss ich erstmal schlafen. Gute Nacht, Liv", antwortete er.
,,Gute Nacht, John."

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