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Ich lag in meinem Bett auf der Seite. Jegliche Versuche zu schlafen, waren gescheitert und es war bereits weit nach Mitternacht.
Die Augen hatte ich geschlossen und lauschte den seichten Geräuschen der Nacht, das Rauschen des Windes und der vereinzelten Autos, die noch auf der Baker Street unterwegs waren. Ab und zu ein Knacken der Balken des doch schon älteren Hauses, in dem ich wohnte.

Ich war allein in meinem Schlafzimmer, kämpfte mit Selbstzweifeln und musste an die Nacht im Hotel zurückdenken. Wie ich die Nachricht auf das Bettlaken geschrieben und dann aus dem Fenster geworfen hatte. Die Schreie der Menschen auf der Straße. Es war eine schreckliche Erinnerung.
Ich hörte meinen deutlich beschleunigten Herzschlag und meinen plötzlich rasanten Atem.
Die Angst, als ich nicht aus dem Hotelzimmer fliehen konnte. Das Blut. Das schlimmste an allem war das Blut gewesen. Es hatte einfach überall geklebt.

Wieder knackte ein Balken.

Oder vielleicht war es auch nicht das Blut gewesen, was am schlimmsten gewesen war. Vielleicht war es auch die blasse Haut von Mr. Owens oder die Unwissenheit was passiert war. Oder es war das Messer, das in meiner Hand gelegen und sie rot eingefärbt hatte.

Ich wusste, dass ich um diese Uhrzeit nicht darüber hätte nachdenken sollen und doch rasten meine Gedanken um dieses Thema und ich konnte sie nicht aufhalten.

Ich hörte Schritte auf dem Flur. Leise Schritte, die nicht gehört werden wollten.
Ich hielt die Luft an, kniff die Augen noch ein Stück weiter zusammen und hoffte, dass es Einbildung gewesen war.
Mein Magen zog sich vorahnend zusammen und mich durchfuhr ein Schauer.

Die Schritte kamen näher.

Es fühlte sich fast so an, als würde jemand seine Fingerspitzen hauchzart über meinen Arm wandern lassen. Vom Ellenbogen, über meinen Unterarm in Richtung Handgelenk. Eine kaum wahrnehmbare Berührung, die auch vom Wind hätte durchgeführt werden können.

Ich musste an Owens denken. Wie er mir das Wasserglas mit seinen schmalen Fingern entgegen gehalten hatte. Er hatte den Tod nicht verdient. Nicht so grausam und nicht so qualvoll.

Immer weiter wanderten die imaginären Finger und mein Körper rief langsam wieder nach Sauerstoff. Doch ich konnte noch nicht. Ich konnte noch nicht einatmen und die Angst ablegen.

Plötzlich bemerkte ich, wie sich der Druck auf meiner Haut verstärkte und sich eine Hand um mein Handgelenk legte.
Erschrocken riss ich die Augen auf und gab einen erstickten Laut von mir.

Niemand war da. Es war dunkel. Absolute Dunkelheit.

Ich war allein.

Niemand hielt mich fest.

Luft strömte wieder in meine Lungen, als ich erschöpft einatmete und in diesem Moment wurde die Schlafzimmertür aufgestoßen und eine besorgt dreinblickende Laurel stürzte herein.
,,Alles in Ordnung?", fragte sie angespannt. Die Besorgnis in ihrer Stimme schwang bei jedem Wort mit und spiegelte sich in ihrem Gesicht wieder. Tiefe Furchen zeichneten sich auf ihrer Stirn ab. Das Licht schien grell hinter ihr aus dem Flur durch die geöffnete Schlafzimmertür.
Immer noch etwas atemlos nickte ich und erwischte mich in diesen Moment dabei, wie ich mir wünschte, dass alles von Anfang an nur ein Traum gewesen wäre.

Ich fuhr mir mit beiden Händen über das Gesicht und seufzte auf.
,,Ach Laurel, wir werden niemals meine Unschuld beweißen können, wenn wir selbst nicht mal wissen, ob ich schuldig bin."
Laurel machte das Licht aus, kam weiter auf mich zu und setzte sich auf die Bettkante.
,,Morgen werden wir versuchen, dass du deine Erinnerungen wieder zurück erlangst. Und wenn wir dafür an jeden Ort zurück gehen müssen, an dem du jemals warst." Ihre Stimme war fest und entschlossen und schaffte es, mir, trotz aller Aussichtslosigkeit, Hoffnung zu machen.

Laurel legte sich neben mich in das Doppelbett. Ich fühlte mich fast wieder wie dreizehn, als wir im Musikcamp ein Zimmer geteilt hatten und Laurel wegen ihrer damaligen Angst vor der Dunkelheit zu mir ins Bett gekommen war. Anstatt zu schlafen, hatten wir die ganze Nacht geredet und gekichert.
Diese Übernachtungsfeier heute hatte jedoch einen bitteren Beigeschmack. Wir redeten weder über die süßen neuen Jungs aus dem Nachbarzimmer, noch über irgendwelche Instrumente oder auch nur das verdammte Wetter.
Wir redeten darüber, dass ich mit einem Mord davonkommen wollte.

Nur der Nostalgie wegen fragte ich Laurel in die Dunkelheit: ,,Spielst du eigentlich noch Cello?" Irgendwie musste ich mich von den Zweifeln ablenken, die sich durch meinen Verstand fraßen.
Laurel lachte leise und ich spürte, wie sie neben mir ihren Kopf bewegte. ,,Nein, ich habe vor Jahren aufgehört."
,,Schade", kommentierte ich nachdenklich, bevor der Raum wieder in Stille eintauchte.

,,Wie läuft es mit deinem Loverboy?", fragte ich nach einer Weile.
,,Wir werden uns nicht wiedersehen", seufzte Laurel traurig. ,,Er ist so kühl und abweisend. Damit komme ich nicht zurecht."
,,Mmh..."

,,Hast du den Wetterbericht für morgen gesehen? Es soll schon wieder ziemlich regnen", sagte ich.
,,Ja, habe ich. Zum Glück habe ich meinen Mantel mit", erwiderte Laurel.
,,Was ist das mit dir und dem Mantel? Ist dir wirklich immer so kalt?"
,,Ich liebe diesen Mantel. Er ist warm, praktisch und schön. Was will eine Frau mehr?"
Jetzt war ich die, die lachte.

,,Gute Nacht, Laurel."
,,Gute Nacht, Liv."

______

Es waren einige Tage vergangen, seit ich wieder zu Hause war. Laurel war die gesamte Zeit bei mir gewesen und hatte sich um mich gekümmert. Sie hatte sich sogar extra für mich frei genommen. So gut wie ihre Umsorgungskünste jedoch waren, so schlecht waren ihre Fähigkeiten als Privatdetektivin. Zusammen hatten wir so also etliche Tage verschwendet, in denen wir keine Beweise finden konnten und mein Gedächtnis nicht zurückgekommen war. Der Gerichtstermin rückte unaufhaltsam näher und mit jeder vergeudeten Sekunde wurde die Last auf meinem Herzen bedrückend schwerer.

Laurel war an diesem Morgen einkaufen und ich war allein in meiner Wohnung. Eine unangenehme Stille herrschte vor.
Ich beschloss, noch einmal die Akte zu dem Fall in Ascot durchzuschauen, die ich in den letzten Monaten angelegt hatte.
Ich hatte sie in den untersten Kasten meines Schlafzimmerschrankes verbannt, in der Hoffnung diesen unaufhörlichen Albtraum mit ihr wegzusperren. Leider war ich erfolglos geblieben.

Ich öffnete die Schublade. Der Ordner lag ganz oben, war apfelgrün und verbreitete eine viel fröhlichere Stimmung, als sie ihm zustand. Ich nahm ihn heraus und drückte ihn mir fest an die Brust, als würden sich neue Beweise auftun, wenn ich nur nett genug zu der Fallakte war.
Sie kommentierte meinen Bestechungsversuch jedoch nur mit einem Nachgeben der Heftringe, woraufhin sich mehrere Blätter lösten und auf den Boden fielen.

Seufzend legte ich den Ordner auf meinem Bett ab und bückte mich, um die heruntergefallenen Dokumente aufzuheben.
Aus der kindlichen Hoffnung heraus, doch noch einen Hinweis zu finden, schaute ich sie mir alle noch einmal an.
Darunter war auch der Brief, den mir Sherlock damals gegeben hatte, als wir das erste Mal im Restaurant zusammen essen waren. Ich hatte ihn nicht öffnen dürfen.
Gedankenverloren strich ich über das bestanzte Papier und setzte mich dann aus mein Bett, um den Briefumschlag zu öffnen.

Es waren zwei Zettel darin.
Einer davon war ein Scheck, ausgestellt von der Königin von England.

Richtig.

Wegen dem ,,wiedergefundenen" Corgi... Kaum zu glauben, dass ich sowas mal in den Händen halten würde. Die Summe auf dem Wertpapier ließ mich kurzzeitig erstarren: fünftausend Pfund!
Sherlock hatte wohl eine versteckte Verhandlungsgabe.

Ich wandte mich dem anderen Inhalt des Briefes zu. Es war eine porzellanweißglänzende Visitenkarte.

,,Velicaja Basdeki - Staatsanwältin", war darin eingestanzt.

Mein erster Impuls war das Verlangen, die Visitenkarte zu zerreißen. Sherlock hatte schon vor Monaten gewusst, dass ich eine Anwältin brauchen würde! Ich spürte, wie die Wut in meinen Adern brannte, jedoch hatte ich meinen Verstand noch weit genug unter Kontrolle. Ich brauchte eine bessere Anwältin und das war Sherlocks Empfehlung. Es wäre unklug, dieses Hilfsangebot abzulehnen, auch wenn ich wütend war.

Dennoch etwas unwillig wählte ich die Nummer, die auf der Visitenkarte stand, auf meinem Telefon. Sobald Sherlock aus seinem Schlafzimmer herauskommen würde, konnte er etwas erleben.

______

Wenig später kam Laurel vom Einkaufen wieder.
,,Hallo Liv, ich habe eine Torte gekauft. Alles Gute zum Geburtstag!"

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Hey liebe Reader!
Dieses Kapitel baut auf ,,Noch nicht öffnen" auf. Könnt ihr euch eigentlich überhaupt noch an Kapitel 23 erinnern?

Anyways, enjoy reading!

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