-~48~- Gründe? Gründe.

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Die goldene Farbe der Klingel, die ich nun schon zum zweiten Mal gedrückt hatte, reflektierte das Sonnenlicht, das an diesem frühen Morgen neugierig über die Hausdächer lugte. Es sah mir dabei zu, wie ich vor der dunklen Tür der 221B unentschlossen hin und her lief und immer wieder einen Blick zu den Fenstern des Hauses hinaufwarf, um herauszufinden, ob jemand zu Hause war.
Ich fühlte mich wie das erste Mal, als ich hier gestanden hatte und feststellen musste, dass niemand zu Hause war. Damals, als ich Mrs. Hudson kennengelernt und Stunden in ihrer Wohnung auf Sherlock gewartet hatte. Das alles schien so weit entfernt, so verschwommen.

Die Vorhänge des linken Fensters waren zugezogen und ich fragte mich, ob sie vergessen, absichtlich wieder geschlossen oder ignoriert wurden. Was auch immer es war, es löste in mir Unbehagen aus.
Andererseits konnte in mir in letzter Zeit auch falsches Wetter oder eine unpassende Teesorte Unbehagen auslösen, weswegen ich nicht all zu viel in meine Gefühle hineininterpretierte.

,,Mrs. Carter?"
Überrascht sah ich zu meiner Linken und erblickte zwei Männer in dunklen Anzügen, die sich mir auf dem Gehweg näherten. Sie trugen Sonnenbrillen und jeweils ein Funkgerät bei sich.
,,Ja?", antwortete ich skeptisch auf die Frage des Größeren.
,,Ich bin Andrew Bowman und das ist mein Kollege Tyler Lonigan von der Military Intelligence, Section 6. Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten."
Fragend zog ich eine Augenbraue hoch und musterte die beiden. ,,Was hat denn der MI6 mit inländischen Strafprozessen zu tun?" - Noch dazu zwei Amerikaner, aber letztes verkniff ich mir zu sagen.
,,Wir würden es vorziehen, Ihnen das in unserem Büro zu erklären", antwortete der Kleinere - Lonigan.
,,Hat Mycroft etwas damit zu tun? Ich besuche gerade seinen Bruder, sagen Sie ihm, dass er mich gerne anrufen kann", erwiderte ich. Irgendwas an den beiden gefiel mir nicht.

,,Mr. Holmes hat diesem Einsatz nicht veranlasst. Unsere eigenen Ermittlungen, haben uns zu Ihnen geführt." Lonigan senkte seine Stimme etwas: ,,Es geht um die Droge Cylen, falls Sie es genau wissen müssen."
Ich atmete schwer aus. ,,Wissen Sie, ich wurde in den letzten Paar Wochen mehrmals unter diese Droge gesetzt, entführt, traumatisiert und ich habe einen Menschen getötet. Ich will nichts mit Ihren internationalen Ermittlungen zu tun haben. Ich will nur denjenigen finden, der mir das angetan hat. Und das kann Sherlock Holmes besser, als jeder Geheimdienst, verzeihen Sie meine direkte Wortwahl, aber ich bin mit dieser Droge fertig." Zur Betonung meiner Worte drückte ich noch einmal auf die Klingel vor mir und wandte dabei den Männern meinen Rücken zu. Beide schwiegen für einige Sekunden.

,,Das verstehen wir, Mrs. Carter, Aber Sie sind wirklich eine wichtige Zeugin für den Fall."
Ich blickte über meine Schulter und sah, wie sich die beiden Agenten ansahen. 
,,Unter Umständen könnten Sie auch durch die Zeugenaussage profitieren. Ihre Mietschulden könnten zum Beispiel bezahlt werden und Ihnen wird ein Job mit einer sehr günstigen Gehaltsklasse zufallen", ergänzte Bowman seinen Kollegen.

In diesem Moment wurde die Haustür geöffnet und John erschien im Türrahmen. Skeptisch musterte er alle Personen auf dem Gehweg.
,,John! Ihr seid ja doch da", begrüßte ich ihn freudig.
,,Ja, ich musste erst eine Diskussion mit Sherlock gewinnen...", erwiderte er abwesend, dann schaute er wieder zu mir. ,,Willst du reinkommen?"
,,Ja, sehr gern, danke", antwortete ich erleichtert, ,,Auf Wiedersehen die Herren", verabschiedete ich Bowman und Lonigan und zog John hinter mir mit ins Haus, woraufhin er sofort die Tür ins Schloss fallen ließ.

,,Wer waren die Männer?", fragte er irritiert.
,,MI6", erwiderte ich einsilbig, während ich mich beeilte, die Treppe hinaufzukommen. John folgte mir.

Die Tür zur Wohnung stand offen und ich trat vorsichtig ein. Meinen Blick ließ ich dabei durch den Raum schweifen. Sherlock stand in der Küche am Kühlschrank und als ich fast neben ihm stand, schmiss er die Kühlschranktür zu und drehte sich schwungvoll zu mir um. Mein Herz machte einen Sprung als seine eisigen Augen meine trafen.

Wir schwiegen uns einige Sekunden an und musterte uns gegenseitig, bevor ich leise das Wort ergriff: ,,Hast du es gesehen?"
Er nickte stumm.
,,MI6", sagte er dann.
Ich nickte stumm.

Ich machte einen Schritt zurück und schloss für einen Bruchteil eines Moments die Augen. Ich wollte einfach nur vergessen, was bisher passiert war und von vorne anfangen. Einfach nur mit Sherlock Holmes zusammenarbeiten, um einen Wettbetrug aufzuklären. Doch vorher hatte ich noch einige Fragen, die zu klären waren.

Als ich meine Augen wieder öffnete, saß Sherlock bereits am Küchentisch und schaute mich erwartungsvoll an.
Ich zog mir ebenfalls einen Stuhl zurück und setzte mich.
,,Du hast Fragen", stellte er das Offensichtliche fest.
,,Ja."
,,Dann frag."

,,Was ist mit der Spielsucht?"
,,Das ist deine erste Frage?" Er überschlug die Beine und zuckte dann mit den Schultern. ,,Sie war gespielt, um Owens Glauben zu lassen, dass er die Oberhand hatte."
,,Aber du hast es auch fortgesetzt, wenn Owens nicht da war.
,,Ich hatte meine Gründe."
,,Gründe?"
,,Gründe."
,,Wow, danke Sherlock."
,,Bitte, Liv."

,,Ich bin dran mit fragen!", verkündete er euphorisch und lehnte sich dann auf den Tisch.
,,Wie jetzt? Fragen wir uns abwechselnd?"
Doch ich bekam keine Antwort, da er stattdessen seine Frage stellte: ,,Was hat dir der MI6 geboten? Sicherlich Geld und einen Job."
,,Volltreffer", antwortete ich nickend.
,,Dann scheinen sie dich wirklich dringend zu brauchen. Hast du ihnen direkt abgesagt?"

,,Ich bin erstmal dran mit Fragen stellen", merkte ich an, während ich die Arme verschränkte.
,,Du hast mir den Finderlohn von dem Corgi und eine Visitenkarte von Velicaja Basdeki zum Geburtstag geschenkt. Du wusstest schon letztes Jahr, dass ich sie brauchen würde?"
,,Eine alte Freundin von mir. Wir haben vor einer Weile einen Fall zusammen gelöst. Entführung mit tötlichen Folgen. Velicaja hat den Täter vertreten. Sie ist die beste ihres Fachs."
,,Den Täter?"
,,Ja, bevor er versucht hat, sie umzubringen... Oder eher Moriarty..." Letzteres nuschelte der Detektiv nur noch.
,,Du hast trotzdem meine Frage noch nicht beantwortet!", stellte ich verärgert fest.
,,Zu spät, du hast jetzt schon zwei Fragen gestellt. Jetzt habe ich auch zwei: Erstens, wo ist Laurel? Zweitens, wie lautet ihr Nachnahme?"
Ich rollte mit den Augen.
,,Laurel ist noch in meiner Wohnung. Sie heißt Martins. Weißt du das nicht mehr?" Sofort stellte sich mir die Frage, ob Sherlock immer noch Nachwirkungen von dem Cylen hatte.
,,Ich war mir nur nicht mehr sicher, ob du es noch weißt...", erwiderte Sherlock und ich sah ihn irritiert an.

,,Du bist dran", antwortete ich.
,,Hast du aus der Flasche getrunken, die ich dir zuletzt geschenkt hatte?"
,,Nein..." Er schien sichtlich enttäuscht über meine Antwort und lehnte sich wieder auf seinem Stuhl zurück. ,,Das dachte ich mir."

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Der Beginn von Phase 5 dieses Buches! Sechs Phasen gibt es inzwischen insgesamt ;)

Welche Fragen würdet ihr Sherlock Holmes stellen wollen, wenn ihr auch mit ihm an seinem Küchentisch sitzen würdet? Vielleicht baue ich die Fragen ja im Laufe der nächsten Kapitel mit ein, haha :D

Wer sich über Velicajas und Sherlocks gemeinsame Zeit wundert, kann mal bei meiner anderen Sherlock-FF ,,Stayin' Alive" vorbeischauen. Diese Story ist mein persönliches Goldstück ;)

Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen! Wir entschwinden der kaugummiartigen Geschwindigkeit von Phase 4 und widmen uns der rasanten Lösung des Falls.
Ich gebe euch einen Tipp für das weitere Lesen: Vertraut denen, die ihr bisher misstraut habt und haltet die Augen nach alten und neuen Verrätern offen. Liv wird jeden Verbündeten brauchen...

PS: Wer den Fall vor Liv löst, bekommt einen Keks! Möglich ist es bereits...

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