🔸️4: der Junge im Schnee

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Es war Anfang Dezember und die Temperaturen fielen mit jedem Tag mehr. Der Schnee fiel seit Stunden unaufhörlich und legte sich über Seoul wie eine Schicht aus Puderzucker.

Doch was wie ein romantischer Winterabend klang, war alles andere als gemütlich.

Für diesen Abend hatten die Meteorologen die ersten Minusgrade mit stürmischen Schneeböen angekündigt.

Wer nicht raus musste, tat dies nicht.



Jungkook und Namjoon hatten ihre Schicht beendet und fuhren gerade zurück zu ihrer Station, als dem Schwarzhaarigen etwas Merkwürdiges auffiel.

"Joon, halt bitte an."

"Was-"

"Halt an!"

Namjoon brachte den Wagen am Straßenrand zum Stehen und noch bevor er den Motor ausgeschaltete hatte, öffnete Jungkook die Beifahrertür und stieg aus, hinaus in den peitschenden Wind, der den Schnee gnadenlos gegen den jungen Polizisten trieb.

Der Ältere beobachtete seinen Kollegen mit hochgezogenen Augenbrauen, als dieser über die Straße zur anderen Seite lief, den Kragen seiner dicken Jacke dabei tief ins Gesicht gezogen, als Schutz vor dem eisigen Wind.

Jungkook lief ein Stück den Gehweg zurück, an die Stelle, wo ihm beim Vorbeifahren etwas ins Auge gefallen war.

Als er dort ankam, weiteten sich seine Augen und sein Körper versteifte sich.

Gegen die Mauer eines grauen,  heruntergekommenen Gebäudes  gelehnt saß eine zierliche Gestalt, in eine verlumpte Decke gewickelt, auf der sich schon eine dicke Schicht Schnee abgesetzt hatte, den Kopf zwischen den Knien und zu dessen Füßen ein roter Rucksack.

Auch ohne das Gesicht erkennen zu können wusste Jungkook sofort wer die kleine bemitleidenswerte Gestalt war.

"Taehyung?!"

Sofort ging er näher ran und kniete sich vor dem Jungen hin.

"Taehyung, was-"

Er erschrak, als er den Jüngeren an den Schultern packte und seinen Kopf mit der anderen Hand ein Stück anhob, damit er ihn ansehen konnte. Sein Gesicht war blass und eingefallen, seine Lippen blau und die Lider geschlossen. Doch das Schlimmste war, dass er keinerlei Reaktion zeigte.

"Oh mein Gott..." Jungkook betrachtete den Jungen vor sich mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Taehyung, rede mit mir!" Er schüttelte die Schultern des Jüngeren, doch auch das brachte keinerlei Regung hervor. "Nein, nein, bitte nein", wisperte Jungkook und brachte eine Hand an Taehyungs Wange, richtete seinen Kopf auf, um ihn genauer betrachten zu können, und merkte dabei, wie eisig die Haut des Jungen war.
Er fühlte Taes Puls und atmete erleichtert auf.

Er lebte.

Die Decke rutschte ein Stück von Taes schmalen Schultern und Jungkook riss entsetzt die Augen auf.

Außer seinem Pullover, der löchrigen Jeans und ein paar abgetragenen Schuhen trug Taehyung nichts, um sich vor der eisigen Kälte zu schützen.

Ohne zu zögern zog Jungkook seine Jacke aus und wickelte diese um Taehyung, rieb in schnellen Bewegungen die dünnen Ärmchen, um wenigstens etwas Wärme zu erzeugen.

"Tae, mach die Augen auf!"

Immer noch nichts.

"Jungkook, was ist los?" Namjoon kam durch denn peitschenden Wind gelaufen, gerade in dem Moment, als Jungkook den reglosen Taehyung in seine Arme hob.

"Joon, mach den Wagen bereit!"

Der Ältere erkannte die kleine Gestalt in den Armen seines Freundes, riss entsetzt die Augen auf und lief mit einem gepressten "Fuck!" schnell zurück zu ihrem Dienstwagen, um den Motor zu starten.

Jungkook folgte ihm, Taehyung dabei fest im Arm.

Am Auto angekommen platzierte er sich und den Jungen auf den Rücksicht, setzte ihn so auf seinen Schoß, dass er möglichst viel von Jungkooks Körperwärme abbekam.

Namjoon schmiss die Fahrertür zu und startete den Motor. Er warf einen flüchtigen Blick zurück auf die Rückbank, wo Jungkook den Jüngeren fest im Arm hielt.
Sein Gesicht war wirklich extrem blass.
"Atmet er noch?"

"Ja, aber wir müssen so schnell wie möglich in ein Krankenhaus!"

Namjoon fuhr so schnell es ging mit Sirene durch die schneebedeckten und vereisten Straßen und verfluchte innerlich den langsamen Seouler Räumungsdienst.

---

Mit dem immer noch regungslosen Taehyung auf den Armen trat Jungkook die Tür zum Empfang des Krankenhauses auf.

"ICH BRAUCHE EINEN ARZT!"

Sofort wählte die Krankenschwester an der Rezeption den Funk des diensthabenden Arztes, dann kam sie um den Tresen gelaufen und zeigte auf eine kleine Trage an der Wand. "Dort! Legen Sie ihn da rauf."

Jungkook tat was die Frau verlangte und legte Taehyung behutsam hin, während sie anfing sich den Zustand des Jüngeren genauer anzusehen. 

"I-Ich habe ihn gefunden. Er reagiert nicht und er ist so kalt... ich-"

"Was ist hier los?" Endlich kam der Arzt um die Ecke und zog sofort die Augenbrauen zusammen, als er den reglosen Jungen bemerkte. Er schob Jungkook ein Stück zur Seite und leuchtete mit einer kleinen Lampe in Taehyungs Augen, um den Pupillenreflex zu testen.

"Er ist stark unterkühlt", gab die Krankenschwester zurück. "Blutdruck und Puls recht niedrig, aber stabil."

"Okay, bringen Sie ihn ins Behandlungszimmer C3. Komplette Vitalzeichenkontrolle, EKG und richten sie ein großes Labor", wies der junge Internist die Krankenschwester an, die daraufhin nickte und anfing die Trage von Jungkook weg zu schieben.

"Sind Sie ein Angehöriger?", fragte der Arzt an Jungkook gewandt, beäugte dabei aber skeptisch die Uniform seines Gegenübers.

"Nein", antwortete Jungkook. "Ich war es, der ihn gefunden hat. Wäre es in Ordnung, wenn ich dabei bleibe?"

"Das geht eigentlich nicht-"

"Aber er hat Niemanden!"

Der blonde Mediziner kämpfte sichtlich mit sich, ließ dann aber einen resignierten Seufzer von sich und nickte. "Okay... Aber Sie warten draußen. Ich kann Ihnen wirklich nicht erlauben mit ins Behandlungszimmer zu kommen."

"Danke Dok", gab Jungkook erleichtert zurück.

"Doktor Min", korrigierte der Internist und eilte dann der Krankenschwester hinterher.

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