10 - nervös

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 3 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Samstag mittags]


ʝιɱιn

Puh, das hat gut getan. Da ich jetzt weiß, dass und wie toll ich an dem Song mitarbeiten darf, haben die Ideen nur so Schlange gestanden an der Trainingsraumtür. Ich hab richtig viel für die Choreo geschafft in den zwei Stunden. Aber jetzt habe ich Kohldampf bis zum Abwinken. Husch, nach Hause. Und ich glaube, ich werde mir schon jetzt mittags was kochen.

Ich schwinge mich auf mein Rad und stocke im Supermarkt unsere Gemüsevorräte auf. Dieses "unsere" fühlt sich richtig toll an. Daran merke ich, wie einsam ich mich gefühlt habe in dieser halben, leeren Wohnung. DAS war es, was ich mir unter Studentenleben vorgestellt hatte. Man freut sich auf zu Hause, weil da ein Gleichgesinnter ist, der manchmal sogar für einen mit kocht. Der Hilfe anbietet oder annimmt. Der offen sagt, wie es ihm geht, und was er grade braucht.
Und da merke ich auf einmal, dass ich außerdem die tolle Atmosphäre in meiner Familie vermisse. Ich muss zwar in den Semesterferien jobben, aber für ein paar Tage fahre ich ganz bestimmt nach Busan. Naja - mit Yoongi wird das jetzt auch ganz toll.

Als ich die Treppen zu unserem Stockwerk hochsteige, denke ich schon wieder über den Song nach. Hoffentlich fangen wir gleich heute damit an. Ich bin grade so im Schwung!
Ein Blick in die Küche. Da steht das Tablett wieder, und das Mochi ist gegessen. Froifroifroi! Die Wohnungstür war nicht abgeschlossen, also müsste Yoongi da und wach sein. Ich höre allerdings keinen Mux aus seinem Zimmer - also laaaaaangsam, Jimin!

Ich verräume meinen Kram, bringe das Gemüse in die Küche und fange an zu kochen. Für zwei natürlich. Ein bisschen Fleisch hab ich uns auch gegönnt, und bald schon brutzelt Bulgogi in der Pfanne. Hm. Ich hab aber auch Bock auf Salat.
O.K. - heute kreativ. Ich mache Bulgogi-Wraps. Dann kann Yoongi auch selbst entscheiden, welche Zutaten er dabei haben will. Das muss ich ja erstmal rausfinden. Neben dem Fleisch und den gebratenen Möhren- und Zwiebelstreifen stelle ich also noch ein paar große Salatblätter, geschnittene Paprika und die Teigwickel bereit. So hab ich an alles gedacht? Hihi. Mein Magen findet, es sollte jetzt losgehen.

Ich gehe zu Yoongis Zimmertür und klopfe an. ... Keine Reaktion. Schläft der etwa SCHON wieder?
"Yoongi?"
Keine Reaktion.
Ich mag aber nicht warten! ... Hm. Idee! Ich flitze in mein Zimmer, schreibe groß auf einen Zettel: "In der Küche steht fertiges Essen, bedien' dich!"
Bevor ich den Mut verliere, schreibe ich noch "ich freu mich aufs Basteln am Song!" dazu, gehe in den Flur und schiebe den Zettel unter Yoongis Tür durch. Wenn er aufwacht, wird er das sicher schnell sehen. Dann muss er sich das Bulgogi eben nochmal warm machen oder die Wraps kalt essen.

Schnell mache ich mir fünf von den kleinen Wickeln und verschwinde in meinem Zimmer. Eine Runde chillen mit einem Anime und meinen Wraps. Hmm - das schmeckt gut so! Das sollte ich mir merken.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Ich fasse mir ein Herz und klopfe an Jimins Zimmertür an. Jetzt nur nicht die Nerven verlieren. Wie war das noch? Atmen. Immer weiter atmen. Ein. Aus. Ein. Aus. Shit! Was wollte ich noch gleich sagen? Ach, genau. Erst begrüßen, dann fürs Essen bedanken, dann nach seinem Tag fragen und erst dann auf den Song ansprechen!

So der Plan. Ein. Aus...


ʝιɱιɳ

Diese Wrap-Dingse waren wirklich lecker. Die frischen Anteile waren der Pepp. Das werde ich mir definitiv merken. Das hatte definitiv was von Pizzaboten-Feeling. Zufrieden und satt streichele ich meine kleine Bulgogi-Kulle und stelle den Teller beiseite.
So. Und was mache ich jetzt mit dem angefangenen Nachmittag, wenn Yoongi immer noch pennt? Ich werde jedenfalls nicht mit ihm die Nächte durcharbeiten, dann bin ich nach drei Tagen ein Wrack und stehe nie wieder auf. Naja, aber ein Weilchen gebe ich ihm noch.

Ich schnappe mir meinen Timer und checke mal die Semesterferien durch. Die ersten vier Wochen arbeite ich für den Pizza-Service, immer von 13.00 bis 22.00 Uhr. Und zwar auch die Wochenenden durch, damit möglichst viel bei rumkommt. Meine Eltern können das Studium mitsamt der Lebenshaltungskosten in Seoul nicht alleine stämmen, darum versuche ich, so viel wie möglich dazu zu verdienen.
Dann kommt eine Woche gammeln, das neue Semesterprogramm studieren, Stundenplan basteln. Da ist auch der Job wieder im Normalmaß. Und danach könnte ich über Ostern tatsächlich nach Hause fahren. Allmählich bin ich auch reif für 'ne Pause. Wenn die nächste Woche rum ist mit dem Vorsingen und der Prüfungs-Vorführung, dann ist die Luft echt raus.

Ich lege mein Handy weg und lasse mich entspannt auf mein Bett plumpsen. Ich merke schon, wie ich allmählich wegdämmere, als es zaghaft an meiner Zimmertür klopft. Jeeiiiii!! Ich bin sofort wieder hellwach und muss mich echt bremsen, nicht zur Tür zu stürzen. Gaaaaanz ruhig, Jimin. Erst bis zehn zählen.

Nachdem ich das erledigt habe, gehe ich zur Tür und öffne sie. Davor steht ein zum Brüllen komisch schüchterner Yoongi. Ich habe ja KEINE Ahnung, was an mir so furchtbar ist, dass man so Angst vor mir haben muss. Aber es sieht einfach ... schnuckelig aus. Ich muss mich echt zusammenreißen, normal zu kucken.
"Hei, schön, dass du wach bist. Hast du schon was gegessen? Was kann ich für dich tun?"

Uff! Slow down, Jimin!!!


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Jimin öffnet die Tür und im selben Moment setzt mein Verstand aus. Ich habe Mühe, mich weiter auf's Atmen zu konzentrieren und mich gleichzeitig an die Worte zu erinnern, die ich mir zurechtgelegt habe.
"Hi, Jimin. Ja, danke für das Essen. Es war sehr lecker. Wie war dein Tag? Ich hoffe gut. Und ... ähm ... Ich wollte fragen, ob wir weiter an dem Song arbeiten wollen. Also falls du grade Zeit hast. Wenn nicht, ist nicht schlimm. Aber dann weiß ich Bescheid."
Ich rattere unbeholfen meine zurecht gelegten Worte runter und fühle mich ... grottig. Jimins breites Grinsen, das er versucht zu verbergen, zeigt mir sehr deutlich, dass ich mich grade wirklich dämlich anstelle. Und als wäre meine sprachliche Katastrophe nicht schon schlimm genug, weiß ich auch einfach nicht, wie ich stehen soll. Auch das wird aller Wahrscheinlichkeit nach extrem unbeholfen aussehen. Ganz toll.

Ich reibe meine etwas schwitzigen Hände an meiner Hose ab und entscheide mich dafür, sie in den Hosentaschen verschwinden zu lassen. Warte ... das ist keine gute Körperhaltung, hab ich mal gelesen. Sie signalisiert Abwehr oder Distanz. Also doch wieder aus den Taschen raus.

Mach was, Jimin, bevor ich mich hier noch mehr zum Affen mache, wenn das denn überhaupt möglich ist. Mein hilfloser Blick geht zurück zu Jimin. Ganz schlechte Idee, wie sich herausstellt, denn sein strahlendes Lächeln macht mich noch nervöser, als ich sowieso schon bin.
Scheiße. Ich sollte dringend einen dieser Kurse "Selbstsicher vor anderen auftreten" besuchen, die sie in der Uni anbieten, damit es nicht immer einem Trauerspiel gleicht, wenn ich vor Jimin stehe.


ʝιɱιɳ

Manchmal zweifele ich an meiner sozialen Ader. Ich fühle mich grade ein "ganz kleines bisschen" wie ein Sadist. Dabei kann ich doch gar nichts dafür! Hör auf zu grinsen, Jimin. Der stirbt sonst gleich auf deiner Türschwelle!
"Klar, ich hatte ehrlich gesagt schon drauf gehofft, dass wir gleich heute loslegen. Jetzt gleich? Dann hol ich noch ein bisschen Nervennahrung. Soll ich zu dir rüberkommen? Bei dir steht die ganze Technik. Ich bring einfach meinen Stuhl mit. Oder wollen wir erstmal in der Küche an den Lyrics arbeiten?"
Halt die Klappe, du fährst ihn ja total über den Haufen!

"Sorry, dass ich so viel rede. Aber ich mag den Song so sehr, und ich freu mich einfach, dass ich mitarbeiten darf."
Park Jimin. Kannst du dich mal zurücknehmen? Das ist ja nervig! Vielleicht sollte ich mal an so einem Benimm-Kurs an der Uni teilnehmen.
"Wie verhalte ich mich gegenüber introvertierten Menschen?" 

Oder so ... Örks.


𝕐𝕠𝕠𝕟𝕘𝕚

Da ist sie wieder. Jimins Leichtigkeit, die einen in den Bann zieht - oder besser gesagt, die mich in den Bann zieht. Ich kann mich nur schwer auf das konzentrieren, was er sagt, weil allein die Art, wie er es sagt, schon ausreicht, um mich zu überfordern.

Okay, ganz ruhig. Du wirst das hinkriegen, Yoongi! Atmen.
"Ich freu mich, wenn du viel redest", antworte ich und könnte mir im selben Moment eine Ohrfeige verpassen! Was soll das denn bitte bedeuten? Okay, also doch wieder die selbe alte Leier: Rette, was zu retten ist.
"Ich meine, weil ich deine Stimme mag. Klar, sonst würde ich ja nicht mit dir zusammen an dem Song arbeiten wollen. Apropos Song. Äh ... ja. Also ... mein Zimmer. Und ... ich geh einfach schon mal vor und bereite alles soweit vor, ja? Gut."

Und wieder eine Flucht nach vorne, diesmal hat er allerdings die Erlaubnis, mir zu folgen, und irgendwie macht mich das noch nervöser, wenn das denn überhaupt möglich ist. Meine Güte. Hoffentlich wird es gleich besser, denn so kann ich mich selbst nicht ertragen. Wo ist der alte Yoongi? Ich vermisse ihn, auch wenn ich niemals gedacht hätte, das mal zu sagen.

Als ich wenige Sekunden später (ich bin vielleicht etwas zu fluchtartig in mein Zimmer gestürmt) wieder am Schreibtisch sitze, nimmt die Nervosität etwas ab. Ich werde mich gleich auf meine Arbeit konzentrieren müssen, oder eher dürfen, und dann bleibt gar keine Zeit für dieses alberne Rumgeeier. Hoffe ich.
Ich krame das Aufnahme-Equipment raus und schraube den Mikroständer zusammen, verlege die nötigen Kabel, teste die Funktionen durch. Wohltuende Routine beruhigt meine Nerven, die erforderliche Konzentration verdrängt die Nervosität und hilft mir in die Ruhe.

ʝιɱιɳ

Auwei, ich leide ja schon vom Zukucken! Dabei kapiere ich einfach nicht, WAS ihn in meiner Gegenwart so nervös macht. Das war doch in den letzten Monaten auch nicht so. Wo ist der Muffel geblieben? Ich mein' - ich vermisse den jetzt nicht, aber es wirkt, als hätte Yoongi einen Schalter umgelegt, sich in eine andere Umlaufbahn katapultiert und jede Orientierung verloren. Ich habe noch nie einen Menschen erlebt, der so sehr wirkt, als ob er auf der Stelle vor lauter Selbstunsicherheit tot umfallen würde.

Nachdenklich schaue ich ihm hinterher, wie er fluchtartig in seinem Zimmer verschwindet. Ich glaube, ich gebe ihm einen Moment, sich zu fangen. Also gehe ich in die Küche, koche eine große Kanne Kaffee und belade mal wieder unser Tablett. Und diesmal nehme ich alle restlichen Mochis aus der Packung, rolle sie irgendwie zwischen den Fingern sowas ähnliches wie wieder rund und stelle sie auf einem Tellerchen dazu.
In meinem Zimmer stelle ich fest, dass der Mensch nur zwei Hände hat. Also stelle ich das Tablett auf meinen Schreibtischstuhl, schnappe mir Block und Stift, schiebe das Papier unter den Teller mit den Mochis und rolle das alles einfach zusammen über den Flur.

Sollte ich trotzdem anklopfen? Besser ist das. Ich weiß nicht, wie schreckhaft er ist. Yoongi reagiert zügig und macht mir die Tür auf. Dann sieht er meinen Stuhl, schaut sich in seinem Zimmer um, kratzt sich am Kopf, murmelt eine Entschuldigung und schiebt gleichzeitig mit dem Fuß eine Bahn zum Schreibtisch frei. Ich beruhige ihn schnell wieder und versuche dabei, all meine Gelassenheit auszustrahlen.
"Schon gut. Es ist ja nicht so, als hätte mein Zimmer nicht auch schon so ausgesehen. Und schlimmer."
Am Schreibtisch angekommen, hole ich wieder den Karton aus der Ecke für das Tablett und baue die Konstruktion so auf, dass wir von unseren Stühlen aus beide gut dran kommen.

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19.6.2021

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