15 - Kooperation

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⊱─ ⋯ ─⊰ TAG 4 ⊱─ ⋯ ─⊰

[Sonntag morgens]

ʝιɱιɳ

Grausam. Weckerklingeln am Sonntagmorgen ist einfach grausam. Aber nötig, denn ich habe eine Mission! Und ich habe ja nicht jede Woche so eine wichtige Prüfung, die 24/7-Powern nötig macht. Ich will meine Sache richtig gut und sicher draufhaben, damit nichts schief geht. Außerdem habe ich durch den Abend gestern unglaublich viel Freude daran und Energie dazugewonnen. Ich bin sofort hellwach, und in mir breitet sich wieder dieses fröhlich-unbeschwert-familiär-kumpelhafte Zuhausegefühl aus, das uns gestern so herrlich hat albern werden lassen. Der Moment, wo Yoongi innerlich den Schalter umgelegt hat, war fast magisch. Wenn wir das öfter haben könnten ... Bitte! Du hast dich doch auch wohlgefühlt dabei. Glaube ich zumindest.

Als ich aus meinem Zimmer gehe, murmele ich ein müdes "Morg'n, Yoongi" und fange sofort an zu kichern. Meine ganze Familie lacht mich dafür aus, dass ich immer - egal, zu welcher Tageszeit ich aufgestanden bin - allen einen guten Morgen wünsche, an deren Zimmertüren ich vorbeigehe. Auch, wenn die Türen zu sind. Auch wenn die Bewohner dieser Räume gar nicht da sind. Auch wenn ich den ganzen Tag gegammelt habe und mich erst für die Samstag-Abend-Disco aus dem Bett bequemt habe. Jeder Mensch verdient mindestens ein "guten Morgen" pro Tag! Das hatte ich am Anfang hier automatisch auch gemacht. Nur ist es dann im Nicht-WG-Sumpf versoffen mit der Zeit. Schön, dass es so automatisch wieder da ist!

Ich flitze durchs Bad und ziehe einfach gleich die Trainingsklamotten an. Frühstück. Ja. Sonst halte ich den langen Tag nicht durch. In der Küche riecht es noch immer leicht nach den Briketts. Also reiße ich für ein paar Minuten das Fenster auf und stelle mir den Müllbeutel schon mal neben die Wohnungstür. Tief atme ich die kalte Februarluft ein, bevor ich mich über mein Joghurt mit Müsli hermache. Powerfood fürs Powertraining! Denn durch unsere tollen Gespräche gestern weiß ich endlich, was ich mit diesem Song und diesem Tanz aussagen will.

Ich stecke noch eine Banane und eine Flasche Wasser ein, mummele mich in warme Klamotten, stecke Handy und Schlüssel ein und freue mich nochmal insgeheim, dass ich jetzt Yoongis Nummer habe. Ich greife nach dem Müllbeutel, versenke den unten im Müllschlucker und starte zur Uni. In Gedanken bin ich schon vor dem großen Spiegel im Trainingsraum. Das Bild verschwindet allerdings prompt, als mir Yoongis "Nacht, Dornröschen" durch den Kopf hallt. Ich bin ziemlich froh über die nächste rote Ampel, weil ich da erstmal meinen Lachflash in den Griff kriegen und mich dann wieder auf den Verkehr konzentrieren kann. Das war so ein richtiger Fall von "ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn". Ein umwerfender Humor! Wer weiß, was da noch alles verborgen und verschüttet ist.

Kaum bin ich an der Uni und steuere meinen Trainingsraum an, laufe ich meinen beiden Kumpeln Taemin und Kai in die Arme. Die beiden sind das coolste Paar, das ich kenne. Sie sind zwei Semester über mir, hängen aneinander wie Pech und Schwefel, haben nur Unsinn im Kopf und Gold in den Füßen. Sie tanzen einfach göttlich gut zusammen. Immer im Flow, immer für einen überraschenden Moove gut. Sollte ich jemals berühmt sein und in einem Interview gefragt werden, wer in meinen frühen Jahren meine Role Models waren - die Wahl wird mir nicht schwer fallen. Die beiden sind das großartigste, was mir bisher passiert ist hier in Seoul.

Und zu meinem Erstaunen scheinen sie auf mich gewartet zu haben, denn sie stürzen sich gradezu auf mich, kaum dass ich um die Ecke vom Flur gebogen bin.
"Hi, Jimin. Gut, dass du da bist. Wir wollten dich fragen, ob wir uns eventuell den Raum mit dir teilen können. Wir brauchen dringend noch ...."
Ich kann gar nicht so schnell hören, wie die beiden auf mich einreden. Sie scheinen eine geniale Idee für eine Choreo und die Genehmigung für eine Doppelprüfung zu haben, brauchen aber mehr Trainingszeit, als sie sich Räume bunkern konnten. Und: sie brauchen einen dritten, einen einzelnen Hintergrundtänzer. Klingt reizvoll bis auf die Tatsache, dass ich kaum weiß, wie ich mein eigenes Projekt fertig kriegen soll.

"Kommt erstmal rein, ich hab heute einen der größeren Räume."
Wir richten uns ein und machen uns warm. Dann zeigen die beiden ein bisschen, was sie planen. Es lockt mich schon! Und als Erstsemester bei dritten Semestern mittanzen zu können, verankert einen außerdem im Gedächtnis der Profs. Wenn ich bei diesen beiden mittanze, ist das fast wie eine edle Visitenkarte.

"Lasst uns mal unsere eingetragenen Trainingszeiten vergleichen, damit wir rausfinden, ob das realistisch ist."
Da wir in der letzten Woche nicht mehr viel anderes tun, als unsere beiden praktischen Prüfungen in Gesang und Tanz durchzuziehen, haben wir gemeinsam ziemlich viele Zeitschienen gebucht, die sich nicht überschneiden, und so reichlich Zeit, zu dritt zu proben, indem wir den jeweiligen Raum immer gemeinsam nutzen.

"Okay - aber ich brauche auch eure Hilfe. Der finale Kick ist noch nicht da, weil ..."
Ups. Verrate ich denen das? Muss, wenn sie mitmachen sollen. Und ich kann ihnen vertrauen.
"Ich wohne ja im Wohnheim mit Min Yoongi zus..."
"Ist das der schweigsame Sonderling? Richtig. Du hast mal erzählt, dass du von dem nie was mitkriegst, weil er eine Eule ist und zu normalen Tageszeiten nie auftaucht."
"Genau der. Wobei sich das mit Eule, schweigsam, nix mitkriegen und Sonderling seit drei Tagen erledigt hat."

Ich erzähle ihnen einen Teil von dem, was ich in den letzten Tagen erlebt habe, worüber wir alles philosophiert haben, von dem Song. Die beiden machen große Augen über Yoongis Verwandlung und lachen vergnügt mit mir über das alberne Dornröschen.
"Dir ist schon klar, dass du den Spitznamen nicht mehr los wirst."
Ähm. Neeeee?
"Ich ... glaube ... Bitte nicht. Das ist noch so frisch, und Yoongi ist manchmal wie ein scheues Reh. Wenn er mitkriegt, dass ich unseren Insider weitererzählt habe, könnte ihn das sehr verletzen."
Taemin schüttelt lächelnd den Kopf.
"Ach, Minnie. Du bist einfach zu gut für diese Welt. Okay, wir schweigen wie die Fische."
"Großes Indianerehrenwort!"

"Also fassen wir zusammen. Ihr braucht mich für die Symmetrie. Ich brauche eventuell euch, falls Yoongi heute aus dem Song das macht, was ich vermute. Zusammen gerechnet haben wir auch genug Trainingszeiten, wo wir dann manchmal gemeinsam, manchmal separat proben und zusehen, dass wir uns nicht in die Quere kommen.
Sobald die Lyrics fertig sind, was hoffentlich heute passiert, weiß ich genau, wie ich das Thema "Filter, Rollen, Masken, Verwandlungen" tänzerisch umsetzen will. Also arbeiten wir jetzt eine Weile jeder für uns, dann zeigen wir uns gegenseitig, was wir bis jetzt haben. Und den großen Rest der vier Stunden stehe ich euch zur Verfügung, um mich richtig reinzufinden, weil ich bei mir ja eh noch nicht weiter komme."

Genau das tun wir dann auch. Ich nutze meine Solozeit, um die bisher vorhandenen Mooves daraufhin zu prüfen, ob sie Filter-tauglich sind. Ich liebe solche intensiven schöpferischen Stunden, die mir alles abverlangen und mir gleichzeitig Kraft ohne Ende geben. Dann schauen sie mir ein paar Minuten zu, bevor sie mich in ihre Choreo einarbeiten. Die beiden sind genauso begeistert von Yoongis Song wie ich und von unserer Zusammenarbeit.
Die ganze Zeit genieße ich diese intensive Arbeit mit zwei der faszinierendsten Tänzerpersönlichkeiten, die ich kenne. Ich lerne einfach unglaublich viel dabei.

Als ich nach Hause komme, ist es ganz still in der Wohnung. Aber ich habe jetzt auch sehr viel zu sortieren und zu verarbeiten. Erst mal gehe ich unter die Dusche und ziehe mir normal bequeme Klamotten an, dann hocke ich mich an meinen Schreibtisch und schreibe so viel wie möglich über die beiden Choreografien auf. Schnell schnappe ich mir eine unbenutzte Mappe, meinen Skizzenblock und zeichne ganz viele Füße für die vielen neuen Bewegungen auf, die mir die beiden heute beigebracht haben.
Ich notiere mir, welche Tricks sie mir gezeigt haben, zum Beispiel, wie man leichter schnelle Drehungen hinkriegt. 'Druckpunkt, Jimin. Der Druckpunkt am Ballen. Nutze ihn!' Ich glaube, das werde ich für den Rest meines Lebens nicht mehr aus dem Ohr und aus dem Fuß bekommen. Elegantes, verletzungsfreies Hinfallen und Aufstehen ist noch was, was man echt üben sollte. Ich muss sowas immer sofort aufschreiben, wenn es mir noch frisch in Kopf und Knochen steckt.

Die Choreografie von Taemin und Kai ist genial und schon ziemlich anspruchsvoll für mich, aber nachdem ich mich einmal reingefunden hatte, sah unsere Formation im Spiegel richtig klasse aus. Ich hoffe nur wirklich, dass ich mich mit den beiden Sachen nicht übernehme.
Die beiden sind mit ihrer Tanz-Prüfung auch am Freitag dran, aber schon gleich morgens, so dass ich dazwischen noch Zeit habe, mich zu erholen. Meine Gesangsprüfung ist am Mittwoch, und ansonsten werde ich in den nächsten fünf Tagen nur tanzen, tanzen, tanzen. Ach ja - und Yoongis Song einsingen.

Allmählich wundere ich mich doch, wo er steckt. Ich blicke zur Uhr und staune, wie lange ich hier jetzt konzentriert geschrieben habe. Sein Schlafbedarf ist echt beeindruckend. Ob er mal wieder einen Kaffee ans Bett braucht? Ich schmunzele vergnügt und beschließe, doch nach ihm zu schauen. In dem Moment, wo ich aus meinem Zimmer trete, rappelt draußen ein Schlüsselbund, und Yoongi steht in der Wohnungstür. Und er sieht irgendwie so ... aufgewühlt aus? Ach, Junge! Was ist denn jetzt schon wieder los? Kommst du denn gar nicht runter?

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2.7.2021

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