Dinonacht//Kurzgeschichte

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Ich hörte das leise Schnarchen von Christina neben mir. Es war bestimmt schon elf Uhr und ich war noch immer nicht eingeschlafen, obwohl morgen ein anstrengender Tag vor mir lag, weil wir den nächsten Tag das ganze Tal durchqueren wollten. Ich fragte mich ehrlich, wer sich ausgedacht hatte, dass man als Klassenfahrt fünf Tage durchgehend wandern sollte. Ich war lieber in der Nacht wach und lauschte den leisen Geräuschen der Natur, wie jetzt gerade.

Ich setzte mich leise auf, um Christina nicht zu wecken, und begann das Zelt zu öffnen. Von draußen schlug mir die kalte Nachtluft entgegen und ich schloss für einen Moment genießerisch die Augen. Ich krabbelte, noch immer im Schlafanzug, ganz nach draußen und verschloss das Zelt hinter mir wieder. Der Wind fuhr kühl über meine Haut und mir lief ein Schauer über den Rücken. Es war wie ein spielerisches Kitzeln des Windes. Tief sog ich den Geruch der Natur ein. Es war so angenehm, endlich wieder die Nacht in der Natur verbringen zu können, wie ich es vor dem Ausflug kaum hatte machen können, nachdem meine Mutter es mir verboten hatte und auch dafür gesorgt hatte, dass ich es nicht doch heimlich tat.

Ich wollte zur Klippe, die ich ganz in der Nähe von hier bei unserer Ankunft gesehen hatte. Ich ging an der Feuerstelle vorbei, die in der Mitte unserer Zeltgruppe stand und von der nur noch Asche mit kleinen roten Punkten übrig war. Mit meinen nackten Füßen trat ich ein paar Aschereste zur Seite. Dabei stoben Funken auf, die ganz sachte zum Himmel schwebten und sich in dem Schwarz zwischen den Sternen verloren. Ich genoss jede Sekunde davon. Die Natur war das Schönste, was mir je unter die Augen gekommen war. Jede Form und Farbe hatte ihre eigene wunderschöne Geschichte, die man nur durch geduldiges Zusehen erzählt bekam. Am liebsten wäre ich nie mehr woanders hingegangen.

Ich lief weiter durch ein paar lichte Bäume, hinter denen sich mir eine unglaubliche Aussicht vom Fels der Klippe auf freies Land bot. Unter mir erstreckte sich ein riesiges Tal, gefüllt mir Bäumen, und am Horizont brachen sich noch die letzten Sonnenstrahlen und gaben der Nacht einen unwirklichen Ausdruck. Über mir strahlte der Mond heller denn je; man konnte die Sterne kaum mehr erkennen. Ich ließ mich auf den vom Regen noch nassen Boden nieder und sah gebannt dem Spiel des Windes in den Baumwipfeln zu. Ganz sachte bewegten sie sich hin und her. Glücklich schloss ich meine Augen.

Hinter mir raschelte das Laub. Schritte, dann setzte sich jemand zu mir. Als ich mich umblickte, konnte ich Julian erkennen, einen Jungen aus meiner Klasse. Im Mondlicht sah seine Haut fahl aus und ließ ihn jünger als sechzehn wirken.

„Hey", flüsterte ich, damit ich die Natur nicht unterbrach.

„Hey", flüsterte er zurück. Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln. „Ich dachte mir, du könntest vielleicht Gesellschaft gebrauchen."

Ich wusste, dass er es gut meinte, aber ich wäre lieber alleine geblieben. Deshalb gab ich nur ein unbestimmtes „Hm" von mir und sah wieder nach vorne.

Für eine kurze Zeit hörte man nichts, dann knisterte es neben mir. Ein wenig verärgert sah ich zu Julian. Er hatte eine Packung Gummibärchen herausgeholt. Missbilligend seufzte ich aus.

„Die sind nicht so schlecht, wie du denkst!" Er hielt sie mir hin: „Probier mal."

Er hatte meinen Seufzer wohl falsch interpretiert, worüber ich eigentlich ganz froh war. Änderte aber nichts daran, dass ich jetzt nichts essen wollte und schon gar keine Süßigkeiten.

„Ehrlich. Indianerehrenwort. Schau, ich zeig's dir!" Er steckte sich demonstrativ gleich zwei auf einmal in den Mund. Jetzt musste ich doch lächeln. Er sah mich auffordernd an. Geschlagen nahm ich mir auch zwei. Es waren Dinosaurier, jeder unterschiedlich. Und tatsächlich, sie schmeckten  überhaupt nicht schlecht.

„Kennst du dich mit Dinos aus?", fragte er, während er ein Gummibärchen interessiert musterte.

Ich schüttelte den Kopf.

„Dann zeige ich es dir!" Das klang für meinen Geschmack etwas zu begeistert, zumal ich noch immer wenig Lust verspürte, mit jemandem zu reden.

Julian nahm einen gelben Dino und hielt ihn so, dass ich ihn gut sehen konnte.

„Das ist ein Langhals, ein Brachiosaurus, um genau zu sein. Ihn erkennt man an der Beule auf seinem Kopf." Er nahm sich einen zweiten, diesmal in grün, dazu. „Und wenn ein Megalosaurus, ein Fleischfresser, wie dieser hier, ihn angreifen wollte, hatte er eine Superkraft: er konnte mit seinem langen Schwanz den Angreifer ganz leicht abwehren." Während er redete, zeigte er es mir bildlich, indem er den Megalosaurus mithilfe des Brachiosaurus direkt in seinen Mund beförderte. „Und dann hat er verloren und muss leider sterben." So sehr ich es nicht wollte, ein Lachen konnte ich mir nicht verkneifen.

„Das meine ich ganz ernst!", rief er beleidigt wie ein kleines Kind aus und stemmte die Arme gespielt in die Hüfte. Aber dann prustete auch er los.

„Aber du musst dir vorstellen, die waren riesig! Wenn du die Bäume dort unten im Tal ansiehst, dann war sein Oberkörper wahrscheinlich gerade mal so groß wie sie." Ich versuchte es mir ernsthaft vorzustellen, aber es war fast unmöglich.

„Beeindruckend, oder?"

„Die Natur ist immer beeindruckend", erwiderte ich, wieder in einem ernsteren Ton.

Julian nickte. „Das stimmt."

Wieder herrschte Stille, aber diesmal war sie mir fast peinlich. Ich nahm mir ein Gummibärchen, aber bevor ich es mir in den Mund schieben konnte, schnappte Julian es aus der Hand.

Als ich erschrocken zu ihm blickte, zuckte er nur entschuldigend mit den Schultern: „Mein Dino hatte eben Hunger."

„Dann hol ich mir eben auch deinen", sagte ich gespielt eingeschnappt und wollte mit einem neuen Dino Julians nehmen, aber der lachte nur.

„Mit dem kannst du doch nicht angreifen! Der ist doch viel schwächer als meiner!"

„Sehr wohl kann ich das."

„Dann habe ich wohl wieder gewonnen." Er nahm mir meinen aus der Hand und schob ihn sich genießerisch in den Mund.

Empört sah ich ihn an und versuchte mein Lächeln, so gut es ging, zu verstecken. Diesmal überlegte ich erst, bevor ich mir einen Dinosaurier nahm. „Aber mit dem gewinne ich ganz sicher!"

„Dafür musst du mich erstmal fangen." Er stellte seinen roten Dino neben sich und sofort griff ich danach, aber er ließ ihn einfach weiter nach hinten laufen. Ich lief ihm mit meinem hinterher und stellte gleich einen neuen als Verstärkung dazu.

„Boah, das ist unfair!" Aber als Julian sich auch einen zweiten nehmen wollte, musste er feststellen, dass er nicht mehr an die Tüte herankam, und musste sich mit seinem einzigen Fleischfresser zufrieden geben. Ich nutzte den kleinen Moment der Verzweiflung und schnappte mir seinen. Diesmal sah er mich empört an. Schnell nahm er einen Neuen und die Schlacht begann wieder von vorne.

„Jetzt kommt der böse Tyrannosaurus Rex! Gegen den hat niemand eine Chance!", rief er mit einer tiefen Bruststimme.

„Und Ausnahmen bestätigen die Regeln, weil hier kommt der... äh... Fleischfresser und wird den Tyrannosaurus Rex zur Strecke bringen, um den Langhals selbst zu erledigen", sagte ich guten Mutes.

Julian lachte laut: „Das wollen wir ja mal sehen."

So ging es immer weiter, während ich immer mehr meiner Dinos einbüßte. Ich kannte mich einfach viel zu wenig aus und Julian schien immer eine Hintertür zu haben, warum er diesmal der Stärkere war. Nur dreimal besiegte ich ihn.

Während wir spielten, wurde mir immer mehr bewusst, wie lächerlich kindisch das alles aussehen musste, wie wir im Gras mit unseren Dinos in der Hand herumtobten und uns zu dem ganzen eine kleine Geschichte ausdachten. Aber auf gewisse Weise machte es unglaublich viel Spaß. Ich liebte es, wie unser Lachen zusammen harmonierte und wir uns immer mehr in unserer eigenen kleinen Welt verloren. Ich fühlte mich ganz ausgelassen und losgelöst vom Rest der Welt, als wäre sie ausgestorben und nicht die Dinos in meiner Hand.

„Ha!", rief Julian und drückte meinen Dino auf die Erde. „Gewonnen."

„Na, war... Ach Mist!"

Julian sah meine Hand in der leeren Tüte und begann lauthals zu lachen. „Tja, das bedeutet dann wohl, dass ich das Spiel gewonnen habe."

Ich verschränkte die Arme. „Das war unfair."

„Natürlich." Er lachte wieder. „Aber ich will ja nicht so sein, also nimm dir ruhig ein paar von meinen Dinos."

Beleidigt griff ich mir einen. Kurz hörte man nur uns zwei kauen. Nach der ganzen Bewegung schmeckten die Gummibärchen noch viel besser als am Anfang.

„Ich denke, wir sollten wieder zu den Zelten. Ich will zumindest ein paar Stunden Schlaf bekommen."

„Du hast Recht. Ist bestimmt schon echt spät." Julian stand als erstes auf, dann half er mir hoch.

„Und umziehen sollten wir uns auch", bemerkte ich mit einem Blick auf meinen dreckverschmierten Schlafanzug. Ich werde in Zukunft wohl etwas anderes zum Schlafen tragen müssen.

Schweigend liefen wir wieder zurück durch die Bäume. Der Boden war angenehm nass und kühl unter meinen Füßen.

„Das klingt jetzt vielleicht kitschig, aber ich fand's echt schön mit dir dort zu sein."

„Ich auch", sagte ich mit einem Seitenblick. „Vielleicht können wir es morgen noch mal machen, aber ich glaube, ich muss erst sehen, wie müde ich bin." Wie auf Kommando musst ich gähnen und Julian stieg so gleich mit ein.

Auf dem Platz vor den Zelten blieben wir stehen.

„Hier, war der Letzte." Er übergab mir einen gelben Brachiosaurus, wie der, mit dem alles angefangen hatte. Ich grinste. „Danke."

Unsere Blicke trafen sich. Wäre da nicht nur eine wackelig auf zwei Beinen stehende Freundschaft zwischen uns, dann wäre das der perfekte Moment für einen Kuss. Aber wir lächelten uns nur an und ich sagte: „Gute Nacht."

„Gute Nacht", antwortete er und ich drehte mich zu meinem Zelt. Bevor ich hineinschlüpfte, sah ich noch einmal zurück und schenkte Julian noch ein Lächeln, als er noch immer an derselben Stelle stand.

Drinnen zog ich mich leise um, um Christina nicht zu wecken, und ersetzte nur das Oberteil. Für heute würde es schon gehen.

Ich dachte einen Moment über den Abend nach. Er war ganz anders verlaufen, als ich es mir vorgestellt hatte, aber er war trotzdem wunderschön gewesen.

Die frische Luft hatte mich müde gemacht  und während ich tief in meine Decke gekuschelt dem Wind lauschte, schlief ich mit einem Lächeln auf dem Gesicht ein.

1627 Wörter

•••••••••••••••••••••••••••••••••••••••

↬ A/N ↫
Ich hatte für die Geschichte leider wirklich nicht sehr viel Zeit, deshalb gibt es wenig dazu zu erzählen. Ich habe einfach nach etwas gesucht, das zu meinem Schreibstil passt und was ich gerne schreibe. Mir tut es wirklich leid, wenn irgendwelche Schreibfehler vorhanden sind, aber ich hatte kaum Zeit und Lust alles noch einmal zu lesen.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro