Giftwolke//Kurzgeschichte

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„Was stehst du hier so rum, Kind?" Willst du mir helfen das Unkraut zu pflücken?"

Silan sah zu der kleinen Hexe, die ihn mürrisch angrinste. Die Hexe war äußerst klein, fast schon kleiner als er, dabei war er selbst schon einer der kleinsten hier an der Schule, was ihm allerdings auch einige Vorteile brachte. Ohne ein weiteres Wort lief er wieder ins Schloss. So gut diese Hexen sein mögen, sie machten ihm höllische Angst. Sie waren überall dort, wo man sie nicht haben wollte und störten einen, wann es nur ging. Die Wände flogen an Silan vorbei, so schnell lief er, bis er schließlich vor der Tür zum großen Saal stand. Als er hineinblickte, waren die Tische schon gut besetzt. Wenn er sich nicht beeilte, würde er wieder den schrecklichen Platz ganz hinten bekommen, wo das Fenster nicht richtig schloss und somit immer kalte Luft hereinließ.

„Silan, komm! Hier ist noch ein Platz!", rief Kian, ein großer Junge, der, genauso wie Silan, nie wirklich dazu gehört hatte, vom hinteren Ende des Raumes. Ohne ein Zeichen der Zustimmung huschte Silan zur Essensausgabe und nahm sich ein Getränk und eine Portion Brei und kam zu Kian. An Kians Tisch saßen noch vier Mädchen, mit denen er einmal die Woche die oberen Türme putzen durfte. Sie kicherten oft und redeten noch viel mehr.

„Wie war dein Tag?", fragte Kian, als Silan sich neben ihm niedergelassen hatte.

Er zuckte mit den Schultern. „In Ordnung. Nichts Besonderes." Das blieb sein einziger Beitrag während des Essens. Den Rest übernahm Kian, ohne wirklich eine Pause zu machen. Silans Gedanken waren über die ganze Zeit hinweg bei der schwarzen Wolke, die er vor dem Schloss gesehen hatte, bevor ihn die Hexe angemeckert hatte. Ob diese Wolke nach dem Essen wohl immer noch da war? Er ließ sich den Brei auf der Zunge zergehen, als wäre es eines der Bonbons, die man immer für besondere Leistungen am Ende eines jeden Mondzyklus bekam, und dachte darüber nach. Allerdings schmeckte er nicht ansatzweise so gut. Wenn Silan ehrlich war, würde er den Brei gerne wieder ausspucken, nur gab es außer ihm nichts zu essen und wenn er nichts aß, würde er komplett von den Knochen fallen, denn sein Körper sah schon jetzt ungesund dünn aus. Da aber alle hier so aussahen, störte es niemanden. Im Stillen wussten sie doch alle, dass die Schule es sich nur so leisten konnte, ihnen diesen labbrigen Brei vorzusetzen. Hoffentlich hatte er noch genug Zeit vor der nächsten Unterrichtsstunde noch einmal nach draußen zu sehen.

Lautes Stimmengewirr erhob sich und die ersten Stühle wurden zurückgeschoben. Mal wieder hatte Silan den Gong nicht gehört. Kian an seiner Seite war inzwischen gar nicht mehr an seiner Seite, sondern schon fast aus der Tür raus und auf dem Weg zur nächsten Stunde. Nicht einmal Zeit für eine Verabschiedung war noch übrig. Silan schaufelte sich den letzten Rest Brei in den Mund und stand auf. Er hatte den Entschluss gefasst, dass er vor der nächsten Stunde noch zur Wolke schauen wollte, was auch bedeutete, dass er wahrscheinlich ein weiteres Mal in Folge zu spät kommen würde.

„Geh doch auf die Seite, du Lahmarsch! Hier ist kein Platz für tagträumende Kinder!", kam es von hinten und Silan beeilte sich aus dem Saal zu kommen. Er quetschte sich an die Wand des Flurs und sah den Schülermassen zu, wie ein grauer Mantel nach dem anderen aus der Tür kam und versuchte noch schneller an den anderen vorbeizukommen. Er hasste dieses Gedränge, obwohl er es nicht anders kannte und eigentlich daran gewöhnt sein sollte. Da die Kinder so schnell waren, brauchte es nicht lange, bis der Flur endlich wieder leer war und Silan ungestresst den Weg nach draußen einschlagen konnte. Er ging zu der Stelle zurück, an der er davor gestanden hatte, immer auf der Hut, der Hexe nicht wieder zu begegnen, aber Gott sei Dank, hatte sie sich verzogen. Von hier hatte man eine gute Sicht auf das flache Gelände neben der Schule. Während sich auf der anderen Seite ein riesiger Wald ausbreitete, lagen die Wiesen hier brach. Es war eine endlose Weite, die nach dem Horizont ins Nichts zu führen schien. Und genau dort hinten türmte sich, noch ganz klein, eine schwarze Wolke auf.

„Die wird noch größer", sagte eine weibliche Stimme plötzlich neben ihm und Silan drehte sich erschrocken nach rechts. Fast hätte er damit gerechnet wieder eine Hexe zu sehen, aber dafür war die Stimme zu klar und hell. Neben ihm stand auch keine Hexe, sondern ein großes Mädchen mit blonden Haaren, die ihr bis zu den Fersen gingen. An ihrem Rücken standen kleine, grüne Stummel hervor. Wahrscheinlich die Überreste der Flügel, die sie einmal gehabt haben muss.

„Muss man davor Angst haben?", fragte Silan.

„Du nicht, die anderen vielleicht schon."

„Warum ich nicht?"

Kurz kam keine Antwort und fast dachte Silan, dass die Fee wieder gegangen wäre.

„Du bist nicht wie die anderen. Das da vorne ist eine Giftwolke, die das Gemüt eines jeden angreift, indem es in den Körper eindringt und sich im Herzen einnistet. Wenn man Glück hat, stirbt man dabei oder kurz danach, wenn man Pech hat muss man weiterleben, mit den Schmerzen, die einem ein aufgewühltes Gemüt gibt. Die Erzählungen sind nicht schön. Aber du besitzt etwas, das nennt sich Geduld und damit rettest du dich." Dabei sah sie mir fest in die Augen.

„Woher weißt du das?", fragte Silan, obwohl er die Antwort schon fast wusste.

Die Fee lachte. „Ich bin eine besiegte Fee, die schon seit mehr als vierhundert Jahren hier lebt. Ich habe vieles gesehen und erlebt und jetzt ist meine Zeit gekommen endlich hier alles hinter mir zu lassen. Die Erfahrungen, die ich gesammelt habe, haben keinen Wert mehr für mich, aber der einzige Weg sie zu erhalten, ist, sie weiterzuerzählen." Sie kniete sich vor ihm nieder. „Hier sind sie gut aufgehoben, daran glaube ich." Ihre Hand lag auf Silans Herz. Er wusste nicht, was er dazu sagen sollte, denn so ein Gespräch hatte er noch nie geführt und er wusste nicht so ganz anzufangen mit den Informationen, die er bekommen hatte. Natürlich lebte er in einer Welt, in der man mit allem rechnen musste, aber an so etwas hatte er trotz allem nicht gedacht.

„Du hast noch eine Minute. Wenn du noch rechtzeitig zur Stunde erscheinen willst, würde ich mich beeilen." Die Fee stand auf und gab somit das Zeichen auch für ihren Aufbruch. Silan nickte gehorsam und als er noch einmal aufsah, war die Fee verschwunden. Silan warf noch einen Blick auf die Wolke und rannte dann in sein Klassenzimmer. Tatsächlich kam er noch rechtzeitig, aber der Unterricht war das Letzte, das ihn jetzt interessierte. Wie wenig doch passiert war während dem Gespräch, aber wie aufgewühlt er jetzt doch war.

Die nächsten Tage flogen an ihm vorbei, ohne dass er etwas Nennenswertes davon mitnahm. Er vergrub sich noch mehr in sich selbst, als er es sowieso schon tat, und stattete der Wolke regelmäßig einen Besuch ab. Jeden Tag wurde sie größer, aber Angst verspürte er keine, wie es die Fee gesagt hatte. Die Fee selbst sah er erstmal nicht mehr, bis sie plötzlich am Fenster zu seinem Klassenraum stand, nur um ihm zuzuzwinkern und sich dann nach unten fallen zu lassen. Überstürzt war er daraufhin zum Fenster gerannt, um zu sehen, ob die Fee sich wehgetan hat, schließlich konnte sie ja nicht mehr fliegen. Aber da stand sie plötzlich unten auf dem Weg und winkte freudig, bevor sie um eine Ecke verschwand. Als er sich umdrehte bemerkte er gerade noch so die komischen Blicke der anderen, die sich geschäftig wieder ihren Aufgaben zuwandten und so taten, als hätten sie ihn nie zum Fenster rennen sehen. Verwirrt ließ er sich vom Strom der Zeit treiben, bis zum nächsten Morgen. An diesem Tag begann die Schule verrückt zu spielen.

Die Hexen konnten sich wohl nicht mehr entscheiden, wo sie gerne sein würden, denn sie wechselten auffällig häufig ihren Standort. Dort, wo gerade noch eine gestanden hatte, blieb nur noch ein Luftzug übrig. Das schlimmste kam aber erst kurz vor dem Mittagessen.

„Die Essensausgabe und die Tische des großen Saals wurden auf den Platz neben der Schule verfrachtet", tönte es aus den Wänden der Schule. Auf diese Durchsage hin hing ein Schild mit der Aufschrift „Wegen Reinigungsarbeiten geschlossen" an der Tür zum großen Saal. Alleine dieser Hinweis war suspekt, da das Schloss noch nie Reinigungsarbeiten gebraucht hatte (schließlich gab es ja so was, das nannte sich „Schüler"), aber als unter der Tür ganz schwach schwarzer Rauch hervorquoll, wusste Silan, dass es keine Reinigungsarbeiten gab, sondern die Wolke die Schule erreicht hatte. Die Bestätigung wartete draußen, denn von den dort aufgestellten Bänken hatte man einen guten Blick darauf, wie sich der Rauch langsam über den ganzen Himmel ausbreitete, was jedem Angst zu machen schien, außer Silan. Nervös rutschten die Schüler auf ihren Stühlen herum, an Gespräche war kaum zu denken.

Silan wartete all die Zeit geduldig auf ein Zeichen, das ihm sagte, was zu tun war. Er hatte ein riesiges Vertrauen in die Fee, dass sie wieder zu ihm kommen würde. Und tatsächlich ließ sie sich am Abend wieder sehen.

Plötzlich stand sie in der Duschekabine des völlig verschreckten Silans und sagte: „Wir müssen in den Keller gehen, dort ist der einzige sichere Platz!"

In die darauf folgende Stille flüsterte Silan: „Darf ich mich noch anziehen?"

Die Fee verkniff sich ein Grinsen. „Geh schon", rief sie gespielt verärgert und Silan beeilte sich nicht zu viel Zeit zu verschwenden.

Noch mit tropfend nassen Haaren rannte er ihr schließlich hinterher in die Kellergebäude. Nur ganz selten war er hier gewesen, sodass es für ihn nun sehr sonderbar war. Jeder Schritt hallte von den Wänden zurück und die Tropfen seines nassen Haares klangen unerträglich laut. Alles schien die gleiche graue Farbe zu haben, fast noch grauer als die Schule oberhalb schon war, und Silan wunderte sich, wie die Fee überhaupt noch wusste, wo sie waren.

Vor einer schwarzen Tür in der Wand blieb sie stehen und sagte: „Hier kannst du leben."

Silan bewegte sich nicht vom Fleck und sah nur verängstigt in das Loch, das sich hinter der Tür offenbarte.

„Hab keine Angst, Silan. Ich werde zwar nicht bei dir sein könne, aber ich werde die Wolke überleben und dann komme ich zurück zu dir und hole dich hier raus. Die Zeit mag dir ewig scheinen, aber denk immer daran, dass ich zurückkommen werde. Es ist der einzige Weg für dich zu überleben. Nutze deine Kraft der Geduld. Gift kann nur dort angreifen, wo etwas nicht geschützt ist. Also schütze dein Herz und sei stark und geduldig. Du kannst den Weg alleine gehen, hab bloß keine Angst." Ein letztes Mal drückte sie ihn an sich. Silan ließ es stumm über sich ergehen, obwohl es das erste Mal war, dass ihn jemand umarmte. Es war ihm unmöglich jetzt zu denken, denn die Angst hatte sich um ihn geklammert und wollte ihn nicht wieder freigeben.

„Hier nimm das." Die Fee gab ihm ein kleines leuchtendes Glas. „Es soll dir als Glücksbringer dienen und dich an mich erinnern, sowie mir als Pfand dienen, damit ich zurückkomme." Ihre Hände umschlossen seine und schoben ihn ganz langsam in das Loch. „Mach's gut."

Noch ein letzter aufmunternder Blick von ihr, dann schlug die Tür zu und ließ Silan alleine in der Dunkelheit stehen.


1882 Wörter

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↬ A/N ↫
Ich hab's jetzt doch noch geschafft auf den letzten Drücker eine Geschichte zu schreiben. Dafür hab ich drei Stunden meines Schlafes hergegeben xD

Bei der Geschichte hab ich echt lange gebraucht, weil ich lange nicht wusste, was ich schreiben sollte. Erst hab ich an normales Gift gedacht und versucht daraus eine Geschichte zu machen, aber es kam nicht wirklich etwas zu Stande. Aber ich wollte unbedingt eine Hexe mit dabei haben, weil ich mir erst ein Regal voll mit Gift vorgestellt habe und dazu hat eine Hexe einfach super gepasst. Den ersten Satz in dieser Geschichte habe ich mir schon bei der ersten Idee überlegt und darauf habe ich schlussendlich dann auch diese Geschichte aufgebaut. Ich bin nicht komplett zufrieden, aber ich hatte am Schluss fast keine Zeit mehr.

Milou117

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