One for All

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Meine Abgabe für den Tintenkrieg Schreibwettbewerb von Allie_Diana zum Thema Nr. 1, bei dem wir uns von unserem Lieblingsgedicht inspirieren lassen sollten.

Vermutlich werden es die meisten von euch erkennen oder zumindest das Gedicht kennen. Um Spoiler zu vermeiden, kommt der Name des Gedichts ganz unten, zudem füge ich das ganze ein für diejenigen, die es nicht kennen.

808 Wörter

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Die Sonne strahlte mit aller Kraft, die sie im Herbst noch aufbringen konnte und einzelne Wolkenschlieren wurden vom Wind über den zartblauen Himmel gejagt. Möwen kreischten und tauchten in das glitzernde Wasser, das weiße Schaumkronen bildete, wenn unser Schiff durchpflügte. Es war das perfekte Wetter und doch konnte ich es nicht abwarten, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Das ständige Geschaukel half meinen Frühstück nicht gerade, dort zu bleiben, wo es hingehörte.

"Wann sind wir endlich da? Wie lange dauert diese Fahrt denn noch?", beschwerte ich mich zum wiederholten Mal. Meinem kleinen Bruder schien es zu gefallen, er lehnte sich gefährlich nah über die Reling und zeigte aufgeregt auf die Möwen. Von ihm bekam ich keine Antwort. Ebenso wenig von meiner Mutter, die ganz auf ihren Sohn fixiert war.

Mein Vater brummte nur etwas unverständliches und blätterte wieder in seiner Zeitung um. Genervt wandte ich mich an meine Großmutter, die für diesen fantastischen Familienausflug verantwortlich war. Auf so etwas langweiliges kamen ja auch nur alte Leute.

Ich konnte den Ausdruck in ihren dunklen Augen nicht deuten. Wollte sie mich tadeln oder bemitleidete sie mich? "Bestimmt nicht mehr lange, ich schätze eine halbe Stunde", beantwortete sie überraschenderweise meine Frage und fügte, nachdem sie ihren Hut, den der Wind beinahe von ihrem Kopf geweht hätte, in ihren Schoß gelegt hatte, hinzu: "Wenn du möchtest, kann ich dir eine Geschichte erzählen, damit die Zeit schneller vergeht."

Eine Geschichte? Ich war doch kein kleines Kind mehr, aber immer noch besser, als nur übers Wasser zu starren und auf Land zu hoffen. "Na gut." Bestimmt würde es mich auch von meinem Magengrummeln ablenken, ein Versuch war es zumindest Wert.

"Schon vor über hundert Jahren fuhren Schiffe über diesen See, eines davon ging in die Geschichte ein. Die Schwalbe. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr Steuermann, denn er war ein wahrer Held."


Das leise Knarzen und Schaukeln des Schiffs, Möwengeschrei und das Rauschen der Wellen vermischte sich mit dem hellen Lachen von Kindern, weitergetragen von einer sanften Brise. Die reichen Damen schützten mit seidenen Schirmchen ihre Haut vor der hellen Sonne, die Herren vertreibten sich ihre Zeit mit einem Kartenspiel und Alkohol. Über und unter Deck eilte die Schiffsbesatzung umher.

Es war ein perfekter Sommertag und der Dampfer pflügte mühelos durch das glasklare Wasser, in dem sich die Wolken spiegelten. Alle Passagiere waren in bester Stimmung, eine Band spielte Musik, es wurde getanzt, gelacht und gesungen. Nur noch dreißig Minuten, bis die Fahrt ein Ende fand.

Ein schriller Schrei übertönte die Musik. "Feuer!", schallte es aus dem Schiffsraum, Qualm begleitete die an Deck eilenden Matrosen wie lebendige Schatten. Die zuvor heitere Stimmung wich der Panik, als Rauch aus Luken und Kajüten drang. Noch zwanzig Minuten.

Passagiere und Schiffsbesatzung, alle drängten sich an den Bug, fern der aufkommenden Flammen, die sich an Deck des Schiffs zogen. Alle, bis auf einen. "Noch da, Steuermann?", fragte der Kapitän durch ein Sprachrohr, den Mann am Steuer konnte er durch die Rauchwolke nicht mehr sehen.

"Ja, noch da", kam es zurück. Er hielt das Schiff weiterhin Richtung Ufer, trotz des Qualms, der ihm die Sicht erschwerte. Noch zehn Minuten, bis sie den Strand erreichen würden.

Das Knistern der Flammen vermischte sich mit dem Schreien und Schluchzen der Menschen, übertönte die Brandung. In das Sprachrohr rief der Kapitän: "Halte aus!" Die ersterbende Antwort: "Ja, Herr."

Da ging ein Ruck durch das Schiff, der rettende Strand war erreicht. Alle sprangen sie vom Schiff, entkamen dem Feuer, das alles zu verschlingen drohte. Alle waren sie gerettet. Nur einer nicht.

Einer gab sein Leben, um alle zu retten. Seinen Dienst hatte er vollbracht, tausendfach.

Es schallten die Glocken, es schwiegen die Menschen, in stillem Gedenken. Kein Auge tränenleer. Hinab in das Grab ließen sie den Sarg mit Blumen bedeckt.

In goldner Schrift auf dem Mamorstein, da prangte ihr Dankspruch an ihren Retter. Er hielt das Steuer in Qualm und Brand, hat uns gerettet allesamt. Er trägt die Kron, unsere Liebe sein Lohn.

"Wieso ist der Steuermann nicht einfach zu den anderen gelaufen, das Schiff wäre doch bestimmt auch so ans Ufer gekommen, oder nicht?" Auch ohne Großmutters Blick konnte ich mir die Frage selbst beantworten. Vermutlich wäre es weiter auf den See getrieben oder es hätte einfach viel länger gedauert.

Wäre er nicht gewesen, hätten es viele nicht überlebt, manche wären bestimmt ins Wasser gesprungen, aber ertrunken, wenn sie nicht schwimmen hätten können. Ich schluckte schwer, um den Kloß in meinem Hals wegzubekommen.

"Wie hieß denn der Steuermann?", fragte ich stattdessen. "John Maynard. Sein Name war John Maynard."

Bevor ich fragen konnte, ob die Geschichte wirklich so passiert war oder ob sie sich das nur ausgedacht hatte, erreichten wir den Hafen. Passagiere eilten an uns vorbei und meine Mutter scheuchte mich und meinen Bruder ebenfalls Richtung Ausgang. 

Zum Glück war auf unserem Schiff kein Feuer ausgebrochen und kein heldenhafter Steuermann musste sein Leben für uns riskieren. Ich konnte froh sein, dass unsere Schiffahrt so ereignislos verlaufen war.

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Wer hat erraten oder hat eine Vermutung, um welches Gedicht es sich handelt? (Tipp: der Titel kommt in der Geschichte vor ;) )

Wie hat euch die Geschichte gefallen?

Ich bin um ehrlich zu sein ziemlich unzufrieden, aber naja...


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John Maynard, von Theodor Fontane

John Maynard!
"Wer ist John Maynard?"
"John Maynard war unser Steuermann,
aushielt er, bis er das Ufer gewann,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron',
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Die "Schwalbe" fliegt über den Erie-See,
Gischt schäumt um den Bug wie Flocken von Schnee;
von Detroit fliegt sie nach Buffalo -
die Herzen aber sind frei und froh,
und die Passagiere mit Kindern und Fraun
im Dämmerlicht schon das Ufer schaun,
und plaudernd an John Maynard heran
tritt alles: "Wie weit noch, Steuermann?"
Der schaut nach vorn und schaut in die Rund:
"Noch dreißig Minuten ... Halbe Stund."

Alle Herzen sind froh, alle Herzen sind frei -
da klingt's aus dem Schiffsraum her wie Schrei,
"Feuer!" war es, was da klang,
ein Qualm aus Kajüt und Luke drang,
ein Qualm, dann Flammen lichterloh,
und noch zwanzig Minuten bis Buffalo.

Und die Passagiere, bunt gemengt,
am Bugspriet stehn sie zusammengedrängt,
am Bugspriet vorn ist noch Luft und Licht,
am Steuer aber lagert sich's dicht,
und ein Jammern wird laut: "Wo sind wir? wo?"
Und noch fünfzehn Minuten bis Buffalo. -

Der Zugwind wächst, doch die Qualmwolke steht,
der Kapitän nach dem Steuer späht,
er sieht nicht mehr seinen Steuermann,
aber durchs Sprachrohr fragt er an:
"Noch da, John Maynard?"
"Ja, Herr. Ich bin."

"Auf den Strand! In die Brandung!"
"Ich halte drauf hin."
Und das Schiffsvolk jubelt: "Halt aus! Hallo!"
Und noch zehn Minuten bis Buffalo. - -

Noch da, John Maynard?" Und Antwort schallt's
mit ersterbender Stimme: "Ja, Herr, ich halt's!"
Und in die Brandung, was Klippe, was Stein,
jagt er die "Schwalbe" mitten hinein.
Soll Rettung kommen, so kommt sie nur so.
Rettung: der Strand von Buffalo!

Das Schiff geborsten. Das Feuer verschwelt.
Gerettet alle. Nur einer fehlt!
Alle Glocken gehn; ihre Töne schwell'n
himmelan aus Kirchen und Kapell'n,
ein Klingen und Läuten, sonst schweigt die Stadt,
ein Dienst nur, den sie heute hat:
Zehntausend folgen oder mehr,
und kein Aug' im Zuge, das tränenleer.

Sie lassen den Sarg in Blumen hinab,
mit Blumen schließen sie das Grab,
und mit goldner Schrift in den Marmorstein
schreibt die Stadt ihren Dankspruch ein:

Hier ruht John Maynard! In Qualm und Brand
hielt er das Steuer fest in der Hand,
er hat uns gerettet, er trägt die Kron,
er starb für uns, unsre Liebe sein Lohn.
John Maynard."

Ja, ich hab das kopiert, da ich es ausnahmsweise nicht alles abtippen wollte. xD

Und im Grunde ist es eine Ballade, fällt aber auch irgendwie unter Gedicht, oder?

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Was auch noch ganz interessant ist, in Wirklichkeit ist das so nie passiert und auch das Grab von John Maynard existiert gar nicht.

Aber es beruht auf einem wahren Ereignis, wo ein Schiff von Buffalo nach Erie unterwegs war und der Schiffsraum vermutlich wegen Terpentin Feuer gefangen hat. Es waren rund 200 Passagiere an Deck.

Anders als in der Geschichte ging das aber nicht so gut aus, denn es überlebten nur 29! Laut unterschiedlichen Quellen verstarb der Steuermann im Feuer, laut anderen überlebte er schwer verletzt, wurde, um seine Schuldgefühle zu ertränken, Alkoholiker, landete im Armenhaus und verstarb dort.

Also mir gefällt da die Legende von John Maynard besser und so setzten sich deutsche Touristen 1992 auch dafür ein, dass zu seinen Ehren an der Hafenmauer von Buffalo eine Gedenktafel angebracht wurde. Wenn schon kein Grab mit einer goldenen Mamorinschrift, dann doch zumindest das. xD

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