Weißt du, wie viel Sternlein stehen?

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Hell, leuchtend, funkelnd. Sie sind so unerreichbar und doch scheinen sie so nah. Sie ziehen weiter und doch scheint es für uns, als bleiben sie allzeit an der gleichen Stelle. Sie zeigen uns, wo wir sind, sie führen uns im Zweifel nach Hause.

Wie jeden Abend sitzt das kleine Mädchen auf der breiten Fensterbank ihres Kinderzimmers und blickt hinaus, nach oben, in den Himmel. Es ist beinahe schon ihr eigenes, ganz persönliches Ritual, wenn sie sich in ihre Kuscheldecke einmummelt, um die Sterne zu zählen. Jedes Mal versucht sie es, jedes Mal scheitert sie irgendwann. Doch das macht nichts. Es kommt nicht darauf an, zu wissen, wie viele Sterne in dieser Nacht über sie wachen werden. Alles, was zählt, ist die Tatsache, DASS sie über sie wachen.

„Was machst du denn da?" Eine Stimme durchbricht die Stille. Augenblicklich dreht sich das Mädchen mit den schwarz gelockten Haaren herum und ein Lächeln zaubert sich auf ihr Gesicht. „Oma, Oma, schau doch mal!" Vor Begeisterung wippt das Mädchen hin und her, bis die Angesprochenen ihrer Aufforderung nachgekommen ist. „Was ist denn?", möchte sie leicht lachend wissen, sobald sie bei ihrer Enkelin angekommen ist. „Schau mal, wie schön die Sterne da oben leuchten." Verträumt blickt die Schwarzhaarige erneut aus dem Fenster.

„Oma?" Die Kleine wendet ihren Blick nicht von dem wunderschönen Anblick und redet einfach weiter. „Wieso leuchten die Sterne eigentlich so hell?" „Na, weil sie geputzt werden", antwortet die Großmutter ganz selbstverständlich. „Geputzt?!" Nun wendet sich das Mädchen doch für einen Moment vom Fenster ab, um ihren verdutzten Blick auf die Ältere zu richten. „Ja, natürlich", lacht diese leicht, als sie den Unglauben in den großen Augen der Kleinen sieht. „Und wer putzt die Sterne?", fragt die Schwarzhaarige aufgeregt weiter. Die Ungläubigkeit ist schon wieder aus ihrem Gesicht verschwunden. Pure Spannung hat sich stattdessen breit gemacht.

„Du, Ich. Ein jeder hat mal einen Stern geputzt." Jetzt ist die Jüngere Feuer und Flamme. Sie selbst soll einmal da oben gewesen sein?! Sie selbst soll dafür gesorgt haben, dass diese wunderschönen Sterne so zauberhaft glänzen?!

„Aber wann? Und warum? Und wieso kann ich mich nicht daran erinnern Und-" Ein helles Lachen durchbricht den Redeschwall des aufgedrehten Kindes. „Du kannst dich nicht daran erinnern, weil du da noch gar nicht geboren warst, Engelchen." Aufgedreht wippt die Kleine hin und her. Sie riecht förmlich die nahende Geschichte und kann es kaum erwarten, den Rest zu erfahren.

„Weit du", beginnt die Großmutter zu erzählen, „Jeder Mensch auf dieser Erde – egal ob jung oder alt, groß oder klein besitzt einen Stern, der auf einen aufpasst. Und sobald die Sonne untergeht und dein Schutzstern erwacht, schaut er nach dir. Die ganze Nacht passt er auf dich auf, beschützt dich vor bösen Träumen und sorgt dafür, dass du gut schläfst."

„Hab ich auch so einen Stern?", unterbricht die Schwarzhaarige die Erzählung, woraufhin ihr Gegenüber schmunzelnd nickt. „Natürlich hast auch du einen. Und ich verspreche dir, dass immer, wenn du schläfst, er einen Blick auf dich wirft." „Welcher ist es?!" Begeistert krabbelt das Mädchen wieder näher ans Fenster und sucht den Himmel nach ihrem Stern ab. Doch woran soll sie ihn erkennen? Leuchtet er vielleicht extra hell? Oder wird er ihr vielleicht zuwinken, wenn sie nur lange genug wartet.

„Du kannst ihn nicht sehen, Engelchen." Ein wenig Enttäuschung breitet sich in der Kleinen aus. Dann aber schiebt sie sich wieder ein Lächeln auf die Lippen. „Und was hat das alles mit dem Putzen zu tun?"

„Das hat eine ganze Menge mit dem Putzen zu tun. Überleg doch mal, wieso sollte ein Stern sich dazu entscheiden, ausgerechnet, auf dich aufzupassen, hm?" Nachdenklich legt die Angesprochene ihre Kopf in den Nacken, wackelt mit den Beinen und tippt mit den Finger auf der Fensterbank herum.

„Weil ich immer ganz ganz lieb bin", schlussfolgert die Schwarzhaarige schließlich triumphierend. „Ja, das bist du auch", stimmt der Kleinen ihr Gesprächspartner lachend zu, „Aber fällt dir auch noch etwas anderes ein?" Wieder verfällt das Mädchen in ihre Denkpose.

Es dauert eine Weile, bis sie ihr Lächeln wiederfindet. Doch dafür wächst es umso schneller zu einem wissenden Grinsen heran. „Weil ich den Stern geputzt habe!" Stolz auf sich selber blickt die Kleinere mit strahlenden Augen zu ihrer Großmutter hinauf. „Ganz genau." Auch die Ältere trägt ein Lächeln auf den Lippen, als sie ihre Enkelin dabei beobachtet, wie sie wieder zu den Sternen hinaufblickt. „Also putze ich einen Stern, damit dieser dann später auf mich aufpasst?", will sie schließlich noch einmal sicher gehen, was ihre Großmutter mit einem sanften Nicken bestätigt.

„Glaubst du, ich war gut, im Putzen?" „Natürlich warst du das. Oder siehst du da oben einen einzigen Stern, der nicht so wunderschön und hell strahlt?" Konzentriert sucht die Kleine den gesamten Himmel ab, um am Ende glücklich den Kopf zu schütteln. „Nein, die sind alle ganz sauber." „Na siehst du."

Eine Weile bestaunen die Beiden noch den wunderschönen Nachthimmel, bevor sich die Ältere schließlich von der Fensterbank erhebt, was das Mädchen als Zeichen dafür sieht, sich ebenfalls umzudrehen. „Warte, Oma! Wohin gehst du?" Die Angesprochene führt zunächst ihre Handlung, den Lichtschalter am anderen Ende des Zimmers zu betätigen, zu Ende aus, bevor sie ihrer Enkelin eine Antwort gibt. „Es ist schon spät, denkst du nicht?" „Aber ich will doch noch ein paar Sterne anschauen. Was, wenn ich meinen Stern noch nicht gesehen habe und er jetzt traurig ist?"

Schmunzelnd kommt die Großmutter zurück zum Fenster, wo sie jedoch das Mädchen hochhebt, um sie aufs Bett zu setzten. „Den kannst du gar nicht übersehen haben. Es ist ja schließlich DEIN Stern. Der leuchtet nur für dich am allerhellsten. Und außerdem freut er sich sicher sehr, wenn du ihm auch morgen wieder ein bisschen beim Scheinen zusiehst. Für heute reicht es." Man sieht der Kleinen an, dass sie am liebsten protestieren würde, schlussendlich gibt sie dann aber doch nickend nach und krabbelt unter die Decke.

Auf den ersten Blicks scheint es so. Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, als würde die Schwarzhaarige ganz alleine in ihrem Bett schlafen. Doch blickt man aus dem Fenster, dort, wo die Sterne den Himmel beleuchten, so kann man sehen, wie einer der Sterne etwas näher gerückt ist. Vorsichtig streckt er sich ein wenig, bis er in das Zimmer der Kleinen hineinschauen kann, bevor sich ein zufriedenes Lächeln auf seinen Lippen bildet.

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