24 ✴ Gruppendynamik

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Mit meiner durchnässten, am Körper klebenden Kleidung - kletterte ich wieder aus dem Zelt.

Vor mir stand Silija. Ihre blonden Haare waren verknotet und zerzaust - etwas schnell hochgesteckt.
Sie hatte Augenringe und sah allgemein ziemlich runtergekämpft aus.
In ihrer linken Hand hielt sie einen Speer - an welchem ich beim genaueren Betrachten sah, dass vertrocknete Blutreste auf dem Spitz zu sehen waren.

Neben ihr standen Liana und Isabella - welche ihren eher feindseeligen Blick auf mich richteten.

Liana spielte mit einem Dolch in der rechten Hand und hob eine Augenbraue, während sie mich betrachtete.
Sie schien von den Drein noch am besten bei Kraft zu sein - jedenfalls auf den ersten Blick.

Denn dann sah ich, dass ihr linker Oberarm ungeschickt mit einem Stück Kleidung umwickelt war.
Teilweise sah man Blut hindurch, welche die nicht gerade sehr gute Binde durchtränkte.

Isabella hatte einen Ausdruck, welcher mir Gänsehaut bereitete.
War sie nicht bei der Ernte damals in Tränen ausgebrochen - weil ihr die Kapitolsdame so Angst gemacht hatte?
Nun aber stand sie da mit einem so bösen Blick - so dass sogar ich mich unsicher fühlte.

Ihre Fingerknöchel waren angeschürft - das Blut aber schon wieder getrocknet. Ihre braunen Haare schien sie sich selber gekürzt zu haben. Warscheinlich hatte sie mit einem Messer das Ganze gemacht - denn einige Strähnen waren noch länger als andere und allgemein sahen die Schnitte sehr verfranst aus.
So trug ihre dunkelbraunen Haare dadurch nun nur noch gut über Kinnlänge.

Ihre ebenso dunklen Augen fixierten mich, während ich meine Axt und Rucksack aus dem Zelt zog.
Ich spürte einen unangenehmen Schmerz, da ich den Messergurt zum Schlafen nicht ausgezogen hatte - aber dies hatte gerade jetzt keine Priorität.

"Bist du okay?",fragte mich Silija und runzelte besorgt etwas die Stirn.
Ich musste wohl ziemlich beschissen aussehen - denn so fühlte ich mich auch.

Etwas unsicher zuckte ich mit den Schultern und wusste nicht, was ich sagen sollte.
Ich war nicht okay.

"Tut mir leid wegen Colyn." Silija's Stimme war sanfter, während sie etwas nickte und mich nicht aus den Augen liess.
Ihre schönen, türkisen Augen fixierten mich - aber im Gegensatz zu Isabella, erschien mir dies äusserst angenehm. Liess mich einen Moment den Schmerz über Colyn's Tod etwas verblassen.
Es löste ein anderes Gefühl in mir aus - welches mir für einen Augenblick Wärme spendete.

"Genug jetzt von dieser Gefühlsduselei, Silija. Hast du etwa vergessen, wo wir uns hier befinden?",meldete sich nun Liana mit harter Stimme zu Wort, während sie den Kopf schüttelte und ihr Messer wieder an ihren Gurt hängte.

"Dich hats auch getroffen, als Yan starb, oder?",entgegnete Silija - nun wieder mit unsanfter Stimme - und sah ihre Verbündete kopfschüttelnd an.

Dies liess Liana kurz zögern. Sie runzelte wütend die Stirn und einige Tränen liessen ihre dunklen Augen glasig werden.

Ich schielte etwas unsicher zu Silija rüber, welche sich seufzend sogleich bei Liana entschuldigte.

"Sorry. Aber ihr beide wisst, wie es ist. Wir wären zu Viert um einiges stärker - als nur zu Dritt."
Silija strich sich eine ihrer blonden Haarsträhne hinter ihr Ohr - welches ebenso schon irgendeine Verletzung zu haben schien. Als hätte Jemand ihren Kopf gegen einen rauen Baum gestossen.

"Wieso zum Teufel sollten wir uns mit ihr verbünden?!" Liana trat kopfschüttelnd auf die Blonde zu.

"So wie sie aussieht, wird sie sowieso bald an ner Grippe sterben.",stimmte Isabella mit einem Nicken ihrer Verbündeten zu, während sie auf meine durchnässte Kleidung schaute.

"Vergiss es. Die hat doch so viele Sponsoren, dass die der sogar noch nen OP-Tisch hierhin schicken würden - wenns sein müsste.",murmelte Liana abfällig und schüttelte den Kopf. "Ausserdem können wir uns nicht mit gefühlt Jedem hier verbünden. Irgendwann wirds dann sowieso ernst."

"Ihr wisst ja - sobald nur noch wir hier auf der Insel sind, werde ich euch alle kaltblütig ermorden.",kam es trocken von Isabella, welche mit den Schultern zuckte.
Etwas perplex und verstört sah ich zu dem kleinen Mädchen vor mir.

Silija räusperte sich etwas und sah mich kurz mit einer angehobenen Augenbraue an, ehe sie etwas entschuldigend nickte.
"Jaaa...Liana und Isabella kennst du ja schon."

Liana und Isabella brachten mich nicht um - sahen mich aber immer noch mit misstrauischem Blick an, während mir Silija ein trockenes Tuch aus ihrem Rucksack gab.

Ich verstand sofort, wer hier das Sagen hatte.
Trotzdessen, dass die Zwei ihre Münder nicht schliessen konnten - war Silija hier Diejenige, die sagte, wo es lang ging.

Es war Nachmittag - ich hatte wohl doch einige Stunden geschlafen.
Nachdem ich mich mit dem, ziemlich saugfähigen, Tuch angetrocknet hatte - fühlte ich mich etwas besser.
Warscheinlich hatten die Spielemacher daran gedacht, solche Badetücher reinzugeben - da jeder Tribut schon am Anfang der Spiele klitschnass wurde.

Zwar waren meine Kleidung immer noch nass - aber in der Nacht wurde es hier zum Glück nicht allzu kalt.
Ausserdem hatte ich ja den Anfang mit dem unfreiwilligen Schwimmen im Meer - auch überlebt.

Während Silija und Isabella die anderen Zelte durchsuchten, durchsuchte ich meinen Rucksack.

Meine linke Hand brannte wie Feuer, nachdem ich sie von der verschmutzten Binde befreit hatte.
Ich desinfizierte sie mit dem Desinfektionsmittel meines Sponsorengeschenkes - und sah dann zu Liana rüber.

Sie hatte mir die ganze Zeit zugesehen und als ich mich an ihre Wunde an ihrem Oberarm erinnerte - hielt ich ihr das Desinfektionsmittel hin.

Überrascht sah sie mich an und hob die Augenbrauen.
"Dein Ernst?",fragte sie mich und ich sah, wie sie mich von unten bis oben betrachtete.
"Nimm einfach etwas davon.",antwortete ich ihr nickend und sie griff mit einem ganz leichten Lächeln auf den Lippen, nach dem Fläschchen.

Sie nickte mir etwas zu - zum Dank - und versorgte dann ihre Wunde ebenso.
Auch ich sah ihr einen Moment dabei zu, ehe ich meinen Rucksack wieder zumachte.

"Wie ist das passiert?",fragte ich Liana leise, als diese etwas das Gesicht verzog vor Schmerz.
Es sah nach einer Schnittwunde aus - und schien doch ziemlich tief zu sein.

"Ich bin über ein angekokelte Holzdiele gestolpert.", machte sie mich mit einem Grinsen auf den Lippen nach.
Ich wusste, dass sie sich über mich lustig machte - und doch musste ich kurz anfangen zu lachen.

Es fühlte sich komisch an, zu lachen. Oder schon nur zu lächeln. Als wäre mein Körper so auf das Weinen und die Angst fokussiert gewesen.

"Nein, ehrlich. Wer war es?"
"Es war Sheena. Nachdem sie...Yan getötet hatte."

Stirnrunzelnd sah ich zu der Schwarzhaarigen und nickte etwas. Auch ihr Mittribut war tot - und auch sie schien ihm nahegestanden zu haben.

Liana sah nachdenklich zu Boden, nachdem sie ihren Arm versorgt hatte und das Fläschchen mir zurückgab.
Nun reichte der Inhalt noch für einmal etwas zu desinfizieren.

Während ich das Desinfektionsmittel wieder versorgte, fing Liana wieder an zu reden.
"Eigentlich wollte sich Yan auch mit uns verbünden. Aber beim Blutbad am Füllhorn hat er sich vor lauter Angst verirrt. Als wir ihn dann gefunden hatten - war Sheena schon bei ihm gewesen..." Liana's Augen füllten sich mit Tränen und sie schüttelte den Kopf.
"Diese Sheena...sie ist vollkommen verrückt, sag ich dir.",flüsterte sie und sah mich nickend an.

"Wieso?",fragte ich leise, nachdem Liana nicht weiterreden wollte.
"Hat ihm mit ihrem Kurzschwert den Kopf abgehauen - einfach so. Ohne zu zögern. Wollte dann auch auf uns los, aber sie wusste, dass sie gegen drei Leute nicht so gute Chancen hatte. Nachdem sie mich am Arm erwischt hatte und Silija gegen einen Baum fast blutig gedrückt hatte - lief sie weg. Mit viel Müh' und Not hatte es Isabella noch geschafft, Silija's Speer in ihre Schulter zu stechen, aber dies hatte Sheena fast gar nicht gestört."

Stirnrunzelnd dachte ich über diese Geschehnisse nach und nickte langsam. Leute aus Distrikt 11 waren normalerweise keine Karrieros - also konnten sie doch nicht solche Mordgelüste haben. Oder etwa doch? Ich erinnerte mich daran, Sheena fast nie im Training gesehen zu haben.

"Tut mir leid wegen Yan."
"Tut mir leid wegen Colyn."

Langsam aber sicher fing es an zu dämmern - oder jedenfalls verschwand die Sonne langsam aber sicher hinter den Wolken.

"Kommt jetzt. Wir sollten einen Unterschlupf suchen, bevor es Nacht wird und diese Dinger wieder ausrücken."

Etwas fragend sah ich zu Liana, als sie dies sagte. Diese grinste etwas, während sie ihre schwarzen, widerspenstigen Haare zusammenband.
"Diese Ureinwohner-Dinger. Du weisst schon.",erklärte sie mir, froh darüber, dass sie mir etwas beibringen konnte.

"Und die kommen nur nachts?"
"Bis jetzt schon. Aber wer weiss, was sich die Spielemacher noch ausdenken."

Wir durchsuchten die letzten Zelte nach irgendetwas Brauchbarem - fanden aber bloss verdorbene Konserven oder durchnässte und angeschimmelte Kleidung.

Also gingen wir zu Viert - alle eine Waffe bereit in der Hand - weg vom Zeltplatz.
Isabella schlug während sie ging, immer mit ihrem Messer Zweige, von Sträuchern neben sich, ab.

Silija erzählte mir, dass sie, Liana und Isabella schon seit Anfang miteinander verbündet waren.
Am ersten Tag waren sie zu einer zerstörten Stadt gekommen und Unterschlupf gesucht - sie wäre in die entgegengesetzte Richtung vom Kommandohaus gelegen.

Auch dort waren komische Sachen zu finden gewesen.
Zwar waren es keine Fotos, aber verblasste Bücher über verschiedene gefallene Tribute der letzten Jahre. Ihre Angaben - Dokumente und letztendlich ihre Todesursache.
"Keine Ahnung was sich das Kapitol ausgedacht hat - es ist aber auf jeden Fall echt beschissen."

In diesem Moment ertönte der Kanonenschuss - und das Bild von Timo Daybirth aus Distrikt 5 war zu sehen.

Wir waren alle Vier stehengeblieben - und gingen dann schliesslich schweigend und angespannt wieder weiter.
Was für ein unbeschreiblich schlimmes Gefühl es war, wenn so etwas etwas Normales sein musste. Etwas, was man akzeptieren musste. Etwas, was nichts schlimmes mehr war.

Irgendwann gingen wir am Flussufer nach, ehe sich vor uns Berge und Felsen anfingen zu türmen.
Sehr viele Höhleneingänge waren zu sehen - für manche musste man ein, zwei Meter kletterten, um in sie reinzukommen.

"Perfekt, oder?",meldete sich Isabella zu Wort und fing sogleich an, in eine solche zu klettern. Es waren gut zwei Meter über Boden - und teilweise war der Eingang von Sträuchern und Bäumen verdeckt.

"Ja, perfekt..",flüsterte ich leise für mich selbst und folgte ihr nach Liana und Silija in die Höhle hinein.

Die Sonne ging unter und wir hatten uns so gut es ging, eingerichtet. Ein Feuer konnten wir natürlich nicht zünden - vor allem hätte es sowieso eine Gefahr dargestellt, da in der Höhle noch einige getrocknete Zweige und Äste lagen.

Wir sassen alle an die kalte Felsenwand angelehnt da und schwiegen eine Weile.
"Okay, zwei sollten Wache halten und die anderen schlafen. Irgendwann wechseln wir uns dann ab.",entschied Silija nickend und ich bemerkte, dass sie wirklich oft zu mir rübersah.
Vielleicht bildete ich mir das auch bloss ein.

Als erstes schlief sie und Liana. Isabella und ich schwiegen ebenso noch eine Weile, ehe sie sich gegenüber von mir in der Höhle hinsetzte und mich betrachtete.

Ich sah ebenso nachdenklich zu Isabella rüber, als ich mich an die Ernteausstrahlung in ihrem Distrikt erinnerte.
Sie hatte damals angefangen zu weinen - vor Angst. Weil die Kapitolsdame so schrill und aufdringlich ihre Hand geschüttelt hatte.

Wie konnte das kleine Mädchen nun aufeinmal so verändert sein?
Wollte sie nun um jeden Preis versuchen, stark auszusehen? Diese Maske aus Stärke und Kaltblütigkeit - fast schon Verrücktheit - aufsetzen?

"Was ist passiert?",fragte ich Isabella also leise und schüttelte etwas den Kopf.
Das Mädchen runzelte die Stirn und sah mit traurigem Blick einen Moment in die Nacht hinaus.

Sie verstand, weshalb ich sie das fragte. Und warscheinlich wusste sie ebenso schon genau, dass ich mir die Antwort schon denken konnte.

"Meine Eltern waren abhängig von Morfix. Gaben gefühlt jedes Geld was wir hatten, dafür aus. Liessen mich Tesserasteine einsetzen, wenn sie mal wieder zu wenig hatten... Sie nannten mich in der Schule immer Morfix-Mädchen." Nun schien sie endlich wieder wie sich selbst - und ich wusste nicht, was ich dabei fühlen sollte.

Ich sah stirnrunzelnd zu Boden. "Das tut mir leid.",flüsterte ich nickend. Und das tat es auch.

Isabella zuckte etwas mit den Schultern und wich meinem Blick etwas aus.
"Ich schätze...ich wollte endlich einfach mal nicht mehr schwach sein. Ist das irgendwie verständlich?"

Ihr Blick war fragend - und auf einen Schlag schaute mir ein unschuldiges, kleines Mädchen in die Augen. Welches verletzt vom Leben war - zerstört. Verzweifelt nach irgendeinem Weg suchend, dass es wieder besser wird.
Und sie war noch so jung - sie sollte noch nicht so viel Leid in ihrem Kopf haben.

"Ich versteh das vollkommen.",flüsterte ich also und musste aufpassen, dass meine Stimme nicht vor Emotionen anfing zu zittern.

Isabella hob einen Mundwinkel und nickte leicht. Sie sah so unfassbar müde aus.

"Hey, wie wärs wenn du auch schläfst?",schlug ich also mit sanfter Stimme vor und setzte mich etwas gerader hin.
"Ich hatte ja vorhin schon wieder etwas Schlaf. Ich wecke dann Jemanden, der mich ablösen kann."

Dies zauberte Isabella ein kurzes Grinsen auf die Lippen. Sie lehnte sich zu mir rüber und stiess mir spielerisch kurz an die Schulter, ehe sie sich mit einem verschmitzten "Danke dir" hinlegte.

Einen Moment sah ich zu, wie Isabella einschlief - ihren Rucksack als Kissen benutzend.

Dann sah ich nachdenklich in den Wald hinaus. Mir kam es nach einer Weile vor, als würden Tage vergehen - auch wenn es die ganze Zeit Nacht war.
Ich fühlte mich wach, sodass ich lieber die Drei schlafen lassen wollte. Dies hatten sie verdient.

Den Gedanken daran, dass auch ihnen etwas passieren konnte, konnte ich mittlerweile nicht mehr wegschieben.
Nicht nachdem, was Colyn passiert war.

Meine Augen füllten sich mit Tränen, als ich an ihn dachte. Mit zittrigen Fingern strich ich über meine Wangen und wischte dann meine mit Tränen benetzten Fingern an meiner Hose ab.

Und dann bemerkte ich etwas - ein Licht. Ein kleines Feuer.
Welches von einem Baum gleich bei der Höhle kam.

Alles ging viel zu schnell.
Das Feuer erhellte Denjenigen, der eine Flasche in der Hand hielt, bei welcher ein Stück Stoff hinausschaute und durch das Feuerzeug in seiner anderen Hand - brannte.

Ein Grinsen zeichnete sich auf dem Gesicht von Newell Plimpton aus Distrikt 2.
Und dann warf er die Flasche in unsere Höhle.

Das nächste, an was ich mich erinnerte, war das Geräusch von zerbrechendem Glas - und ein brennender Schmerz an meinem rechten Bein.

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