Kapitel 11: Move Teil 2

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng


Während der Gründung und den Anfängen der neuen Girlgroup, ging es schleppend mit Sook und Suga dahin. Beide hatten kaum Zeit für private Dinge, geschweige denn, den Kopf frei genug, um intensiver über das zufällige Zusammentreffen von vor der Gründung nachzudenken.

Als es schließlich bei beiden wenigstens ein bisschen leichter wurde, begegneten sich Suga und Sook erneut zufällig auf dem Gang. Fast so, als wäre es Schicksal, sich ständig dort über den Weg zu laufen.

Sook hatte einen Stift und einen Block in der Hand und summte leise vor sich hin. Sie hatte gerade eine Melodie im Kopf, die sie zu einem Song verfassen wollte.

Sie spielte schon länger mit dem Gedanken, ihrem verstorbenen Vater einen Song zu schreiben – unabhängig davon, ob sie ihn im Tonstudio aufnehmen würde oder sie ihn veröffentlichen dürfte.

Sie wollte ihn einfach schreiben, weil ihr noch so viel auf der Seele brannte und sie sich dadurch erhoffte, ein bisschen über seinen Tod hinweg zu kommen.

„Hey, singst du schon wieder?", hörte sie eine belustigt klingende Stimme hinter sich.

Die Leaderin von SixSenses drehte sich um und blickte in das Gesicht von Suga.

„Yoongi? Hi", sagte sie.

Sie verneigten sich kurz voreinander.

„Seltsam, dass wir uns immer hier im Gang treffen", sagte der Main Rapper ruhig, dennoch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sook erwiderte sein Lächeln. „Was machst du? Schreibst du einen Song?"

Sook nickte. „Ja, ich habe schon seit einiger Zeit eine Melodie im Kopf und na ja..." Sie machte eine Pause, weil sie sich nicht sicher war, ob sich Suga noch an den Tod ihres Vaters erinnerte. „Es soll ein Song für meinen Vater werden"

„Richtig, er ist ein paar Monate vor eurem Debüt gestorben"

Sook entfuhr ein glückliches Grinsen, weil er sich tatsächlich daran erinnerte.

Sie nickte freudig. „Ja, genau"

„Und was ist mit dem Song?", fragte Suga.

„Irgendwie komm ich nicht so voran, wie ich möchte", gab Sook zu und seufzte. „Einen Song zu schreiben, ist gar nicht so einfach. Ich möchte, dass er gut und schön wird, aber... na ja... Ich habe wirklich Respekt vor euch, dass ihr so viele Songs schreiben könnt, ohne dass euch die Ideen ausgehen. Besonders du, Namjoon und Hoseok seid da ein Vorbild für mich. Ich hoffe, dass ich das auch eines Tages kann"

„Songs schreiben liegt nicht jedem", lächelte Suga sanft. „Und vor allem muss man es üben, wie bei jeder Fähigkeit und bei jedem Hobby. Die Jungs und ich konnten das am Anfang auch nicht sofort, so wie heute" Sein Lächeln wurde breiter. „Aber es freut mich, dass du anfängst deine eigenen Songs zu schreiben. Die meisten Idols trauen sich das nicht oder dürfen es auch nicht. Das ist schade"

„Ja, es ist cool, dass Bang Shi Hyuk euch so viel Freiraum lässt", sagte Sook.

„Anfangs war das aber ein Risiko für ihn", wandte Suga ein. „Es war ja auch nicht sicher, ob diese Lieder, die wir schrieben, dann von den Fans angenommen werden würden"

„Aber es hat geklappt und ihr wart die Vorreiter dafür", grinste nun Sook. „Nun folgten viele Idols eurem Beispiel und schreiben bei ihren Songs ebenfalls mit"

Suga zuckte mit den Schultern. „Na ja, so sicher bin ich mir nicht, ob wir den Kpop, was das betrifft, wirklich revolutioniert haben"

Er war wirklich süß, wenn er so bescheiden war, dachte sich Sook.

Als daraufhin eine unangenehme Stille entstand, wusste keiner von Beiden, was er sagen sollte. Es war einfach seltsam. Smalltalk war nicht ihre Stärke, weder von Sook und erst recht nicht von Suga.

Die Stille bestand solange, bis Sook ihm etwas vorschlug: „Ich habe eine Idee. Möchtest du dir den Song vielleicht in den kommenden Tagen anhören und mir ein Feedback geben? Wenn ich was über Songwriting von jemandem lernen kann, dann von dir"

Zuerst war Sugas Lächeln erneut bescheiden, bis er kurz den Kopf senkte und schließlich wieder mit einem breiten, spitzbübischen Grinsen zu ihr sah.

„Das wäre echt cool. Das mach ich gern"

Die Beiden lächelten sich einige Sekunden lang an und das war wohl der erste Funke, der zwischen ihnen versprühte. Wenn man die vielen intimeren Momente bei ihrem Schlittschuh-Date-oder-nicht-Date mal außen vorließ.

„Weißt du was?", sagte Suga und schien etwas zu überlegen, bevor er fortfuhr: „Was hältst du davon, wenn wir den Song gleich gemeinsam schreiben und ich dir jetzt Hilfestellung und Feedback gebe? Ich habe gerade Zeit"

„Oh, wirklich?", fragte Sook verwundert. „Es eilt wirklich nicht"

Suga winkte ab. „Nein, nein, schon gut. Ich hatte wirklich gerade nichts vor"

Die Beiden lächelten sich erneut einige Sekunden lang an, bis sie schließlich in das heilige Heiligtum gingen, das Tonstudio von Suga. Oder auch Genius Lap, wie es eigentlich hieß.

Sook sah sich in dem erstaunlich hell eingerichteten Raum um. Sie hatte tatsächlich immer gedacht, dass sein Tonstudio düsterer eingerichtet war. Doch Sook freute sich ein wenig darüber, dass sie falsch gelegen hatte.

„Nehm dir ruhig den Stuhl, der in der Ecke steht", sagte Suga und zeigte auf den Stuhl. „Den habe ich immer dastehen, falls ich ihn mal für jemanden brauche"

„Du sagst das so, als würde das nicht allzu oft passieren" Sook zog belustigt die Augenbrauen hoch.

Suga nickte. „Ich habe wirklich nicht viele Gäste hier" Er räusperte sich, grinste dann aber und fuhr sich durch die Haare. „Eigentlich habe ich das nicht gerne, wenn jemand hier ist. Es gibt ein paar wenige, die ich hier ab und zu akzeptiere, aber ich bin da nicht so offen, wie Hoseok und Namjoon. Auch, als die Besuchstage unserer Familien waren, war ich der Einzige, der sein Tonstudio nicht hergezeigt hat" Sook lachte und Suga erzählte weiter: „Nicht mal Yuna, Namjoons Freundin und jetzt Verlobte, hat diesen Raum je von innen gesehen, obwohl sie ziemlich neugierig ist"

„Oh, dann ist es ja eine echte Ehre für mich, hier zu sein", lachte Sook, stutzte allerdings auf. „Namjoons Verlobte? Ist das schon länger? Miga und Juhee haben gar nichts erzählt"

Suga sah sie verwundert an. „Oh ach so, ich war mir sicher, dass Miga es dir erzählt haben müsste. Als Hoseoks Freundin müsste sie über alles informiert sein" Er grinste ein bisschen fies, als er dies sagte. „Aber um deine Frage zu beantworten: Das ist noch nicht lange so. Namjoon wollte ihr einen Antrag machen, sie ist jetzt schwanger von ihm und dann wäre sie fast angefahren worden und... keine Ahnung. So Tratsch interessiert mich auch nicht"

Sook lächelte. „Stimmt. Hauptsache, sie haben einander gefunden, sind glücklich und das Kind wird ihnen bestimmt auch viel Freude bereiten" Dann dachte Sook nach. „Aber als wir Schlittschuh laufen waren, waren sie noch nicht verlobt, richtig?"

Suga schüttelte den Kopf.

Allerdings wunderte sich Sook schon ein wenig, wie Namjoon und ich das nur hinbekommen wollten, ein Kind groß zu ziehen, obwohl Namjoon ja sehr beschäftigt und oft unterwegs mit BTS war. Doch sie schüttelte diese Gedanken bald wieder ab. Immerhin wollte sie jetzt einen Song mithilfe von Suga schreiben. Das kam schließlich auch nicht jeden Tag vor. Also beschloss sie, sich zu konzentrieren.

So saßen sie also eine gewisse Zeit da, veränderten die Melodie minimal und perfektionierten sie und gingen schließlich ins Brainstorming für die Lyrics über. Mit einem kleinen Teil hatte Sook ja bereits begonnen gehabt und diesen Teil fand Suga auch äußerst gut, doch er war natürlich noch viel zu wenig.

Zwischenzeitlich holte Suga Getränke und Snacks zur Erfrischung und um den Kopf wieder frei zu bekommen.

So überlegten sie, was hineinkommen sollte, mussten an manchen Stellen die Melodie leicht abwandeln und grübelten immer weiter, bis der Song schließlich fertig war.

Sook konnte es kaum glauben, dass sie tatsächlich, ungelogen, einen Song mit niemandem Geringerem als Suga von BTS geschrieben hatte. Und dann auch noch einen Song, der so viel Bedeutung für sie hatte. Deren Schreibprozess ein bisschen Therapie für sie gewesen war. So hatte sie ihre Gedanken und Gefühle gegenüber ihrem Vater ordnen und neu sortieren können.

Nun kannte Suga diese intimen Dinge von ihr, doch seltsamerweise störte sich Sook kein bisschen daran. Eigentlich war sie wie Suga keine Person, die offen über ihre Gefühle sprach oder gerne viel von sich preisgab. Doch bei dem ruhigen Rapper änderte sich das schlagartig. Es war Sook überhaupt nicht unangenehm, dass er nun all dies von ihr wusste und sie sich so besser kennen gelernt hatten.

Im Gegenteil.

Sie freute sich darüber.

Den Song trug nun den alles beschreibenden Titel „Cancer". Nicht verwunderlich, wenn man wusste, woran ihr Vater gestorben war. Er war balladig und ruhig und vermittelte auf den ersten Eindruck, nicht das Gefühl, dass es darin um den Tod und um den Verlust eines geliebten Menschen ging.

Es überraschte Sook immer noch, dass sie es geschafft hatten, alle Dinge, die sie in den Lyrics haben wollte, tatsächlich auch nun Teil des Songs waren. Suga hatte ihr Tricks gezeigt, wie sie viel Botschaft und Inhalt in weniger Lines bringen konnte.

Sehr gute und hilfreiche Tipps, wenn man tiefgründige, bedeutungsvolle Texte haben wollte und nicht irgendein Allgemein-Blabla über Liebe.

Suga knabberte gerade an einer Salzstange, als Sook tief seufzend den vor ihr liegenden Text beäugte.

„Was ist los?", fragte er, nachdem er gekaut und heruntergeschluckt hatte.

Sook sah ihn nun an. „Ich hoffe nur, dass ich diesen Song auch veröffentlichen darf"

„Du meinst, weil er zu traurig sein könnte?", schlussfolgerte Suga und als Sook deprimiert nickte, dachte er nach und sagte schließlich: „Na ja, das kann man nie wissen. Allerdings durften Namjoon und ich beide unsere Mixtapes veröffentlichen und die sind beide nicht besonders... ich sag mal... normal"

Sook konnte sich schon denken, dass er vermutlich von Namjoons zweitem Mixtape „Mono" sprach.

„Wir beide sprechen Dinge an, die man im Kpop eigentlich nicht anspricht" Er nahm sich erneut eine Salzstange. „Und über den Tod des Vaters zu singen, gehört wohl irgendwie auch zu solchen Themen"

„Schade eigentlich", sagte Sook. „Man kann über so viele Dinge schreiben. So viele Dinge, die doch wesentlich interessanter sind, als die Liebe"

Da stutzte Suga auf, sah sie verwundert an, schmunzelte und brachte das Folgende tatsächlich über die Lippen: „Daran sieht man, dass du wohl noch nie wirklich verliebt warst. Sonst wüsstest du, wie schön und überwältigend es ist, verliebt zu sein und wie erlöst man sich manchmal fühlt, wenn man diese Gefühle in einen Song packen kann. Ich... war auch noch nicht oft verliebt, aber..." Er wandte kurz ihren Blick von ihr, um eine Pause zu machen. Dann sah er sie wieder an, schmunzelte erneut und sagte ruhig und gelassen: „aber ich bin froh, dass ich es jetzt endlich spüren kann"

Nun war Sook hingegen wieder diejenige, die auf stutzte und ihn verwundert ansah.

Was sollte das bedeuten? Wollte er ihr etwas sagen?

Nein, das bildete sie sich bestimmt nur ein. Als ob er sich ausgerechnet in sie verliebt hätte. Warum sollte er und überhaupt... wann hätte das passieren sollen?

Nun, berechtigte Fragen, die sich Sook da stellte, doch oftmals konnte man nicht sagen, ab wann genau oder zu welchem Zeitpunkt man sich in jemanden verliebt hatte. Es geschah einfach.

Wie Sora, meine beste Freundin, immer so unromantisch zu sagen pflegte: „Sich zu verlieben ist wie ein Autounfall. Es passiert einfach und man versteht nicht, warum und wie es passiert ist"

Weil sie unsicher war, was Suga ihr damit sagen wollte, überging sie die Situation und fragte deshalb so neutral, wie sie konnte: „Habt ihr auch schon mal einen Song geschrieben über ein Mädchen, das ihr liebt oder geliebt habt?"

Suga war etwas überrascht, ließ sich allerdings nichts anmerken und antwortete völlig normal und natürlich, als wäre nichts geschehen. Er versuchte zu ignorieren, dass sie sein indirektes Geständnis entweder ignorierte oder es einfach nicht als solches wahrgenommen hatte.

Beides war eher suboptimal.

„Natürlich haben wir das" Fast hätte er dabei gelacht. „Besonders Namjoon. Allein über seine Verlobte hat er schon so viele Lieder geschrieben, dass man ein Mini-Album daraus machen könnte. Er hat sogar neulich erst einen für seine Tochter geschrieben"

Ah, dachte sich Sook, sie erwarteten also eine Tochter.

Suga lachte süß auf. „Und es gibt so viele Songs über den Herzschmerz, den er hatte, bevor die beiden ein Paar wurden. Sie waren Freunde und standen sich nahe, doch keiner von Beiden brachte monatelang den Mut auf, dem anderen seine Gefühle zu gestehen, bis wir Joon endlich hatten überreden können" Er seufzte. „Meine Güte, war das anstrengend. Dabei hatte ich ihm mit Absicht geraten, sie nach ihrer Nummer zu fragen. Na ja und Hoseok... seine Lovesongs über Miga klingen ganz und gar nicht nach Lovesongs. Aber das macht sie auch irgendwie cool"

Sook musste unweigerlich lächeln, weil es einfach viel zu süß war, wie er von seinen Rapkollegen schwärmte.

Doch plötzlich schoss ihr die Uhrzeit in den Kopf. Sie zuckte erschrocken zusammen, sah auf ihre Uhr und hüpfte von ihrem Stuhl auf.

„Oh nein!", rief sie.

„Was ist denn?", fragte Suga überrascht.

„Es ist schon wieder so spät geworden", erklärte Sook. „Dabei habe ich den Mädels gesagt, dass ich höchstens zwei Stunden weg bin"

Nun war Suga derjenige, der lächeln musste. „Na ja, zwei Stunden ist nicht viel Zeit, um einen guten Song zu schreiben"

„Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich dir schon wieder in die Arme laufe und wir ihn zusammenschreiben werden", lachte Sook und Suga nickte zustimmend.

Schnell verabschiedete sie sich von ihm, bedankte sich gefühlt tausendmal für seine Hilfe und seine Tipps und eilte schließlich hinfort.

Suga sah ihr breit grinsend nach und war erstaunt über sich selbst. Was war nur los mit ihm? Eine indirekte Liebeserklärung? War er verrückt geworden?

Während der gesamten Busfahrt zurück zur Wohnung von SixSenses, achtete Sook wieder kaum auf ihre Umgebung und die Menschen um sie herum. Wieder hatte Suga es geschafft, sie aus der Bahn zu werfen und die Zeit zu übersehen. Doch warum nur?

Schwer seufzend sperrte sie schließlich die Wohnungstür auf und blickte in Mimis Gesicht, die sie mit hochgezogenen Augenbrauen und in löchriger Jogginghose skeptisch ansah.

„Hi, Sun-Hwa, da bist du ja", wurde Sook von ihr begrüßt.

„Nenn mich nicht immer..." Sook seufzte und ließ den Satz offen.

Mimi würde ihre Meinung zu dem Thema sowieso nicht ändern.

Doch die Älteste wusste natürlich, was die Leaderin sagen wollte und grinste: „Sun-Hwa ist nun mal dein Name. Leb damit. Wo warst du eigentlich?"

„In der Arbeit", antwortete Sook müde.

„Warum?", wunderte sich Mimi, bis ihr wieder ein Licht aufging. „Oh, dein Song! Tut mir leid! Das habe ich total vergessen. Konntest du ihn fertigbringen?"

Gerade, als Sook ihr von den vergangenen Stunden erzählten wollte, kamen die restlichen Mädchen dazu.

„Heeeeey, Sook!!", rief Juhee und umarmte Sook so stürmisch wie immer.

Miga, Jiyoon und Bloom verneigten sich normal vor ihr und Sook tat es ihnen gleich.

„Leute, ist doch unbequem hier im Flur herum zu stehen", murmelte Jiyoon. „Das Essen ist gerade fertig geworden. Da können wir doch gemütlich essen und uns über Sooks Song unterhalten"

„Oh ja, Essen!", freute sich Juhee.

„Na toll, war ja klar, dass du wieder dran denkst, wo sie war", lachte Mimi an Jiyoon gewandt.

„War ja klar, dass dus vergisst" konterte Jiyoon cool, aber schelmisch grinsend.

So aßen sie das von Jiyoon und Miga zubereitete Essen und unterhielten sich angeregt. Doch Miga sah immer wieder zu Sook, die ihr gegenüber saß und fragte irgendwann: „Du siehst so bedrückt aus. Ist alles in Ordnung?"

Sook nickte. „Ja, klar, natürlich"

„Du überlegst etwas wegen Yoongi, richtig?"

Sook sah ihre Freundin mit weit aufgerissenen Augen schockiert an und sofort ebbten alle anderen Gespräche ab und Miga bereute augenblicklich ihre Frage.

„Ist er krank?", fragte Juhee erschüttert.

„Oder war das Thema des Songs eine Belastung für ihn?", kam es hingegen von Bloom.

„Ah, deswegen hast du so durcheinander gewirkt", bemerkte Mimi.

Sook winkte ab. „Ach, nein, nein, alles gut"

„Also, du kannst es ruhig vor uns zugeben, dass du auf ihn stehst", fiel Juhee unsensibel mit der Tür ins Haus.

Bloom und Mimi sahen zuerst Juhee und dann Sook verwirrt an, Miga schüttelte seufzend den Kopf und Juhee hingegen schien den Grund für die plötzliche Stille nicht nachvollziehen zu können. Jiyoon schlürfte so cool wie immer an ihrem Getränk und schien wenig schockiert zu sein.

„Du bist manchmal so unsensibel, Juhee", murmelte Miga.

Die neben ihr sitzende Juhee empörte sich: „Waaaas? Warum denn? Ich habe doch nur das Wesentliche angesprochen"

„Trotzdem ist das nicht immer angemessen"

Bloom und Mimi hatten mittlerweile ihre Gesichtszüge wieder im Griff und Bloom lächelte süß und sagte: „Na ja, wenn es tatsächlich so ist, finde ich es toll. Ich glaube, ihr würdet gut zusammenpassen"

Sook lief etwas rot an.

„Warum hast du denn nie was gesagt?", fragte Mimi etwas gekränkt.

„Weil es nicht wahr ist", sagte Sook. „Ich bin nicht in ihn verliebt. Das ist total lächerlich. Seine Tipps heute waren wirklich super und es war echt cool mit ihm zu arbeiten, aber... mehr ist da auch nicht". Sook machte eine kurze Pause. „Zwischenzeitlich hat er zwar etwas komische Dinge gesagt, aber die werden schon nichts bedeuten. Da habe ich ihn bestimmt missverstanden"

„Was meinst du damit?" fragte Miga besorgt.

„Hat er dich belästigt?", fragte Jiyoon wesentlich lauter und war sogar von ihrem Stuhl aufgestanden.

Erneut winkte Sook ab. „Nein, nein, überhaupt nicht. So einer ist er nicht. Bitte beruhigt euch"

Als alle Mädchen ihre Leaderin verwirrt ansahen, seufzte Sook auf und erklärte und erzählte, was im Tonstudio passiert war. Oder besser gesagt: Was nicht passiert war.

Sie versuchte, ihre Schlussworte so beruhigend wie möglich zu formulieren: „Also, seine Worte waren seltsam. Nichts weiter. Sonst war alles okay. Ich bin nur ein bisschen durcheinander, weil ich das Gefühl habe, er wollte mir etwas sagen, ich aber nicht verstehe, was"

„Oh ja, das kenn ich auch", kommentierte Juhee und schluckte ihr Essen herunter.

Mimi grinste doof „Hehe, ich glaube, er mag dich"

Erneut wurde Sook rot im Gesicht. „Das stimmt doch gar nicht!"

Doch Mimi hörte nicht auf, sie so doof anzugrinsen.

Jiyoon schob sich ein Blatt Salat in den Mund, kaute, schluckte es herunter und sagte: „Eigentlich ist mir das egal, aber ich glaube, Yoohyeon hat Recht. Ist doch nicht das erste Mal gewesen, dass ihr beide die Zeit überseht, oder?"

„Ja, Sook, es muss ein Zeichen sein, dass ihr euch stundenlang so gut unterhalten könnt", bestätigte Bloom nickend. „Ich kann mich nicht mit jedem so lange auseinandersetzen und Spaß haben. Ihr scheint einen Draht zueinander zu haben"

Juhee nickte euphorisch. „Das denken Miga und ich auch schon länger! Außerdem hatten die Beiden ja auch bereits ein Date"

Mimi und Bloom kuckten den Maknae der Band fast genauso verwundert und irritiert an, wie vorhin.

„Das war, bevor wir die Castingwoche und unser Debüt hatten", erklärte Miga.

Mimi und Bloom raunten auf.

„Es war kein Date!", schimpfte Sook. „Könntet ihr mal damit aufhören? Juhee, ich habe dir damals schon gesagt, dass es kein Date war. Und den Song gemeinsam zu schreiben, kann man wohl auch nicht als eins bezeichnen"

„Aber insgeheim wünscht du dir doch ein Date mit ihm, habe ich Recht?", fragte Mimi.

Sook sah sie erbost an und wollte widersprechen, ließ es dann allerdings. Wollte sie wirklich kein Date mit ihm? Sie wusste es nicht. Wenn sie jetzt erpicht darauf bestand, sich keins mit ihm zu wünschen, würde sie nicht nur die Mädchen anlügen, sondern vielleicht auch sich selbst. Denn wenn sie ehrlich war, war das gemeinsame Schlittschuhlaufen mit ihm wunderschön gewesen und wenn sie noch ehrlicher war, hatte sie es schade gefunden, ihn nach Juhees Anruf verlassen hatte müssen. Es hätte sie nicht im Geringsten gestört, bis in den Morgen hinein mit ihm in seinem Lieblingscafe zu sitzen.

Und das alles wurde ihr in diesem Moment klar. In dem Moment, in dem sie gerade mit ihren Girlgroup-Kolleginnen zu Abend aß.

„Da hat wohl grad wer eine Erleuchtung", kommentierte Jiyoon und aß ebenfalls.

Sook seufzte und senkte den Kopf. „Na ja, jetzt wo wir darüber sprechen, wird mir klar, dass ich da wohl was verdrängt habe"

Miga und Juhee warfen sich verstohlene, viel sagende Blicke zu. Die Beiden hatten von Anfang an ein Gefühl dafür gehabt.

„Ich will jetzt nicht was Falsches sagen und später für Enttäuschung sorgen, aber das, was du erzählt hast, hat sich so angehört, als würde er das Ganze auch so empfinden wie du", überlegte Bloom.

„Meinst du?", fragte Sook.

Als Bloom nickte, sah Sook in die Runde, doch auch die anderen Mädchen nickten. Jiyoon zwar weniger euphorisch als Juhee und Mimi, doch sie schien den anderen zu zustimmen.

„Ich habe dir so oft gesagt, wie untypisch sich Yoongi verhält", sagte Miga etwas lächelnd und zuckte mit den Schultern. „Laut Hoseoks Aussagen, ist Yoongi eigentlich nicht so kommunikativ. Zumindest nicht bei relativ fremden Menschen wie dich. Wenn er Vertrauen aufgebaut und man sich angefreundet hat, ja, sagt Hoseok, aber... ich meine... er hat dich gefragt, ob ihr gemeinsam Schlittschuhlaufen wollt, als er dich noch weniger kannte, als jetzt" Migas Lächeln wurde nun breiter. „Aber das alles habe ich dir damals schon gesagt"

„Ich weiß", seufzte Sook. „Und was soll ich jetzt tun? Vielleicht möchte er auch einfach nur befreundet sein"

„Das glaube ich nicht", sagte Mimi. „Sonst hätte er nie so eine komische Aussage vorhin gemacht. Das war eine Anspielung"

„Und wenn es keine war?"

„Dann ist das doof, aber das kann man auch wieder klären", lächelte Bloom.

„Auf alle Fälle solltest du nun die Initiative ergreifen und ihn um ein Date bitten", schlug Mimi vor.

„Ja", nickte Miga. „Immerhin hat er die ersten Schritte eingeleitet, weil er dich kennen lernen wollte und ich finde auch, dass nun du ihm zeigen solltest, dass du dasselbe willst"

„Ganz genau!", stimmte Juhee zu. „Ich wäre dankbar, wenn Jungkook mehr Initiative zeigen würde"

Miga und Sook seufzten genervt auf und Sook sagte: „Du weißt, dass sie gerade viel zu tun haben"

„Melde dich doch bei ihm", schlug Bloom versöhnlicher vor.

„Was heißt denn viel beschäftigt?", meckerte Juhee und verschränkte die Arme vor der Brust. „Yoongi scheint ja auch Zeit zu haben"

„Ach, Juhee", lachte Miga und Sook fasste sich immer noch genervt an den Kopf.

„Und zu deinem Vorschlag, Yeonyoung: Das würde ich gerne, aber... ich möchte ihm nicht auf die Nerven gehen" Juhee sah nun richtig traurig aus.

„Vielleicht denkt er sich dasselbe bei dir", zwinkerte Bloom verschwörerisch.

Juhee sah immer noch verunsichert aus, doch Miga und Sook wussten beide nicht, was sie ihr noch sagen sollten. Keine der beiden verstand Juhees Unsicherheit, denn beide waren der Ansicht, dass ihre junge Freundin ausgerechnet jetzt selbstbewusster sein sollte, als je zuvor. Immerhin waren alle Mädchen weg, die sie jahrelang fertig gemacht hatten und Juhee war diejenige, die es in die Band geschafft hatte. Sie hatte einige Gründe, um stolz auf sich zu sein und das auch nach außen zu tragen. Doch sie tat es nicht und mittlerweile waren Sook und Miga mit ihrem Latein am Ende.

Mimi sagte zwar immer, dass das noch werden würde. Juhee sei noch so jung, da sei es normal so unsicher zu sein. Doch Sook hatte nicht allzu viele Hoffnungen in diese Richtung.

Jedenfalls, dachte Sook intensiv darüber nach, was sie nun tun sollte, während sie mit Bloom das Geschirr abspülte und sich anschließend in ihr und Mimis Zimmer zurückzog.

Dort verbrachte sie allerdings nicht so viel Zeit, wie ihr lieb gewesen wäre, denn die Mädchen waren natürlich neugierig auf den Song und so spielte ihnen Sook das Demoband vor, das sie noch mit Suga aufgenommen hatte. Es war natürlich nicht besonders professionell und noch ausbaufähig, doch die Mädchen wussten das. Immerhin war es bis jetzt nur eine Demo-Version. Aber alle fanden den Song total schön und Juhee kamen sogar ein paar Tränchen.

Sook fasste sich bald ein Herz und beschloss, den Rat ihrer Band-Kolleginnen umzusetzen oder es wenigstens zu versuchen. Denn es wäre Suga gegenüber wirklich nicht fair, immer ihn den nächsten Schritt wagen zu lassen.


Und so wartete und hoffte Sook einige Tage, ob sie Suga erneut auf dem Gang begegnete. Schließlich erfuhr sie, dass die Jungs für ein paar Wochen unterwegs waren. Also wurde aus ihrem ursprünglichen Plan, ihn persönlich zu fragen, erstmal nichts.

„Du musst ihn wohl oder übel per KakaoTalk anschreiben", sagte Mimi Schulter zuckend.

Sook seufzte. „Ich weiß, wobei ich das gerne anders gemacht hätte"

„Dann schreib ihm das so", lächelte Miga, während sie – schon wieder- beim Abend essen saßen. „Er wird es sicher verstehen"

Nachdem Abendessen nahm Sook schließlich ihren Mut zusammen und schrieb Suga eine Privatnachricht, in der sie ihn um ein Treffen bat.

Sook legte ihr Handy zur Seite und verließ kurz ihr Zimmer.


Doch womit sie nicht gerechnet hatte war, dass die Jungs gerade aßen und Sugas Handy neben ihm lag, so dass er Sooks Nachricht sofort sah.

„Hey, wer hat dir denn geschrieben?", fragte Jimin neugierig.

„Frag nicht so blöd", meckerte Suga.

„Ist ja schon gut", lachte Jimin und aß weiter.

Kopf schüttelnd über Jimins neugierige, dreiste Frage, las Suga nun Sook Nachricht:

„Hey Yoongi, sorry, dass ich dir schon wieder auf die Nerven gehe. Ich wollte dich das eigentlich persönlich fragen, hab dann aber erfahren, dass du gar nicht in Seoul bist. Hättest du Lust was zu unternehmen, wenn ihr wieder da seid? Liebe Grüße, Sook"

Suga war so über den Inhalt der Nachricht verwundert, dass er Jin, der hinter ihm gestanden und eiskalt mitgelesen hatte, gar nicht wahrgenommen hatte.

„Ooooh, ist das die Leaderin von SixSenses?", fragte er Suga unverblümt.

Dieser erschreckte sich und schimpfte: „Himmel, Jin! Wie lange stehst du da schon? Man schleicht sich nicht einfach so an Leute ran!"

„Wow, Yoongi ist ja heute noch mürrischer als sonst", lachte V und Jimin stieg ebenfalls in sein Lachen ein.

Doch J-Hope und Namjoon sahen einander an und durch ihre Blicke gaben sie sich zu verstehen, dass sie beide wohl denselben Gedanken darüber hatten.

„Also, seid ihr euch doch nähergekommen?", fragte Jin weiter schelmisch grinsend.

„Nein, also wirklich! Lass mich in Ruhe!", schimpfte Suga weiter und flüchtete aus dem Raum.

Verdammt! Er wusste doch selbst nicht, ob sie einander nähergekommen waren oder nicht.

„Du bist wirklich gemein, Seokjin", prustete Jimin.

„Du weißt doch, dass er bei dem Thema eine kleine Tsundere ist", grinste V.

„Jungs, seid bitte nicht so fies", ermahnte Namjoon die Beiden und J-Hope fügte hinzu, nachdem er Suga nachgesehen hatte: „Scheinbar muss etwas vorgefallen sein, wenn er sich so seltsam verhält. Er scheint Sook zu mögen"

„Die Beiden würden ja auch zusammenpassen", meinte Namjoon.

„Finde ich auch", lachte J-Hope. „Immerhin hat er mich mal ihretwegen vergessen"

Der Einzige, der zu dem Thema schwieg, war Jungkook. Er sah seinem Hyung nur traurig seufzend nach. Er war im Moment in einer ähnlichen Situation wie er und wusste ebenfalls nicht, was er tun sollte. Beide kamen einfach nicht voran.

Auf der Toilette angekommen, schimpfte Suga immer noch und las Sooks Nachricht nochmal. Und nochmal. Und nochmal.

Was sollte er zurückschreiben? War es richtig, ihr zu schreiben, dass er sie wiedersehen wollte? Himmel, war das verzwickt!

Da hörte er, dass jemand die Gemeinschaftstoilette betrat. Suga versuchte, so leise wie möglich zu sein und keinen Mucks zu machen. Er hatte wirklich nirgendswo seine Ruhe. Er war schon bereit, einen fiesen Spruch abzulassen, doch es war weder Jimin, noch V, noch Jin, die ihm nachgegangen waren.

„Hey, Yoongi, ich finde, du solltest dir überlegen, welchen Rat du mir geben würdest, wenn ich du wäre und dann danach handeln"

Es war Namjoon.

Suga schwieg.

Also redete Namjoon weiter: „Ich weiß, dass das ein schwieriges Thema ist. Aber du magst sie doch, oder?" Suga antwortete immer noch nicht: „Das werte ich mal als „ja". Also... was hat sie dir denn geschrieben?"

Als Suga schließlich doch die Tür seiner Kabine, in der er gesessen hatte, öffnete, musste Namjoon lächeln. Er sagte nur ein einfaches, gebrummtes „Hier" und streckte Namjoon sein Handy hin.

Nachdem er gelesen hatte, gab er seinem Freund sein Handy wieder, grinste und sagte: „Das ist doch schön. Jetzt weißt du, dass dein kleiner Ausrutscher neulich im Tonstudio doch kein Fehler war. Im Gegenteil. Es bringt euch sogar voran"

„Dass ich mal Liebestipps von dir brauche, ist wirklich erbärmlich", murmelte Suga.

„Muss ich dich daran erinnern, dass ich derjenige von uns beiden bin, der bald verheiratet UND Vater ist?", lachte Namjoon. „Schon irgendwie gruselig"

Suga winkte ab. „Ja ja, ist ja schon gut"

„Also, schreib ihr, dass es dich freuen würde und bring gleich Vorschläge"


Sook starrte immer noch auf ihr Handy. Die Häkchen waren blau, also hatte er es gelesen. Warum brauchte er nur so lange, um ihr zu antworten?

„Bestimmt überlegt er noch, was er Cooles zurückschreiben könnte", murmelte Jiyoon.

„Ja, so wie ich ihn kenne, ist er überfordert und überlegt einfach", versuchte Miga, die neben Sook auf dem Boden saß, ihre Freundin zu beruhigen.

„Wenigstens schreibt er dir", sagte Juhee und erhielt sofort einen bösen Blick von Sook.

„Könntest du mal aufhören, ständig von Jungkook zu reden?"

„Entschuldigung"

Als endlich Sooks Klingelton ertönte, schreckten alle sechs Mädchen -sogar Jiyoon- auf und scharrten sich um das Handy.

„Und, und, und??", fragte Juhee so ungeduldig, dass Miga fürchtete, sie würde gleich abheben, weshalb sie die Jüngste an den Schultern festhielt.

Sook las laut vor:

„Entschuldige, dass ich jetzt erst antworte. Ich hatte nirgends meine Ruhe. Ich würde sehr gerne was mit dir unternehmen. Sollen wir ins Kino gehen oder so?"

„Ins Kino, wooooow!!", freute sich Juhee und Sook lief rot an.

„Möchtest du denn mit ihm ins Kino?", fragte hingegen Mimi.

„Ich weiß nicht", antwortete Sook unsicher und rieb sich den Hinterkopf. „Ist Kino denn sinnvoll? Man kann sich doch dort nicht so gut unterhalten"

Alle restlichen fünf Mädchen dachten nach.

„Na ja, ihr wisst, dass ihr euch super gut unterhalten könnt, dann finde ich Kino in eurem Fall gar nicht so schlecht", überlegte Miga.

Mimi grinste doof. „Ja, dann könnt ihr euch heimlich verstohlene Blicke zu werfen, ohne dass es der andere sieht oder heimlich Händchen halten oder euch küssen"

„Was?? Küssen??", erschrak Sook und Mimi lachte laut auf: „Ja, irgendwann werdet ihr das wohl oder übel" Die restlichen Mädchen kicherten. „Du hast doch schon mal jemanden geküsst, oder, Sun-Hwa?"

„Natürlich habe ich das!", beschwerte sich Sook. „Es ist halt nur schon ewig her"

Doch die Älteste winkte lässig ab. „Ach, so was verlernt man nicht"

Sook hoffte sehr, dass Mimi damit Recht hatte.


Als Suga Sooks Zusage erhielt, musste er unkontrolliert grinsen und tat sich wirklich schwer, seine Freude darüber zu verbergen.

„Hat sie zugesagt?", flüsterte Namjoon, damit die anderen es nicht ganz so mitbekamen.

Suga nickte. „Ja, ich schätze, ich werde nächstes Wochenende ins Kino gehen"

„Freut mich sehr für dich", lächelte Namjoon. „Aber wir sollten jetzt mit unserem Dreh weiter machen"

Suga nickte erneut, sprang von der Couch auf und folgte dem Leader aus dem Aufenthaltsraum.

Seltsamerweise konnte er das Wochenende nun kaum erwarten und was noch seltsamer war, war die Tatsache, dass es ihn überhaupt nicht störte, an einem Abend nicht seine geplante Ruhe zu haben.

Doch natürlich fiel es den restlichen BTS-Jungs sofort auf, dass ihr sonst so ruhiger Suga plötzlich eine Energie hatte, die er noch vor einer Stunde nicht gezeigt hatte. Aber keiner von ihnen sprach ihn darauf an, sondern ließen ihn mit Absicht in Ruhe. Denn auch sie freuten sich, dass er so aufblühte. Diese Macht hatte sonst fast nur J-Hope über ihn.


Leider vergingen die Tage dazwischen für keinen der Beiden schnell. Wie es nun mal meistens so war, wenn man sich tierisch auf etwas freute.

Schließlich war der Samstagabend gekommen und Suga und Sook hatten sich im Voraus für eine romantische Komödie entschieden, denn keiner von beiden hatte große Lust auf einen Action- oder einen Horrorfilm. Wobei Mimi hierbei gescherzt hatte, dass sich ein Horrorfilm ja super dafür eignete, sich von dem Kerl beschützen zu lassen. Doch das wollte Sook nicht. Das war ja total erbärmlich.

Bevor der Film begann, kauften sich sie sich Getränke und ein gemeinsames Popcorn und unterhielten sich über BTS' Dreh, die Debütmonate und das Zusammenwohnen mit SixSenses. Sook erzählte Suga, als sie bereits im Kinosaal saßen, dass sie Mimi wahnsinnig gerne mochte, doch dass die Älteste manchmal auch einen ziemlichen Blödsinn redete.

„Ah, also genau wie Jin", lachte Suga.

Und Sook musste ebenfalls lachen und stimmte ihm zu.

„Habt ihr eigentlich einen Ruhepol in der Band?", fragte er.

Sook sah ihn überrascht an. „Was meinst du? So jemanden wie dich, der Ruhe in die Gruppe bringt, wenn nötig?" Suga nickte und Sook musste erstmal überlegen. „Na ja, in dieser Rolle würde ich eher Miga sehen. Zwar ist Jiyoon, eine unserer Rapperinnen, auch eher ruhig, aber sie ist eher cool als ruhig. Außerdem ist sie ständig bei Blödsinn von Yoohyeon und Juhee dabei" Sook musste kurz lachen. „Ja, also ich glaube, Miga und ich machen das zusammen"

„Schon witzig, dass die Ältesten oft die unreifsten sind", grinste Suga. „Es gibt einige Gruppen, bei denen das der Fall ist"

Sook nickte. „Ja, allerdings sollte man sie trotzdem nicht unterschätzen. Yoohyeon gibt mir so eine Ruhe, verstehst du? Ich meine, das tun die anderen Mädchen und besonders Miga auch, aber Yoohyeon und ich hatten schon als wir noch Trainees waren ein enges Verhältnis"

Suga lächelte süß. „Dann ist sie wohl dein persönlicher Seokjin"

Da musste Sook erneut lachen. „Das sagt Miga auch immer. Yoohyeon und ich seien ganz genau wie Seokjin und Namjoon. Der nachdenkliche und vernünftige Leader und der lustige Älteste mit der besonderen Lache, der immer einen dummen Witz auf Lager hat"

„Hast du manchmal das Gefühl, deine Aufgabe als Leader erdrückt dich?"

Das süße Lächeln war aus Sugas Gesicht verschwunden, als er Sook diese ernste Frage stellte. Sie sah ihn verwundert an und war sich nicht sicher, wie ehrlich sie ihm antworten sollte. Doch dann fasste sie sich ein Herz, seufzte und sagte: „Ja, manchmal schon. Ich hoffe, dass mich das nicht zu einer schlechten Leaderin macht"

„Ich denke, das macht dich zu einer der besten", entgegnete Suga und Sook war unerwartet erleichtert darüber, als sie sein Lächeln wieder aufblitzen sah. „Ich kenne das von Namjoon und er ist definitiv der beste Leader. Wenns sein muss, würde ich nen Streit mit jemanden anfangen, der mir diesbezüglich widerspricht. Deswegen denke ich, ist es ein gutes Zeichen, wenn ihr dasselbe Gefühl habt"

„Ich danke dir, Yoongi, ich werde es mir merken"

Gerade als Sook zu Ende gesprochen hatte, wurde es dunkel im Raum und die ersten Werbungen wurden abgespielt, bevor der Film schließlich begann.

Glücklicherweise gefiel beiden der Film, sie lachten und ekelten sich an denselben Stellen und wie es völlig normal für diese Situation war, berührten sich öfter ihre Finger, wenn beide gleichzeitig ins Popcorn griffen. Es war klischeehaft, aber es brach fast vollständig das Eis zwischen ihnen.

Als das Popcorn schließlich aus war, stellte Suga den Eimer auf den leeren Platz neben ihm ab.

Schon bald legte Sook ihre Hand auf die Armlehne zwischen ihr und Suga ab und lächelte süß, weil eine Szene des Films gerade ziemlich lustig war. Doch Suga bekam die lustige Frequenz nicht mit, da er nur Augen für Sook und ihre Hand hatte. Sollte er sie nehmen oder wäre das zu aufdringlich?

Doch seltsamerweise musste er an einen Haufen Idioten denken, die nun alle eine Freundin hatten. Er dachte an J-Hope, Jimin, V und Namjoon und daran, was sie nun tun würden und ob sie jetzt in festen Händen wären, wenn sie so feige gewesen wären wie er. Na ja, manche von ihnen hatten sich besonders dämlich angestellt und trotzdem hatten sie es geschafft, die Herzen ihrer Liebsten zu erobern. Wobei ihn das bei V und Namjoon schon ein bisschen wunderte.

Er dachte weiter nach.

J-Hope hatte Miga mitten auf der Tanzfläche geküsst und ihm war es egal gewesen, ob er als Idol mit einem Trainee zusammen sein durfte.

Jimin hatte sich ernsthaft in ihre strenge Choreografin verliebt und hatte es noch dazu geschafft, ihr ihre alte Stärke zurück zu geben, die sie aufgrund eines anderen Kerls verloren hatte.

V hatte verrückte Dinge getan, als er versucht hatte, gegen seine Gefühle für Sumi anzukämpfen, hatte dann aber letzten endlich aufgegeben, weil es dumm war. Dabei war allein die Tatsache, dass er sich in ihre Köchin verliebt hatte, schon verrückt.

Und Namjoon, der Obertrottel, hatte eine Freundschaft mit einem Mädchen angefangen, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Er hatte sich gequält, sie aber schließlich nach Seoul eingeladen, um ihr die Liebe zu gestehen. Und jetzt war er verlobt mit ihr.

Und wenn er nun ganz ehrlich zu sich selbst war, wollte er das auch.

Er wollte auch eine Freundin haben.

Er wollte mit ihr die typischen Höhen und Tiefen einer Beziehung erleben, er wollte sie küssen, sie in seinen Armen halten, mit ihr lachen, mit ihr weinen, mit ihr streiten, obwohl ihm streiten zu anstrengend war und er wollte nicht mehr allein sein.

Er wollte all diese Dinge mit Sook erleben.

Sie achtete immer noch nicht auf ihn, weshalb er die Chance ergriff, um ihre rechte Hand heimlich fest in seine linke zu nehmen.

Endlich achtete Sook auf ihn und sah zuerst ihn, dann ihre ineinander verschlungenen Hände und dann schließlich wieder ihn an.

Erschrocken und teilweise auch aus Reflex zog Sook ihre Hand zurück, doch als sie Sugas gekränktes Gesicht sah und wie weh es ihr tat, ihn so zu sehen, bereute sie es sofort.

Was sollte sie tun?

Interessanterweise tat sie nun dasselbe, was Suga getan hatte: Sie überlegte sich, was ihre Bandkolleginnen in ihrer Situation tun würden. Es war schon ironisch, wie ähnlich sich Sook und Suga von Grund auf waren.

Mimi und Jiyoon würden ihn zweifelsohne zu sich ziehen und so lange küssen, bis beide keinen Atem mehr hatten.

Bloom würde seine Berührung genießen und ihn vielleicht später küssen.

Bei Miga wäre es fast dasselbe, nur dass sie darauf warten würde, ob er die Initiative für einen Kuss ergreifen würde.

Tja und Juhee... sie würde ihn hier und jetzt so nieder knutschen, dass sie aus dem Kinosaal herausgeschmissen werden würden, weil andere sich dadurch belästigt fühlen würden.

Okay, Juhees Lösungsweg kam für sie nicht in Frage, doch für alles andere war es nun zu spät. Sie hatte die Hand bereits weggezogen und seine Gefühle verletzt.

Sook war sich dessen bewusst, dass sie ihm signalisieren musste, dass ihr die Berührung gefiel. Also fasste sie sich erneut ein Herz, lächelte ihn an und nahm vorsichtig seine Hand wieder.

Auch er lächelte -sichtlich erleichtert- wieder und so verbrachten sie den restlichen Film Händchen haltend in einem Kinosaal. Wie klischeehaft. Schon wieder.

Schließlich war der Film zu Ende und kaum hatten sie den Saal verlassen, ließen sie ihre Hände los, weil sie Angst hätten, Paparazzi könnten sie sehen und daraus eine aufbauschende Story machen, die gar nicht der Wahrheit entsprach. Zumindest noch nicht. Wobei natürlich keiner von beiden dieses „Zumindest noch nicht" wirklich aussprach.

„Hast du noch Hunger oder musst du nachhause?", fragte Suga vorsichtig.

„Nein, ich habe bis Sonntagnachmittag Zeit", lächelte Sook und Suga begann daraufhin laut zu lachen. „Cool! Das ist genügend Zeit"

Also gingen sie noch in ein Restaurant und aßen etwas. Doch es gab eine Frage, die Sook, seitdem sie begonnen hatten, im Kinosaal Händchen zu halten, auf der Seele brannte.

„Hey, Yoongi, kann ich dich was fragen?", begann sie vorsichtig.

Suga schluckte schnell sein Kimchi herunter, nickte und sagte: „Klar, frag ruhig alles, was du willst"

Bevor sie weiter sprach, seufzte Sook tief ein und aus. „Hast du nicht Angst, dass ein Paparazzo uns beim... na ja du weißt schon... beim Händchen halten gesehen haben könnte? Das ist doch sicher gefährlich für dich"

Suga lächelte daraufhin sein typisches Suga-Lächeln, das eher einem schelmischen Grinsen näherkam, und antwortete: „Nein, das ist mir eigentlich ziemlich egal. Früher oder später werden sie sowieso Fotos von uns knipsen und dann erfährt es jeder. Also lieber jetzt anstatt, dass wir uns ewig verstecken müssen"

Sook war sehr verdutzt über seine Antwort. „Entschuldige, falls ich dumm frage, aber was meinst du?"

Sook war sich nicht sicher, ob er das meinte, was sie dachte, dass er meinte.

Völlig unbekümmert aß Suga weiter, schluckte und antwortete erneut: „Sook, ich mag dich wirklich gern und um ehrlich zu sein, möchte ich den heutigen Abend gar nicht ausklingen lassen" Er machte eine Pause und Sook erstarrte immer mehr zu Eis. „Ich bin eigentlich echt nicht so, aber... neulich beim Song schreiben, habe ich von dir gesprochen. Ich habe Gefühle für DICH, Sook"

Nun war Sook endgültig zu Eis erstarrt und konnte einfach nicht glauben, was er gerade gesagt hatte. Darum begann sie peinlich zu stammeln: „A-aber... aber was ist mit deinen Fans? O-oder mit meinen? Wir sind immerhin beide Idols. Noch dazu bin ich ein Rookie"

Suga seufzte nachdenklich und ging in die Grübler-Pose. „Das ist allerdings wirklich schwierig" Dann begann er total süß, aber trotzdem schüchtern, zu lächeln, als er fortfuhr: „Auf der anderen Seite sieht man ja bei Hoseok und Miga, dass es sehr wohl funktionieren kann. Und bestimmt erinnerst du dich daran, dass Miga noch Trainee war, als die Beiden ein Paar wurden"

„Aber Trainee und Rookie ist noch mal was anderes, denkst du nicht?", fragte Sook total verunsichert.

Suga schüttelte niedlich den Kopf und nahm eine ihrer Hände in seine. „In gewissen Punkten bestimmt und jede andere Company würde die Beziehung der Beiden sicherlich nicht tolerieren. Aber ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das mit uns nicht okay wäre, nur weil du jetzt ein Rookie bist"

Sook schluckte und lächelte leicht. „Meinst du? Bedeutet das, du willst mit mir zusammen sein?"

Suga nickte sanft, ließ ihre Hand los und sah zur Seite. „Natürlich nur, wenn du..."

Nun musste selbst Sook schelmisch grinsen. „Also, das ist wirklich nicht das Problem"

Suga, der ihr nicht ins Gesicht gesehen hatte, als sie dies sagte, sah sie nun endlich an und blickte in ihr breites Grinsen und nun war er derjenige, der verdutzt dreinschaute.

„Wirklich?", fragte er unsicher.

Da ebbte Sooks Lächeln wieder ab, sie zuckte mit den Schultern und sagte leise: „Um ganz aufrichtig zu sein, bin ich mir nicht sicher. Ich weiß, dass ich etwas Besonderes für dich empfinde, aber ich weiß nicht sicher, ob ich auch wirklich bereit für etwas Festes bin oder ob ich überhaupt der Typ für eine Beziehung bin. Ich weiß, dass mein Vater, da wo er jetzt ist, möchte, dass ich glücklich bin, aber... ich möchte dir auch nicht weh tun, verstehst du, Yoongi? Ich möchte dir jetzt nicht sagen, dass ich mit dir zusammen sein möchte, nur um dir in ein paar Wochen zu sagen, dass es Fehlalarm und keine Liebe war"

„Ich verstehe", nickte Suga nachdenklich.

„Das letzte Jahr ist wirklich viel in meinem Leben passiert", erklärte Sook. „Das Abbrechen und dann Wiederkommen zu Big Hit, mein Job dazwischen, jetzt das Leben als Idol und Leader einer Girlgroup und am meisten setzt mir immer noch der Tod meines Vaters zu. Ich muss einfach noch so viel irgendwie verarbeiten"

Erneut nahm der ruhige Rapper ihre Hände und hauchte: „Dann lass mich dir dabei helfen"

Sook war eigentlich keine, die sonderlich viel weinte oder oft zu Tränen gerührt war -nicht so wie Juhee- aber das alles, wie er ihre Hände hielt, sie ansah und wie er mit ihr sprach, ließ ihr Herz höher schlagen. So hoch, dass sie befürchtete, nicht mehr atmen zu können. Ihr Herz schlug noch schneller als beim Debüt von SixSenses oder als sie Bang Shi Hyuk angerufen hatte, ob er sie wieder aufnahm. Selten war sie so nervös und aus der Fassung wie jetzt. Sook brauchte einige Sekunden, bis ihr bewusst wurde, dass sie weinte.

Suga zückte von irgendwo her ein Taschentuch und gab es ihr sofort. Sook bedankte sich und tupfte sich die Tränen fort. Sie verstand selbst nicht, warum sie weinte. Es kam einfach so.

Trotz der Tränen musste Sook lächeln. „Entschuldige, Yoongi, ich weiß auch nicht, was gerade los ist" Der Rapper erwiderte ihr Lächeln verständnisvoll und sanft und Sook redete weiter. „Ich weiß nicht, ob das das Richtige für mich ist und ich möchte dir wirklich, wirklich nicht weh tun, aber... ich würde es wahnsinnig gerne mit dir versuchen"

„Das ist okay für mich", sagte Suga ruhig. „Wenn du merkst, es passt doch nicht für dich, dann sag mir das und wir schauen weiter, okay?"

Sook nickte und tupfte sich die letzten Tränen aus den Augen.

„Sollen wir die nächsten Tage mit Bang Shi Hyuk sprechen?", fragte sie schniefend und Suga antwortete ihr mit einem sanftmütigen „Ja".

Tja, nun, an dieser Stelle gab es nicht mehr viel zu sagen. Tatsächlich schafften sie es noch in der darauf kommenden Woche einen Termin bei Bang Shi Hyuk zu ergattern.

Dazwischen hatten sie sich zweimal für ein paar Stunden in Sugas Studio verabredet, wo auch ihre ersten, unschuldigen Küsse schließlich entstanden waren.

Beim Gespräch mit BigHit Chef Bang Shi Hyuk erzählten ihm beide von ihrer Lage und Sook entschuldigte sich mehrere Male für ihre Unprofessionalität und beteuerte, wie sehr ihr bewusst war, wie schlecht der Zeitpunkt für sie und die Band war, da sie ja noch am Anfang standen. Sook konnte sich selbst nicht daran erinnern, wann sie zuletzt so viel geredet hatte.

Doch der CEO grinste nur wissend, zuckte mit den Schultern und sagte fast dasselbe wie Suga. Auch er war der Meinung, dass es unfair und nicht richtig wäre, ihrer Liebe im Weg zu stehen, wo er doch bei anderen so verständnisvoll war. Er freute sich für die Beiden, erinnerte allerdings Sook daran, dass viele Menschen sie nun vielleicht nicht mehr als Leaderin oder Künstlerin ernst nehmen werden. Dass sie sich dies womöglich erst wieder erkämpfen musste. Allerdings sagte er auch, dass er hoffte, er habe Unrecht.

Doch Sook sagte sich selbst, wenn ihre Freundin Miga es geschafft hatte, als Trainee und nun als Rookie an der Seite von J-Hope soweit akzeptiert worden zu sein, würde sie es auch schaffen.

Sie wollte es schaffen.

Sie wollte nicht nur als Kpop-Star in der Band strahlen, sondern sie wollte es auch an der Seite von Suga.

Sie wollte endlich raus aus ihrer Komfort-Zone.

Sie wollte, dass ihr verstorbener Vater stolz auf sie war und sah, wie glücklich und erfolgreich sie war.

Schritte nach vorne zu gehen, sich zu bewegen, nicht auf der Stelle zu bleiben und etwas zu verändern, ist nicht immer leicht. Manchmal musste man durch harte Zeiten, um letzten endlich stärker daraus hervor zu gehen. Beide -Sook und Suga- hatten es miteinander gewagt. Sie hatten sich verliebt, sich selbst mit ihren Zweifeln verunsichert und doch funktionierte es irgendwie. Obwohl es natürlich nicht immer leicht war.

Doch so schritten sie zusammen in eine gemeinsame Zukunft, bewegten sich weiter.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro