Im Gegensatz zu Suga und Sook kannten sich Juhee und Jungkook bereits seit fast einem Jahr, bis sie schließlich zueinander fanden. Die Schüchternheit und Unsicherheiten, sowie ihre beiden Karrieren und das Debüt von SixSenses waren viele Gründe, die den Annäherungsprozess der Beiden verlängerten und wahre Hindernisse darstellten. Besonders Juhees Angst war hierbei ein großes Problem.

Sie hatte sich selbst nie wirklich große Hoffnungen ausgemacht, jemals eine Chance beim Golden Maknae von BTS haben zu können, obwohl ihre Freundinnen von Anfang an ganz anderer Meinung waren. Doch Juhee war der festen Ansicht, dass Jungkook Angst vor ihrem Talent haben könnte oder er sie langweilig finden würde. Immerhin wäre er hierbei nicht der Erste gewesen. Viele Kerle hatten bereits schon sehr schnell die Fliege gemacht, als sie Juhee singen haben hören. Warum auch immer dies der Fall war.

Sook sagte immer, wahrscheinlich hatten sie nicht vor ihrer Stimme an sich Angst, sondern einfach nur Schiss vor dem Erfolg, den sie damit haben werde. Für viele Männer seien erfolgreiche Frauen ein No-go, einfach unattraktiv.

Und da Jungkook ebenfalls Sänger war, machte sich Juhee nun noch mehr Gedanken und Sorgen darüber. Sicherlich würde er sie als Konkurrenz wahrnehmen. Bestimmt wollte er keine Freundin, die genauso gut singen konnte wie er.

Darum wurde Waste it on me später ihr Song.

Dabei war Juhee so eine Süße und es überraschte mich nicht im Geringsten, dass sie von allen Mädchen in der Girlgroup am meisten Fans hatte. Und ihre kleine Körpergröße von gerade mal 1,60 Meter machte ihr Übriges dazu und ließ sie nur noch niedlicher wirken.

Sonst hatte sie schwarzes, langes Haar, das ihr bis zu den Schultern reichte, einen seitlich liegenden Pony und war gemeinsam mit mir die Kleinste unter den „Bangtan Girls", sowie die Kleinste in SixSenses. Außerdem war sie sehr zierlich, selbst für koreanische Verhältnisse, und trotzdem war ihr Körper trainiert.

Sie war die perfekte Person für die Position des Maknae, des Jüngsten einer Gruppe. Es war fast so, als wäre Juhee dafür geboren worden.

Auch wenn Juhee mit der Karriere als Main Vocalist von SixSenses zunehmend selbstbewusster wurde, war es noch ein langer Weg zu hundertprozentigem Selbstbewusstsein für sie.

Doch nun wird es wieder Zeit für eine Reise in die Vergangenheit. Zu dem Zeitpunkt, als alles begann.

Nun, wie sich Jungkook und Juhee das erste Mal kennen gelernt hatten, wisst ihr ja. Juhee und Miga hatten sich in ein Tanztraining von BTS eingeschleust und wurden dank J-Hope und seiner verlorenen Tomate entlarvt.

Jungkook hatte zwar immer so getan, als würde es ihn nicht so interessieren wie J-Hope, ob die beiden Trainees zuschauten oder nicht, doch insgeheim freute er sich immer, wenn Juhee in den Raum kam und sich neben Miga auf den Boden setzte und gespannt zu kuckte.

Irgendwann hatte es sich dann auch zufällig ergeben, dass Jungkook mit Juhee in ein Gespräch kam. Okay, so zufällig war es natürlich nicht, weil es Jungkook ein bisschen darauf angelegt hatte.

Die Jungs zogen ihn bereits damit auf, nachdem Miga und Juhee das zweite Mal zugesehen hatten und sie nach einem langen Tag endlich gemütlich im Wohnzimmer ihres Apartments saßen.

„Ehrlich, JK, ich bin überrascht, wo deine Schüchternheit gegenüber Frauen geblieben ist", witzelte V belustigt und piekte Jungkook mehrfach leicht mit seinem Ellbogen in die Seite.

Jin nickte zustimmend und lachte. „Ja, sonst läufst du vor ihnen davon, weichst ihnen aus oder schiebst Yoongi dazwischen, so dass du nicht neben einem Mädchen stehen musst und dann das"

Suga sah kurz brummig von seinem Handy auf in Jungkooks Richtung und schüttelte nur den Kopf, bevor er weiter scrollte.

„Du magst sie, das ist klar!", lachte Jimin.

„Als ob ich mich in einen Trainee verlieben würde, sowie Hobi!", beschwerte sich Jungkook.

„Du sagst das so, als sei das ein Verbrechen", grinste J-Hope.

„Na ja, ein Verbrechen nicht, aber erlaubt ist es auch nicht unbedingt", stimmte Namjoon dem Jüngsten zu. „Wir begeben uns sowieso schon auf dünnes Eis, wenn wir den Zweien erlauben, bei uns zu zusehen. Wir riskieren alle einen Riesenanschiss, wenn das rauskommt"

J-Hope winkte ab. „Ach, das wird schon nicht rauskommen"

„Irgendwann bestimmt", seufzte Jimin. „Seid lieber froh, dass Lyn uns das durchgehen lässt"

„Ja, gut gemacht, Jimin", grinste J-Hope vielsagend in Jimins Richtung.

„Sei bloß still!", lachte Jimin und warf J-Hope ein Kissen ins Gesicht.

„Aber ich bin nicht in sie verliebt", versetzte Jungkook ernst. „Ich finde sie nur sehr nett und möchte mich mit ihr anfreunden. Darf man das nicht?"

„Du nicht", brummte Suga, ohne von seinem Handydisplay aufzusehen. „Immerhin wirst du von den Leuten mit jedem geshippt, den du nur ankuckst" Nun sah der Zweitälteste doch zu Jungkook. „Bei Awardshows zum Beispiel. Du siehst zu irgendeinem weiblichen Idol und am nächsten Tag gibt es Datinggerüchte. Du weißt doch, dass es bei Taehyung und dir am schlimmsten ist"

V seufzte, als Suga dies sagte, denn die Gerüchte, dass er Tzuyu von Twice datete, hielten sich bereits seit Monaten und an denen war überhaupt nichts dran. Er hatte insgesamt vielleicht fünf Wörter mit ihr gesprochen. Sie war süß, aber mehr war da auch nicht.

Auch Namjoon seufzte. „Yoongi hat leider Recht, JK, pass bitte auf"

Das war eine der wenigen Dinge, die ihn wahnsinnig an seiner Berühmtheit nervten: Er musste so akribisch darauf achten, dass keine unnötigen Gerüchte entstanden, dass er sich manchmal sehr in seiner Freiheit eingeschränkt fühlte. Außerdem verstand er nicht ganz, warum das für viele Menschen so relevant war, ob oder wen er datete. Vor ein paar Monaten war er in einem Tattoostudio gewesen und die Leute hatten auch sofort gedacht, dass er die Tätowiererin, die eine langjährige Freundin von ihm war, datete.

Er war wirklich nicht in Juhee verliebt. Wirklich nicht. Zumindest dachte er das, aber Jungkook war schließlich eine der unerfahrensten in Sachen Liebe und das würde ihm noch sehr bald bewusst werden.

Immer wenn Miga und Juhee zum Zusehen kamen, freute er sich riesig darüber und schon bald hatten sich Juhee und er tatsächlich angefreundet. Natürlich bekam er bald mit, wie unsicher sie eigentlich war. Das fand Jungkook ziemlich schade. Allerdings konnte er es auch nachvollziehen, dass die Gerüchte über sie, sie einschüchterten. Sie war immerhin vier Jahre jünger als er. Mit 18 hatte er auch noch nicht so gut mit solchen Dingen umgehen können.

Allerdings fragte er sich, ob ihre Stimme wirklich so außergewöhnlich war, wie die Leute es sagten. Er hoffte, er würde sie bald hören können.

Und dieser Wunsch wurde ihm tatsächlich über ein halbes Jahr später erfüllt, als er gerade zufällig am Frauen-Umkleideraum vorbeiging, der am Tanzraum der Trainees angrenzte. In dieser Zeit gab es viele Veränderungen, denn drei der Jungs hatten bereits ihre „Bangtan Girls" gefunden und das mit Namjoon und mir ging auch langsam voran.

Plötzlich hörte er, wie eine unglaubliche Stimme gerade Spirit von Beyonce sang. Auch, wenn es sich so anhörte, als würde die Sängerin diesen relativ schwierigen Song einfach nur so nebenbei trällern, klang er unfassbar schön und gewaltig. Die Stimme hatte die Kraft, das Volumen einer Opernsängerin und traf die Töne des Songs spielend leicht, als wäre es nichts Besonderes.

Er musste einfach stehen bleiben, um ihr weiter zu lauschen.

Und ohne, dass er es wollte, kamen ihm die Tränen, während er dieser wunderschönen, kräftigen Stimme lauschte. Er hatte schon vieles gehört, viele Frauen mit wahnsinnig viel Talent, die unglaubliche Stimmen hatten, doch das übertriff alles.

Am liebsten hätte Jungkook die Tür des Umkleideraums einen Spalt geöffnet, um sehen zu können, wer da so wundervoll sang. So wundervoll, dass es seine tiefsten, verborgensten Gefühle nach außen dringen ließ und ihm eine Gänsehaut bescherte. Doch er war viel zu schüchtern und außerdem wollte er nicht wie ein perverser Spanner wirken.

Doch dann bewege sich die Tür tatsächlich einen Spalt, ohne dass Jungkook etwas getan hatte.

Er erstarrte und hoffte, die Sängerin würde es nicht bemerken, doch so viel Glück sollte er an diesem Tag nicht haben. Die Tür quietschte nämlich ganz leise und der Gesang hörte urplötzlich auf.

Jungkook konnte ein leises Aufquieken und Erschrecken hören. Panisch fuchtelte er mit den Armen herum. Na toll. Das war das Allerletzte, was er gewollt hatte.

„Hallo? Wer ist da?", fragte die Sängerin ängstlich, spähte durch den Türspalt und erblickte natürlich sofort Jungkook, der verlegen auflachte und als er feststellte, wer die Sängerin war, sie schockiert ansah.

„Juhee??"

„Jungkook???"

Es war wirklich schwer zu sagen, wer von Beiden überraschter war.

„Was machst du hier?", fragte Juhee nervös.

Sie hoffte inständig, dass er sie nicht gehört hatte.

„Ich... ich... bin zufällig hier vorbeigekommen und hab jemanden singen gehört", stammelte der Golden Maknae von BTS und wischte sich schnell die kleinen Tränen aus den Augen.

Na toll, dachte sich Juhee, er hat sie doch gehört.

„Und was machst du hier?", fragte nun Jungkook.

„Ich hatten gerade unser letztes Tanztraining mit Lyn, bevor die Castingwoche beginnt", erklärte Juhee schüchtern. „Und ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich Spirit von Beyonce nehmen soll. Da ich ihn aber gerne singe, habe ich ihn einfach ein bisschen dahin geträllert. Eigentlich singe ich besser! Also, nicht dass du denkst, ich kann nicht singen!"

„Was?", lachte Jungkook. „Ist das dein Ernst? Ich habe selten so was Schönes gehört"

Juhee war sich nicht sicher, ob er das Gesagt ernst meinte, denn immerhin lachte er dabei. Nein, er konnte es nicht ernst meinen. Sicher fand er ihren Gesang total ätzend und schlecht und wird es nie wieder mit ihr reden. Da war sich Juhee sicher. Warum sollte Jungkook anders sein als andere Jungs?

Jungkook sah kurz verwirrt zur Seite und sagte: „Hey, es tut mir leid, aber ich muss wieder weiter. Wir schreiben wieder, okay?"

Juhee nickte ihm verdattert zu und Jungkook verschwand breit grinsend.

Die junge Sängerin brauchte eine Weile, bis sie das Geschehene verarbeitet hatte. Kaum war dies geschehen, lief sie zurück in den Tanzübungsraum, in dem sich Miga und Sook noch befanden, um mich Lyn ein paar Dinge zu besprechen, winkte hysterisch und versuchte, ihren Freundinnen Signale zu senden.

Sook sah diese und sah Juhee verwirrt an und Juhee erwiderte wieder um mit einem Handzeichen, dass Sook vermitteln sollte, dass sie herkommen soll. Schnell verabschiedete sich Sook von Lyn und teilte Miga mit, dass sie schon mal draußen war und sich umzog.

„Was ist denn?", fragte Sook flüsternd, aber trotzdem ziemlich angepisst.

„Ich muss mit euch reden"

„Hä?"

„Es ist gerade etwas Schreckliches passiert"

Sook sah sie immer noch mit hochgezogenen Augenbrauen an, wartete allerdings gemeinsam mit Juhee auf Miga.

Als die drei beim Mittagessen waren, war nun endlich Zeit, darüber zu sprechen.

„Also, was ist denn jetzt so schreckliches passiert?", fragte Sook desinteressiert und sarkastisch zugleich.

„Ich habe Jungkook getroffen", brach es aus Juhee heraus.

„Oh, das ist doch schön", freute sich Miga und begann, ihren Reis zu essen.

„Nein, du verstehst nicht", sagte Juhee. „Ich habe mich in der Umkleide umgezogen, während ihr noch mit Lyn gesprochen habt und da habe ich Spirit geübt und dann..."

„Ist er in die Umkleide gekommen und hat dich nackt gesehen?" Nun war Sook Interesse geweckt.

„Neeeeeeein", sagte Juhee und Miga musste sich ein Lachen verkneifen, während Sook genervt aufstöhnte. „Er hat mich singen gehört!"

„Und?", kam es unbeeindruckt von Sook.

„Du weißt doch, dass ich nicht wollte, dass er mich jemals hört", erklärte Juhee.

„Weiß er denn, dass du gesungen hast?", fragte Miga.

„Ja, leider", seufzte Juhee. „Und danach war es irgendwie komisch und er ist sofort wieder weg. Bestimmt können wir jetzt keine Freunde mehr sein"

Sook stöhnte erneut genervt auf, nur kam es dieses Mal der Verzweiflung nahe.

Miga musste sich ebenfalls erneut ein Lachen verkneifen und bemühte sich ernst zu bleiben. „Juhee, hör mal, natürlich könnt ihr noch Freunde sein. Denkst du nicht, dass es ihm gefallen hat?"

„Ich habe das doch nur so geträllert" Juhee verstand gar nichts mehr. „Ich meine... nur weil er behauptet hat, er habe noch nie so was Schönes gehört, muss das ja nicht heißen, dass es die Wahrheit ist"

Nun prustete Sook laut los. „Hahahaa, du bist manchmal so richtig dumm, Juhee"

Juhees Gesicht wurde roter und roter und Miga konnte ihr ansehen, wie sie immer wütender wurde.

Darum schritt sie lieber ein, bevor es zum Streit kommen würde: „Sook, sei bitte nicht so gemein. Du weißt, wie unsicher Juhee ist" Sie wandte sich wieder an ihre jüngere Freundin. „Hey, bestimmt hat es ihm wirklich gefallen, weil ich meine... warum sollte es auch nicht? Wenn du Spirit singst, ist das einfach magisch. Als würdest du die dunkelsten Stellen einer Seele zum Erleuchten und zum Strahlen bringen. Ich bekomme immer Gänsehaut, wenn du singst und vielleicht ist es ihm auch so gegangen. Ihr mögt euch doch, oder? Also wird das sicherlich eurer Freundschaft nicht schaden. Außerdem ist er doch selbst Sänger. Er wird sich wahrscheinlich sogar eher freuen"

„Das glaube ich nicht", seufzte Juhee. „Zumindest wäre er der erste, den das nicht einschüchtert"

„Wie gesagt, er ist selbst Sänger, da wird ihn das bestimmt nicht einschüchtern", sagte Miga sanft und strich ihrer Freundin behutsam über den Arm.

„Ich will einfach, dass er mich mag..."

„Aber Juhee, das tut er doch", lächelte Miga.

Miga und Sook hatten es mit Juhees ständigen Selbstzweifeln und Misstrauen, ob andere ehrlich zu ihr waren, wirklich nicht leicht. Wenn sie nur gewusst hätte, wie unbegründet ihre Sorgen waren, denn Jungkook ging völlig verwirrt zum Aufnahmestudio, in dem die Jungs an diesem Tag einen ihrer neuen Songs aufnehmen wollten.

Er verstand nicht, was gerade passiert war.

Er verstand gar nichts mehr.

„Hey, JK, da bist du ja endlich!", lachte J-Hope.

„Alles klar?", fragte Jimin hingegen besorgt.

Jungkook nickte verwirrt und sagte: „Ja, ich bin nur... ach egal... ich bin einfach ein bisschen durcheinander"

„Oh, warum denn?", fragte Jimin.

„Kann ich später mit euch darüber reden?", entgegnete Jungkook und Jimin nickte nur verunsichert, sah zu den restlichen Jungs, die ebenfalls seltsam dreinblickten und ließ das Thema vorerst.

Das Einsingen des neuen Songs und die Späße, die sie wie immer machten, halfen dem Golden Maknae nur bedingt, sich von der Situation abzulenken. Er war immer noch völlig durcheinander.

Sumi brachte den Jungs nach ihrer Session gemeinsam mit zwei Kollegen das Essen vorbei und V bat seine Freundin, doch noch ein bisschen zu bleiben. Dieser Bitte kam sie natürlich nach und aß ebenfalls Kleinigkeiten.

„Also, was ist los, JK? Was ist passiert?", griff Namjoon das Thema von vorhin wieder auf.

Jungkook sah kurz ihn und dann schließlich Sumi verunsichert an. Sumi bemerkte dies und fragte erschrocken: „Oh, soll ich lieber wieder gehen? Ist dir das lieber?"

„Nein, nein, schon gut", winkte Jungkook ab. „Bitte rastet jetzt nicht aus oder denkt sonst was und bitte behaltet es für euch"

„Schließt das Miga und Lyn mit ein?", fragte J-Hope.

Jungkook dachte kurz nach, zuckte dann mit den Schultern und sagte: „Na ja, ich weiß nicht. Ich will nicht, dass du noch mehr Geheimnisse vor Miga haben musst, Hobi. Außerdem" Er fuhr sich durchs Haar. „Außerdem weiß es Miga vielleicht sowieso schon"

„Also, jetzt red schon", meckerte Jin mit vollem Mund.

Also begann Jungkook von der peinlichen Situation zu erzählen und prompt lachten die meisten der Jungs ihn aus, weil er sich tatsächlich erwischen hat lassen. Die einzigen im Raum, die nicht lachten, waren natürlich Namjoon, Suga und Sumi, die ihren Freund deswegen schimpfte.

„Hör auf, Taehyung! Das ist nicht witzig!"

Doch er hörte nicht auf sie.

Jungkook seufzte deprimiert. „Oh mann, ich habs gewusst"

„Tja, du hättest dich nicht erwischen lassen sollen", prustete V.

„Ich glaube, das anschleichen und lauschen müssen wir nochmal üben", lachte Jin.

Namjoon stöhnte genervt auf. „Jungs, darf ich euch daran erinnern, dass die meisten von euch selbst nicht besser waren, als ihr verliebt wart?"

„Also halt mal, Hyung, ich bin sicher nicht in sie verliebt", widersprach Jungkook. Alle im Raum sahen ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und der Jüngste in der Gruppe überdachte noch mal kurz seine Aussage: „Na ja... ich weiß es nicht. Ich habe wirklich gar keine Ahnung"

Jimin, der seine Ernsthaftigkeit wiedergefunden hatte, sagte daraufhin: „Du sagtest doch, du hattest Tränen in den Augen, als du singen hast hören, richtig?" Als Jungkook verlegen nickte, grinste Jimin und fuhr fort: „Ich würde schon sagen, dass das ein Indiz dafür ist"

„Warum kamen dir denn die Tränen? Kannst du das einordnen?", fragte Namjoon.

Jungkook wusste, dass die Jungs erneut lachen würden, doch er wollte Namjoon ehrlich antworten. Nur dann konnten sie ihm helfen.

„Es war... das Schönste, was ich je gehört habe"

„Oha", brachten Jin und J-Hope heraus.

„Das hätte ich jetzt nicht erwartet", kam es hingegen von Jimin.

Auch Namjoon und Suga stutzten und blinzelten verwirrt mehrfach mit den Augen.

„Wow, wirklich?", fragte Namjoon und Jungkook nickte: „Ich weiß auch nicht. Irgendwie kamen meine Tränen einfach. Sie hat so eine wunderschöne Stimme, als könnte sie dir damit tief in deine Seele blicken und... na ja, egal"

„Du bist sowas von in sie verliebt, da gibt es nichts mehr dran zu ändern", grinste V.

Auch seine Freundin nickte. „Ja, da muss ich Taehyung zustimmen. Ich habe selten so was Schönes gehört, wie das, was du gerade gesagt hast. Ehrlich, Jungkook"

Prompt sah V sie schockiert an. „Bitte was? Also, als ich dir damals die Liebe gestanden hab, war das doch wohl viel schöner"

Darauf konnte Sumi nicht anders als zu lachen und ihn einen Kuss zu geben.

Namjoon zuckte mit den Schultern. „Tja, ich glaube, da ist echt nichts mehr dran zu rütteln. Aber was genau bereitet dir daran jetzt Sorgen?"

„Wie Juhee reagiert hat"

„Was meinst du?"

„Sie ist total erschrocken, als sie festgestellt hat, dass ich sie gehört hatte. Ich glaube, dass ihr irgendjemand anderes lieber gewesen wäre", erklärte der Golden Maknae traurig.

„Warum sollte das so sein?", fragte Sumi. „Ihr seid doch Freunde und außerdem sollte es ein Kompliment für sie sein, wenn einem Profi-Sänger wie dir die Tränen kommen, wenn du sie singen hörst"

„Das dachte ich auch und ich habe ihr auch ein Kompliment gemacht, aber sie hat nicht so gewirkt, als hätte sie mir geglaubt", beteuerte Jungkook.

Jimin hatte gerade ein Stäbchen voll Kimchi im Mund, als er plötzlich zusammenzuckte und einen Geistesblitz zu haben schien.

„Das habe ich total vergessen!", rief er mit vollem Mund und schluckte schnell herunter. „Lyn erzählt mir so oft, wie gemein viele der Trainees zu Juhee sind und wie unsicher sie das natürlich macht. Ihr glaubt gar nicht, wie oft sich Lyn bei mir darüber aufregt, weil sie auch nicht weiß, was sie dagegen tun soll"

Da nickte auch J-Hope mit dem Kopf. „Ja, Miga erzählt mir so was auch oft und ist mindestens genauso verzweifelt wie Lyn. Sie und ihre Freundin Sook sagen ihr ständig, dass alle nur eifersüchtig auf sie seien und sie als Konkurrentin ausstechen wollen, aber Juhee scheint so wenig Selbstbewusstsein zu haben, dass jede noch so positive und gut gemeinte Kritik sich für sie anhört, wie die schlimmste Beleidigung"

„Traurig ist so was", schüttelte Sumi den Kopf. „Aber das würde ihr Verhalten erklären"

„Ich habe ja Juhee schon manchmal im Wohnheim der Trainees kennen gelernt und soweit ich sie einschätzen kann, könnte es gut sein, dass sie gar nicht wollte, dass du sie jemals singen hörst", überlegte J-Hope.

„Wie soll das denn gehen?", wunderte sich Jungkook. „Früher oder später hätte ich sie bestimmt gehört. Spätestens wenn sie in die Girlgroup kommt und die erste EP draußen ist"

„Uh, du gehst schon davon aus, dass sie in die Girlgroup kommt", grinste Jin.

„Wenn du wüsstest wie schön ihre Stimme ist, würdest du mir zustimmen", verteidigte sich Jungkook.

„Sie scheint einfach total unsicher zu sein", fasste Sumi zusammen. „Also hat sie ihr Verhalten heute bestimmt nicht verletzend oder abwehrend gemeint"

Jungkook seufzte. „Ich hoffe, ihr habt Recht"

Namjoon lächelte und klopfte Jungkook, der neben ihm saß, aufmunternd auf die Schultern. „Das wird schon"

„Allerdings", setzte Sumi nach. „Dass du so fluchtartig gleich wieder abgehauen bist, war eher suboptimal, Jungkook. Wenn Hoseok damit Recht hat, dass sie jede positive Aussage gleich ins Negative zieht aufgrund der Boshaftigkeit der anderen Trainees, wird sie das noch mehr verunsichern, dass du so schnell wieder weg bist. Ganz ehrlich. Das war nicht schlau"

Jungkook seufzte traurig und Suga nickte zustimmend und murmelte: „Ja, wahrscheinlich denkt sie jetzt, du hast sie singen gehört, willst jetzt aber nicht mehr mit ihr befreundet sein und hast deswegen so schnell die Fliege gemacht. Und vermutlich wird sie denken, dass dein Kompliment nur ein Höflichkeitsding war"

Sumi lächelte Suga an. „Danke, Yoongi, genau darauf wollte ich hinaus. Wäre ich so unsicher und so jung wie sie, hätte ständig Menschen um mich herum, die eifersüchtig auf meinen Gesang sind und mich fertig machen, würde ich genauso denken. Ich würde denken: Oh nein, bestimmt hasst mich Jungkook jetzt, weil ich eine schöne Stimme habe. Bestimmt ist er so wie alle anderen und mag mich jetzt nicht mehr"

Jimin, V, J-Hope und Jin seufzten und Jungkook bliess Lust durch seine Lippen.

„Und was soll ich jetzt machen?", fragte er.

„Dich mit ihr treffen und ihr das Gegenteil beweisen", sagte Sumi ohne nachzudenken. „Sonst wars das mit eurer Freundschaft und falls du echt in sie verliebt bist, kannst du was Festes mit ihr erst recht vergessen"

Das waren harte, aber durchaus wirksame Worte. Es war gut gewesen, dass Sumi hiergeblieben war, um sich am Gespräch zu beteiligen. Als Frau konnte sie die Gefühle und das Verhalten von Juhee bestimmt am besten einordnen und Jungkook so eine Möglichkeit geben, die Situation noch zu retten.

Denn natürlich wollte er noch mit ihr befreundet bleiben. Seltsamerweise sogar mehr denn je zuvor. Er wollte sie nicht als Freundin verlieren, nur weil sie Angst hatte. Und wenn sie es selbst nicht sah, wie wundervoll sie war, musste er eben nachhelfen.

Doch bei diesem Gedanken stockte Jungkook innerlich.

Er fand sie wundervoll? Ihm wurde schlagartig klar, dass er eine Nacht darüber schlafen und darüber nachdenken musste, ob er nun wirklich mehr Gefühle, andere Gefühle, für Juhee hatte als vorher.

Warum war alles immer so kompliziert?

Am nächsten Tag machte sich Juhee immer noch Gedanken und Sorgen über den Vorfall vom Vortag. Sie hatte kaum geschlafen, weil sie sich die schlimmsten Szenarien vorgestellt hatte und nun natürlich überhaupt nicht zur Ruhe gekommen war.

Ausgerechnet an einem Tag, an dem die sonst so quirlige Juhee schlecht drauf war, zog Lyn sie zur Seite und teilte ihr mit, dass Bang Shi Hyuk mit ihr ein Gespräch führen wollte.

„Ist es etwas Schlimmes?", fragte Juhee ängstlich.

Lyn lächelte. „Nein, überhaupt nicht. Du wirst dich freuen"

„Bist du auch dabei, Lyn?"

Juhee war erleichtert, als ihre Tanzlehrerin freudig nickte.

Eine halbe Stunde später saß die junge Sängerin neben Lyn vor Bang Shi Hyuk in seinem Büro und zitterte am ganzen Leib. Sie hatte gerade noch Zeit gehabt, Sook und Miga kurz und knapp zu sagen, wo sie nun war, bevor Lyn sie bereits mitgeschleppt hatte.

Nichts Schlimmes hatte Lyn gesagt.

Du wirst dich freuen, hatte sie gesagt.

Na, da war Juhee mal gespannt. Sie konnte sich überhaupt nicht vorstellen, was dies sein sollte.

„Nun, Juhee, hast du eine Idee, warum du hier bist?", fragte der CEO mit einem seltsamen Grinsen auf den Lippen.

Juhee schüttelte den Kopf. „Ehrlich gesagt, habe ich keine Ahnung"

„Soooo?" Sein Lächeln wurde breiter. Es machte Juhee sogar ein bisschen Angst. „Sicher bereitest du dich gerade auf das Casting für die endgültige Aufstellung der Girlgroup in ein paar Tagen vor, nicht wahr?" Juhee nickte. „Ich möchte dir das Ganze sehr gerne ersparen, denn um ehrlich zu sein, sehen wir dich nicht in der Girlgroup"

„Was?" Sie sah erschrocken zwischen Lyn und Bang Shi Hyuk hin und her. „Aber Lyn, du hast gesagt..."

Lyn berührte Juhees Arm und lächelte sanft. „Ganz ruhig. Lass ihn erstmal ausreden"

Juhee versuchte sich zu beruhigen, neigte ihren Kopf und entschuldigte sich.

Der CEO winkte belustigt ab und fuhr fort: „Deine Stimme ist viel zu gewaltig, um sie in eine Girlgroup zu stecken. Außerdem möchte ich vermeiden, dass du dir später die ganze Zeit anhören musst, du würdest die anderen Mädchen überschatten. Du bist noch so ein junges, unsicheres Mädchen. Ich möchte dich wirklich nicht so ins offene Messer laufen lassen und dich zur Zielscheibe machen"

Juhee sah ihn verwirrt an. „Aber wenn ich nicht Teil der Girlgroup werden soll und ich weiterhin Trainee bleiben soll, was planen Sie dann mit mir?"

„Ich möchte nicht, dass du weiterhin Trainee bleibst, ich möchte, dass du eine Solo-Sängerin wirst", lächelte Bang Shi Hyuk und Juhee konnte aus den Augenwinkeln sehen, dass selbst Lyns Lächeln noch breiter und stolzer wurde. „Wir sehen sehr, sehr, sehr viel Potenzial in dir und wir glauben, dass es in einer Gruppe Verschwendung wäre. Eine Stimme wie deine, hat es vorher noch kaum im Kpop gegeben und das möchten wir gerne nutzen. Wir möchten dir dabei helfen, ganz groß raus zu kommen"

Nun sah Juhee erneut zwischen Lyn und dem CEO hin und her, nur war sie dieses Mal nicht mehr erschrocken, sondern jetzt war sie verunsichert, was vielleicht nochmal eine Schippe schlimmer war.

Lyn sah der jungen Sängerin an, dass diese überhaupt nicht begeistert war und fragte nach: „Freust du dich gar nicht, Juhee? Das ist der Traum aller Trainees"

„Ich möchte wirklich nicht unfreundlich oder respektlos sein und ich freue mich sehr über das Angebot, aber ich kann es nicht annehmen", beteuerte Juhee ruhig. „Ich fühle mich dem Druck nicht gewachsen. Ich denke, dass ich mich in einer Gruppe wohler fühlen würde und ob die Leute dann denken, dass ich die anderen Mädchen überschatten möchte, ist wohl ein Risiko, mit dem ich leben lernen müsste. Ich denke, ich habe noch nicht das Selbstbewusstsein, um alleine auf der Bühne stehen und singen zu können. Ich geniere mich noch viel zu sehr" Juhee setzte zu ihrem Schlusssatz an. „Ich glaube, eine Gruppe würde mich stärker machen"

Da weder der CEO, noch Lyn mit dieser Reaktion gerechnet hätten, sahen sie einander verdutzt und überrascht an und waren sichtlich überfordert, was sie denn nun darauf antworten sollten.

„Falls Sie mich nun nicht mehr in die Gruppe auswählen wollen, verstehe ich das, allerdings möchte ich Sie bitten, mir eine andere Aufgabe als Sängerin zu geben", sagte Juhee viel ruhiger, als sie sich innerlich fühlte. Eigentlich befürchtete sie, ihr Herz würde ihr bald herausspringen. „Ich weiß, es ist viel verlangt, aber wenn Sie möchten, bitte ich Sie, mich als Backgroundsängerin singen zu lassen"

„Das ist nicht dein Ernst!" Lyn war wütend aufgestanden. „Was ist los mit dir? Warum stellst du dich immer selbst so unter ein schlechtes Bild? Deine Stimme ist viel zu gut, um sie nur als Backgroundsängerin einzusetzen. Du warst auf einer Schule für klassischen Gesang und das möchtest du als Backgroundsängerin verkommen lassen?"

„Lyn, bitte beruhigen Sie sich", sagte Bang Shi Hyuk und gab der Tanzlehrerin ein Zeichen, dass sie sich wieder setzen sollte.

Wutschnaubend tat Lyn wie ihr befohlen, beruhigte sich wieder etwas und entschuldigte sich bei ihrem Chef. Juhee war ziemlich erschrocken über Lyns plötzlichen Ausbruch.

„Nun, ich muss dein Ablehnen leider und mit schweren Herzen hinnehmen, obwohl es mir ehrlich gestanden in der Seele weh tut. Aber ich muss deine Entscheidung akzeptieren", sagte Bang Shi Hyuk. „Ich lasse es dir frei, ob du trotzdem noch an der Castingwoche teilnehmen möchtest oder nicht. Weiteres erfährst du bei der Bekanntgabe beim Casting"

„Ich danke Ihnen", sagte Juhee.

Sie verneigten sich alle voreinander und somit wurde Juhee aus diesem Gespräch entlassen. Sie hoffte sehr, dass sie nicht unhöflich oder undankbar wirkte, denn das war sie auf keinen Fall. Es freute sie unheimlich. Doch... sie fühlte sich einfach noch nicht reif dafür.

Als sie allerdings wenige Minuten später mit Miga und Sook darüber sprach, musste sie doch dabei weinen, weil sie Angst hatte, der CEO von BigHit sei nun sauer auf sie.

„Nein, das ist er sicher nicht", versuchte Miga sie zu beruhigen, hielt sie fest im Arm und streichelte ihr durchs Haar. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass er mit dieser Reaktion nicht gerechnet hat und vielleicht ist er ein bisschen enttäuscht, aber er wird dich nicht rausschmeißen"

„Meinst du?", schniefte Juhee und Miga nickte. „Ja, das wäre doch irgendwie total dumm von ihm, oder?"

„Ich finde es jedenfalls total stark von dir, dass du abgelehnt hast und so ehrlich zu ihm warst", sagte Sook aufbauend und zeigte ihrer Freundin den Daumen nach oben. „Das hätten bestimmt die allerwenigsten getan"

„Möchtest du noch an der Castingwoche teilnehmen?", fragte Miga.

Juhee löste sich aus ihren Armen, schniefte ein letztes Mal und antwortete: „Ja, ich möchte es trotzdem versuchen, in die Girlgroup gewählt zu werden. Auch wenn meine Chancen bei null liegen"

Miga und Sook sahen sich viel sagend an. Beide waren sich absolut sicher gewesen, dass Juhee in die Girlgroup kommen würde, doch sie wussten auch, dass es total unnötig war, Juhee dies in jetzt zu sagen. Sie würde es ihnen sowieso nicht glauben. Und so ließen sie das Gespräch hiermit sein, halfen einander bei ihren Performances und gaben ihr Bestes für die Castingwoche.

Lyn und Bang Shi Hyuk saßen noch im Büro des CEOs und grübelten über den Verlauf des Gesprächs.

„Ist es nicht riskant, sie nicht in die Gruppe zu tun?", fragte Lyn. „So könnten wir sie verlieren"

Doch der CEO grinste schelmisch, lehnte sich mit seinen beiden Ellenbögen auf die Tischplatte auf und sagte: „Keine Sorge, Lyn, ich habe Pläne mit ihr. Ich möchte sie nur ein bisschen ärgern. Selbstverständlich wird Juhee ein Teil der Girlgroup. Ich möchte nur nicht, dass sie das schon weiß" Er legte den Finger an den Mund. „Also, bitte behalten Sie Stillschweigen darüber"

Auch Lyn lächelte nun schelmisch und zog einen unsichtbaren, imaginären Reißverschluss über ihren Mund zu.

Die Zeit verging wie im Fluge und der Tag des Castings kam auf die Mädchen zu. Wie dieser verlief und letzten endlich ausging, wisst ihr ja bereits.

Doch es gab etwas Entscheidendes, das ich euch einfach nicht vorenthalten möchte.

Zwischen jeder Performance waren immer jeweils zehn Minuten Pause für die Jury, um sich kurz zu unterhalten, zu beraten, etwas zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Lyn und die anderen Trainer nützten diese Zeit allerdings auch, um J-Hope und Jimin Informationen über die Mädchen zu geben, die nicht in ihren Unterlagen standen, die vor ihnen lagen.

So zwinkerte Lyn den Jungs verschwörerisch zu, bevor Juhee den Raum betrat.

„Kang Juhee", las Jimin und sah seine Freundin an. „Ist das die außergewöhnliche Sängerin, von der wir schon so viel gehört haben und die Bang PD als Solo-Sängerin wollte?"

„Ja", nickte Lyn breit grinsend. „und die leider abgelehnt hat"

„Warum singt sie dann hier noch vor?", fragte Jimin und Lyn antwortete: „Weil sie nicht weiß, dass sie eigentlich schon Teil der Girlgroup ist. Außerdem wollte sie es unbedingt"

„Miga hat mir schon erzählt, dass sie trotzdem vorsingt", erzählte J-Hope. „Ich bin auch sehr auf sie gespannt" Er sah zwinkernd zu Jimin. „Vor allem weil unser lieber Jungkook ebenfalls sehr von ihrem Gesang schwärmt"

„Tatsächlich?", wunderte sich Lyn, weil sie natürlich nicht wusste, wann Jungkook sie mal gehört haben konnte.

„Findet ihr es nicht gemein, sie so zu verarschen?", fragte Jimin hingegen skeptisch.

Doch Lyn lächelte ihn weiterhin an. „Ich finde es eine interessante Idee" Doch ihr Lächeln ebbte ab, bei dem, was sie nun sagte: „Was ihr noch wissen solltet, sie hatte es als Trainee nicht leicht aufgrund ihrer hervorragenden Stimme. Viele der Trainees haben ihr sehr deutlich zu verstehen gegeben, dass sie sie als Konkurrentin ansahen und haben sie auch dementsprechend behandelt. Darum ist sie sehr unsicher" Sie machte eine Pause. „Auch wenn sie bereits fest in der Gruppe ist, möchte ich trotz dieser Information eure ehrliche Meinung zu ihr"

Jimin und J-Hope nickten freudig und waren auf jeden Fall total gespannt, ob Juhee wirklich so außergewöhnlich schön sang, wie alle behaupteten. Auch wenn sie nicht wirklich Zweifel daran hatten, freuten sie sich darauf, sich selbst davon überzeugen zu können.

Letzten endlich wurde ihnen bewusst, was Jungkook damit gemeint hatte, Juhees Gesang hätte die Fähigkeit, tief in die Seele zu einem selbst zu blicken und das Herz zu öffnen. Beide hatten ja geglaubt, dass Jungkook einfach übertrieb, doch Jimin und J-Hope waren nach ihrer Perfomance sehr ergriffen und Lyn sah sie triumphierend an.

Was danach geschah, wisst ihr ebenfalls.

Die sechs Mädchen von SixSenses bekamen eine eigene Wohnung, die anderen Trainees gingen ihre eigenen Wege und SixSenses nahmen Songs, Musikvideos und Special Clips auf und hatten schließlich ihr Debüt. Ach ja und Sook kam mit Suga zusammen.

In dieser doch sehr stressigen Zeit, vor dem Debüt und während den Aufnahmen, schaffte es Jungkook tatsächlich Juhee einmal in einer Aufnahmepause abzufangen. Es waren bereits einige Wochen vergangen, seitdem er sie singen hat hören, doch er bestand darauf, persönlich mit ihr darüber zu reden und nicht per KakaoTalk. Obwohl die lange Zeitspanne ihm natürlich einiges erschwerte.

Denn Juhee hatte die Freundschaft mit ihm schon längst abgeschrieben. Vor allem jetzt, wo sie offiziell ein Idol war.

Dank J-Hope war Jungkook über den Aufnahmeplan von SixSenses informiert und wartete darauf, bis sie endlich Pause machten. Gottseidank hatten BTS an diesem Tag einen Urlaubstag.

Die Mädchen kamen alle gleichzeitig aus dem Tonstudio und Jungkook wurde etwas panisch. So viele Frauen und vor denen sollte er nun Juhee anquatschen? Ach herrje!

Doch leider war nicht er derjenige, der jemanden anquatschte- nein- er wurde angequatscht. Und zwar von Mimi.

„Hallo, Jungkook, was machst du denn hier?", fragte sie und alle verneigten sich voreinander.

Er rieb sich nervös den Hinterkopf, räusperte sich und sagte: „Na ja, dank Hoseok kenne ich euren Aufnahmeplan und... ääähm..."

„Wieso interessierst du dich für unseren Aufnahmeplan?", fragte Jiyoon.

Miga und Sook sahen Juhee an, weil sie sich schon denken konnten, dass sie der Grund dafür war und Miga wurde klar, dass J-Hope sie wahrscheinlich seinetwegen so akribisch nach ihrem Plan gefragt hatte.

Juhee versuchte sich hinter den anderen fünf Mädchen zu verstecken.

Er seufzte schwer. „Juhee, kann ich kurz mit dir reden?" Mimi, Bloom und Jiyoon stutzten auf, sahen zuerst ihn und dann Juhee an und machten den Weg frei, so dass der Maknae von SixSenses nicht mehr verdeckt war. „Allein?", betonte er.

„Wir gehen dann schon mal in den Aufenthaltsraum", verkündete Mimi und schritt voran.

„Aber...", murmelte Juhee und sah ihren Bandkolleginnen nach.

Miga und Sook bildeten das Schlusslicht, drehten sich noch einmal zu ihrer Freundin um und zwinkerten ihr verschwörerisch zu.

„Wir lassen dir natürlich was übrig", grinste Sook und so waren also alle weg.

Und Juhee und Jungkook waren allein.

„D-deine Bandkolleginnen scheinen nett zu sein", versuchte Jungkook schüchtern das Eis zu brechen.

„Das sind sie auch", antwortete Juhee vorsichtig.

Nach ein paar peinlichen Sekunden des Schweigens, fragte Jungkook endlich: „Juhee... ich wollte dich das schon länger fragen, aber wir hatten beide viel zu tun und per KakaoTalk wollte ich es auch nicht machen"

„Was meinst du?"

„Ich glaube, dass es vor einiger Zeit zu einem Missverständnis zwischen uns gekommen ist", begann Jungkook und Juhee stutzte auf. „Ich bin wirklich der Meinung, dass du wunderschön singen kannst und scheinbar sind alle anderen auch dieser Ansicht" Er lächelte und sah sich um. „Jedenfalls war ich damals schon so spät dran und musste deshalb schnell wieder weg. Falls du gedacht haben solltest, dass ich vor dir weglaufe oder so"

Juhee tat so, als habe sie das natürlich nicht gedacht und lachte, wie abwegig das sei, doch innerlich fühlte sie sich ertappt. Woher wusste er das nur?

„Und was wolltest du mich dann fragen?", erwiderte Juhee ängstlich.

Jungkook fuhr sich nervös durchs Haar. „Ich wollte dich fragen, ob du... also, ob du in nächster Zeit wieder Lust hättest, was zu unternehmen. Mit mir. Das haben wir schon lange nicht mehr"

Juhee blieben für kurze Zeit die Atmung und das Herz stehen. Fragte er etwa gerade nach einem Date? Nein, warum sollte er?, dachte sich Juhee. Wir sind nur Freunde.

Als sie ewig nicht reagierte, machte sich Jungkook langsam Sorgen.

„Ist alles in Ordnung, Juhee?"

„Äh, ja...ich... also..." Sie fuhr sich nun ebenfalls durch Haar, fasste sich völlig durcheinander an die Stirn, sah zu Boden und wieder zu Jungkook und wusste nicht, was sie ihm antworten sollte. Besser gesagt, sie wusste es, doch... sollte sie wirklich seine Einladung annehmen?

„Ich möchte wirklich mit dir befreundet bleiben, falls du dachtest, dass sich das für mich geändert haben sollte", redete Jungkook nervös weiter, doch innerlich war er wütend auf sich selbst. Was redete er da nur für einen Blödsinn? Er wollte nicht mit ihr befreundet bleiben, er wollte – so seltsam das für ihn war- dass Juhee seine Freundin wurde. Und das wusste er, nachdem er mit den Jungs und Sumi gesprochen hatte.

„Äh, ja... ich möchte natürlich auch mit dir befreundet bleiben", lachte Juhee nervös. „Und ich wusste selbstverständlich, dass es überhaupt nichts zwischen uns ändert, wenn du mich singen hörst. Ich meine... ha! Ich bin ja jetzt Idol und zwangsläufig wirst du mich bald singen hören"

„Ja, genau", pflichtete ihr Jungkook weiterhin nervös bei.

Beide spürten, wie angespannt der jeweils andere und wie seltsam und unangenehm die Situation war. Deswegen atmete Jungkook tief ein und aus und sagte: „Also, sollen wir nächste Woche oder so gemeinsam durch Seoul bummeln und shoppen gehen oder so?"

Auch Juhee wurde unterbewusst entspannter, lächelte ihn süß, aber auch verlegen an und antwortete: „Ja, das würde ich schön finden"

Jungkook erwiderte Juhees Lächeln mit einem noch viel niedlicherem Lächeln und Juhee hätte fast schmachtend aufgeseufzt.

„Also ist zwischen uns alles normal?", versicherte sich Jungkook ein letztes Mal.

„Natürlich"

Als sie sich voneinander verabschiedeten und sich ihre Wege wieder trennten, seufzten beide erleichtert aus. Glücklicherweise endete das Gespräch nicht so seltsam und peinlich, wie es begonnen hatte. Doch Juhee war unfassbar dankbar, dass Jungkook zu ihr gekommen war und sogar sich über ihre Aufnahmepläne informiert hatte. Sie hatte ja die Hoffnung schon aufgegeben gehabt und hatte sich wochenlang bei ihren Bandkolleginnen ausgeheult, wie sehr sie ihn vermisste. Ja, Juhee war den Mädels ganz schön auf die Nerven gegangen.

Mit voller Freude im Herzen, so viel wie schon lange nicht mehr, ging sie in den Aufenthaltsraum und hoffte, es war noch Essen für sie übrig.

„Hiiiii!", rief sie in den Raum, als sie diesen betrat.

„Oh, scheinbar ist es gut gelaufen", stellte Sook sofort fest. „Du bist endlich wieder du selbst"

Juhee lief etwas rot an und blieb vor den Mädchen stehen. „Na ja, es war schon irgendwie seltsam, weil wir beide so angespannt waren"

„Was? Er auch?", fragte Miga.

Juhee nickte und Mimi sagte: „Hmm, das ist eine interessante Entwicklung"

„Setz dich und iss was", mampfte Jiyoon.

Juhee tat wie ihr befohlen und aß so viel, wie schon lange nicht mehr, während sie erzählte, was Jungkook mit ihr besprechen wollte.

„Ohaaaa, ein Date!", freute sich Mimi.

„Nein, ich glaube nicht", kam es verlegen von Juhee.

„Was soll es sonst sein?", lachte Jiyoon.

„Ach, ich freu mich so für dich", sagte Miga lächelnd.

„Juhee hat ein Date, Juhee hat ein Date", begann Bloom zu singen an und die anderen stiegen mit ein.

Zuerst wehrte sich Juhee dagegen und wiederholte immer wieder, dass es kein Date war, weil Jungkook sicher nichts von ihr wollte, doch die Mädchen ließen nicht nach und so musste Juhee lachen und beließ es dabei.

Schon bald trafen sich die Beiden schließlich. Zumindest war es so geplant. Juhee war allerdings viel zu früh dran, weil sie total nervös war. Sie und die Mädchen hatten zwar ewig gebraucht, ein passendes Outfit für sie zu finden, was gar nicht so einfach gewesen war. Es durfte nicht zu overdressed und auch nicht zu underdressed sein. Immerhin traf sie sich mit Jeon Jungkook. Dem perfektesten Kerl des ganzen Universums -wenn es nach Juhee ging.

So stand sie nun also in einem schönem, nicht zu freizügigem Oberteil, einer leichten Jacke und einem Rock am Treffpunkt des Dates. Unter dem Rock trug sie eine Strumpfhose, weil sie schnell friere, es aber auch zu warm für eine lange Hose war.

Jetzt war sie wirklich eine halbe Stunde zu früh da. Wie peinlich. Hoffentlich fiel das Jungkook nicht auf und hoffentlich kam auch er zu früh. Dann konnten sie noch mehr Zeit miteinander verbringen.

Leider ahnte Juhee in diesem Moment noch nicht, dass dieser Tag einer der schlimmsten ihres ganzen Lebens sein würde.

Juhee wartete bereits seit etwas mehr als eine viertel Stunde auf Jungkook, doch es war leider nicht Jungkook, der sie ansprach, es waren drei gruselig und eklig wirkende Type, bei denen Juhee sofort ein seltsames Gefühl hatte.

„Hey, Süße", sagte einer.

Er wirkte als sei er der Anführer. Er trug eine Lederjacke mit Metallstacheln an den Schultern.

Die anderen beiden waren etwas kleiner als der, der sie angesprochen hatte und einer von ihnen hatte eine einzige grüne Strähne, die auf der rechten Seite seines Kopfes sehr verloren aussah. Der dritte im Bunde hatte keine besonderen Merkmale, an die sich Juhee später noch erinnern konnte.

„Wartest du auf uns?", fragte der Anführer.

„Nein, ich erwarte jemanden anderes", sagte Juhee ängstlich und sah zu Boden.

Den Typen bloß nicht in die Augen sehen, das war wohl das Beste, dachte sich Juhee.

Doch daraus wurde nichts, da er ihr Kinn in seine Hand nahm und so ihr Gesicht wieder nach oben zog.

„Das ist aber wirklich schade", grinste der Anführer. „Ich finde dich nämlich echt süß. Was meint ihr?" Er drehte sich widerlich lächelnd zu seinen Kumpels um, die noch widerliche kuckten als er und Juhee fast mit ihren Augen auszogen. „Ich würde dich jetzt schon gerne vernaschen"

„Meine Begleitung kommt sicher bald", flüsterte Juhee und sah sich nach Jungkook um.

Mehr bekam sie nicht mehr heraus, da ihr die Stimme versagte.

Warum war er noch nicht hier? Er musste ihr doch helfen.

Der Gesichtsausdruck des Anführers wurde böse. „Weißt du wie scheiß egal mir das ist? Bis der kommt, haben wir dich schon längst vernascht und weißt du auch, warum?"

Juhee schüttelte voller Angst den Kopf. Sie hatte so viel Angst wie noch nie zuvor in ihrem Leben. Sie zitterte so sehr, dass ihr Herz fast aus ihrer Brust sprang und selbst das Atmen fiel ihr schwer.

„Ich nehme mir immer das, was ich will, verstanden?" Juhee nickte. „Und darum ist es mir, ob du vielleicht schon jemanden gehörst, denn jetzt gehörst du mir"

Jungkook rannte die Einkaufsstraße herunter. Verdammt! Er hatte so lange überlegt, was er anziehen und mit ihr reden sollte, dass er die Zeit übersehen hatte. Und nun war er viel zu spät!

Völlig außer Atem blieb er schließlich am Treffpunkt stehen und sah sich verwirrt nach Juhee um. Er war in etwas zehn Minuten zu spät. Wo war sie? Hatte sie den Treffpunkt vergessen? Nein, dann hätte sie ihn angerufen.

War sie nachhause gegangen, weil sie gemeint hat, er käme nicht mehr? Hoffentlich nicht.

Verzweifelt sah er sich weiter um. Wo konnte sie nur sein? Irgendwas stimmte doch nicht, das spürte er.

Plötzlich spürte er eine Hand auf seiner Schulter und eine Frauenstimme, die mit ihm sprach. Er drehte sich zu der Stimme um.

„Entschuldigen Sie bitte"

„Ja?"

„Suchen Sie jemanden?"

„Ja, ich wollte mich eigentlich hier mit einer Freundin treffen. Ich bin leider zu spät und deswegen mache ich mir Sorgen, wo sie hin ist", erklärte Jungkook.

„War es zufällig so ein kleines, zierliches, süßes Mädchen?", fragte die Frau. Als Jungkook voller Hoffnung nickte, sprach sie weiter: „Sie war wirklich ausgesprochen hübsch. Allerdings war sie schon vor einer dreiviertel Stunde hier und hat auf Sie gewartet. Da sie so lange so unschlüssig dastand, habe ich sie eine Weile beobachtet. Sie müssen wissen, das hier ist mein Laden und ich hatte gerade keine Kundschaft"

„Ist sie wieder weg gegangen?", fragte Jungkook traurig.

Die Frau schüttelte den Kopf und sah auf einmal total ängstlich aus. „Nein, das ist es ja, weswegen ich Sie angesprochen habe. Drei komische Typen haben sie angesprochen. Ausgerechnet in diesem Moment kamen Kunden und ich habe das Mädchen aus den Augen verloren. Ich weiß nicht, wo sie hin ist, aber wegen den Typen habe ich ein komisches Gefühl"

„Vielen Dank" Jungkook verneigte sich vor der Frau. „Sie haben mir sehr geholfen"

Mit diesen Worten lief Jungkook wieder auf die Straße, sah sich nun nach Juhee und den komischen Typen um und seine Sorgen wurden immer größer. Das alles nur, weil er zu spät gekommen war. Hoffentlich ging es ihr gut.

Doch plötzlich hörte er aus einer Straße, die zu einer Sackgasse führte, Schreie und ein lautes Aufquietschen. War das Juhee?

Er rannte in die Richtung, aus er das Schreien und Quietschen kam.

Und sah Juhee.

Und die drei Typen, die sie an die Wand drückten und sie befummelten und küssten.

„Bitte lassen Sie mich in Ruhe", weinte Juhee.

„Hör zu, wenn du endlich aufhörst, dich zu wehren, geht es schneller vorbei" Doch Juhee weinte weiter. Da gab er ihr eine so heftige Ohrfeige, dass Juhee zu Boden fiel, allerdings tatsächlich mit dem Weinen aufhörte. „Verdammt! Hör endlich auf zu flehen! Schon besser. So macht das Ganze ja keinen Spaß mehr"

Seine Freunde hoben Juhee gerade wieder hoch, als einer von ihnen zu Boden fiel.

Der mit der einsamen grünen Haarsträhne, der Anführer und sogar Juhee sahen in die Richtung, aus der der Schlag kam.

„Jungkook!", freute sich Juhee und war heilfroh, ihn zu sehen.

„Hey! Was macht ihr da mit meiner Freundin?", schrie Jungkook.

„Ah, hey, da ist ja ihre Begleitung", grinste der Anführer. „Du hast ja ganz schön lange auf dich warten lassen"

„Jungkook, bitte sei vorsichtig", schrie nun auch Juhee. „Diese Typen sind gefährlich"

Doch das stichelte Jungkook nun noch mehr an. Er begann eine Schlägerei mit den Gangstern, schlug einen nach den anderen nieder und bekam selbst zwei Schläge ins Gesicht. Doch das hielt ihn nicht auf, die Typen los zu werden und Juhee zu beschützen. Juhee, die nun von keinem mehr gehalten wurde, war schon lange auf die Knie gefallen, weil ihre Beine sie vor Angst nicht mehr tragen wollten. Und erneut liefen ihr die Tränen herunter. Jetzt hatte sie keine Angst mehr um sich selbst, sondern um Jungkook.

Mit blutenden Nasen standen die drei torkelnd auf und sahen Jungkook so böse an, dass Juhee befürchtete, sie würden gleich ein Messer zücken und ihn abstechen. Doch das taten sie nicht. Sie zogen sich zurück.

Der Anführer zeigte mit dem Finger auf ihn und schrie: „Ich schwöre, beim nächsten Mal bring ich dich um!"

Und folgte den anderen beiden in die Tiefen der Straße und weder Juhee, noch Jungkook sollten sie jemals wiedersehen.

Nun begann Juhee wieder laut zu schluchzen an, jetzt wo die Typen weg waren. Sie hielt sich die Hände vors Gesicht, weil sie nicht wollte, dass Jungkook oder irgendjemand anderes sie ansah. Und sie wollte auch niemanden ansehen. Am liebsten wäre sie davongelaufen und hätte sich für immer irgendwo versteckt. Doch sie konnte nicht mehr stehen und auch nicht mehr gehen. Also fiel davonlaufen erstmal aus.

Plötzlich spürte sie Arme um sich herum. Sie schreckte auf, doch als sie in Jungkooks süßes, aber verletztes Gesicht sah, war fiel alles von ihr ab. Jede Angst, jeder Schock und selbst ihr Herz beruhigte sich endlich wieder. Als sie ihn sah, wurden auch ihre Atemzüge wieder normal.

„Jungkook..."

„Hi, ist alles in Ordnung?", fragte er sie voller Sorgen in den Augen.

Da konnte Juhee nicht anders, als erneut laut aufzuschluchzen und ihr Gesicht zu verstecken. Sie wusste nicht, ob es die Erleichterung oder etwas anderes war, doch sie konnte einfach nicht aufhören zu weinen.

„Pssscht, es ist alles gut. Dir kann nichts mehr passieren", hauchte er, streichelte ihr durchs zerzauste Haar und drückte sie fest an sich. Nach einer Weile kramte er sein Handy heraus, während er mit ihr sprach und sie mit der anderen Hand weiterhin streichelte und beruhigte: „Juhee, ich werde jetzt einen Krankenwagen und die Polizei rufen, okay?"

Juhee hörte ihm kaum zu, sondern wiederholte immer wieder den Satz: „Meinetwegen bist du verletzt, meinetwegen bist du verletzt. Es ist alles meine Schuld"

„Nein, mir geht's gut, okay?" Er lächelte sie sanft an und strich ihr die Tränen aus dem Gesicht. Anschließend wählte er die Notrufnummer, erklärte ihnen die Lage und sie teilten ihm mit, dass sie mit Polizei im Schlepptau kommen würden.

Nachdem er telefoniert hatte, legte er sein Handy auf den Boden, sah Juhee an, die er immer noch im Arm hielt und fragte sie: „Kannst du eine deiner Bandkolleginnen anrufen?"

Doch Juhee wimmerte immer noch in seine Schulter und war kaum ansprechbar. Doch er wusste, dass es besser war, sie anzurufen, denn Juhee würde heute definitiv später nachhause kommen, als sie ihnen vermutlich gesagt hatte.

Darum fragte er nun: „Kannst du mir dein Handy geben? Dann ruf ich sie an"

Tatsächlich hörte sie endlich auf zu wimmern und zu weinen. Als sie ihm allerdings ihr Handy geben wollte, fiel es ihr immer wieder aus der Hand, weil diese noch immer extrem zitterte. Jungkook half ihr lächelnd, küsste ihren Scheitel, nahm es ihr aus der Hand, suchte nach einer der Mädchen und rief schließlich Sook an. Er wusste, dass sie die Leaderin war.

„Hey, Juhee, was ist los? Ist dein Date etwa schon vorbei?", lachte Sook, nachdem sie Juhees Nummer auf ihrem Display gesehen hatte.

„Hi, Sook, hier ist Jungkook"

Er konnte förmlich vor seinem geistigen Auge sehen, wie Sook das Lächeln verging.

Ihr Tonfall änderte sich sofort. „Hallo, Jungkook, ist was passiert?"

Er sah kurz zur zitternden Juhee in seinen Armen. „Ja, drei komische Typen haben sie angebaggert und angegriffen, als ich noch nicht da war. Glücklicherweise kam ich rechtzeitig, um sie vor schlimmeren zu schützen"

„Was???"

Sook schrie so laut in ihr Handy, dass alle anderen vier Mädchen sie schockiert ansahen, alle Gespräche und alle Tätigkeiten, denen sie gerade nachgingen, beendeten und voller Sorgen zu ihrer Leaderin gingen. Sie verstanden sofort, dass was passiert war. Miga kannte diesen Blick und sie wusste, er bedeutete nichts Gutes. Wenn Sook so kuckte, war etwas Furchtbares passiert.

„Geht's Juhee gut? Wo seid ihr? Wo sind die Typen? Hast du schon die Polizei angerufen?", löcherte sie ihn mit Fragen.

„Sie steht unter Schock und ist kaum ansprechbar. Ich bin schon froh, dass sie mir ihr Handy gegeben hat, damit ich dich anrufen kann. Die Typen sind leider entkommen, aber ich hoffe, dass Juhee in der Lage sein wird, eine Aussage zu machen. Wenn nicht, ich habe mir die Gesichter der Kerle gemerkt und ja, Krankenwagen und Polizei sind unterwegs", erklärte er atemlos.

„Ist Juhee... du weißt schon?" Sook liefen die Tränen über ihr Gesicht, während sie ihn diese Frage stellte.

„Nein, ich glaube nicht" Erneut sah er kurz zu Juhee. „Sie scheint sich viel gewehrt zu haben, weshalb es noch nicht passiert sein muss, als ich dazu kam. Allerdings hat einer der Typen sie geohrfeigt" Jungkook hörte bereits den näherkommenden Krankenwagen. „Sook, der Krankenwagen ist gleich da. Ich leg auf, okay? Ich ruf dich mit Juhees Handy wieder an, wenn wir da sind" Er machte eine kurze Pause. „Könntest du... könntet ihr die Jungs informieren?"

„Jungkook, hier ist Miga", meldete sie sich zu Wort. „Sook hat auf Lautsprecher geschaltet. Ich werde Hoseok anrufen. Das hätte ich sowieso getan"

„Ich danke dir", sagte Jungkook, nickte und schließlich legten beide Seiten auf.

Danach geschahen so viele Dinge auf einmal, dass sie schwer zu erklären waren. Der Krankenwagen nahm beide mit ins nahe gelegene Krankenhaus, wo beide untersucht und verarztet wurden. Jungkook rief Sook erneut an und sagte ihnen in welchem Krankenhaus sie sich befanden.

Eine gewisse Zeit später, kamen SixSenses, BTS und Bang Shi Hyuk und fragten, wie der Standpunkt war. Jungkook hätte nicht erwartet, dass alle sechs Jungs kamen, um nach ihm zu sehen.

„Es ist alles meine Schuld", beteuerte Jungkook wütend. „Wenn ich nicht zu spät gewesen wäre, dann wäre das vielleicht nicht passiert"

„Aber Jungkook", sagte Miga. „Sie war viel zu früh dran. Selbst wenn du auch zu früh da gewesen wärst, hätten sie sie angegriffen. Immerhin war sie mindestens eine halbe Stunde vor dir da"

„Wirklich?", fragte Jungkook verwundert und die Wut war aus seinem Gesicht gewichen.

Miga nickte. „Weißt du, wie nervös sie war? Du kannst es dir gar nicht vorstellen"

Unterbewusst musste Jungkook bei dieser Information lächeln. Süß, dass sie tatsächlich so nervös gewesen war wie er.

Kurz darauf baten die Polizisten ihn um eine Aussage, da Juhee -wie bereits befürchtet- sich an nicht mehr viel erinnern konnte. Die Ärzte sagten, das sei der Schock, der diese Informationen zurückhielt. Es war nicht klar, ob sie sich jemals an die Gesichter der Männer erinnern konnte. Doch Jungkook sagte ihnen und den Polizisten, dass das nicht so wichtig war, denn er wusste sie dafür umso besser. Wenn Juhee sich nicht daran erinnern wollte, dann war es auch besser, es zu lassen, war er der Meinung.

Letzten endlich wurden beide wieder nachhause geschickt und die Mädchen von SixSenses versprachen, den Ärzten, den Polizisten, Bang Shi Hyuk und vor allem Jungkook, ganz gut auf Juhee aufzupassen. Jungkook gab Sook vorsichtshalber seine Handynummer und gab ihr auch noch gleich Juhees Handy zurück, das er immer noch in der Hosentasche trug.

Der Arbeitsplan von SixSenses wurde erstmal um eine Woche nach hinten verschoben, damit Juhee Zeit hatte, wieder runter zu kommen und das Ganze soweit es ging, zu verarbeiten. Und allen Beteiligten war klar, dass sie ohne ihren Main Vocalist wohl kaum weitere Aufnahmen für die erste EP machen konnten. Außerdem wollte Bang Shi Hyuk so wenig Druck wie möglich auf Juhee ausüben.

Nachdem sich Miga und J-Hope voneinander verabschiedet hatten und die BTS-Jungs gerade dabei waren in das Auto zu steigen, das am Eingang auf sie wartete, kam Juhee endlich aus ihrem letzten Ärztegespräch.

„Wo ist Jungkook?", fragte sie und Bloom antwortete: „Die Jungs sind gerade weg"

„Was? Aber ich muss ihm doch noch was sagen!", verkündete Juhee panisch.

„Juhee, jetzt sollten wir erstmal nachhause und ich koch dir was Schönes", bemerkte Jiyoon sanftmütig.

Miga dachte kurz nach. „Allerdings... solltest du ihn noch erwischen können"

Mit einem etwas euphorischen „Okay!" war Juhee schneller weg, als die Mädchen „SixSenses" hätten sagen können und Sook sah ihre Freundin böse von der Seite an: „War das jetzt nötig? Du weißt, sie muss sich jetzt ausruhen"

„Ja, aber es scheint ihr wichtig zu sein", sagte Miga ruhig. „Außerdem würdest du dich doch auch bei Yoongi bedanken und verabschieden wollen, nachdem er dich gerettet hätte, oder?"

Sook lief rot an und Mimi, Bloom und Jiyoon kicherten. „Hey, hey! Was redest du da?"

Auch Miga kicherte. „Ja, siehst du? Also sei still und lass uns gehen"

Wie eine Verrückte lief sie die Krankenhausgänge entlang, bis sie schließlich atemlos am Ausgang angekommen war. Als sie gerade sah, wie Jin als Letzter ins Auto stieg, gab sie ein letztes Mal Gas und schrie Jungkooks Namen.

Jin stutzte auf und sah die junge Sängerin verdattert an. „Hey, Juhee, was ist denn los?"

Völlig außer Atem versuchte sie erneut Jungkooks Namen zu sagen, brachte ihn allerdings nicht heraus, doch Jin verstand sie trotzdem.

Er sagte kurz was zu den Jungs ins Auto, das Juhee nicht verstand. Sie sah, wie Namjoon und J-Hope von der Rückbank ausstiegen und wieder einstiegen, nachdem Jungkook ebenfalls ausgestiegen war. Auch Jin stieg ins Auto ein und machte aus Rücksicht auf die Privatsphäre der Beiden die Autotür zu.

„Juhee?", wunderte sich Jungkook.

„Jungkook, ich..." Juhee war immer noch außer Atem. Als sie allerdings endlich wieder normal reden konnte, verneigte sie sich tief und aus Dankbarkeit und sagte: „Jungkook, ich bin dir unfassbar dankbar für alles, was du heute für mich getan hast und das werde ich auch auf ewig bleiben" Sie stellte sich wieder gerade hin. „Ich hoffe, dass das nichts an unserer Freundschaft ändert und dass wir das bald nachholen, wenn du Zeit und Lust hast natürlich"

„Und deswegen bist du mir wie eine Irre nachgelaufen?", fragte Jungkook belustigt.

Juhee sah ihn peinlich berührt an und lief rot an. „Ja... also... es war mir wichtig, dir das persönlich zu sagen" Dass sie ihm außerdem noch kurz sehen wollte, lief Juhee lieber unter den Tisch fallen. So genau musste er das schließlich nicht wissen.

„Du bist echt süß", lachte er.

Da lief Juhee nur noch röter an. „Außerdem tut es mir leid, dass ich so viel geweint habe"

„Das ist nichts wofür du dich entschuldigen müsstest", lächelte Jungkook so süß, dass Juhee erneut fast der Atem ausblieb. Heute war einfach nicht der richtige Tag zum Atmen.

„Komm schon, umarm sie endlich", feuerte Jin den Golden Maknae vom Auto aus an, ohne dass dieser das hören konnte.

Lediglich der Fahrer und die restlichen BTS-Jungs hörten ihn und brachen ihn schallendes Lachen aus.

„Hey, Jin-Hyung!", lachte Jimin.

„Ganz große Töne, was?", lachte V.

„Ich glaube nicht, dass er sie umarmen wird", murmelte Suga vom Beifahrersitz aus. „Dazu ist er doch gegenüber Frauen viel zu schüchtern"

„Warten wirs mal ab", grinste Namjoon hinter ihm. „Heute ist viel passiert. Ich würde noch nicht aufgeben"

„Ich wollte auf alle Fälle, dass du das weißt..." Juhee sah schüchtern zu Boden.

„Ich danke dir", nickte Jungkook und wollte sich gerade von ihr verabschieden und zu seinen Jungs in den Wagen steigen, als er noch mal kurz innehielt. Er seufzte tief ein und aus und überwindete sich, fast als hätte er Jin gehört. „Juhee, ich würde dich gern umarmen. Ist das okay?"

„J-j-ja, ja, natürlich", stotterte sie.

Da ging er die wenigen Schritte, die zwischen ihnen lagen, auf sie zu und umarmte sie fest und fuhr ihr sogar kurz durch die Haare.

„Leute! Er umarmt sie wirklich!", flippte V fast aus.

„Das ist mein Junge!", verkündete Jin wie ein stolzer Vater und Namjoon lehnte sich schelmisch zu Suga vor. „Was habe ich gesagt?"

Auch Juhee legte ihre Arme um seinen Bauch, sowie ihren Kopf vorsichtig auf seine trainierte Brust und genoss die wenigen Sekunden der Umarmung, bis er sie wieder losließ.

Sie lächelten einander schüchtern und verlegen zu, als Jungkook wieder zurück ins Auto stieg und ihr noch mal kurz zu winkte. Juhee winkte zurück.

Mittlerweile waren auch die fünf SixSenses Mädchen am Ausgang angekommen und beobachteten die Situation. Vielleicht hatte dieser schreckliche Vorfall auch einen einzigen Vorteil: Es brachte die beiden Schüchternen näher zusammen.

Und doch lag noch ein weiter Weg vor ihnen, denn besonders Juhee musste ihre Selbstzweifel über Bord werfen, wenn sie an Jungkooks Seite sein wollte. Denn sonst würde ihre Einstellung, dass alles nur Zeitverschwendung war, ihr alles verbauen, was sie sich mit Jungkook erhoffte.

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Hiiiiii!! Ich hab jetzt ganz spontan das nächste Kapitel veröffentlicht :) Ich weiß nicht, wann der zweite Teil kommt, da ich eventuell ab übernächster Woche wieder in die Schule muss. Der erste Teil ist mal etwas anderes, haha xD Außerdem dachte ich mir, auch für (fast) jedes Kapitel Bilder am Anfang reinzustellen. So finde ich sieht das gleich liebevoller aus. :) Was meint ihr?

Habt ihr btw ein Lieblings "Bangtan Girl"?

Welches Paar mögt ihr bis jetzt am liebsten? NamYuna, SunGi, MiHope, JiLyn, TaeMi oder JuKook?

Gibt es eins, das euch gar nicht gefällt? 

Schreibt mir gerne Kommentare dazu, wenn ihr wollt :) Ich würde gerne mehr mit euch interagieren :)