13. Kapitel - Lloyd

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Heute war einer der nervigsten Tage, wenn man ein Mitglied unseres Rudels und über sechzehn Jahre alt war. Die halbjährliche Versammlung stand an, bei der sich meist unschöne Szenarien fürs Auge bildeten und Meinungen aufeinandertrafen, als gäbe es kein Morgen – sprich, nicht unbedingt nur verbale Kämpfe. Das bei einer Versammlung dieser Art noch Niemand sein Leben gelassen hatte, grenzte wahrscheinlich an ein Wunder.

„Können wir los?", richtete mein Vater das Wort an uns Drei. Wir standen bereits seit zehn Minuten bereit, weil wir alle wussten, wie viel ihm an diesen Sitzungen und allgemein an einem pünktlichen Eintreffen lag. Letztes Jahr, bei meiner aller ersten Versammlung, war ich zu spät gewesen. Sagen wir es so, mein Vater war überhaupt nicht begeistert, dass er erst fünf Minuten nach seiner Planung das Haus verlassen konnte. Ich wollte diese Erinnerung nicht noch einmal Wirklichkeit werden lassen, nie wieder, um genau zu sein.

Lydia, Akio und ich nickten, während er sich noch einmal kurz von Mum verabschiedete, die beschlossen hatte, mit Ariana und den Zwillingen Daheim zu bleiben. Mit ihren vier Monaten konnten sie wohl kaum mit einem von uns zu Hause bleiben. Außerdem waren sonst alle bis auf Ariana eingeladen und unsere Anwesenheit war durchaus erwünscht.

Auch wenn es nicht danach klang, es war ein Befehl. Nur wenige Ausnahmen ermöglichten es Mitgliedern, nicht erscheinen zu können – leider betraf mich keine dieser Ausnahmeregelungen.

„Dann los." Meine Mutter hatte ein solches Glück. Ich würde liebend gerne für den heutigen Tag mit ihr tauschen. Für meinen Samstag hatte ich nämlich deutlich bessere Optionen, wie ich ihn verbringen konnte. Und meine Brüder waren noch so klein, sie würden wahrscheinlich relativ viel von der Zeit verschlafen. Allerdings würde ich dies nicht herausfordern wollen, denn sie konnten zu richtigen Schreihälsen mutieren. Also ging ich schließlich - wohl oder übel – zur Versammlung.

Akio setzte sich nicht, wie er es sonst tat, nach vorne zu meinem Vater, sondern ließ Lydia den Vortritt. Das war äußerst alarmierend für mich, denn sonst bestand der Fahrer sogar darauf, dass sein Nachfolger neben ihm saß und sie vorher Details durchgehen konnten.

Ich hatte beinahe Angst, wenn ich mir ausmalte, was dies für Akio bedeutete. Er hatte sich zwar bewusst nach Hinten zu mir gesetzt, aber es musste Etwas zwischen ihm und unserem Vater vorgefallen sein. Das bedeutete vielleicht auch Ärger für mich, wenn ich mir das recht überlegte. Scheiße.

„Ich sage das heute nur ein Mal, also hört gut zu, ihr Drei", begann er seine Moralpredigt. „Es wird während der Sitzung nicht am Handy gespielt und erst recht, wird sich nicht geschminkt." Er sah zuerst mich, dann Lydia an.

„Und ich möchte, dass ihr weder Isaac, noch irgendjemanden sonst in Frage stellt. Auch, wenn einige Mitglieder falsche Aussagen treffen oder Dinge ansprechen, die euch nicht gefallen, bitte ich euch, euch ruhig zu verhalten. Es ist schon schlimm genug, dass wir diese öffentliche Veranstaltung jedes halbe Jahr hinter uns bringen müssen, deshalb macht mir keinen Ärger." Wohl bemerkt hatte mein Vater rein gar Nichts gegen Versammlungen einzuwenden, er mochte es einfach nur nicht, dass wir Drei ihn begleiteten und andere junge Werwölfe dabei waren. Für ihn waren wir allesamt Kinder und hatten bei solchen Sitzungen Nichts zu suchen.

Dem konnte ich zwar nicht im Allgemeinen zustimmen, denn es gab durchaus Mitglieder, die auch in jungen Jahren sicherlich etwas anzumerken oder beizutragen hatten, aber für mich waren diese beiden Termine zwei Verpflichtungen zu viel in meinem Kalender. Mir könnten sie gestohlen bleiben, denn ich hatte weder etwas zu sagen, noch wollte ich wertvolle Zeit meines Lebens in der Versammlungshalle absitzen. Außerdem war ein gewisser Gamma dort anzutreffen, den ich von allen Menschen definitiv am Wenigsten zu Gesicht bekommen wollte. Die Ansage, dass ich ihn strikt meiden sollte, galt hier bei natürlich nicht. So ein Scheiß, es wäre doch eine super Ausrede gewesen, oder?

„Und Akio?" Mein Bruder sah ihn durch den Rückspiegel an, mied jedoch sonst jeglichen Blickkontakt. „Überlass die blöden Fragen mir, ich regele das."

„Alles klar", gab er ihm zu verstehen und starrte wieder zum Fenster hinaus, um die vorbeiziehende Landschaft von Nadelbäumen und Büschen auf sich wirken zu lassen. Ich tat es ihm gleich, weil ich nicht versehentlich den Blick des Fahrers vor mir kreuzen wollte. Es könnte zu ungeahnten Gesprächen kommen, die es für mich direkt im Keim zu ersticken galt.

Vielleicht waren diese Treffen für mich eben so langweilig, dass mir nichts Anderes blieb, als mich mit meinem Handy zu beschäftigen? Sie waren es. Nicht nur, dass ich dort meine Zeit verschwenden musste, ich war gleichzeitig gezwungen, mich Werwölfen und Situationen auszusetzen, die ich sonst gekonnt umgangen wäre. Dazu zählte nicht nur Isaac, sondern gleich seine ganze Familie. Und es war zudem nicht angenehm – so Leid es mir tat – hinten auf dem Rücksitz neben meinem Bruder zu sitzen.

Er sah überhaupt nicht gut aus. In einem solch miesen Zustand hatte ich ihn, in all den Jahren, die wir uns kannten, noch nie zu Gesicht bekommen. Es war erschütternd und beängstigend. Wenn meinem großen Bruder, meinem Vorbild, etwas so Schlimmes zugestoßen war – wie hätte ich dies überleben sollen?

Akio war nicht nur weitaus körperlich stärker als ich, sondern auch auf mentaler Ebene konnte er Einiges wegstecken. Ein verlorener Rangkampf gehörte offensichtlich nicht dazu, aber sonst war er immerzu gefasst und nie eine Last für unsere Eltern. Er war für uns Jüngere ein Vorbild, hatte in der Vergangenheit unsere Fehler auf sich genommen und uns immer beschützt.

Akio war in jeder Hinsicht der perfekte Sohn und der perfekte Bruder. Was konnte ihn so sehr verändern? Ihn, dem, der jede Herausforderung und Aufgabe stemmte, nur so etwas widerfahren? Wie war es möglich, eine so starke Person, wie ihn, zu brechen?

Mir wurde mehr und mehr bewusst, wie schwach ich eigentlich war.

„Wir sind da", teilte Lydia mir mit, als sie bemerkte, dass ich mich nicht rührte. „Komm."

Ich folgte der Schwarzhaarigen aus dem Wagen und lief mit ihr gemeinsam zum Eingang unseres Versammlungshauses. Vorne standen Samuel und sein Sohn Erik, um die Anwesenheit zu prüfen und zu verhindern, dass sich nicht eingeladene Gäste unter die Leute mischten.

Wer wollte schon zu dieser Versammlung, wenn er dies nicht musste?

Kopfschüttelnd hielt ich mich an meine ältere Schwester, die dem Mann zu unserer Rechten beim Vorbeigehen zu zwinkerte und schmunzelte. Mir blieb fast die Spucke weg, aber ich hielt mich zurück, einen dummen Kommentar dazu zu reißen.

Nochmal, wer wollte in diese Versammlung, wenn man das Privileg hatte, es nicht zu müssen? Wir mussten leider erscheinen, meinem Vater und auch meiner Mutter würde es nicht gefallen, wenn wir die Wünsche und Bräuche des Rudels missachteten. Wir waren schließlich eine große, glückliche Familie – die wohl beste Lüge, die mir in meinem Leben bisher erzählt worden war.

„Setzen wir uns nach Hinten, dann fallen wir Dad nicht so ins Auge", stellte Lyn ihren durchschaubaren Plan vor, doch ich hatte Nichts dagegen einzuwenden so weit wie möglich entfernt vom eigentlichen Geschehen zu sitzen. Die Stühle waren in einem Kreis aufgestellt und in vier Teile untergliedert. Je ein Anführer saß vorne im Zentrum des Kreises, die Mitglieder des Rates zu ihren Seiten und alle Angehörigen verstreut in den hinteren Reihen.

Wir saßen in der vorletzten Reihe, direkt hinter meinem Vater. So würde er uns am wenigsten böswillig beäugen können, wenn wir uns nicht entsprechend verhielten. Ich hatte mein Handy schon in Startposition und meine Schwester neben mir, hatte schon einen kleinen Handspiegel hervorgekramt aus ihrer schwarzen Handtasche. Obwohl wir uns außerhalb vom Sichtbereich unseres Vaters befanden, behielten wir unsere Deckung bei und blieben vorsichtig.

Wir waren gut erzogene Kinder, was sollte ich sagen? Man musste zuerst erwischt werden, um sich eine Predigt von Dad anhören zu müssen. Solange wir außerhalb seines Radars blieben, würden unsere Handlungen kein Problem darstellen.

Es trudelten mehr und mehr Werwölfe ein, die sich zu den Stühlen zu unseren Seiten niederließen. Die Anführer waren allesamt bereits eingetroffen, ausgenommen vom Gamma, der gerade gemeinsam mit seiner Familie eintrat. Allerdings ohne seine Frau, wie ich auf dem ersten Blick feststellen konnte. Jonas sah mitgenommener aus, als ich erwartet hatte, aber vielleicht sah ich genauso aus, wie er, ohne es mitzubekommen?

Da ich die Situation bei ihnen Daheim kannte, ahnte ich bereits, dass seine Mutter in Therapie sein würde oder sie aus gesundheitlichen Gründen entschuldigt im Eigenheim geblieben war. Die Blicke von Jonas und Eve ließen mich jedoch darauf schließen, dass es nicht Letzteres war. Die Situation musste vor Kurzen wohl wieder eskaliert sein. Außerdem war mir letzte Woche nicht das Pflaster entgangen, das seine Stirn geziert hatte.

Er warf sich in den Stuhl, zahlreiche Plätze von mir entfernt und starrte auf seine Hände, die er in seinem Schoß knetete. Nur kurz trafen sich unsere Blicke, als er argwöhnisch in die Runde sah, dann hielt er den Kopf durchgehend gesenkt.

Hatte er nach Jemanden gesucht? Meine Wenigkeit war es offensichtlich und hoffentlich nicht gewesen, denn eine Konfrontation mit ihm wäre ich heute nicht gewachsen. Es war schlimm genug, dass mich sein Vater bereits wahrgenommen und anscheinend geprüft hatte, wo ich in der Menge saß. Kein gutes Zeichen.

„Darf ich um Ruhe bitten?", räusperte sich der Alpha, bevor er sich von seinem Stuhl erhob, um seinem Anliegen noch weiteren Nachdruck zu verleihen. Die Augen lagen nun vollständig auf ihm. „Dann können wir beginnen." Er ließ sich wieder nieder und gab das Wort an Darius, der sich lächelnd erhob.

Es war bei diesen großen Sitzungen üblich, dass man aufstand, wenn man sprach oder etwas einbringen wollte, damit man bei der Anzahl von Werwölfen den Überblick behalten konnte. Bei Diskussionen standen dann auch gleich mehrere Sprecher, dann wurde es erst richtig lustig.

„Wir werden heute zuerst über das allgemeine Vorgehen bezüglich des fremden Wolfsrudels sprechen und über den Bau der Schutzhütten im Wald. Am Ende werden Fragen geklärt, die nicht zum jeweiligen Gesprächsthema gehören. Ich bitte um eine angenehme Gesprächskultur und bitte darum, Einfälle oder Einwände höflich einzubringen, falls dies nötig ist." Es war nicht gerade unauffällig, dass er Isaac dabei einen kurzen Seitenblick zuwarf, der daraufhin sichtlich schluckte. Gegen Darius würde Isaac den Kürzeren ziehen und dies wusste er gewiss.

„Dann beginne ich mit der Planung der Schutzhütten, wenn dies recht ist", brachte sich mein Vater ein und erhob sich, als Darius Anzeichen machte, sich niederzulassen. Sie wandten Nichts ein, sondern forderten ihn mit einem Nicken oder einer kleinen Handbewegung zum Weitersprechen auf. „Die Pläne sind angefertigt und vor ein paar Wochen beim Bauamt eingegangen. Sie müssen das Vorhaben für zwei weitere Hütten noch bestätigen, aber für eine ist die Genehmigung erfolgt. Das wäre die Hütte nahe der Grenze im Osten, die Arbeiten können jeder Zeit beginnen."

Es war logisch, dass mein Vater die Planung der Schutzhütten übernahm und diese plante. Dennoch hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt nicht gewusst, dass ihm diese Aufgabe tatsächlich überstellt wurden war. Architektur interessierte mich, es war beinahe traurig, dass er mich nicht ein wenig über seine Schulter schauen ließ.

„Das sind gute Neuigkeiten", merkte Carlos an, „sehr gute Neuigkeiten." Er erhob sich. „Ich werde eine Liste von Freiwilligen zusammenstellen, die beim Bau helfen wollen. Es wäre schön, wenn sich möglichst Viele dazu bereiterklären würden." Dieser indirekte Befehl jagte mir einen Schauer über den Rücken und ich konnte nicht leugnen, dass es den Anderen zu meinen Seiten nicht ähnlich damit erging.

„Jetzt kommen wir zu dem allgemeinen Problem." Er seufzte und fuhr sich über seinen dunklen Dreitagebart. „Das fremde Rudel überschreitet wagemutig unsere Grenzen. Es könnte Probleme geben, wenn sie unser Revier nicht respektieren. Wir wollen das Vorgehen diskutieren, bevor wir zu einem Entschluss kommen."

„Es wäre das Beste, wenn wir sie vertreiben", schlug der Gamma vor. Als er sich von seinem Platz erhob, sank mein Vater relativ unauffällig auf seinen Stuhl zurück. Mir war bewusst, dass er es wegen Isaac und den damit aufkommenden Gesprächen tat. Er war nicht für hitzige Diskussionen zu begeistern. „Wir können sie nicht einfach gewähren lassen, wenn sie unser Revier bedrohen."

Das sah Isaac üblich. Immer direkt ins Geschehen stürmen, ohne es überhaupt zu versuchen, es friedlich zu lösen. Allerdings war ich fast erstaunt darüber, dass er sie nicht alle umbringen, sondern lediglich vertreiben wollte.

„Bisher haben sie nicht angegriffen und auch sonst keinerlei Anzeichen übermittelt, die auf etwas Derartiges, wie einen Angriff, hindeuten könnten. Es sind ganz gewöhnliche Wölfe, wie wir inzwischen fest vermuten. Ihre Motive werden dementsprechend sicherlich auf Instinkten oder einer natürlichen Gegebenheit beruhen. Es wäre unlogisch, dass sie in unser Gebiet eindringen, wenn sie keinen triftigen Grund dafür hätten. Sie sind keine Feinde, schätze ich, aber auch nicht der Freund. Wahrscheinlich zwingt sie ein Umstand dazu, sich in unser Revier zu begeben."

„Wahrscheinlich? Das ist ziemlich vage, wenn es um das Wohlbefinden und die Sicherheit des gesamten Rudels geht." Isaac war nicht begeistert, dass Darius das Wort gegen ihn erhob. Es war vorauszusehen gewesen, deshalb konnte ich das Abtauchen meines Vaters durchaus nachvollziehen. Mit den Beiden und ihren ständigen Wortgefechten war dies kein Wunder.

„Wir können sie schlecht fragen, was sie vorhaben. Es sind gewöhnliche Wölfe, wie bereits erwähnt", schilderte Darius erneut und man konnte sehen, wie auch Carlos bereits in Abwehrhaltung ging. Wenn der Gamma weiterhin so agierte, würde Carlos eingreifen, um seinen Beta zu beschützen. Er tat es nur allzu oft. „Sie zu vertreiben sollte nicht unsere erste Überlegung sein. Wo werden sie hingehen, wenn wir sie verscheuchen? Könnte dies nicht neue Probleme verursachen?"

Ich ging inzwischen davon aus, dass Carlos und Darius durchaus eine Strategie gegen die Wölfe entwickelt hatten und diese nun still als eine Idee der Gemeinschaft verbreiten wollten. Bei unseren Anführen würde es mich nicht wundern, wenn sie uns die Worte in den Mund legen wollten. Deshalb sah ich keinerlei Grund für diese Veranstaltungen. Wenn bereits zu Beginn die Würfel gefallen waren, ergab es keinerlei Sinn, das Spiel fortzusetzen. Es war vergeudete Lebenszeit.

„Wir können sie nicht einfach um die Ecke bringen, so lösen sich die Probleme nicht. Bisher wäre es überstürzt, sie anzugreifen, ohne ihre Beweggründe zu kennen. Natürlich können wir nicht dulden, dass sie in unser Gebiet eindringen, aber es sind bloß gewöhnliche Wölfe", versuchte Carlos schließlich die Situation zu entschärfen. Der Gamma war schon mal nicht eingeweiht worden, aber mein Vater anscheinend auch nicht, denn er schwieg wie bisher.

„Die Sicherheit des Rudels ist mir sehr wichtig", pflichtete Isaac bei. „Bisher ist Nichts passiert, aber ich würde ungern Zeuge davon werden, wie in Zukunft noch Jemand verletzt wird, wenn wir es hätten verhindern können." Eigentlich war es nicht abwegig so zu denken. Und die Tatsache, dass er sie nicht allesamt umbringen wollte, ließ darauf schließen, dass Isaac womöglich durchaus logisch an die Sache heranging. Das ich dies einmal sagen würde, aber die Worte, die der Gamma von sich gab, waren nicht vollkommen dämlich.

„Sollten wir dann vielleicht Patrouillen einrichten?" Entweder war es eine neue Überlegung oder Darius hatte den Alpha überrannt mit seinem Einwand. Vermutlich Beides. „Wir könnten die Grenzen damit ein wenig sichern und ihre nächsten Schritte besser im Auge behalten."

„Dem würde ich zustimmen", brachte sich schließlich doch mein Vater ein. „Wir sollten uns zuerst einen Überblick über die Situation verschaffen, bevor wir handeln."

„Dem Vorschlag stimme ich zu." Isaac war beinahe begeistert von der Idee. Wobei sie immer noch nicht das beinhaltete, was er gefordert hatte, aber es ging, seiner Meinung nach, in die richtige Richtung. „Und ich melde mich freiwillig dazu, einen Großteil der Schichten zu übernehmen."

Danke, dann könnte ich wohl noch weniger nach Draußen gehen oder musste noch mehr aufpassen. Vielleicht könnte ich in ein paar Tagen in dem Büro meines Vaters den Plan mit den Einteilungen und Zeiten der Wache finden? Dann wüsste ich genau, wann und wo ich besser nicht auftauchen sollte.

„Wir werden auch dafür Freiwillige benötigen." Er meinte wohl, dass die Ratsmitglieder, Anführer und natürlich die üblichen Werwölfe indirekt aufgefordert wurden. Die Freiwilligen würden sich in Grenzen halten, denn es würden sich die üblichen Gruppen melden und zusammenfinden.

„Vielleicht könnten sich dabei auch ein paar jüngere Mitglieder unseres Rudels beteiligen? Ich würde Eve und Jonas gerne einspannen." Das die Beiden darüber keineswegs begeistert waren, sah man ihnen ohne große Mühe an.

„Nächsten Monat sind die Abiturprüfungen." Ganz zu meiner Überraschung ergriff mein Vater das Wort. „Das betrifft neben Eve und Jonas, auch einen meiner Söhne, deshalb würde ich vorschlagen, dass sie sich vorerst auf das Bestehen konzentrieren. Danach können sie bestimmt immer noch in die Liste aufgenommen werden."

Meine Blickrichtung fand schließlich nochmals den Weg zu Eve und Jonas, die meinen Vater kurz überrascht beäugten. Dabei trafen sich unsere Blicke, dieses Mal länger als vor dem Beginn der Sitzung. Es war nicht Jonas, sondern ich, der sich als Erster abwandte. Ich konnte das nicht – noch nicht.

„Das ist ein berechtigter Einwand." Der Blondhaarige schluckte kaum merklich. „Dann helfen sie gerne nach den Prüfungen aus." Wie gerne seine Kinder dies tun würden, war weiterhin in ihren Gesichtern abzulesen. Allerdings sah Isaac dies nicht und er würde es auch nicht müssen, denn es war seine eigene Ansicht, wie die Dinge laufen sollten.

Ganz ehrlich, nachdem Jonas mir mehr als einmal von seiner Familie erzählt hatte, war ich mit meiner umso glücklicher. Mein Vater und ich kamen nicht unbedingt gut miteinander aus, aber er war Nichts im Hinblick zum Gamma. Den hatte ich zusätzlich zwar, aus einem mir nicht bekannten Grund, an den Fersen, allerdings schützte mich sogar mein Vater gegen seine komplett verdrehten Vorstellungen.

„Dann werden wir uns schnellstmöglich an die Liste setzen", teilte Darius mit. „Ich werde mich für die erste Zeit freiwillig melden und mich Isaac anschließen." Er wollte alleine mit Isaac den Wachdienst antreten? Meinen Respekt an den Beta. Vermutlich würden weitere Namen nicht lange auf sich warten lassen und bereits heute Abend hätten sie eine ordentliche Anzahl gesammelt. Bei der Anzahl von Mitgliedern hatte unser Rudel sicherlich genug Freiwillige. Außerdem war nicht zu verkennen, was für eine Auswirkung Darius auf das Rudel hatte. Er war so etwas wie das Herz des Rudels und die Zahl seiner Befürworter innerhalb unserer Reihen war immens.

„Dann kommen wir zu den Fragen", leitete der Alpha ein, nachdem sich alle, ihm eingeschlossen, gesetzt hatten. „Gibt es welche?"

Ich hätte viele Fragen gehabt.

Was war wirklich mit meinem Bruder passiert? Wieso erfuhr nicht einmal ich, sein eigener Bruder, die ganze Wahrheit? Warum gab es keine Konsequenzen? Sowohl für Akio, als auch für seinen Gegner? Wer war überhaupt die Person gewesen, der sich mein Bruder bei seinem ersten Rangkampf gestellt hatte? Was sollte all diese Geheimniskrämerei? Wieso wirkte Alles, wie ein abgekartetes Spiel?

Aber ich blieb, wie immer, still und schluckte die Fragen hinunter, wie man es mir bei der Fahrt auferlegt hatte.

*****

Die Updates werden hier ab jetzt jeden Donnerstag stattfinden. Vielleicht werde ich zwischendurch außer der Reihe etwas hochladen, aber ich möchte Nichts versprechen, es bleibt aber auf jeden Fall erst beim Donnerstag :)
Danke fürs Lesen und dafür, dass einige von euch noch nach all der Zeit dabei sind. Das freut mich wirklich!

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