15. Kapitel - Carlos

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Heute wurden die letzten Abiturprüfungen am Gymnasium geschrieben. Es würde sich entscheiden, ob der Sohn des Gamma tatsächlich die Schule mit einem Abitur beendete und ob der Sohn des Delta eine Gefahr darstellte.

Sein Eingreifen könnte alles ruiniert haben. Seine Existenz hatte ich bisher nie richtig wahrgenommen. Er war weder negativ, noch positiv aufgefallen. Schlichtweg durchschnittlich, wenn man es betiteln wollte.

Wie hatte Lloyd es geschafft, Jonas aufzubauen? Obwohl sie nach Darius Angaben seit Wochen nicht mehr miteinander sprachen und getrennte Wege gingen, sah ich keinerlei Veränderung bei dem Verhalten der Beiden. Jonas war kein Musterschüler, aber es stand nicht mehr in Frage, dass er in den nächsten Tagen einen Abschluss in den Händen halten würde. Er würde erfolgreich sein – und leider durfte er dies nicht.

Wenn er sich weiterhin so gut entwickelte, dürfte ich umso mehr um meinen Posten als Alpha kämpfen. Es durfte niemals passieren, dass er eine reelle Chance gegen mich hätte.

Er war unkontrolliert, wie Ryo damals. Zwar hatte sich dieser längst gefasst und war einer der erfolgsorientierten Mitglieder des Rudels, sogar der Delta.

Allerdings hatte ich seine Persönlichkeit vor dieser Wandlung nicht vergessen, weshalb ich ihm wohl auch nicht den Posten als Gamma anbieten konnte. Natürlich war Isaac für seinen Posten nicht die perfekte Wahl, doch ich konnte ihn deutlich besser kontrollieren und einschätzen, als Ryo. Und diese Kontrolle würde ich mir nicht nehmen lassen, weder von ihm, noch von seinen Söhnen.

Nach der Versammlung vor einigen Wochen wusste ich nun sicher, dass ich Akio Kawahara von meiner Liste streichen konnte. Der Zustand des Jungen war beschissen. Zwar nicht Äußerlich, aber Innerlich schien es ihn vernichtet zu haben. Er rückte nicht einmal mit der Wahrheit raus, denn er musste wissen, dass ihm das Jemand angetan hatte. Das Kraut war nicht geruchlos, er dürfte es vielleicht wahrgenommen haben. Ebenso, dass ihn Jemand behandelt hatte – oder viel mehr vergiftet hatte. Aber ich schätzte, er war zu stolz, um sich eine Niederlage einzugestehen und eine unscharfe Vermutung aufzustellen. Er wagte es nicht, sich gegen seinen Vater aufzulehnen und er würde nichts tun, dass seinen Status im Rudel gefährden würde.

Bei ihm hatte Ryo gute Arbeit geleistet. Meinen Notfallplan müsste ich nicht in Erwägung ziehen, denn mit einer lebensbedrohlichen Mission würde ich ihn wohl kaum mehr wegschicken müssen. Das Kraut hatte genug Unheil angerichtet, so viel stand fest.

Dann blieb da noch der Jüngere der beiden Brüder. Wieso konnte er sich nicht raus halten aus der Angelegenheit mit Jonas? Wenn er sich nicht eingemischt hätte, wäre er schlichtweg unter dem Radar geblieben und ich hätte ihn gemächlich übersehen können. Jetzt wurde er zu einem Problem. Zu einem Problem, das ich aus dem Weg schaffen musste.

Sollte ich ihn auf die Mission schicken, die ich für den Notfall noch in Reserve hatte? Es würde mir womöglich das Wolfsrudel und den jungen Kawahara vom Halse halten. Zumindest würde sich damit eines meiner Probleme in Luft auflösen, bestenfalls beide. Es wäre zwar wahrscheinlicher, dass Lloyd sein Leben ließ, als das er das Wolfsrudel zum Umsiedeln bewegen könnte, aber dann hätte ich immerhin einen kleinen Sieg errungen. Und um das Wolfsrudel könnte ich mich schlussendlich immer noch auf andere Weise kümmern.

Vielleicht sollte ich wirklich in Erwägung ziehen, das Gift auf die Wölfe einzusetzen, wie ich es Wira versprochen hatte? Sie wusste inzwischen sicherlich, was vorgefallen war. Die Kräuterlady war nicht irre, sie tat nur gerne so oder wurde dafür gehalten, doch sie war sehr klar im Kopf. Sie wusste, dass ich ihre Kräuter missbraucht hatte, um Akio zu vergiften. Abgesprochen war zwar das fremde Wolfsrudel, aber natürlich hatte ich mich nicht an diese Abmachung gehalten. Sie war viel zu leichtgläubig. Die Alte würde sich dadurch nur selbst Feinde bescheren, vor allem innerhalb unserer eigenen Reihen.

„Paps?", erklang es vom Flur aus. Nach einem Klopfen und meinem Einverständnis trat Pascal in mein Büro ein. „Du hast Besuch unten."

„Wo ist deine Mutter?" Normalerweise öffnete Kathrin die Tür und klärte solche Angelegenheiten alleine, ohne meine Anwesenheit. Sie wusste, welche Dinge sie selbst in Angriff nehmen konnte und welche sie an mich weitergeben sollte. Als Luna war sie schließlich gleichgestellt mit mir, vor allem vertraute ich sehr auf ihre Urteile und ihre Meinung. Sie scheute sich auch nicht davor, sich mir entgegenzustellen, wenn ihr etwas nicht in den Kram passte. 

Diese Eigenschaft war nicht nur ziemlich heiß, sondern dazu mein täglicher Antrieb. Mit ihr wurde es mir nie langweilig, auch nicht nach über zwanzig Jahren Ehe. Einige Männer im Rudel klagten über ihre Frauen, meine war immer noch genauso feurig wie am ersten Tag.

„Unterwegs zu den Kawaharas", merkte er langsam an. „Sie wollte etwas mit Alannah besprechen, wie es sich anhörte." Ihm schien meine nachdenkliche Art ziemlich aus der Bahn zu werfen. Er besuchte mich viel zu selten in meinem Büro für Angelegenheiten innerhalb des Rudels. Meistens gingen wir uns nur an die Gurgel oder benahmen uns Kathrin zu liebe. Dies hier war eine absolute Ausnahmesituation, wenn wir ganz normal miteinander sprachen. Und ich kam nicht darum herum, zu behaupten, dass es mir nicht gefiel, ganz einfach mit meinem Sohn zureden.

„Danke fürs Bescheid geben. Wer ist unten?" Ich hoffte nur stark, dass Pascal keinen Unfug erzählt oder sich unangemessen gegenüber unseres Gastes verhalten hatte.

„Es ist Wira." Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Erstaunlich, dass sie sich zu mir ins Haus des Alpha traute. Sie hatte zwar keine niedrige Position in unserer Rangordnung und war als Älteste unseres Rudels durchaus respektiert, aber für gewöhnlich wagte sie sich nicht aus ihrem Teil der Nachbarschaft. Wenn ich mich nicht irrte, dann lebte sie am Nächsten zu den Kawaharas am Waldrand. Dennoch blieb sie meistens in ihrem Gebiet und drang nicht in meines ein. Wir mieden einander, zumindest so lange es keine triftigen Gründe für einen Besuch gab.

„Alles klar", murmelte ich Pascal noch zu, ehe ich rasch die Treppe hinunter lief und sie bereits im Flur erblickte. Etwas verloren stand sie in unserem riesigen, für ihre Fälle wohl überaus pompösen Eingangsbereich. Die ergrauten Haare wild vom Kopf abstehend, den Blick klar auf mich gerichtet, als sie mich bemerkte.

„Was führt dich her?", grüßte ich sie kurz angebunden und bat sie hinein in unser Wohnzimmer. Zögerlich folgte sie mir und nahm meine Einladung zu einem Tee an. Wenige Minuten später saß sie mir mit einem Kräutertee gegenüber und ich stellte erneut die selbe Frage. Weshalb war sie hier?

„Ich habe gehört, was mit Akio passiert ist. Der arme, arme Junge." Sie sprach weder ironisch, noch erzürnt, doch den Nachdruck in ihrer Stimme konnte ich ohne Probleme heraushören. Sie wusste, was geschehen war – und sie wollte mich ernsthaft provozieren?

„Ja, es ist schrecklich", gestand ich und warf ihr einen scharfen Blick zurück. „Wir haben den Schuldigen bisher nicht finden können."

„Du kannst mich nicht für blöd verkaufen, ich habe es sofort gewusst. Nicht nur, dass ich dir das Kraut naiv und gutgläubig überlassen habe – ich habe es dir anvertraut und kenne die Wirkung all meiner Pflanzen. Ausnahmslos." Damit dürfte sie nicht unrecht haben. Ich wusste, um ihr ausgeprägtes Gedächtnis, trotz ihres hohen Alters. Sie kannte ihr Fach – und sollte sich nicht in das Meine einmischen.

„Ich habe ihn aber nicht mit dem Kraut vergiftet. Man hat es mir entwendet und ich habe bisher keine Ahnung, wer es gestohlen haben könnte. Die Liste wäre zwar nicht allzu lang, aber ich könnte wohl weder meine Familie, noch drei meiner Anführer und engsten Vertrauten ohne Weiteres beschuldigen, oder?"

„So so", säuselte sie und stellte ihre Tasse unberührt auf den Tisch zurück. „Das ist tragisch. Es muss sehr schwer sein, wenn man Niemandem trauen kann." Ihr Unterton gefiel mir nicht. Ganz und gar nicht. „Zum Glück hast du einen Sohn, der etwas gesehen hat. Er hat mir davon erzählt."

Was zum Teufel hatte er ihr erzählt? Und – allem voran – wann? Gerade eben, als ich ihn einmal nicht unter meiner Kontrolle hatte? Der Junge könnte sich später auf etwas gefasst machen!

„Davon hat er mir bisher gar nichts erzählt", tat ich auf getroffen und mimte den Überraschten. „Was glaubt er denn, gesehen zu haben?" Ich musste meinen Herzschlag stetig überprüfen und bewachen. Man dürfte mir meine Lüge nicht anmerken.

Wira Manuela Ebner war eine begnadete Leserin von wahren und gelogenen Worten. Seitdem ich sie kannte, musste ich mich stets vor ihr in Acht nehmen. Neben den aufstrebenden Jungspunden in unserem Rudel, war sie eine meiner größten Gefahren.

„Pascal hat erzählt, dass er gesehen hat, wie Jemand des Nachts in deinem Büro herumgeschlichen ist, aber er hat nicht mitbekommen, wer es war. Er konnte allerdings erkennen, dass diese Person wohl männlich war, sonst war sie wohl nicht zu erkennen in der Dunkelheit." Zum Glück hatte er sich eine einigermaßen gute Geschichte einfallen lassen. Allerdings befürchtete ich, dass er mit seiner Lüge bei Wira durchgekommen war. Sie war eine harte Nuss, man konnte sie nicht ohne Übung oder ein ausgeprägtes Talent zum Lügen, über den Tisch hauen.

„Eigentlich sollte er das mit dem Einbruch geheim halten, aber dich betrifft die Angelegenheit ebenfalls, da kann ich das verstehen. Er hat es mir erzählt, als Kathrin und ich von einem gemeinsamen Abendessen zurückgekehrt sind. Allerdings konnte ich bisher keine klare Spur finden, die uns einen Schritt näher zur Lösung bringen könnte. Außerdem fallen mir nur wenige Mitglieder unseres Rudels ein, die es wagen würden, ins Haus einzubrechen und etwas zu stehlen. Zudem wusste beinahe Niemand von dem Kraut – zumindest hatte ich das bis dahin angenommen."

„Aha", sie schien nicht wirklich überzeugt von meinem Schauspiel zu sein –und ehrlich gesagt, hätte ich mir die Geschichte selbst bisher noch nicht abgekauft.

„Wer geht denn schon hier ein und aus? Darius war es sicherlich nicht, genauso wenig wie Isaac, dem traue ich so viel Feingefühl für einen solch einwandfreien Einbruch nicht zu."

„Nett wie immer", neckte sie mich und hängte an ihre Worte noch ein bitteres Lachen dran. „Darf ich in die Akte von Akio Kawahara sehen?" Weil mir nicht viel übrig blieb und ich damit auf einen Ausweg aus meiner grottenschlechten Lüge sah, gab ich den medizinischen Bericht in ihre Hände.

Es war erkennbar, dass sie durchaus wusste, was auf diesen Papieren stand, denn sie konnte sowohl zwischen den Zeilen lesen, als auch die Sicht der Medizin auf die Wirkung ihrer Pflanzen nachvollziehen. Da wir aktuell keinen Rudelarzt hatten, würde sie bei Notfällen wieder einspringen müssen. Sie kam Thomas von ihrem Wissensstand am Nächsten. Zwar traute ich Samuel als Tierarzt ebenfalls viel zu, doch überwog das Level von Wira dem Seinen.

„Thomas hat es nicht bemerkt", stellte sie fest und klappte die Mappe mit einem lauten Knall zu. „Wir könnten das Kraut nachverfolgen. Allerdings dürfte bei derartigen Verletzungen und Auswirkungen" - sie deutete auf die Papiere in ihren Händen - „wohl Nichts mehr von dem Kraut übrig geblieben sein. Akio wird sein Leben lang leiden müssen, ich hoffe, dies ist dir bewusst." Ihr eisblauer Blick stach in mein Inneres und war Schuld daran, dass sich ein unangenehmes Gefühl in mir auszubreiten begann.

„Ich weiß, der Junge wird es in Zukunft sehr schwer haben. Es tut mir Leid für Ryo und Alannah, er sollte ihr Nachfolger werden und allem voran ist er ihr ältestes Kind. Wenn ich mir vorstelle, dass Pascal etwas Derartiges zustoßen würde – ich wäre völlig außer mir." Na endlich, ich schien sie mit meinem Gerede erreicht zu haben. Ihre Augen wurden glasig, als sie an unseren Delta und dessen Familie dachte.

„Sieht übel für mich aus, was? Wenn du eine solche Geschichte auftischst, stehe ich am Ende aber trotzdem blöd da. Man wird mich verdächtigen, weil ich mich mit Kräutern auskenne, nehme ich stark an." Sie lächelte schwach, wahrscheinlich war sie einfach müde. Ihre ständigen Wortgefechte mit mir und die Tatsache, dass ich kein aufrichtiges Spiel mit ihr spielte. Sie wusste es, ganz bestimmt. Trat sie bald aus unserem kleinen Spielchen aus? Ich vermutete, dass sie nicht einmal um ihr Ansehen fürchtete, eine solche Bitterkeit schwang in ihrer Stimme mit. Sie war es Leid, doch mir kam dies vielleicht gerade recht.

„Ich werde den Verdacht von dir weglenken. Du hast mir das Kraut anvertraut, also werde ich dich decken, falls es jemals soweit kommen sollte, dass es weitere Ermittlungen gibt. Bisher weiß Niemand über das Kraut Bescheid. Nur du, ich und die Person, die Akio vergiftet hat." Und Pascal würde es mit ins Grab nehmen, dies war mir ohne Zweifel bewusst. Denn sonst könnten ihm schlimmere Dinge als der Tod widerfahren.

Wira schien nicht zu wissen, ob meine Freundlichkeit ein Segen oder ein Fluch war, doch sie nickte nur leicht und erhob sich dann. Der Kräutertee war inzwischen sicherlich kalt geworden, aber sie hatte ihn nicht einmal angerührt. Wahrscheinlich würde sie dies auch nie. Sie hatte noch nie in unserem Hause einen Tee probiert oder getrunken.

„Danke für das Gespräch", verabschiedete sie sich mit geschlossenen Augen, als sie bereits im Türrahmen zum Flur stand. Allerdings drehte sie sich zu mir um, anstatt das Haus zu verlassen, wie ich es zuerst vermutet hatte. „Und du hast den Tee übrigens zu lange ziehen lassen. Grüner Tee in der Qualität braucht nur ein bis zwei Minuten. Ist bitter geworden."

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