4. Kapitel - Lloyd

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Mir ist gerade aufgefallen, dass ich das falsche Kapitel hochgeladen habe - und zwar Kapitel 5, anstelle vom 4. Kapitel ... Das kommt wohl davon, wenn man die Reihenfolge der Kapitel ständig ändert ^^' Das 5. Kapitel bleibt auf jeden Fall online, aber ich ziehe direkt dieses hier vorher, damit es in der chronologischen Reihenfolge bleibt :)

*****

Natürlich wusste meine Mutter, dass ich nicht trainieren ging. Es dämmerte, während ich dem Trampelpfad hinauf zur großen Lichtung folgte. Dieser würde in wenigen Minuten einen Ausblick auf unseren Versammlungsplatz bieten, der zu dieser Uhrzeit jedoch verlassen vorzufinden wäre.

Zum Glück, denn ich wollte allein sein.

Die derzeitige Situation zerrte an mir und brachte mich beinahe zum Ausrasten. Und normalerweise war ich keine impulsive oder gar aggressive Persönlichkeit. Eigentlich hielt ich mich immerzu fern von Ärger und Problemen, beschritt den Weg des geringsten Widerstandes. Dies tat ich bereits mein ganzes Leben lang.

Doch heute war ich wirklich kurz davor, Reißaus zu nehmen und mein Leben hinter mir zu lassen. Ich wollte nicht immer und immer wieder, Tag für Tag, mit den selben Problemen konfrontiert werden. Aber anstatt mich ihnen zu stellen, würde ich lieber wie ein ängstliches Häschen davon rennen. Feige, das war ich – und doch würde ich wohl nie etwas anderes als das sein. Es lag in meiner Natur, ich hasste Konflikte, gerade meine Eigenen.

„Dieser Idiot", murrte ich wütend und trat mit meinem Sneaker gegen den Stamm eines Nadelbaumes. Die Tanne gab selbstverständlich nicht nach, doch es regneten ein paar wenige Nadeln auf mich hinab und verfingen sich in meinen Haaren. Nicht, dass diese bereits wie ein Vogelnest aussahen, denn jetzt verkörperten sie beinahe eines. Allerdings war es mir im Augenblick relativ egal, sodass ich weiter lief und Mitten auf dem Platz zum Stehen kam.

Wieso ließ Akio Pascal zu sich hinein, aber wehrte sich vehement dagegen, auch nur ein richtiges Wort mit mir zu wechseln? Vertraute er mir nicht, weil ich sein kleiner Bruder war? Lag es an unserem Vater? Glaubte er, ich würde ihn an diesen verraten?

„Ganz schön spät, um sich noch im Wald herumzutreiben, meinst du nicht?", durchschnitt eine Stimme das Band meiner Gedanken – vielleicht zu meinen Gunsten.
  
Erschrocken drehte ich mich zu Isaac, der allem Anschein nach aus dem Ratsgebäude gekommen war. Im weißen Hemd gekleidet stand er vor mir, drehte eine Zigarette in seiner einen Hand und knipste mit der Anderen ein Feuerzeug an, um sie mit der Flamme anzustecken. Kurz darauf blies er den tödlichen Rauch aus seinen Lungen in die nächtliche Sommerluft.

„Ich bin gerade wieder auf dem Weg nach Hause", entschied ich mich zu lügen. Ich hatte wirklich nicht auf ihn treffen wollen, weil wir Beiden uns auf den Tod nicht ausstehen konnten – wobei der Hass sichtlich von ihm ausging, während ich nur in Ruhe mein Leben fristen wollte.

„Musst du morgen nicht in die Schule?", hakte er weiter nach. „Es ist reichlich spät für einen Spaziergang und dazu noch allein als Minderjähriger." Sorgte er sich etwa? Nein, er wollte mich provozieren, aber darauf ließ ich mich nicht ein.

„Ja, tut mir Leid", murmelte ich möglichst überzeugend, damit er gar keinen Grund mehr hätte, mich aufziehen zu wollen, „ich werde sofort nach Hause gehen."

„Lloyd!" Es war Eve, die hinter ihm erschien und das Gesicht des Gamma erschüttern ließ. Die verzerrte Grimasse auf seinen Zügen würde ich wohl nicht mehr so schnell vergessen. „Hi! Was machst du denn hier?" Sie war meine Rettung.

„Hey, Eve. Ich bin nur kurz spazieren gewesen und du?" Erleichtert ließ ich meine Deckung etwas fallen, denn die Anspannung war mit dem Klang ihrer Stimme gleich erträglicher.

„Ich habe meinen Vater ins Versammlungshaus begleitet. Er hat mir ein paar Tricks fürs Kämpfen gezeigt und eine kleine Lehrstunde gegeben." Das tat er so spät noch? Seine Tochter durfte sich des Nachts noch Standpauken von ihm anhören, aber ich mir nicht die Füße vertreten? Komisch, ehrlich.

„Cool, vielleicht kannst du mir das Ein oder Andere morgen nach der Schule zeigen, was meinst du? Bitte, das wäre klasse." Es tat gut, Isaac sprachlos zu sehen. Er blutete, vielleicht zum ersten Mal in meiner Präsenz.

„Gerne", entgegnete sie begeistert und klatschte einmal ihre Hände vor ihrem Brustkorb zusammen. Ihr Vater knirschte unwirsch mit den Zähnen – wie es mein alter Herr auch nur allzu gerne tat – und räusperte sich anschließend. „Aber lass uns morgen darüber reden, wir müssen jetzt nach Hause", lenkte sie beschwichtigend ein. Isaac wurde ganz schön ruhig, das war mir neu. Zugleich jedoch auch zunehmend hibbelig und zornig, deshalb ließ ich sie selbstverständlich ziehen.

„Ja, ich muss auch zurück. Bis morgen." Sie verabschiedete sich ebenfalls und folgte ihrem schweigenden Vater schnellen Schrittes von der Lichtung in den Wald hinein. Beide verschwanden in den Schatten der Bäume.

Das war gerade nochmal gut gegangen. Aber ich fragte mich immer noch, aus welchem Grund die Beiden Mitten in der Nacht trainierten oder Lektionen einstudierten? Und weshalb wunderte es mich eigentlich weniger, wenn ich länger darüber nachdachte, dass es sich im Isaac handelte?

Obwohl die Luft nun rein war, entschied ich mich dennoch dazu, den Weg Richtung Heimat einzuschlagen. Es war dunkel und meine Wut war im Anblick des Gammas verpufft. Morgen musste ich tatsächlich zur Schule gehen, auch wenn ich etwas nervös im Hinblick darauf war, dort Jonas wiedersehen zu müssen.

Mein Geständnis am Montag schien er wohl nicht sonderlich gut aufgenommen zu haben, denn er hatte mich seit unserem letzten Treffen nahtlos gemieden. Nachdem er mir eine Abfuhr erteilt hatte, schien sich zugleich unsere Freundschaft aufgelöst zu haben. Auch wenn mich dies traurig stimmte, konnte ich seine Aktion wohl nachvollziehen. Wenn mir einer meiner männlichen Freunde plötzlich ihre Gefühle – mehr oder weniger ausdrücklich oder gewollt – mitteilen würden, wäre ich ebenfalls überrascht. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass er mich danach wie die Pest meiden und kein Wort mehr mit mir wechseln würde. Es war fast, als würde er sich vor mir ekeln, als hätte ich wirklich eine ansteckende, tödliche Krankheit.

Ich hatte Angst davor gehabt und genau aus diesem Grund hatte ich ihm eigentlich nie von meinen Gefühlen für ihn erzählen wollen. Es war mir versehentlich rausgerutscht auf unserem Heimweg. Auf unserem letzten Rückweg, den wir wohl jemals wieder zusammen beschreiten würden.

Nach allem hatte ich gehofft, dass unsere Freundschaft stärker wäre, als das diese durch unerwiderte Gefühle zerstört werden würde, aber anscheinend hatte ich falsch gedacht. Nun war alles Hinüber und Alles zwischen uns Geschichte.

Das Akio mich ignorierte, verbesserte die Lage aktuell leider nicht wirklich. Zwar hätte ich ihm niemals auch nur ansatzweise über den Korb von Jonas gesprochen, doch die Zeit, die wir sonst immer zusammen verbracht hatten, hatte mich meine Sorgen vergessen und abschalten lassen. Es ging mir gut, wenn ich Zeit mit meinem großen Bruder verbringen konnte.

Er hatte eigene Probleme mit denen er zu kämpfen hatte, deshalb wollte ich ihm nicht weiter zur Last fallen, auch wenn es mir damit nicht wirklich besser ging. Ihm ging es sicherlich deutlich schlechter als mir.

Eigentlich heulte ich nur wegen belanglosen Dingen herum und das war wahrscheinlich der wahre Grund, warum ich erzürnt war. Ich war eindeutig wütend auf mich selbst, nicht auf meinen Bruder.

Zum Glück hatte ich ihm Nichts an den Kopf geworfen, dass ich jetzt bereuen konnte. Vielleicht hatte er wenigstens das Gespräch mit unserem Vater gesucht? Diesen wollte ich nicht noch ein weiteres Mal beschwichtigen oder vertrösten müssen. Man vertröstete meinen Vater nicht oft – man tat es einfach nicht. Ich hatte keine Wahl, wenn wir miteinander auskommen und ich ein relativ angenehmes Dasein fristen wollte.

Kopfschüttelnd kam ich vor unserer Haustür zum Stehen und kramte in meiner Hosentasche nach meinem Schlüsselbund. Beim Aufschließen bemerkte ich, wie das Licht im Wohnzimmer an ging. Vor dem Eintreten atmete ich noch einmal tief durch, weil ich mir bereits das schlimmste Szenario für den heutigen Abend ausmalte.

„Lloyd?" Bitte nicht wütend werden.

„Ja?", antwortete ich langsam und schlüpfte aus meinen Schuhen. Im Wohnzimmer erblickte ich Mum, bereits in ihrem Shirt, das sie immer zum Schlafen trug und einer schwarzen Jogginghose.

„Wo warst du den ganzen Abend?", fragte sie und wirkte aufgelöst. Meine Knie wurden weich bei ihrem Anblick. „Ist auch egal, soll ich dir deinen Teller vom Abendessen aufwärmen gehen?" Perplex nickte ich und sah zu, wie sie in die Küche abbog, um die Mikrowelle anzuschalten.
  
Von meinem Vater war keine Spur. War er unterwegs? Hing er noch über seinen Akten im Büro? Oder war er bereits ins Bett gegangen?

Ich hatte mit einer kleinen Standpauke gerechnet, deshalb ging ich schweigend in die Küche und setzte mich an den Tisch. Mum ließ sich auf dem Stuhl neben mir nieder, nachdem sie mir den Teller und Besteck gereicht hatte. Es gab Cottage Pie, Teigtaschen mit Hackfleisch- und Gemüsefüllung, ein typisches Gericht der irischen Küche.

Still begann ich zu essen, wartete praktisch darauf, dass sie mich jeden Moment ausfragen würde, doch dies tat sie nicht. Sie sprach nicht ein Wort, bis ich aufgegessen hatte und schließlich selbst das Wort ergriff: „Ich war nur etwas spazieren und habe dabei die Zeit vergessen. Es tut mir Leid, wenn du dir Sorgen gemacht hast."

„Ach Lloyd", seufzte sie, „ich weiß ja, dass du kein kleines Kind mehr bist und ich nicht ständig nach dir sehen muss. Sag mir nur vorher Bescheid, wenn es spät wird und nimm nächstes Mal bitte dein Handy mit, ja?" Hatte ich es zu Hause vergessen? Stimmt, ich hatte es gar nicht bei mir. In der Eile meines spontanen Spaziergangs hatte ich es wohl oben auf meinem Schreibtisch am Ladekabel vergessen.

„Werde ich", bestätigte ich ruhig. „Tut mir wirklich Leid, ich wollte keinen Ärger machen."

„Du musst dich nicht wieder entschuldigen, es ist eben passiert und es ist jetzt gut. Zerbrich dir nicht mehr den Kopf darüber, okay? Du gibst dir immer für Alles die Schuld und nimmst dir die Dinge sehr zu Herzen, das weiß ich. Aber es ist in Ordnung, wenn du auch Mal über die Stränge schlägst und aus der Reihe tanzt."

„Wie meinst du das?", fragte ich verwirrt mit hochgezogenen Augenbrauen. Damit hatte ich nicht gerechnet.

„Wir haben alle mal Zeiten in denen es uns nicht so gut geht und wir aus der Reihe tanzen. Das ist ganz normal. Ich meine damit nur, dass es in Ordnung ist, wenn mal nicht alles okay ist." Also sollte ich mich daneben benehmen, weil sie sonst das Gefühl hatte, ich würde alles in mich hineinfressen? Sollte ich ihr Sorgen bereiten und Scheiße bauen? „Ich weiß, wie Akio im Moment ist und das er dich immer wieder versetzt. Außerdem ist etwas in der Schule vorgefallen, habe ich recht?"

„Wieso fragst du?" Ich wollte mit ihr nicht über meine Gefühle sprechen. „Und ja, das mit Akio stimmt, aber es ist nicht so schlimm. Ihm geht es nicht gut, darauf kann ich Rücksicht nehmen." Meine Mutter lächelte mitfühlend, jedoch schien sie meine Antwort und Sicht auf die aktuelle Situation traurig zu stimmen.

„Ich sehe, wenn es einem meiner Kinder nicht gut geht, deshalb frage ich nach, wenn mir etwas auffällt. Wenn du nicht darüber sprechen möchtest, ist das in Ordnung, ich möchte dich zu keinem Gespräch zwingen." - „Jonas verhält sich nur komisch und spricht nicht mehr mit mir. Ich glaube ich habe Mist gebaut und kann mich nicht Mal auf irgendeine Art dafür entschuldigen", erzählte ich ihr doch direkt, was vorgefallen war. „Deshalb ist es momentan nicht so angenehm für mich in die Schule zu gehen, aber Nikita ist da und dann ist es erträglich."

„Das erklärt dein Verhalten am Dienstag, als ich dich praktisch aus dem Bett treten und zum Schulbus schleifen musste", dachte sie laut, „und Mittwoch genauso."

„Es war schon richtig so. Ich kann schließlich nicht einfach die Augen davor schließen, mich verstecken und denken, dass sich das Problem damit gelöst hätte." Die Rothaarige schüttelte schwach den Kopf.

„Obwohl ich nicht genau weiß, was vorgefallen ist – könnte es nicht vielleicht auch sein, dass Jonas sich falsch verhält? In meinen Augen gibt es nur sehr wenig Dinge, die man nicht mit einem Gespräch und etwas Zeit aus der Welt schaffen kann. Wenn er nicht mit dir sprechen möchte, dann ist das nicht deine Schuld, mein Junge."

„Danke, Mama", lachte ich leise. „Fehlersuche bei der anderen Partei also?"

„Ich habe ehrliche und aufrichtige Söhne und Töchter erzogen, deshalb glaube ich das, was ihr mir erzählt und stehe voll auf eurer Seite. Was denn sonst?" Sie lächelte erheitert und streichelte liebevoll durch meine Haare. „Sind das Tannennadeln?" Wir lachten Beide auf mein Nicken hin.
Bevor ich aufstehen und das Geschirr in die Spülmaschine räumen konnte, musste Mum sicherstellen, dass sie auch wirklich jede einzelne Nadel aus meinen Haaren gefischt hatte.

Am Ende wünschte ich ihr eine gute Nacht und verzog mich ins Badezimmer, um noch schnell zu duschen, ehe ich mich ins Bett legen wollte. Es war beinahe Mitternacht, wie ich bemerkte, als ich die kleine Uhr oberhalb unseres Hängeschrankes erspähte. In sechs Stunden müsste ich aufstehen und den Freitag hinter mich bringen.

Allerdings schmerzte die Vorstellung an den morgigen Schultag etwas weniger, als es noch vor dem Gespräch mit meiner Mutter der Fall gewesen war.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro