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Jeongguk

Die Leute sagten, er sei kalt. Sie erzählten, er sein grausam. Sie behaupteten, er habe kein Herz, doch sie kannten ihn nicht, wie ich ihn kannte und ich hatte das Gefühl, niemand kannte ihn besser als ich. Wahrscheinlich liebte ihn auch keiner mehr als ich.

Ich wusste, was hinter alldem steckte. Ich wusste, wie unglücklich er zuweilen war und wie man ihn doch mal zum Lächeln brachte. Ich wusste genau, was in seinem Kopf vorging, wenn ihm wieder jemand mit der genau falschen Einstellung entgegen trat und er dennoch lächelte und das Beste draus machte. Ich wusste ihn dann wieder aufzuheitern und sei es nur für einen Moment. Doch war er unerreichbar für mich.

Das Surren meiner Gegensprechanlage riss mich aus meinen Gedanken. "Jeongguk, kannst du das Paket unten annehmen?" Ich drückte auf meinen Knopf. "Natürlich Mr. Kim, gern." Damit stand ich von meinem Schreibtisch auf und machte mich auf den Weg. Die Lichter waren bereits überall aus und ich durchschritt die leeren Hallen des Kim Towers eiligen Schrittes.

Am Tage war hier immer viel Betrieb, doch in der Nacht traf man hier kaum wen. Nur ein paar Reinigungskräfte, Mr. Kim selbst und mich, seinen Assistenten. Ich kramte meine Schlüsselkarte hervor und setzte den Fahrstuhl damit in Gang und fragte mich, wer zur Hölle so spät noch Pakete auslieferte. Es war halb zwölf. Eigentlich sollte ich schon längt zu Hause sein, doch er hatte mir noch nicht ausdrücklich gesagt, dass ich gehen konnte und ich würde vorher nicht abhauen.

Der Grund war einfach: Ich war zu Hause eh allein und ich wusste, dass auch er es war. Ich war nur sein Assistent, aber ich wusste so ziemlich alles über ihn. Das kam so mit sich, wenn man alles für eine Person machte. Ich brachte seine Sachen zur Reinigung, machte seine Papiere, kümmerte mich um Termine, sortierte seine Anrufe, organisierte Verabredungen, taktete seinen Trainingsplan fürs Studio und erinnerte ihn an Geburtstage, auch wenn er die selbst im Kopf hatte, Kram halt.

Manchmal war ich eben noch halb zwölf in den leeren, dunklen Hallen seiner Firma unterwegs, die von nichts weiter beleuchtet waren, als den Notausgangsschildern, um ein Paket für ihn anzunehmen.

Ich schaltete das untere Geschoss, in welchem die Alarmanlage um diese Zeit immer längst angeschaltet war, wieder unscharf und ging zu den gläsernen Eingangstüren. Ich stellte die Automatiktüren auf Handbetrieb und schob sie auf. Tatsächlich stand eine Person vor dem Gebäude. "Guten Abend", grüßte ich und der Mann nickte mir zu. Ich musterte ihn kurz. Wie ein Paketbote sah er nicht wirklich aus. Er trug keine Uniform oder sowas und in den Händen hatte er auch nicht wirklich ein 'Paket'. Es war ein Päkchen, hübsch verpackt in Geschenkpapier.

"Ich habe ein Paket für Mr. Kim Taehyung?" Ich nickte das nur ab. "Ich bringe es ihm." Er drückte mir einfach nur das kleine, verschnürte, in hochwertiges Geschenkpapier gewickelte Paket in die Hand. Ich nahm es ihm ab und nickte erneut. "Frohe Weihnachten", sagte er nur, machte einen Matrosengruß und ging. "Frohe Weihnachten", murmelte ich, auch wenn er längst am Gehen war in mich vielleicht gar nicht mehr hörte.

Stirnrunzelnd verschloss ich die Türen wieder und machte mich zurück auf den Weg in die Chefetage. Das Geschenk lag schwer in meiner Hand.

Es war sorgfältig verpackt und ein leichter Parfümgeruch haftete ihm an. Eine Frau? Das Geschenk schien schwerer zu werden. Scheinbar wusste ich doch nicht alles... Ich hatte keine Essen für ihn organisieren müssen, keine Geschenke oder Aufmerksamkeiten. Wann hatte er jemanden kennen gelernt? Hatte er überhaupt Zeit dazu? Überhaupt besorgte sonst ich alle Geschenke und sonstiges. Das letzte erst vor einer Woche, für seinen Vater zum Geburtstag und eben die für Weihnachten.

Mir war sogar erlaubt gewesen mir in einem gewissen Kontingent selbst eins zu besorgen. Mit einem Zwinkern hatte er nur gemeint, dass es mir ja leicht fallen sollte, ein Geschenk für seinen Assistenten zu besorgen. Das war sehr freundlich von ihm und als er das das erste Mal gemacht hatte war ich a) verwirrt, weil der Chef seinem Assistenten was schenkt, aber dann hab ich mir ins Gedächtnis gerufen, dass ich in anderen Firmen auch immer ein kleines Geschenk zu Weihnachten bekommen hatte und es abgehakt, b) war es aber doch schon komisch gewesen, sich das Geschenk selbst zu schenken? Doch inzwischen war es ein jährlicher Running Gag.

Dieses Jahr jedoch war wieder eins gewesen, wo ich darüber etwas verlegen wurde. Im Spaß hatte ich behauptet, dass es sehr schwer wurde, ein Geschenk für seinen Assistenten zu besorgen, da dieser super anspruchsvoll wäre, daraufhin hatte er das Kontingent verdoppelt und das nur um mich zu ärgern, weil er genau wusste, dass ich nicht wusste, ob ich es jetzt ausreizen sollte oder nicht, denn es war unhöflich es auszuschlagen, aber auch unhöflich, wie es dazu gekommen war.

Nichts konnte ihn schadenfroher und fröhlicher stimmen, als wenn er bemerkte, dass ich einen Moment mal nicht wusste, was ich tun sollte. Das war sadistisch, aber ich war es gewöhnt, denn es war nichts im Vergleich zu meiner Probezeit. Taehyungs Ruf war nicht gut gewesen. Er hatte viele Assistenten in sehr kurzer Zeit und ich reihte mich da mit ein. Viele kündigten von selbst, die anderen schmiss er immer selbst raus, niemand hatte das halbe Jahr Probezeit bisher überstanden und jedes Mal, wenn es einen neuen Assistenten gab, gab es eine neue Wette im Großraumbüro, in wie vielen Wochen Mister Kim auch diesen wieder vergraulen würde.

Man schätzte mich im Durchschnitt auf zweieinhalb Wochen. Doch aus diesen waren inzwischen vier Jahre geworden. Ich war wohl einfach zu freundlich aufgetreten, als ich mich vorstellte. Ich erinnerte mich, wie mich Mrs. Kang, eine der Sekretärinnen, zur Seite nahm und zu mir sagte: "Herzchen, lauf weg. Der frisst dich zum Frühstück." Das war es, was sie über ihn sagten. Und sie hatten recht, denn genau das tat er.

Meine Probezeit war pures Mobbing gewesen und ich hatte mehr als einmal nicht übel Lust, ihm eine zu verpassen und das Handtuch zu schmeißen, doch er wollte eine Schlacht und ich gab ihm einen Krieg. Desto unfreundlicher er war, desto freundlicher wurde ich, desto unersetzbarer machte ich mich und ich hatte vor ihn dann am letzten Tag der Probezeit zu sagen, dass er sich ficken konnte und ihm alle Akten um die Ohren zu werfen. Doch dazu kam es nicht, denn er durchschaute meinen Plan und verkürzte meine Probezeit um eine Woche, was wirklich mies war. Nicht, weil ich nicht die Wahl hatte, ihm den Vertrag einfach ins Gesicht zu werfen, sondern weil er es beliebte zu überraschen.

Es war ein Donnerstag gewesen und ich kreuzte die Tage am Kalender ab, bis meine Zeit endete. Da rief er mich in sein Büro und ich war mir sicher, dass er wieder irgendwas ausheckte, um mir das Leben schwerer zu machen, da kam schon die erste Überraschung. "Setz dich." Ich hatte zuvor immer stehen müssen, egal wie lange er brauchte, um meine tadellose Arbeit zu kritisieren. Ich war super misstrauisch gewesen, hatte mich aber gesetzt und abgewartet und dann kam die zweite Überraschung. "Du bist sehr professionell."

Das war ein Lob gewesen und ich erinnerte mich nicht genau, dass ich für einen Moment den Raum nach versteckten Kameras abgesucht hatte. Tatsache ging das aber so weiter. Ich sei der beste Assistent, den er je gehabt hatte, es täte ihm leid, dass er mich so hart geprüft hatte, aber er kann eben keine Weichlinge gebrauchen, die wegen jedem Scheiß heulen, weil er selbst eben ein harscher Typ ist, er sich aber Mühe geben wird. Ich hatte er mir trotzdem nicht nehmen lassen, ihm die Meinung zu geigen, was er nur mit einem Lächeln hingenommen hatte, ehe er mit meinen neuen Vertrag zuschob.

Bis heute wusste ich nicht genau, was mich dazu bewogen hatte, den zu unterschreiben. Doch bereut hatte ich es nie, denn er war von dem Tag an nicht wirklich wie ausgewechselt, aber er war dankbarer, meckerte nicht mehr an Dingen rum, an denen es nichts zu meckern gab, achtete auf meine Stunden (die ich dann irgendwann freiwillig überschritt), wurde fair, gerecht, das was man von einem Chef eben erwartete. Ich nahm ihm den Scheiß übel, ziemlich lange sogar, aber über die Zeit hinweg wurde nicht nur zu seiner rechten Hand, sondern zu seiner kompletten rechten Körperhälfte.

Ich wusste wirklich alles.

Was war das also?! Von wem kam das Geschenk? Ein Date für ihn zu organisieren hätte mich immerhin auf den Schwall Eifersucht vorbereitet, den mich überrollen wollte.

ErinTempel

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