Am Ende landeten wir bei einer Pizzeria, die sehr viele ungewöhnliche Kreationen im Angebot hatte. Mir war das alles ziemlich suspekt, obwohl Sam mir aufrichtig versicherte, dass eine Pizza mit Gurken, Zwiebeln und Salzbrezeln echt gut schmecken würde. Schlussendlich bestellte ich also eine ganz normale Pizza Salami und ließ mir von Sam mehr von der Academy erzählen.

Gebannt lauschte ich seinen Worten und kam nicht umhin, sein ebenmäßiges Gesicht zu bewundern. Tatsächlich sah er so aus, als sei er gerade einem Modemagazin entsprungen. Vor allem der Drei-Tage-Bart stand ihm einfach unfassbar gut.

"Wie alt bist du eigentlich?", unterbrach ich Sam mitten im Satz. Zuerst sah er mich ein bisschen irritiert an. Dann legte er den Kopf schief und ließ ein raues Lachen ertönen, was mir eine Gänsehaut verursachte.
"Schätze, dass dich die historischen Hintergründe der Academy nicht wirklich interessieren?"
Ich schüttelte nur stummt den Kopf und betete, dass ich dieser peinlichen Situation irgendwie entkommen könnte.
"Ich bin 22 und studiere seit etwa drei Jahren an der Academy."

Plötzlich war alle Verlegenheit verschwunden und ich fragte Sam über sein bisheriges Leben aus. Ich rechnete es ihm hoch an, dass er alle Fragen mit stoischer Ruhe über sich ergehen ließ und mir viele kleine Details aus seinem Leben erzählte. So erfuhr ich beispielsweise, dass er beinahe von der Academy geflogen wäre, weil er monatelang streunende Katzen in das Gebäude gelassen und sie versorgt hatte.

"Da war Mrs. Sutherland aber sehr lieb zu dir", lachte ich nach der Geschichte. Sams Gesichtsausdruck verdunkelte sich kaum merklich und er nickte halbherzig zur Bestätigung.
Wieder einmal fiel mir auf, dass Sam ziemlich zurückhaltend auf wirklich private Fragen reagierte. Natürlich kannten wir uns im Prinzip gar nicht und ich hatte ihm auch verschwiegen, dass ich eine halbe Berühmtheit war. Dennoch wunderte mich seine Einstellung.

"Wie sieht es bei dir aus?", fragte mich Sam, nach einer kurzen Pause. Ich schluckte den Bissen hinunter und erzählte ihm dann ein wenig aus meinem Leben. Aus dem Leben, wie es vor Harry gewesen war. Es fühlte sich an, als wäre eine halbe Ewigkeit seitdem vergangen, als wäre ich ein komplett anderer Mensch geworden.

"Und was ist mit deiner Musik?", hakte er nach.
Nervös kicherte ich. Es war ein schwieriges Thema und ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte, ohne Sam zu erzählen, dass ich die Unterstützung eines der größten Plattenlabels der Welt hatte.

"Wir könnten zur Acedemy zurückgehen und dort spielst du mir etwas live vor. Wäre das okay für dich?", schlug Sam vor. Unentschlossen zuckte ich mit den Schultern. Ich wollte mich in etwa zwei Stunden mit Harry treffen, aber bis dahin, wäre ich locker wieder bei ihm. Also stimmte ich Sam zu und gemeinsam machten wir uns auf den Rückweg zur Acedemy.

Meinen Stunenplan würde ich die nächsten Tage bekommen und bis dahin hatte ich noch jede Menge Freizeit. Die ich natürlich mit Musik füllen wollte.

Sam zog mich zu seinem Lieblingsplatz mit dem alten Klavier und bedeutete mir mit einem Grinsen im Gesicht auf dem Klavierhocker Platz zu nehmen. Ich lachte fröhlich. Normalerweise hätte ich jetzt Black Roses gespielt, aber der Song fühlte sich gerade nicht richtig an.
Suchend blickte ich mich um. "Hast du hier eine Anlage, an die ich mein Handy anschließen kann?"

Sam nickte und drückte mir ein Kabel in die Hand. Hinter einem Sofa stand tatsächlich ein kleiner Lautsprecher. Ich hatte auch die Playback-Versionen meiner Songs ohne Gesang heruntergeladen und scrollte nun zielstrebig zu einem Song, den ich auswählte.

Don't put dirt on my grave just yet.

Das Einzige, womit ich bei dem Lied nicht zufrieden war, war der in meinen Augen zu lange Titel, aber weder Rick noch mir war ein besserer eingefallen.
Mit einem leichten Lächeln wählte ich den Song aus und sang dazu. Sam hatte sich währenddessen auf dem Sofa zurückgelehnt, die Augen geschlossen und lauschte gebannt der Musik, die nun den Raum erfüllte.

I thought things couldn't get much worse
But guess what they did
You hit my heart upside with a wrecking ball
Oh but that's what I get
But I'm not going nowhere
I can live on my prayers
'Cause I'm done playin' nice
I'm done running for life
'Cause you think that you got me scaredThis time it's goodbye trouble
I feel the light at the end of this tunnel
I get stronger with every stepCome Hell, come high water
You push on me I'm going to push back harder
I got a whole lot more than a little bit left
Oh, so don't put dirt on my grave just yet
Oh, don't put dirt on my grave just yet

"Das war der Hammer", meinte Sam mit einem Leuchten in seinen Augen. Verlegen knetete ich meine Hände. Was machte er bloß mit mir, dass ich so schüchtern war?
Ich hatte gar nicht mitbekommen, wie Sam plötzlich aufgestanden und sich direkt vor mich gestellt hatte.

"Dir muss das nicht peinlich sein, weißt du?", sagte er mit rauer Stimme. Ich schluckte und erwiderte den Blick aus seinen blauen Augen.
"Ist es mir eigentlich auch nicht. Aber es ist einfach ungewohnt für mich vor anderen zu singen. Und dann noch einen eigenen Song. Das macht mich einfach nervös."

Sam legte den Kopf schief. Fragend sah ich ihn an. "Was?"

"Hast du eigentlich einen Freund?"

Ciao Amigos,

Ein etwas kurzes Kapitel, ich weiß.
Mir ist aufgefallen, dass ein Kapitel im ersten Band genauso endet, als Diana das erste Mal mit Harry telefoniert. Tja, jetzt wird sich die Antwort wohl ein wenig unterscheiden...

Was haltet ihr von Sam?

Übrigens: Unfassbar viel Dank für eure Votes und Kommentare. Am Anfang hätte ich nie damit gerechnet, dass mein Buch überhaupt von mehr als zwei Leuten gelesen wird und nun sind es so viele, die schon seit Ewigkeiten dabei sind und gleichzeitig ganz viele neue Gesichter. Egal ob ihr erst seit gestern, oder seit Anfang an dabei seid: Vielen Dank für eure Unterstützung. Dafür, dass ihr Diana, Harry, Nico, Sam, Lucie und so viele andere in euer Herz geschlossen habt und sie auf dieser Reise begleitet.

DANKE!

Und noch eine Sache: Der Song, den Diana singt, ist auch als Video oben verlinkt.