29. Kapitel: Finstere Träume

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"Deep into that darkness pearing, long I stood there, wondering, fearing, doubting, dreaming dreams no mortal ever dared to dream before"


Schlagartig riss Victoria ihre beiden Augen auf, bevor ihr liegender Oberkörper bereits wie ein geölter Blitz in die senkrechte Höhe aufschoss. Ein merkwürdig hell erklungenes Geräusch hatte ihr bis dato schlummerndes Unterbewusstsein aus seinem erholsamen Schlaf entrissen und sofort wieder in die kalte Realität rückbeordert. So als würde es sich hierbei um das eigene nackte Überleben handeln, weswegen eine unmittelbare Reaktion zu erfolgen hatte.

Blinzelnden Auges versuchte die hundemüde Frau die Störquelle in der duster glänzenden Finsternis auszumachen, ein Unterfangen, welches sich allerdings gleich darauf als vergeudete Liebesmühe herausstellte. In jenen Momenten herrschte eine solch durchringende Finsternis in dem von ihr ausgewählten Zimmer, sodass Victoria nicht einmal mit all ihrer angestrengten Geisteskraft die eigenen Hände zu erkennen vermochte.

Wie aus heiterem Himmel ertönte erneut das fürchterlich kratzende Schaben an der Stubentüre, dessen unmittelbarer Klang sie inständig an die grässliche Tonfolge von herabziehenden Fingernägeln auf einer blank polierten Tafeloberfläche erinnerte. Es knarzte und krachte in aller schauderhaften Glorie, so als würde dort draußen ein Raubtier auf Beutezug lauern und sich unbedingt Zugang zu ihrem Gemach verschaffen wollen.

'Das ist alles nur ein Traum', versuchte sich Victoria murmelnd gut Mut zuzureden. Ein ehrenwerter Versuch, der letzten Endes keine reifen Früchte trug. Warum fühlte sich diese Beobachtung oder jene verspürte Angst trotz aller Beschwichtigungsversuche auf solch gefährliche Art und Weise real an? Darauf wusste die junge Frau, der noch immer die umnebelnde Müdigkeit tief im Knochenmark steckte, allerdings keine zufriedenstellende Antwort.

Bevor sich die schlapp fühlende Frau überhaupt einen winzig kleinen Reim auf die gruselige Situation zu machen vermochte, zerfielen die reißerischen Eingebungen wieder zu trockenem Staub. Für einen lang andauernden Moment legte sich das schwerer Gewand der Stille über ihren Schlafraum nieder, bevor die massive Eichenholztüre, wie von Geisterhand geführt, sperrangelweit aufsprang.

Und wie des Nächtens bereits zuvor, während des ersten und recht unfreiwilligen Besuches des verschlossenen Zimmers, verspürte Victoria erneut die mächtige und unsichtbare Kraft auf ihrem Haupt ruhen, die nach und nach ihre glitschigen Tentakel um den eigenen Körper schlang. Lauthals wollte Victoria nach Hilfe schreien, doch keine einige Silber entwich ihren leicht geöffneten Lippen. Schien auch hier diese ominöse Energie so manches Schindluder mit ihren Gefühlen und Reaktionen zu betreiben?

Mit einer schwerfällig anmutenden Bewegung erhob sich Victoria sogleich vom Bett, die nun ihrer Gesamtheit mehr einem ferngesteuerten Roboter als einem menschlichen Wesen glich. Barfüßig und nur in ihrem zarten Seidenschlafanzug einkleidet, so tapste die Schwarzhaarige unsicheren Schrittes durch die geöffnete Türe, welche gleich darauf, gefolgt von einem beschwerlichen Stöhnen, in ihre eigentlichen Angeln zurückfiel.

Im ersten Moment glaubte die tapfere Frau, dass ihre blühende Fantasie ihrem Verstand einen ungeheuerlichen Streich spielen musste, doch nur Sekunden später erkannte Victoria mit einer gehörigen Portion an verspürten Entsetzen, dass nun ein silberner Kerzenhalter mit einem rötlich glimmenden Licht direkt vor ihrem klammen Gesicht schwebte.

Brennende Flammen, die ihr wohl oder übel schon bald einen begehbaren Weg durch die Unterwelt des Herrenhauses von Dunkelmoor aufzeigen würden.

Schiere Angst brach wie eine gigantische Welle mit zischelnder Gischt über ihren Verstand nieder, der heillos überfordert mit dieser schrecklichen Situation agierte. Victoria kämpfte verzweifelten Mutes um die Zurückerlangung der Kontrolle, doch diese potente Kraft kannte wahrlich keine Erbarmen mit ihrer armen Seele. In Windeseile spülte die dunkle Macht Victoria wie ein Stück Treibgut auf dem Meer durch die verwinkelten Flure dieses ehrwürdigen Gemäuers entlang.

Ehe es sich die Gefangengenommene versah, stand sie inmitten eines weitläufigen Kellerzimmers, der einen ganz und gar modrigen Geruch des Todes verströmte. Urplötzlich griff eine ausgestreckte Skeletthand vom Boden heraus nach ihrem Bein und versuchte sich mittels zischelnder Laute und raschelndem Knochenklappern ebenfalls ihres Daseins habhaft zu werden.

"Du bist ich und ich bin du. Komm zu meiner Seite, dann regiert hier ewig'e Ruh", brüllte ihr nun ein blütenweiß schimmernder Totenkopfschädel entgegen, aus seinem verblichenem Antlitz stachen vor alle schwarz gefärbte Augsockeln und gelb gefärbten Zähnen hervor. Natürlich schrie die Urlauberin augenblicklich wie am Spieß auf und versuchte umgehend von ihrem makabren Gegenüber schnellstens Reißaus zu nehmen.

"Ich bin du, du bist ich, befreie uns, dass ist deine Pflicht."

Auf der Stelle wachte eine von Kopf bis Fuß in Schweiß gebadete Victoria auf, fortwährend einen gellenden Schrei der Furcht ausstoßend.


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