30. Bones - Die Knochenjägerin

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

"You stuff your own closet full of skeletons and you wonder what kind of bones everyone else has stuffed away."

"Hope is a corpse. A dead thing, watching you suffer with black empty eyes. Any comfort it might have offered, long since gone to the grave."


"Raus aus den Federn, wir haben eine Leiche auszubuddeln!", rief Victoria mit duster erklingender Grabesstimme durch den hellhörigen Flur, der am jetzigen Morgen von keinen unheimlichen Schatten mehr geplagt zu sein schien.

Anders als am vorherigen Abend zuvor, also noch die dustere Finsternis ihren verhüllenden Schleier über alles Lebendige und Ruhende gelegt hatte. Sogar die aufgehängten Porträts hielten wie eh und je eine ordnungsgemäße Stellung ein, keine Spur mehr von schlummernden fiesen Fratzen.

Zittriges Licht flutete sogleich sogleich die verwinkelte Passage mit Wellen fahler Helligkeit, doch leichter wurde es ihr kaum um das eigene schwermütige Herz. Obgleich eine geifernde Müdigkeit ihr ausgestrecktes Netz über ihrem Selbst ausspannte, so war es der jungen Frau doch ein Leichtes, diese Empfindung wie eine banale Nebensächlichkeit fürs Erste in die Untiefen ihres aufgewühlten Bewusstseins zu verbannen.

Seit ihrem schrecklichen Aufwachen wähnte sich die Schwarzhaarige nicht mehr in der Lage, nur ein Auge zumachen zu können. Zu sehr beschäftigte der Alptraum ihr verstörtes Gemüt, ging ihr buchstäblich unter die Haut und durch Mark und Bein. An jedes einzelne Detail erinnerte sich Victoria in haargenauer Manier, ein Umstand, der normalerweise mit den meisten nächtlichen Illusionen nicht unbedingt Hand in Hand ging.

Und gerade das höchst seltsam anmutende Gefühl, das um Hilfe schreiende Skelett möglicherweise zu kennen, behagte ihr ganz und gar nicht. Tiefe Atemzüge einholend, so strich sie sich die weiche Seide ihres Nachthemdes immer wieder mit fahrigen Fingern glatt, eine ihr bekannte die Geste, die eine beruhigende Wirkung auf das eigene angespannte Nervenkostüm ausübte. Den eigenen dusteren Gedanken nachhängend, lauschte Victoria der vorherrschenden Stille, ehe auf einen Schlag mehrere polternde Geräusche erklangen.

Wenige Momente verstrichen, bevor die erste Tür mit einem lauten Krachen aufschlug. Nun mehr stand eine halb schlaftrunkene Louisa, gleichfalls ihr Nachthemd am Leibe tragend, zwischen Tor und Angel. Blanker Unglaube stand ihr ins müde Gesicht geschrieben, ehe die blonde Frau bereits zu ihre eigenen morgendlichen Begrüßung ansetzte.

"Ich glaub, ich hab mich wohl verhört. Warum alles in der Welt willst du, dass wir um sieben Uhr in der Früh Bones - Die Knochenjägerin spielen sollen? Und das auch auch noch vor unserem eigentlichen Frühstück?"

Stetig fuhr sich dabei die Buchautorin mit einer Hand durch das aufgewirbelte Haar, das ihr nun buchstäblich zu Berge stand.

"Bitte, diese Frage schließlich ich mich gleichfalls an. Wir hören, Victoria", bat nun eine ziemlich sauertöpfisch dreinblickende Charlotte um rasche Erklärung, ihre Hände hielt sie dabei in demonstrativer Manier vor ihrer Brust verschränkt. Ein waldgrün gefärbter Wollschlafanzug hüllte ihr Dasein mit Haut und Haar ein, der gegebene Anblick erinnerte die Schwarzhaarige unweigerlich an einen menschlich gewordenen Tannenbaum, dessen oberste Baumkrone in Flammen stand.

Obgleich sich Victoria noch immer hundeelend fühlte, rang ihr der Anblick der vollkommen entrüstet dreinblickenden Freundinnen ein zartes, aber aufrechtes Lächeln ab. "Dann will ich euch nicht länger auf die Folter spannen", begann die Redenden und hörte mit ihrer Erzählung nicht eher auf, bis sämtliche Details aus ihrem fürchterlichen Alptraums einen Weg in das Frei gefunden zu haben schienen.

Charlotte und Louisa verfielen für einen lang andauernden Moment in gemeinsam geteiltes Schweigen und Victoria wähnte sich überhaupt nicht sicher, wie beider Antworten auf ihr Geheiß ausfallen würden.

Wundern würde es mich nicht, wenn die beiden nun die Weite aufsuchen. Selbst in meinen Ohren klingt das nächste Vorhaben mehr als zweifelhaft. Wer weiß, vielleicht verliere ich ja doch gerade meinen Verstand.

"Also schön, wie du willst. Dein Wille geschehe. Gibt es aber hier denn überhaupt irgendwo Schaufeln?", fragte Louisa nun mit einer deutlich gefasster erklingenden Stimme zurück, so als sprach sie gerade über das Wetter oder über eine gut Tasse Tee.

Auch Charlotte, die trotz sichtbaren Stirnrunzelns keinerlei Widerworte an den Tag legte, gesellte sich nun nah an Louisas Seite. Beide Frauen schenkten ihr daraufhin durch und durch erwartungsvolle Blicke.

Nun war es allerdings an Victoria, ihr Erstaunen mittels leisem Tonfall kund zu tun.

"Ich höre hier ja gar keinen Proteste? Also auf kleines Streitgespräch über Wahnsinn und Fantasievorstellungen habe ich mich im Vorhinein schon eingestellt!"

"Lass es gut sein. Du bist unsere beste Freundin und wir schenken dir unseren Glauben. Außerdem kann dein Traum vielleicht sogar ein vermeintlich weiteres fehlendes Puzzlestück bezüglich des ursprünglichen Fluches sein, nicht wahr? Wir sind dem Rätsels Lösung dicht auf die Spur... und ihr wisst ja, was das das bedeutet?", heischte Louisa um Aufmerksamkeit, schier verspürter Schalk saß nun ihren leuchtenden Auge fest.

Neugierig starrten die anderen Zwei sie an, gaben wortlos zu verstehen, dass sie durchaus auf eine Erläuterung ihrer Worte warteten.

"Wir könnten doch glatt die Fünf Freunde sein! Und außerdem würde sich dieses morbide Detail ganz wunderbar zu meiner Geschichte passen...."

Augenverdrehend fiel ihr gleich darauf Charlotte ins Wort.

"Lange Rede kurzer Sinn: Freunde stehen in guten und schlechten Zeiten für einander ein. Mitgehangen, mitgefangen. Richtig? Auch wenn ich nur zu gerne auf Nimmerwiedersehen verschwinden würde, so werde ich euch Zwei ganz gewiss hier nicht allein zurücklassen. Also tun wir, was getan werden muss!"

Im Inneren darüber staunend, mit welchem Glück sie ihre beiden tollen Freundinnen überhaupt verdient hatte, umarmte Victoria die Beiden daraufhin in rasch dankender Manier. Als die Gruppenumarmung schließlich wieder ein Ende fand, nickte die Schwarzhaarige mit ihrem Kinn. "Wollen wir den Versuch dann wagen?"

"Eine Sekunde...bitte", rief Louisa nur wenig später aus, drehte sich um die eigene Achse und verschwand für ein paar lichte Augenblicke in ihrem eigentlichen Schmachgemacht. In Windeseile erschien der blonde Wirbelwind auf zwei Meinen allerdings wieder in beider Blickfelder, dieses Mal hielt sie mit ein paar Fingern den über gegebenen Schlüsselbund fest umklammert.

"Schadet bestimmt nicht, für alle Fälle ausgerüstet zu sein", meinte die Schriftstellerin, die nun einen durch und durch zufriedenen Eindruck erweckte. Wie eine Katze, die verbotenerweise etwas Milch gestohlen hatte.

Und gleich darauf machte sich das Trio eilig auf den Weg, um die Etagen und verwinkelten Gänge dieses altehrwürdigen Gemäuers schnell hinter sich zu lassen. Das Ziel, Victorias Traum genauer auf denn Grund zu gehen, stetig vor Augen habend.

"Brauchen wir jetzt eigentlich Schaufel und solch ein Zeug?", fragte Charlotte in die traute Runde hinein, während die drei Frauen die letzten Stufen auf das darunter liegende Erdgeschoss erklommen und geradewegs Kurs auf die Treppe, welche zum verborgenen Keller führte, nahmen.

"Darüber können wir uns Gedanken machen, wenn es so weit ist. Vielleich handelt es sich ja hierbei um gar keine Vision sondern eher um einen Aussprung meiner Fantasie", gab die Heimgesuchte grübelnd zur Antwort, während ihre Hand nach wenigen Momenten des Suchens den beiliegenden Lichtschalter umlegte. Flackernde Lampen, an klammen Wänden hängend, beleuchteten in wabernder Manier ihren Abstieg in ein ungewisses Schicksal.

Victorias verräterisches Herz pochte nun so schnell, sodass die junge Frau kurzzeitig fürchtete, einem todbringenden Infarkt ausfechten zu müssen. Der Rhythmus schlug so heftig, als würde das Organ nur zu gerne aus dem auferlegten Rippengefängnis ausbrechen und ihrer schnell hebenden Brust entspringen wollen. Einzelne Schweißtropfen rannten ihrer Schläfe herab, benetzten die umliegende kühle Haut mit ausreichend Nässe. Sogar die hölzernen Stufen fühlten sich durch den Stoff ihrer Pantoffel kälter als nordisches Gletschereis an, verströmte fortwährend einen beißend modrigen Geruch.

Am angepeilten Untergrund endlich angekommen, so fand sich die tapfere Gruppe in einer geräumigen Vorhalle vor. Erstaunlicherweise gab es an diesem unterirdischen Ort nur eine Tür, befindlich am nördlichen Ende des Raumes. Zahlreiche Spinnenweben klafften an den alten Steinwenden, welche an manchen Stellen schon tief gehende dunkle Verwaschungen aufwiesen. Blütenweiß glänzender Schimmel schien sich in diesem Hause sowohl oben als auch unten in Hülle und Fülle zu gedeihen, so hatte er sich auf den umfassenden Wällen wie ein organisches Blumenfeld ausgebreitet.

Rasch ausgeführte Schritte zielten sogleich auf den sperrig aussehenden Eichenholzeingang ab, der ebenfalls einen übel riechenden Odor aushauchte. Nase rümpfend sperrte Louisa die Tür auf gut Glück auf, stieß jenes Portal sperrangelweit auf und wischte sich am Ende in unbehelligter Manier ihre leicht dreckig gewordenen Hände auf der leichten Kleidung ab. Sogleich schlug den Abenteuerinnen eine bleierne Finsternis entgegen, die bestimmt nichts Gutes in petto halten konnte. Mit zitternden Fingern tastete Victoria nach einem weiteren Lichtschalter um schnellstmöglich die vorherrschende Dunkelheit so gut wie möglich in eine abgelegene Ecke zu verdrängen.

Flimmernde Helligkeit brachte buchstäblich Licht ins Finstere und offenbarte nun eine freie Sicht auf alles Verborgene. Im Grunde genommen stellte dieser Abschnitt ein altmodisch angehauchten Stauraum dar, vollgestellt mit allerlei teuer aussehendem Mobiliar, Gemälden und nichtig wirkenden Tand. Letzen Endes erstreckte sich ein ekelhaft riechender Perserteppich über den weitläufigen Boden aus.

Grinsende Schatten tanzten unentwegt über sämtlich vorhandene Oberflächen hinweg, so als hätten diese garstigen Konturen bereits seit langer Zeit auf lebendigen Besuch gewartet um jenen arme Narren gruseligen Schabernack angedeihen lassen zu können.

"So da wären wir ... Hey Victoria, kannst du dich ungefähr an die Stelle erinnern, von welcher dich dieser Untote angegriffen hat?", erkundigte sich Louisa plaudernden Tonfalls, während sie darauf Acht gab, nicht über ein nieder gestürztes Bildnis hinweg zu fallen.

Sich mit ein paar Fingern unter dem Kinn kratzend, so überlegte die Schwarzhaarige für einen Augenblick, bevor diese ihre zögerliche Erwiderung in folgende Worte kleidete.

"Leider nicht, daher würde ich vorschlagen, nach offenkundigen Stellen zu suchen, die nicht so recht zu der übrigen Einrichtung passen. Spuren von verblichenem Blut oder so. Quasi alles, was instinktiv euer Misstrauen erregt."

Gesagt getan.

Paar Minuten zogen ins Land, bevor Victoria, im Stillen einer urplötzlichen Eingebung folgend, einen in ihren Augen auffällig aussehenden Platz genauer unter die Lupfe nahm. Seine Position schien sich dicht an einer Mauer und unter mehren abgestellten Holzstühlen zu befinden. Sogar der Teppich wirkte bei der fließenden Linie zwischen Wand und Boden leicht umgeschlagen und für einen Moment glaubte die junge Frau, einen lose sitzenden Backstein erspäht zu haben.

"Mädels! Könnt ihr mir vielleicht beim Wegtragen dieser schweren Sitzflächen helfen? Wenn mich mein Bauchgefühl nicht täuscht, dann..."

Mit vereinten Kräften schafften die drei wackeren Frauen das störende Holz beiseite. Victoria, die sich nun direkt auf den Boden nieder kniete, zog mit einem Ruck den modernden Abdecker zurück und wusste sogleich, dass sich zumindest dieses Mal ihre Beobachtungsgabe nicht getäuscht haben konnte. Denn tatsächlich lugten aus so manch wackelig aussehende Backsteine aus der darunter befindlichen Erde hervor, wirken vollkommen am Fehl am Platz. So als hätte jemand in großer Hast den ansonsten brach liegenden Untergrund zu abdecken versucht.

Sich bedeutsame Blicke schenkend, so nahmen auch Louisa und Charlotte rasch neben ihr Platz. Mit bloßen Händen gruben die Drei die feuchte Erde um, ein ungutes Schweigen hüllte derweilen ihre schweigenden Seelen in einen Kokon abwartender Unglückseligkeit ein.

Wie aus dem Nichts zerfetzte Louisas glockenhell erklingende Stimme das hauchdünn aufgelegte Gewand der Stille in tausend kleine Fasern.

"Puh...Argh...Ich glaub, dass ich irgendetwas zu Fassen bekommen hab!"

Charlotte und Victoria, die sich natürlich in beider Neugierde nicht lumpen ließen, kamen der überraschten Blondine natürlich gleich zu Hilfe und hatten dem Grund ihres Ausrufes tatsächlich zuzustimmen. Keuchenden Atems und mit ganz und gar dunklen Gedanken in der Kehle, so beförderten die verschworenen Freude schon bald einen überaus großen Leinenstoffsack zu Tage.

"Glaubt ihr, dass...?", sprach die Rothaarige mit bebenden Tonfall ihre gedachte Vermutung in die traute Runde hinein, ihr Leib bebte von von Kopf bis Fuß wie aufgewühltes Espenlaub. Bang ausgetauschte Blickwechsel erfolgten im Nu, bevor Victoria all ihren vorhandenen Mut zusammen sammelte und sogleich das spröde anfühlenden Material mit flinken Fingern aufzutrennen begann.

Dem Sturm in das Auge schauend, so holte die Geplagte tiefe Luftzüge ein, bevor sie die dickste Naht auf einen Schlag komplett aufriss und sogleich die blanke Sicht auf skelettierte Knochen freigab. Eingehüllt in die Reste eines modrig aussehenden Kleides, dessen übrig geblieben Umrisse ihr leider auf schreckliche Art und Weise bekannt vorkam.

Trotz all des verhüllenden Dreckes blitzte hier und da eine unleugbar altrosa schimmernde Farbe auf.

Es war Victoria, als hatte ihr das Schicksal just die höchst makabere Möglichkeit gestattet, mit geweiteten Augen auf den eigenen erstorbenen Leib nieder zu starren. Ein durchaus finsterer Anblick, der sich wohl bis zum Ende ihrer Tage wie eine eingebrannte Narbe auf der Großhirnrinde abspeichern würde.

Unweigerlich stieg Rosmaries Bildnis vor dem eigenen geistigen Auge auf, ließ ihr Innerstes nicht mehr in Frieden. Schluckend musste die Schwarzhaarige feststellen, dass hier kein Zweifel bezüglich fraglichen Identität bestand.

Die arme Frau hat scheinbar niemals das Herrenhaus verlassen ... entgegen Fabians eigentlicher Aussage. Was zur Hölle ist vor hunderten Jahren bloß geschehen?

Entgegen aller Erwartungen wirkten ihre beiden Freundinnen hingegen alles andere als in Todespanik versetzt.

"Lasst mich einmal vorbei, bitte. Ich bin zwar nur Krankenschwester, habe aber durchaus die oder andere verwesende Leiche bereits gesehen", machte sich eine überraschend entschlossen wirkende Charlotte gleich ans Tatwerk, beugte sich in geschäftiger Manier gen die gefunden Überreste herab. Obgleich so mancher mit dunklem Unrat behaftete Knochen nicht mehr an der ursprünglich zugedachten Stelle klebte und stattdessen in dem Stoffbeutel wie Treibgut im Meer herum schwamm, so schien das Skelett jedoch in seiner Gesamtheit vollständig zu sein.

Fleisch ,Blut und Muskeln hatten sich schon vor ewig vergangenen Zeiten mit der zugedachten Ruhestätte verbunden und dabei keine übrig gebliebenen Spuren hinterlassen. Eine hell schimmernde Bräune zierte die Oberfläche der Gebeine und verlieh jenem Gerippe einen beinahe bronzegleichen Schimmer. Der kahle Totenkopf, nur noch mit ein paar schwarzen Haarlocken versehen, starrte Victoria mit unleugbar finsteren Ausdruck an, der ihr sogleich einen Schauder des Gruselns entlockte.

"Warum können wir eigentlich keinen Geruch der Fäulnis mehr warnehmen?", erkundigte sich Louisa neugierigen Mutes, trotz aller Misere so wissbegierig wie eh und je.

"Falls wir von der Annahme ausgehen, dass es sich hierbei um Rosmarie handelt, sind hierfür mehrere Faktoren entscheidend. Nach mehr als dreihundert Jahren baut sich generell alles fleischliche Gewebe ab. Und die Verwesung, naja, hängt immer stark von den gegebenen Umweltumständen ab. Sauerstoff und Wärme beschleunigen den Prozess, während Abgeschiedenheit diesen verlangsamen. Wenn der Körper an freier Luft liegt, dann zerfällt der Körper sogar achtmal so schnell als unter der Erde. Faszinierend, nicht wahr?", gab Charlotte freiwillig Auskunft, während sich ihr Augenmerk plötzlich auf eine dunkle Entdeckung, direkt auf dem freiliegenden Oberkörpers liegend, ausrichtete.

Natürlich folgten Victoria und Louisa ihrem Beispiel, beider Atem stockte sogleich auf der Stelle.

Insgesamt betrachtet, so bedeckte das halb verrottete Kleid nur noch in herab hängenden Fetzen das dürre Gerüst, schien bereits vor langer langer Zeit seine einstig opulente Pracht eingebüßt zu haben. Durch die wenig intakten Stellen des Gewand zeichneten sich unweigerlich die Konturen der Rippen und vielerlei anderer Knochen ab.

Aber am Ende fesselte ein auf Brusthöhe festsitzender dunkelroter Fleck aller vorhandener Interesse.

Vorsichtig glitten Charlottes flinke Finger über den blutbesudelten Streifen hinweg, ehe sie den Stoff zur Seite schob und gleich darauf das darunter liegende Rumpfkorsett ans freie Tageslicht beförderte. So manch gebogenes Gebein wies nach eigehender Betrachtung scharf geschliffene Kanten auf, so als hätte ein spitzer Gegenstand die schützenden Fleischschichten mühelos durchdrungen und jene verräterische Andenken für alle Zeiten hinterlassen.

"Sieht mir stark nach einem Messerangriff aus", meinte Victoria mit zusammengekniffenen Iriden, während sich ihr Gedankenkarussel im Kopf immer lauter und schneller drehte. "Und daher können wir hier einen Mord durchaus in Betracht ziehen. Wem dem so ist, dann wurde sie allerdings irgendwo anders getötet und hier an diesem entlegenen Ort lediglich zur Vertuschung des Geschehenen bestattet!"

Sowohl Charlottes als auch Louisas Augenbrauen hüpften als unmittelbare Reaktion auf das Gesagte augenblicklich in die Höhe.

"Welcher Grund bewegt dich denn zu dieser waghalsigen These?" hakte der Rotschopf nach, dabei in ihrer geradigen Tätigkeit innehaltend.

"Ansonsten würde ihre Seele hier irgendwo herumspuken und ich glaube, dass dies hier nicht unbedingt der Fall ist. Fabian scheint ihr noch nicht begegnet zu sein, sonst würde er nicht ständig diese trieftraurige Miene der Einsamkeit aufsetzen und von ihr in der Vergangenheit sprechen. Aber ich denke, dass mir das Herrenhaus von Dunkelmoor durchaus eine Nachricht zu vermitteln versucht."

"Und überhaupt, was sollen wir jetzt mit diesem Fund anstellen? Wir haben hier sprichwörtlich ein echtes Skelett ausgebuddelt! Müssen wir diese Entdeckung nicht der Familie von Lahnstein und der örtlichen Polizei melden? Und was bedeutet dieser Fund überhaupt im Konkreten? Hat der erste Mörder auch Rosmarie umgebracht und wenn ja, weshalb? Fragen über Fragen... mein Kopf fängt gleich Qualm und Feuer!", mischte sich Louisa nun wieder mit ins Gespräch ein, eine bitter ernste Miene spiegelte sich nun auf ihrer meist so fröhlich erscheinenden Gesicht wieder.

"Ich sag es wirklich nicht gerne , Victoria, aber bitte halte in Zukunft mehr Abstand zu Fabian ein. Ja, mir ist eure merkwürdige Verbundenheit durchaus bekannt, doch auf welcher Erklärung baut denn dein Vertrauen auf? Was ist, wenn er dir nur den netten Geist vorspielt um dir das gleiche dustere Schicks beibringen zu können? Willst du mir wirklich auf Leben und Tod schwören, dass die Option auszuschließen ist, dass es sich bei ihm um keinen verdammten Meuchler handelt?

Trotz des empfundenen Herzschmerzes wusste die Schwarzhaarige keine entlastenden Widerworte zu finden.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro