Ein Angebot

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

Emma saß auf einem Spielplatz und überlegte. Auf der anderen Straßenseite sah sie Regina und Henry vor einem Eiscafé ihr Frühstück essen. Sie unterhielten sich. Die Stimmung schien bedrückt. Sollte sie sich zu ihnen setzen und Hallo sagen? Nein, das käme seltsam rüber, und sie hatte nicht einmal eine Adresse, die sie ihnen geben konnte. Normalerweise kam man schließlich nicht einfach in einen Ort, um dort zu wohnen, wenn man nicht einmal eine Bleibe hatte.
Kinderstimmen drangen an ihr Ohr. Sie drehte den Kopf und sah eine Schulklasse auf den Spielplatz zukommen. Es dauerte nicht lange, und die Kinder waren überall. Das versetzte Emma einen Stich. Sie hatte einst selbst ein Baby gehabt, aber es zur Adoption freigegeben, weil sie erst achtzehn gewesen und von ihrem kriminellen Arschloch von Freund sitzengelassen worden war. Nebenbei gesagt, befand sie sich zur Zeit der Geburt im Gefängnis und hatte zwei Jahre Haft vor sich. Ihr Sohn müsste jetzt etwa im selben Alter sein. Zehn.
Eine Frau in den späten Vierzigern setzte sich neben sie. Sie hatte einen eleganten, dunklen Kurzhaarschnitt und war sehr blass. „Ich hoffe, wir stören nicht." Sie hatte eine helle Stimme und einen bewundernswerten Elan.
„Kein Problem, ich wollte gerade eh los", nuschelte Emma und stand auf. „Eine Wohnung suchen. Granny meinte allerdings, es gibt hier keine." Als ein fragender Blick sie traf, erklärte sie sich schnell: „Ich bin neu hier. Emma... Smith." Diesmal verhaspelte sie sich nicht.
Die Frau lächelte. „Mary Margaret Blanchard." Sie gab ihr die Hand. „Dass Sie neu sind, sehe ich." Die Leute schienen Besuch wirklich nicht gewohnt zu sein. Und anscheinend kannte hier wirklich jeder jeden, obwohl das Dorf nicht einmal so klein war. „Ich bin momentan ziemlich am ausmisten, deshalb habe ich ein bisschen Platz. Wenn Sie wollen, können Sie sich mein Haus später ansehen." Mary Margaret ließ den Satz wie eine Frage ausklingen.
„Äh, ja, sicher. Danke", stammelte Emma. Ehrlich gesagt hatte sie nicht erwartet, so schnell fündig zu werden, nach Grannys negativer Prognose, die Wohnungssuche betreffend.
„Ich schreibe Ihnen die Adresse auf. Sekunde." Mary Margaret wühlte in ihrer Handtasche und zauberte einen Notizblock hervor. Darauf schrieb sie sehr leserlich Straße und Hausnummer. Dann riss sie den Zettel ab und reichte ihn Emma. „Ich bin um fünf wieder da." Sie nickte in Richtung der Kinder. „Ich bin Lehrerin, daher kann ich erst um diese Uhrzeit."
„Okay, bis dann", sagte Emma mit einem verlegenen Grinsen und ging. Sie konnte nicht so gut mit netten Menschen umgehen, da fühlte sie sich immer sofort, als wäre sie ihnen eine Menge schuldig.
Unfreundliche oder falsche Menschen dagegen waren genau ihr Job, und den machte sie gut. Ein knapper Blick in Richtung Eisdiele, wo vorher Regina und Henry gesessen hatten, doch sie mussten bereits gegangen sein. Wohin nur? Hatten sie hier Familie oder Freunde? Das galt es jetzt herauszufinden. Stalking vom Feinsten. Diesen Teil ihrer Arbeit mochte sie am wenigsten.

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro