Wut

Màu nền
Font chữ
Font size
Chiều cao dòng

*Eine sehr alte Geschichte, der Schreibstil ist etwas holprig.
Lesen auf eigene Gefahr! *


Wut, blinde Wut, rasende Wut, auch Raserei genannt, führt oft zu einem Verlust der Kontrolle, das ist das Von-Sinnen- oder Außer-sich-sein, das Sich-wie-wahnsinnig-gebärden. Betroffene können so zur Gefahr für andere oder sich selbst werden.

Der König stand vollständig gekleidet in seinem Schlafzimmer, er trug ein knielanges, enges, ärmelloses Gewand, ähnlich einem Mantel, das bis zu den Knien reichte und am Saum geschlitzt war und einen Stehkragen besaß, vorne war es offen und ließ das reich verzierte Hemd herausschauen. Dazu kamen noch kniehohe Beinlinge.

Das Gold seiner Krone und die eingelassenen Edelsteinen und Juwelen schimmerten im Sonnenlicht, das durch die Fenster ins Zimmer drang. Er stand unbewegt am Fußende seines Betts und stierte vor sich hin, er bewegte sich keinen Zentimeter, schien wie versteinert in dieser Position.

Von außen hörte man Schritte.

Die Doppelflügel der Tür wurden aufgestoßen und die Königin betrat den Raum, sie kam auf den König zu. Sie trug keine Krone, nur einen schmalen goldenen Reif auf dem Kopf. Der Saum ihres langen, weiten Kleids schleifte über den Boden, als sie näher trat. Ihre Taille war sehr schmal geschnürt und oben hatte das Korsett einen weiten Ausschnitt, der ihr Dekolleté betonte, dort war auch ein Spitzenband eingenäht, das herausschaute. Auch an den Ellbogen schaute Spitze und Seide aus dem Ärmel heraus, doch sie hielt die Arme hinter dem Rücken.

„Richard." sagte sie. „Sag mir, dass du es nicht getan hast. Sag, dass du nicht Schuld bist."

Schweigen.

Elizabeth trat noch näher an ihrem Ehemann heran, ihre langen, leicht gewellten, roten Haare pendelten bei jedem ihrer Schritte hin und her. Sie stand nun nur noch zwei Schritte von Richard entfernt und beugte sich etwas vor um in sein Gesicht zu blicken. Sie betrachtete die kurzen grauen Haare, den seit Langem ergrauten, säuberlich gestutzten Bart. Sie wartete.

Immer noch Schweigen.

Sie trat noch etwas näher.

„Du weißt, dass er sie geliebt hat. Du wusstest es." Sie schaute ihn wieder an. „Ich habe dich etwas gefragt, antworte endlich!" schrie sie, doch Richard stierte weiter ins Leere und antwortete nicht, er schaute sie nicht einmal an.

Plötzlich zog Elizabeth die Arme hinter ihrem Rücken hervor, man hörte ein Klicken.

Der Lauf eines Revolvers berührte die Schläfe des Königs.

Ein Knall hallte durch die Korridore des Palastes.

Dann: Stille.

Sie durchschritt die Gänge und Flure, stieß mit ihren Armen, an denen reichlich silberne und goldene Armreifen baumelten, die bei jeder Bewegung aneinander gerieten und helle klingelnde Töne erzeugten, die Türflügel auf. Sie trat durch Torbögen und ging an großen Bogenfenstern, durch die das helle Sonnenlicht des warmen Sommertages fiel, vorbei. Ihr leichtes luftiges Kleid bauschte sich auf durch die leichte Brise, die durch die Gärten wehte und sie zog den Saum wie einen Schweif hinter sich her. Ihre blonden Locken fielen auf ihre bloßen Schultern und einzelne Haare blieben an ihren rot geschminkten Lippen kleben.

Die Wachmänner am Gartentor schauten auf, als sie das Geklapper ihrer Absätze auf den Bodenfliesen hörten. Sie erblickten die junge Frau und warfen ihr hungrige Blicke hinterher, als der Schlitz des halbtransparenten Kleides zur Seite rutschte und ein langes schlankes Bein entblößte.

Endlich hatte sie die Gemächer erreicht und blieb stehen, sie strich sich kurz ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht und klopfte dann an die Tür. Von innen vernahm sie nur eine leise Stimme.

„Wer da?"

„Ich bin es, Cynthia.", antwortete sie und die Tür öffnete sich. Sie schaute sich noch einmal um, dann betrat sie den großen Empfangsaal und schloss die Tür wieder hinter sich.

Der König stand vor ihr und ließ seinen Blick über ihren Körper gleiten, er lächelte.

„Du bist gekommen." sagte er leise.

Sie lächelte ebenfalls und hielt ihm dann die Hand entgegen, an deren Ringfinger ein diamantbesetzter Ring funkelte.

„Oh, darf ich gratulieren?" sagte er ironisch, sein Lächeln war schief, in seinen Augen leuchtete Spott.

„Mach keine Witze, der Ring ist sehr schön." wies sie ihn zurecht und spreizte die Finger, betrachtete den Edelstein. „Du wusstest, irgendwann würde er mich fragen. Wir sind schon seit fünf Jahren ein Paar, er hat mir schon eine Million Mal beteuert wie sehr er mich liebt. Er konnte nicht anders als mir einen Heiratsantrag zu machen. Er ist einfach besessen von mir."

Cynthia seufzte theatralisch, ironisch und lächelte dann wieder Richard an, blickte ihn mit gesenktem Kopf durch ihre langen Wimpern hindurch an.

Sein Grinsen wurde breiter, erwartungsvoll.

Es war Nacht, der ganze Palast schlief. Das Licht der Laternen erhellte die gefliesten Wege, die durch den Garten zu den Gemächern führten. Kleine, goldene Punkte leuchteten, ihre Farbe verblasste, je weiter das Licht von seinem Ursprung entfernt war.

Edward ging, nein er wankte eher, den geraden Weg entlang. Doch irgendwie kam er ihm ungewöhnlich steil und kurvig vor. Aber das konnte doch nicht sein, er war hier aufgewachsen, ihn zehnmal am Tag auf und wieder hinab gelaufen in seinem bisherigen Leben.

Das sanfte, gedämpfte Licht schien heute Abend jedoch auch mit einer ungewöhnlichen Intensität zu strahlen. Es blendete seine schmerzenden, verquollenen Augen, stach wie eine Nadel in seine geweiteten Pupillen. Er spürte seine Füße kaum, setzte nur einen vor den anderen, ohne nachzudenken, ohne zu überlegen wo er hinging. Sein tauber, gefühlloser Körper bewegte sich von alleine, als steuere ein anderer seine Gliedmaßen.

Seine Gedanken kreisten nur um eine einzige Sache, ein Name geisterte in seinem Kopf herum: Cynthia.

Ihre roten Lippen, wenn sie sich an seine pressten. Ihre goldenen Locken, wenn er seine Finger durch sie fahren ließ. Ihre glatte, weiße Haut, wenn er ihr Kleid öffnete ...

Cynthia.

Sie trug seinen Ring am Finger, er konnte es nicht glauben, er hatte ihr diesen Ring angesteckt, sie hatte gelächelt und ja gesagt,

In seinem Kopf drehte sich alles, die Farben vermischten sich, verschwammen in seinen Gedanken, die von Glück getränkt waren, übertroffen vor Glückseligkeit, Freude unbändiger Freude.

Cynthia.

Er musste zu ihr, musste seine Zukünftige sehen, sie umarmen, küssen und ihr danken für dieses Geschenk, das sie ihm gemacht hatte. Mit dem sie ihn zum glücklichsten Mann der Welt gemacht hatte.

Seine mechanischen Füße hatte ihn mittlerweile in den Palast hineingetragen, er ging den lagen Gang im Flur entlang. Auch hier gab es winzig kleine Lichter, die die Dunkelheit nur ein wenig aufhellten. Doch für ihn strahlte die Welt in allen Farben des Regenbogens, kunterbunt und grell.

Da, ein Lichtstrahl fiel in den dunklen Flur, eine Tür zu einem der Gemächer war nur angelehnt, sie stand einen Spalt breit offen. Gedämpfte Stimmen drangen an sein Ohr, leises Kichern, ein lang gezogenes Stöhnen.

Er lauschte, versuchte etwas zu verstehen, ein Wort zu erhaschen, einen Sinn in dieses undeutliche Geflüster zu bringen. Doch er hörte nichts, konnte nichts verstehen, das Rauschen in seinen Ohren übertönte alles.

Er merkte erst jetzt, dass er mitten im Flur stehen geblieben war. Er blinzelte, erwachte aus einer Starre, er musste schon Minuten so bewegungslos dagestanden haben. Das Flüstern war verstummt, an seine Stelle war das Geräusch von langen, langsamen Atemzügen getreten und ab und zu ein Seufzen.

Er setzte sich wieder langsam in Bewegung, näherte sich dem Lichtspalt, behutsam, leise, geräuschlos, als sei er bereits wieder nüchtern.

Mit der ausgestreckten Hand berührte er das weiße Holz, spürte an den Fingerkuppen die Jahresringe, die Fasern des Holzes. Er näherte sein Gesicht der Spalte zwischen Tür und Türrahmen, schob die Tür etwas weiter auf.

Weiches Kerzenlicht fiel in sein Auge, Vorhänge aus weißem Tüll und Seide verschleierten seine Sicht, ein leichter Windhauch aus dem geöffneten Fenster ließ sie leicht wehen.

Dahinter erkannte er schemenhaft Bewegungen.

Ein weißer, glatter Rücken war in seinem Blickfeld, blonde glänzende Locken bewegten sich hin und her. Der Kopf mit dem schönsten Gesicht, das er je gesehen hatte, legte sich in den Nacken, die vollen roten Lippen küssten einen anderen Mund. Ringbesetzte Hände strichen über glatte zierliche Arme, ein grauhaariger Kopf beugte sich über das schöne Gesicht ...

Plötzlich kehrte das Gefühl in seine Beine zurück, es traf ihn wie ein Schlag, er erstarrte auf der Stelle zu Eis, sein Herz setzte einen Moment lang aus. Er stolperte rückwärts fiel fast hin, fing sich wieder, konnte die Augen nicht von der Tür wenden, hinter der er das Grauen erblickt hatte, nicht den Anblick ausradieren, der nun in seinem Gedächtnis eingebrannt war.

Mein eigener Vater, wie konnte er nur.

Ich habe so eine Wut in mir ...

Morgengrauen. Ein Zimmer in diffusem grauem Licht. Dunkle Holztäfelung an der Decke, weiße Tapeten an den Wänden, Schränke und Regale aus glänzendem schwarzen Holz, weiße, halbtransparente Vorhänge bauschten sich im Wind, der durch das geöffnete Fenster wehte. Das Bett in der Mitte des Zimmers war bezogen mit weißer Bettwäsche, die Bettdecke war über einen Körper gezogen, der zu schlafen schien.

Doch Edward schlief nicht, er lag auf der linken Seite unter der Decke, unruhig, rastlos. Der Bettbezug raschelte als er zum wiederholten Mal seinen Körper auf die andere Seite drehte, seine Füße und Arme strichen über den blütenweißen Stoff.

Er legte sich auf den Rücken, verschränkte die Arme hinter dem Kopf, warf die Decke beiseite. Ein Windhauch bewegte den Vorhang, er schaute aus dem Fenster.

Mein Vater ... und meine Freundin.

Ich bin so schrecklich, schrecklich wütend ...

Ich habe so eine Wut in mir ...

Cynthia, Cynthia wo bist du jetzt?

In wessen Bett liegst du nun?

Ich kann das nicht ertragen, mein Herz rast ...

Cynthia, du bist eine Schlampe, deine blauen Augen lügen.

Das Blut steigt mir in den Kopf, rauscht in meinen Ohren...

Du hast mich betrogen, du hast mich ausgenutzt.

Ich will etwas kaputt machen, es zerbrechen und zerstören, es zertrampeln ...

Vater, wie konntest du mir das antun?

Hasst du mich so sehr?

Ich bin so wütend ... auf mich selbst.

Wie konnte mich diese kleine Hure nur so verarschen?

Wieso habe ich nicht die Lüge durchschaut?

Jeden Tag, sahen sie mir in die Augen und logen mich an, hinter meinem Rücken trafen sie sich.

Was für ein Idiot ich bin ...

Er erhob sich von dem Bett, sprang förmlich auf, trat gegen das Bett, packte das Kissen, schleuderte es quer durch das ganze Zimmer. Er riss die Vorhänge von den Gardinenstangen, schmiss sie auf den Boden, er ging zu einem der Schränke, packte die Kleider, die drinnen hingen, trug sie zum Fenster und schmiss sie hinaus, er blickte ihnen nach, wie sie mehrere Meter tief fielen und schließlich im Dreck des Hofes landeten.

Er wendete dem Zimmer wieder den Blick zu, schaute sich um, Tränen sammelten sich in seinen Augen, stürmisch rannte er zu seinem nächsten Opfer: der Schreibtisch, er schleuderte alles, was oben drauf lag zu Boden, doch er fühlte sich noch immer nicht besser.

Ich halte es nicht mehr aus, die Wut frisst mich auf, mein Blut siedet, ich verliere langsam die Kontrolle, die Selbstbeherrschung entgleitet mir.

Mein Verstand lässt nach, ich sehe verschwommen, ich kann nicht mehr.

Er lief im Zimmer auf und ab, auf und ab, er konnte nicht stillstehen, er rang die Hände, raufte sich die Haare, bekam die Wut nicht in den Griff, die Tränen liefen ihm über die Wangen.

Tränen der Enttäuschung.

Tränen der Wut, der Ohnmacht.

Nicht der Trauer.

Er wollte zerstören.

Cynthia und der König.

Rote Lippen, blonde Locken,

Blonde Lippen, rote Locken.

Richard, der König.

Weiße Vorhänge, weiße Haut.

Cynthia, die Hure.

Goldene Lichtpunkte, Kerzenlicht.

Blaue Augen voller Lügen.

Augen voller Heuchelei.

Cynthia und mein Vater.

Richard und meine Verlobte.

Ich kann nicht mehr!

ICH KANN NICHT MEHR

Plötzlich blieb er abrupt stehen, mitten im Zimmer, er stand kurz still, wie betäubt. Dann lief er wieder zum Schreibtisch, riss die Schubladen auf, durchwühlte sie, warf alles zu Boden, schleuderte es in die Ecke, schmiss die Schublade weg. Die unterste: er fand, was er suchte.

Silbern, glänzend, poliert, noch nie benutzt: der Revolver oben auf einem Ledereinband mit Goldornamenten. Er ergriff die Waffe, schloss seine Finger um den Griff, hob sie hoch, wog sie prüfend in der Hand. Der Blick fiebernd, er starrte sie an, der Kopf leer.

Langsam, ganz langsam hob er den Revolver, legte den Lauf an seine Schläfe.

Er schloss die Augen, spannte den Hahn, ein Klicken, als sich die Trommel drehte, die Patrone hinter den Lauf gebracht wurde.

Dann drückte er den Abzug.

Stille, als er taumelte, als er langsam zu Boden fiel, sein Körper gefühllos, leblos einen Bogen beschrieb und auf die Holzdielen prallte. Wie in Zeitlupe, langsam, unendlich langsam.

Stille, als seine toten Finger ihre Kraft verloren, die Waffe nicht mehr halten konnte, als seine Muskeln den Dienst aufgaben.

Klappern, als der Revolver auf dem Holz aufschlug.

Ein Echo, das Geräusch hallte nach.

Der Revolver lag neben dem toten Körper des Prinzen, das silberne Metall glänzte im goldenen Licht der aufgehenden Sonne.

Die Zeit stand still, alles war ruhig, nichts bewegte sich, nur durch das Fenster wehte eine leichte Brise und schlug die Seiten eines hingeworfenen Buches um.

© 2009

Bạn đang đọc truyện trên: Truyen2U.Pro