Einundzwanzigster Eintrag

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Am nächsten Schultag lief alles wie gewohnt ab. Gelangweilt und desinteressiert schlug ich mich den Tag durch die Unterrichtsfächer, und selbst in den Pausen mit den anderen zusammen war ich irgendwie abwesend. Umso mehr hob sich meine Stimmung, als endlich die Schulglocke ertönte und den Unterricht für heute beendete. Wieder einmal verließ ich als letztes den Saal und schlenderte durch die Gänge, während ich meine Kopfhörer und mein Handy raus kramte. Als ich das Gerät einschaltete, sah ich eine neue Nachricht von Tara.

Komm nach der Schule hinter die Turnhalle. Du bekommst dein Geld wieder.

Ein wenig verwundert war ich schon. Ich hatte ihr doch gesagt, dass sie es mir nicht wieder geben braucht. Und vor allem: Warum hat sie es mir in den Pausen nicht gegeben? Wir hatten doch zusammen gestanden? So sehr ich mich auch wunderte, da ich die Zeit hatte entschloss ich mich hin zu gehen. Auch wenn ich ihr nur sagen würde, sie könne das Geld meinetwegen behalten. Die paar Euro taten mir nicht weh.
Als ich aus dem Eingang getreten war lief ich ohne Umwege hinter die Turnhalle, wo Tara auch schon wartete.

»Hier, das Geld von gestern, Darius«, eröffnete sie und hielt in ihrer linken Hand einen Geldschein.
»Du musst es mir nicht zurück geben«, erklärte ich ihr erneut.
»Nein. Ich möchte, dass du es annimmst. Du brauchst es eher als ich.«
Sie streckte mir den Geldschein entgegen. Entschieden drückte ich ihre Hand sanft zu ihr zurück.
»Ich nehme das nicht an. Es ist dein Geld. Behalte es.«
»Ich bestehe darauf, dass du es nimmst!«, sagte sie stur und hielt mir erneut ihre Hand entgegen.
Egal wie oft ich es versuchen würde, Tara würde eisern bleiben. So gut kannte ich sie. Ich seufzte einmal auf, nahm den Schein und steckte ihn mir in die Hosentasche.
»Zufrieden?«, fragte ich sie, was Tara mit einem Nicken bejahte.

»Boah Tara! Gibst dem Harzer das Geld, dass ich dir vorhin zurück gegeben habe?! Was ist denn falsch bei dir?!«, hörten wir eine empörte, nur zu bekannte Stimme.
Sina stand mit der ganzen Truppe Mobber am anderen Ende der Turnhalle und sie kamen langsam auf uns zu.
»Die hat sie doch eh nicht mehr alle, schließlich gibt sie sich eh nur noch mit Losern ab«, schnaubte Ali und verdrehte die Augen.
»Und so eine hat mal zu uns gehört«, fügte Simon hinzu.
»Was ne Enttäuschung.«
»Ihr seid ne Enttäuschung!«, fauchte Tara.
»Schließlich seid ihr es ja, die Darius keine Chance geben und ihn seit Jahren schikanieren! Und ich bin wenigstens so ehrlich und zuverlässig und zahle meine Schulden direkt zurück! Auf das Geld hab ich Wochen gewartet, Sina!«
»Sei froh, dass ich so einer Hure wie dir überhaupt noch was zurück gebe!«, zickte das Mädchen schnippisch zurück.

Ich bemerkte, dass Tara ihre Fäuste zusammenballte und ihr Gesichtsausdruck sich deutlich verfinsterte. Sina war eindeutig zu weit gegangen, denn ich wusste mehr als nur gut, dass das ein wunder Punkt von Tara war.
»Wie hast du mich gerade genannt?«, presste sie hinter zusammengekniffenen Zähnen hervor.
»Du bist ne Hure, wie deine verdammte Mutter! Das liegt doch auf der Hand!«, platze Manuel heraus und stellte sich breit vor Sina.
»Ist doch kein Wunder, hast dich doch bestimmt an ihn oder Victor den Verräter rangeschmissen. Der Apfel fällt doch nicht weit vom Stamm!«

»Jetzt halt mal dein verdammtes Scheißmaul, Manuel!«, schrie ich wütend und baute mich vor ihm auf.
Ich hatte keine Angst vor ihm, ich verspürte nur unendliche Wut ihm gegenüber.
»Tara ist nicht wie ihre Mutter! Und ihr Vertrauen so in den Dreck zu ziehen, wie fällt dir sowas überhaupt ein?! Tara erzählt nur Wenigen, und nur denjenigen denen sie vertraut, wie sie zu ihrer Mutter steht, und du missbrauchst dieses Vertrauen für sowas?! Es allen deinen Freunden zu erzählen?! Dich darüber lustig zu machen?! Du bist echt das Letzte!«
»Was hast du denn schon zu melden, Harzer!«, blaffte er und stieß mich einmal kräftig nach hinten, sodass ich ein paar Schritte zurück taumelte.
»Hör mal zu du kleiner Scheißer! Tu nicht auf wichtig, du bist es nämlich nicht!«, fügte Ali hinzu und er, Simon und Marvin stellten sich bedrohlich um mich und Tara.

»Dann mach du auch mal halblang, so wichtig wie du denkst bist du nämlich auch nicht!«, konterte ich und sah kurz nach hinten zu Tara.
Tränen liefen ihr über das Gesicht und Wut und Angst lag in ihrem Blick. Manuel trat wieder vor mich und sah mir herausfordernd in die Augen.
»Ich mache mit dem, was die Schlampe zu mir gesagt hat, was ich will. Und weißt du, ne Ex wie sie verdient es nicht besser.«
»Nenn sie auch nur noch einmal Schlampe, dann...!«
»Dann was, Harzer? Denkst du, du kannst es mit mir aufnehmen? Oder willst du deinen ach so tollen Lieblingslehrer her rufen?«, unterbrach Manuel mich und sah mich weiter mit diesem so kühlen und abwertenden Blick an.

Mich machte dieser Blick innerlich einfach nur wild. Mit jeder weiteren Sekunde heizte er das Feuer in mir nur noch weiter an und es fiel mir immer schwerer die Kontrolle zu behalten. Ich wollte mich nicht provozieren lassen, aber es war bereits zu spät. Während er seelenruhig da stand, war ich einfach nur sauer und wurde laut. Ein großes Verlangen ihm nach Allem, was ich schon von ihm ertragen musste, einmal in seine gottverdammte Fresse zu schlagen, kam in mir auf und die Gewaltbereitschaft setzte sich in meinem Körper fest.

»Was ist? Sind dir deine flotten Sprüche ausgegangen?«, stichelte Simon.
»Na los! Wenn du ne Schlägerei willst, kannst du sie haben!«, forderte Manuel.
»Gegen mich kommst du eh nicht an!«
Mit diesen Worten packte er mich fest und warf mich gegen die Wand der Turnhalle. Sofort kamen Nick und Thomas um mich festzuhalten, ehe ich mich wieder gefasst hatte. Ich versuchte natürlich mich los zu reißen, was aber daran scheiterte, dass mich die beiden gegen die Wand drückten. Manuel trat derweil auf Tara zu.
»Gib meiner Freundin ihr Geld wieder.«
»Spinnst du?! Sina schuldet mir das seit Wochen! Und ich hab Darius auch was geschuldet, er hat jedes Recht das Geld zu behalten!«, widersprach das Mädchen.
»Du hast Sinas Geld nicht verdient du scheiß Schlampe!«
»Nennst mich als Jungfrau Schlampe, hast aber selbst schon was mit so vielen Mädchen gehabt, und ich war die Einzige bisher, die nicht deinen absolut kleinen Pimmel in sich haben wollte!«
Manuel holte aus und gab Tara eine Ohrfeige, die nur so knallte. Das Mädchen schrie kurz auf vor Schmerz und hielt sich augenblicklich ihre knallrote, schmerzende Schläfe.

Was ab da genau passiert ist, weiß ich nicht mehr. In dem Moment, wo Manuel zugeschlagen hatte, kam es mir so vor, als hätte sich ein Schalter in mir umgelegt. Irgendwie schaffte ich es mich los zu reißen und ging auf Manuel los. Ich schmiss ihn zu Boden und trat auf ihn ein, solange bis seine Freunde reagierten und mich von ihm wegzerren wollten. Dann hatte ich mir Tara geschnappt und bin mit ihr weg gelaufen. Ein Ziel hatte ich nicht, Ich rannte einfach mit Tara an meiner Hand durch die Straßen. Was ich genau eigentlich tat, war mir die ganze Zeit über nicht bewusst. Erst, als wir in irgendeine Seitengasse gelaufen waren und sich Tara von mir los riss, schien ich aufzuwachen.

»Darius... Was... War das denn...?«, schnaufte sie.
»Wo sind wir... eigentlich...?«
Als ich mich umsah erkannte ich die Straße nicht wieder. Nachdem ich durchgeschnauft hatte antwortete ich:»Ich weiß es nicht...«
Ich sah zu ihr. Ihre Backe war noch ganz rot von Manuels Schlag und auf ihren Wangen sah man getrocknete Tränen.
»Wie hast du das überhaupt gemacht? Die Jungs hatten dich doch ganz fest im Griff?«
»Ich hab keine Ahnung...«
»Und Manuel, wie hast du ihn...«
»Ich hab keine Ahnung! Ich weiß nicht genau was ich wie und warum getan habe!«, brach es aus mir heraus.
Zwischen uns war kurz Stille und Tara sah ein wenig verschreckt aus.
»Tut mir leid... Ich wollte nicht laut werden. Geht es dir soweit gut?«
»Es... geht schon«, antwortete sie mir und rieb sich die Schläfe.
»Danke. Ohne dich weiß ich nicht, was er sonst noch gemacht hätte.«
»Ohne mich hätte er dich gar nicht erst geschlagen.«
»Hätte ich dir das Geld wo anders gegeben wären sie gar nicht erst aufgetaucht.«
Sie machte eine kurze Pause.
»Wir haben doch beide keine Schuld. Lassen wir das. Wichtiger ist, dass wir mal zusehen, das wir hier weg kommen.«

Wir liefen ein wenig zögerlich aus der Gasse hinaus und anschließend die Straße entlang. Es war ein Wohnviertel, in dem ich noch nie war. Reihenweiße standen die Plattenbauten aneinander. Die Gegend schien generell eher unbewohnt und viele Grafitties zierten die Fassaden. Vieles waren leider Schmierereien. Sätze wie ,,Scheiß Ausländer", und rechte Parolen waren keine Seltenheit. Genauso hatten Linke ihre Gegenparolen an die Wände geschmiert und alles zu gestickert, wo wohl Rechtes gestanden hatte.
»Ich hab von dem Viertel gehört. Wir sollten zusehen, dass wir hier weg kommen«, meinte Tara nervös.
»Hier willst du nicht lange bleiben, glaub mir.«
Wir folgten der Straße und kamen glücklicherweise bald an eine befahrene, größere Straße, wo auch eine Bushaltestelle war.
Auf dem Fahrplan fanden wir eine passende Busverbindung. Zusammen würden wir zum Stadtpark fahren und anschließend getrennte Busse nehmen. Lange mussten wir nicht warten, doch die ganze Zeit über wechselten wir kein Wort miteinander. Die Fahrt saßen wir zwar nebeneinander, jedoch schaute ich nur gedankenverloren aus dem Fenster während Tara irgendwas am Handy tippte.

Irgendwas stimmte nicht mit mir. Ich wusste nicht was, aber seitdem ich auf die Jungs los gegangen bin fühlte ich mich seltsam. Ich kann dieses Gefühl schlecht beschreiben, ich kam mir einfach nur fremd vor. Ich war noch nie gewaltätig geworden und für einen Moment überkam mich die Angst, ich würde Züge meines Zeugers annehmen. Doch im nächsten machte ich mir bewusst, dass ich das getan hatte um Tara zu beschützen und nicht nur aus reiner Gewaltbereitschaft. Ich war keineswegs wie er. Und dennoch machte mir das zu schaffen.
Als wir den Bus schließlich verließen hatten wir immer noch kein Wort miteinander gewechselt, erst als Taras Bus vor fuhr verabschiedete sie sich von mir.

Als ich bei Markus' Haus ankam hatte es zu regnen angefangen und ich hatte noch Glück gehabt, das ich nicht ganz so durchnässt war. Ich zog gerade im Flur meine Schuhe aus, als Kathrin aus dem Wohnzimmer kam.
»Darius! Wo bist du denn gewesen? Nachdem Markus mitbekommen hat, dass du und Manuel eine Auseinandersetzung hattet und du anschließend nicht hier aufgetaucht bist, haben wir uns Sorgen gemacht! Wir haben versucht dich zu erreichen und du hast dich gar nicht gemeldet! Er fährt schon durch die Gegend um dich zu suchen! Wo warst du denn?«
Sorge stand ihr ins Gesicht geschrieben und die Erleichterung, mich wohlbehalten hier zu sehen, übernahm langsam den Ausdruck.
»Ich war nirgendwo«, antwortete ich ihr.
Kurz war Stille zwischen uns.
»Kann ich etwas für dich tun? Möchtest du was Essen oder ein Handtuch für deine nassen Haare?«
Kathrin war vorsichtig mit dem was sie tat, aber ich begrüßte es sehr, dass sie es vorzog mich nicht anzuschreien und mir einen Vortrag über meine Fehler zu halten.
»Ich will gerade einfach nur meine Ruhe.«
Mit diesen Worten lief ich an ihr vorbei und bahnte mir meinen Weg in mein Gästezimmer. Sie hielt mich nicht auf und sagte auch nicht weiter dazu.

In dem Raum angekommen schmiss ich meinen Rucksack in die Ecke und leerte meine Jacken- wie Hosentaschen. Ein Blick auf mein Handy genügte um zu wissen, was Kathrin gemeint hatte. 17 verpasste Anrufe und eine Menge ungelesene Nachrichten. Ich machte mir auch nicht die Mühe diese jetzt zu lesen. Stattdessen legte ich mich ins Bett und starrte die Decke an. Mein Kopf war leer, doch immer noch kam ich mir so anders vor. Wie lange ich die Decke schließlich angestarrt hatte wusste ich erst, als ich von einem Klopfen an meiner Tür hochschreckte.

»Darius? Darf ich zu dir rein kommen?«, fragte Markus von der anderen Seite.
Statt irgendwas zu sagen ging ich zur Tür und verschloss sie.
»Ich kann verstehen, dass du im Moment mit niemandem reden möchtest. Das ist auch in Ordnung. Ich habe von Manuel und seinen Freunden aber nur ihre Version der Geschichte gehört. Ich wüsste gerne, was sich da eigentlich wirklich zugetragen hat. Du kannst mir das entweder im Verlaufe des Abends erzählen oder morgen früh beim Gespräch mit den anderen Beteiligten«, setzte er fort.
»Laut der Version von Simon bist du einfach so auf Manuel los gegangen, als sie dir und Tara zu nahe gekommen sind. Ich kenne dich gut genug um zu wissen, dass du das nicht warst, oder zumindest nicht ohne Grund...«
»Ich will nicht reden. Wenn du wissen willst was passiert ist dann frag Tara«, gab ich genervt zurück.
Ich kannte Markus' Taktiken um Schüler zum Reden zu bringen mittlerweile gut genug um zu wissen, was er vor hatte.
»Gut. Aber wenn irgendwas ist, komm gerne auf uns zu. Wir sind dir nicht böse.«

Ich hörte, wie sich seine Schritte von der Tür entfernten. Statt mich wieder aufs Bett zu legen und Löcher in die Luft zu gucken setzte ich mich an den Schreibtisch und betrachtete die ganzen Sachen, die ich dort vorhin abgelegt hatte. Einen Sinn dahinter gab es eigentlich nicht. Statt auf dem Bett schaute ich nun hier ins Leere. Doch da fiel mir etwas zwischen den ganzen Sachen auf. Ich legte meinen Schlüssel beiseite und holte eine alte Rasierklinge hervor, an welcher immer noch altes, getrocknetes Blut zu sehen war. Eigentlich dachte ich, ich hätte alle Rasierklingen weggeschmissen, um zu verhindern, dass ich wieder in alte Gewohnheiten zurück falle. Doch die hier musste noch irgendwo noch in meiner Jacke oder Hose gesteckt haben. Wie hypnotisiert betrachtete ich das scharfe Stück Metall in meiner Hand. Die wohltuenden Schmerzen, die ich mir damals zugefügt hatte, kehrten in meine Gedanken zurück. Doch statt diesen Erinnerungen eine neue hinzuzufügen überkam mich ein sehr seltsames Gefühl.

Du bist das nicht mehr! Du bist ein Anderer! Du bist besser als das!

Entschieden schmiss ich die Rasierklinge in den Mülleimer neben dem Schreibtisch.

Die, die dir das angetan haben, müssen bezahlen!

Als ich vom Mülleimer hoch sah ins Regal fiel mir da etwas auf. Ich stand auf und zog eine alte Halloweenmaske von einem Alien hervor, die ich schon längst vergessen hatte. Schließlich war ich ja auch nie an Halloween unterwegs gewesen. Doch je länger ich diese Maske ansah, desdo mehr gefiel mir der gewaltätige und absolut verwerfliche und abscheuliche Plan, der mir da durch meinen kranken Kopf schwebte.

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So, das nächste Kapitel hat lange genug auf sich warten lassen! Es ist hinterher doch ein bisschen länger geworden, als ich wollte, aber was soll's 😅😂
Da ich schon von einigen mitbekommen habe, dass sie sich fragen, was das Alien auf dem Cover zu suchen hat: Hier ist die Antwort xD
Zugegeben, eigentlich war die Alienmaske anfangs gar nicht geplant, aber nachdem ich das Cover bekommen hatte und es da drauf war, kam ich doch recht schnell auf diese Idee. Es hat nur seine Zeit gebraucht, bis ich sie schreiben konnte 😂
Ich hoffe, ich konnte in diesem Kapitel Darius psychische Spaltung gut rüber bringen, Rückmeldung wäre sehr lieb ^^

Song oben: Bullet for my Valentine - Suffocating under Words of Sorrow (What can I do)

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