Fünfter Eintrag

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»Meine Eltern waren mal ein glückliches Paar. Sie haben mich geliebt und umsorgt und ich war glücklich. Aber als ich vier wurde, änderte sich alles. Mein bester Kindergarten Freund, und auch mein einziger Freund, zog weg und meine Mama bekam einen neuen Job bei einer besseren Firma. Deshalb begannen sich meine Eltern oft zu streiten. Sie versuchten es vor mir zu verstecken, aber ich wusste trotzdem was vor sich ging. Und eines Tages, geriet ich dann zwischen die Fronten. Während meine Eltern stritten, geriet mein Vater so in Rage, dass er anfing meine Mutter und mich zu schlagen. Das war der Punkt, wo sich alles entgültig änderte. Mein Vater bekam eine Anzeige wegen Körperverletzung und die Scheidung wurde eingereicht. Man könnte meinen, dass meine Mutter das Sorgerecht bekam, aber das Gericht befand es für wichtig, dass das Kind in seiner gewohnten Umgebung bleibt, Mutter musste ja wegziehen. Fürs Erste würde ich trotzdem ins Heim gesteckt, weil mein Vater ja ne Anzeige hatte. Von dort kenne ich auch Tara. Als ich dann wieder aus dem Heim durfte, änderte sich noch mehr. Mein Vater verfiel dem Alkohol und verlor seinen Job. Dann kam das Harz IV und meine Schulzeit. Ich hatte es nach der Nummer mit dem Heim sowieso schwer gehabt, aber selbst bis zur Grundschule hatte ich keine neuen Freunde gefunden. Und dort wurde ich einfach nur ausgegrenzt. Das war besser als Mobbing. Ich war zwar einsam, aber ich wurde in Ruhe gelassen. Dadurch entwickelte ich mich zu einem stillen und abweisenden Jungen. Ablenkung fand ich in der Musik und mein Vater schaffte es sich kurzzeitig aufzuraffen, sich einen kleinen Job zu suchen und mir Gitarrenunterricht zu bezahlen. Bei Herr Weißner fand ich eine Art zweiten Vater. Er brachte mir nicht nur das Gitarre spielen nahe, sondern auch das Schlagzeug spielen und das Singen. Er hatte gemeint, dass ich mit meiner Stimme gut Sänger in einer Rockband werden könne. Er hatte immer Zeit für mich und aufgrund meiner Situation verlangte er auch weniger Geld und hatte immer ein offenes Ohr für mich. Darum ging ich auch auf die Schule, an der er unterrichtete... was ein großer Fehler war. Hier begann das Mobbing so richtig. Manuel, Ali, Simon, Jonas, Sina... sie alle zogen mich richtig runter. Zuhause bekam mein Vater wieder gehörig mit Alkohol zu tun und es wurde um mich einfach schlimmer. Was danach noch alles kam, müsstet ihr wissen. Depressionen, Schlägereien, Ritzen, Hungern... das ganze Programm halt. Und bis heute keine Besserung in Sicht... Was mich dazu bewegt hat noch keinen Selbstmord zu begehen war einfach die Hoffnung auf Besserung und Markus und Mutter. Aber es könnte genauso gut sein, dass mich mein ganzes Umfeld noch total verrückt macht. Die Ärzte, bei denen ich war, haben mich aufgrund meiner Psyche schon als Shizuphren gefährdet oder so eingestuft, was kein Wunder ist, bei dem, was in meinem Leben schon passiert ist...«
Wow... jetzt wo ich das alles erzählt hatte, fühlte es sich einfach leichter an. Die ganze Zeit hatte ich meine Gefühle zurückgehalten um nicht irgendwie dumm in Tränen auszubrechen. Ju, Vic und Flo hatten mir die ganze Zeit zugehört und starrten mich teils ungläubig, teils traurig, teils verstört an. Irgendwie eine Mischung aus allem.
»Und das ist so ne Art Kurzfassung?«, fragte Vic mich und ich bestätigte dies mit einem Nicken.
»Das macht mich irgendwie sprachlos. Ich meine, es ist einfach noch schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte...«, versuchte sich Ju zu erklären, schaffte es aber anscheinend nicht, doch trotzdem verstanden wir was er meinte. Ich konnte es manchmal selbst nicht glauben, dass das mein beschissenes Schicksal war.
»Warum hast du nicht die Schule gewechselt oder bist zu deiner Mutter gezogen?«, fragte mich Flo.
»Wie denn, wenn die am anderen Ende des Landes wohnt und mein scheiß Vater nur besoffen ist und wir nicht das nötige Geld für einen Schulwechsel haben?«, fragte ich schnippisch. Das war sehr gemein gewesen, und ich wollte mich schon gleich entschuldigen, doch Flo war schneller.
»Tut mir leid. Ich hätte mir das auch denken können. Du hast dich bestimmt auch schon selbst über diese dämlichen Umstände aufgeregt.«
»Nein, tut mir leid, dass ich gleich so aggressiv geworden bin. Das ist sonst nicht meine Art, aber mich regt es schon über Jahre auf, dass ich einfach mein scheiß Leben nicht auf die Reihe bekomme.«
Irgendwie herrschte dann ein ungewöhnliches, unbehagliches Schweigen, was uns irgendwie nervös machte.
»Kommt, ich denke, wir könnten auch mal Musik machen. Wir sind ja nicht nur zum Plaudern hier«, schlug Ju vor und stand auf, um zu den Instrumenten zu gehen.
»Äh... ist das nicht etwas unpassend? Ich meine, Darius hat uns gerade seine Geschichte erzählt und die war nicht ganz ohne. Wie wäre es mit moralischer Unterstützung?«, hinterfragte Flo das Vorhaben mit einem eher unfreundlichen und zurechtweisenden Unterton.
»Nein, das ist schon in Ordnung. Wir wollten doch einen Song machen, oder nicht? Und nach dem ganzen Gefühlschaos in mir, bräuchte ich so ein bisschen Ablenkung schon«, erklärte ich meinen Standpunkt und stand etwas unsicher auf und griff nach einer der E-Gitarren und stöpselte sie an. Nach ein paar Nachstimmungen, stimmte ich Waking the Demon von Bullet for my Valentine an. Einfach so. Es war so das Erste, was mir zum Spielen in den Sinn kam. Vic setzte sich währendessen ans Schlagzeug und versuchte den Beat zu trommeln, was ihm auch recht gut gelang, dafür, dass er das Lied offenbar nichtmal kannte. Währenddessen hatten Ju und Flo ihre Handys gezückt und nahmen offenbar unsere spontane Musikeinlage auf, was ich sogar ganz witzig fand. Ja, Freude begann meinen Körper zu durchströmen und ließ mein monoton wirkendes Gitarrenspiel gleich viel lebendiger wirken und wieder ließ sich ein Lächeln auf meinen Lippen blicken.
»Sing doch auch mal!«, ermutigte mich Vic und erhielt von den Anderen durch Nicken Zustimmung.
»Okay. Vic, behalt den Beat. Ich spiel weiter und fang an, wenn wir den genauen Rhythmus haben. Lass dich dann nicht von mir irritieren, wenn ich anders spiele«, wieß ich den Drummer an und bekam mit einem kurzen »Okay« das Startsignal.
Wir hatten schon kurz darauf den Richtigen Beat und ich begann mit dem Song:

Oh!
Two, three, four!

Helpless!
My eyes are bleeding from the fear that's inside!
You sealed your demise when you took what was mine!

Natürlich konnte ging mein Gesang die Gitarre und das Schlagzeug nicht übertönen, also strengte ich mich auch nicht sonderlich an so zu klingen wie der Sänger.

Do not try to stop me from avenging this world!
No voice to be heard!

Waking the Demon
Where'd you run to?
Walking in shadows
Watch the blood flow

There's not much longer so don't try and fight
Your body's weakening so walk to the light
Those painful times so alone, so ashamed
I'm not coming back
There's nothing to gain!

Ich wollte gerade weiter singen, als plötzlich Flos Mutter rein kam und wir apruppt abbrachen.
»Mann Mama!«, beschwerte sich Flo gleich bei ihr.
»Tut mir ja leid, aber ich wollte kurz was fragen«, entschuldigte sie sich sofort, was Flo dazu brachte einmal gehörig zu stöhnen und die Augen dabei zu verdrehen. Doch Petra ließ sich davon nicht beeindrucken.
»Ich wollte Darius nur fragen, wie er Heim kommt und ob ich ihn fahren soll.«
Verdammt! Daran hatte ich noch gar nicht wirklich gedacht!
»Ich... Ähm... Ich kann von hier gut laufen oder den Bus nehmen, wenn einer fährt. Das ist kein Problem«, erwiderte ich schnell. Obwohl so mit dem Auto gefahren werden auch eine gute Option wäre... Aber nein.
»Ich fahr dich auch, das ist kein Problem.«
»Nein, nein. Ich will keine Umstände machen. Ich komm schon klar.«
»Gut, aber meld dich, wenn du es dir anders überlegst, ja?«, meinte Petra freundlich und ich nickte gehorsam.
»Übrigens, du spielst richtig gut. Wenn du später mal ein richtiger Musiker werden solltest, dann sag bescheid. Ich bin jetzt schon ein Fan von dir«, sagte sie auf eine typisch mütterliche Art und verschwand auch so schnell, wie sie gekommen war, während ich etwas verlegen auf den Boden schaute. Sowas hatte ich noch nie gesagt bekommen und mir war nicht bewusst, dass ich wohl wirklich so gut spielen konnte.
»Na dann, machen wir uns jetzt Gedanken um den Song?«, fragte Ju in die Runde und ging wieder zum Computer, wo sich mittlerweile der Bildschirmschoner aktiviert hatte. Mit einem kleinen Wackler mit der Maus hob er das aber auf und das Textdokument flackerte wieder auf.
»Wartet, ich drucke es kurz aus.«
Flo drückte die Tastenkombination zum Drucken und verschwand kurz. Nach fast zwei Minuten kam er mit vier Ausdrucken des Textes zurück. Er gab uns jeweils ein Exemplar und holte noch zwei Blöcke. Einen Karrierten und einen mit Notenlinien, und natürlich einen Kulli und einen Bleistift. Wir setzten uns wieder auf die Couch und fingen an, über die Verteilung von Rap und Gesang zu reden.
»Also, der Refrain fällt auf jeden Fall auf Gesang und die Strophen auf Rap«, sagte Vic entschieden.
»Ich finde, wir sollten es ohne viel DJing machen und auf Gitarre, Bass und Keyboard und so zurückgreifen«, meinte Flo.
»Der Meinung bin ich auch, auch wenn es nicht ganz dem Stil von Linkin Park entspricht. Aber mal sehen, wie es wird«, sprach ich meine Gedanken aus.
Und so ging es den Rest des Nachmittags weiter, bis es dann Zeit war, dass ich gehen musste. Ich verabschiedete mich von Flos Mutter und seinem Vater, der auch vor kurzem heim gekommen war. Die Jungs warteten vor der Tür, bis ich meine Schuhe und die Jacke anhatte, und meinen Schulranzen auf dem Rücken hatte.
»Wir treffen uns dann morgen wieder hier. Komm vorbei, wann es dir passt«, erinnerte mich Flo.
»Und wenn du uns brauchen solltest, wenn du in Schwierigkeiten sein solltest oder einfach jemanden zum Reden brauchst, dann ruf an. Wir sind deine Freunde«, versicherte mir Vic.
Ich nickte und verabschiedete mich von ihnen. Ich holte mein Handy und die Kopfhörer raus und startete meine Musikapp. Ich drückte einmal auf den Random Button und irgendein Lied aus meiner Bibliothek startete. The Rasmus, Something in the Dark. Ich hatte die Band schon lange nicht mehr gehört, das musste ich unbedingt mal wieder machen. Während ich der Musik lauschte lief ich die Straße runter und lief auf normalem Wege zum Rathausplatz. Glücklicherweise musste ich nicht lange auf einen Bus warten und ich setzte mich einfach auf einen leeren Platz. Während der Fahrt, dachte ich über die letzten zwei Tage nach. Es war wirklich eine Menge passiert. Vom Mobbingopfer zum Bandmitglied. Das klang so seltsam, dass es glatt ein Traum hätte sein können. Aber es war wahr, auch wenn das beschissene Mobbing wohl so schnell nicht aufhören würde. Aber jetzt gab es zumindest etwas Hoffnung, schätzte ich mal.
Nach einer halbstündigen Fahrt kam ich endlich an meiner Haltestelle an und stieg aus. Der Himmel hatte sich zugezogen und es begann zu tröpfeln, was dann in einen ziemlich heftigen Regenschauer überging. Als ich endlich zu Hause ankam, war ich komplett durchnässt und meine Schuhe quitschten richtig, als ich die Treppe zu unserer Wohnung hoch ging. Etwas missmutig schloss ich die Wohnung auf und rief ein »Bin wieder da!« in die Wohnung, bekam aber keine Antwort.
Ich sah mich kurz um, fand aber meinen Vater nicht. Er war wohl in irgendeinen Club was trinken gegangen. Dafür war die Wohnung wieder ein halbes Meer aus Bierflaschen. Ich seufzte. Erstmal musste ich mich umziehen und dann hier noch Ordnung schaffen. Ich stapfte in mein Zimmer und holte mir frische Wäsche aus dem Schrank und ging ins Bad. Meine nassen Sachen hing ich fürs erste über die Wanne. Nachdem ich mich etwas abgetrocknet hatte, zog ich meine frischen Sachen an. Dunkle Jogginghose und schwarzes T-Shirt. Sweater ließ ich weg. Zuhause musste ich meine Arme ja nicht verdecken. Um was ich mich noch kümmern musste, waren meine Haare. Ich rubbelte sie mit dem Handtuch trocken und kämmte sie einmal gründlich durch. Mir fiel auf, dass sie, wenn sie nass, beziehungsweise feucht, waren und glatt anlagen, dass das sogar eher zu mir passte. Ich sah zwar aus wie der übelste Emo, gerade weil meine Haare auch schwarz waren, aber es stand mir irgendwie mehr als der zottige, ungekämmte Look. Sah meiner Meinung nach auch mehr nach Rockstar aus. Aber naja. Ich hielt mich auch nicht weiter mit der Frage auf, welcher Look mir besser stand, sondern machte noch die viele anstehende Hausarbeit, bevor ich ins Bett ging und auch relativ schnell einschlief.

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So, endlich das Kapitel fertig 😥😂
Ging sogar schneller als gedacht.
Ich hoffe, es hat euch wie immer gefallen und die unbefriedigten Leser des letzten Kapitels haben Frieden gefunden 😂
Oben habt ihr noch "Waking the Demon" von Bullet for my Valentine. Und hier gibt's noch "Something in the Dark" von The Rasmus. Ich denke die meisten kennen das Lied "In the Shadows" von dieser Band. Das Lied war als ich noch klein war der Hit schlechthin. "Something in the Dark" ist was aktuelles von ihnen.

https://www.youtube.com/watch?v=thralzBOW7Y

Wie man allerdings sieht, gibt's kein gescheites Video dazu... 😑
Ich tausche es irgendwann aus, wenn es was gescheites gibt.

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